Montag, 6. Januar 2020

Karstadt greift nach Kaufhof. Immobilien im Visier

Die Zitterpartie der Beschäftigten im Handel geht weiter. Der jetzige Karstadt-Eigentümer René Benko macht einen neuen Versuch sich den Kaufhof einzuverleiben. Der Österreicher Benko hatte dazu schon mehrmals Anlauf genommen. Doch im Oktober 2015 gab es den Zuschlag erst mal für den Kanadier Hudson’s Bay (HBC). Personal und einige Betriebsräte atmeten durch. Doch dies war, wie so oft, ein Trugschluss. Schon kurz nach dem Kauf zeigte HBC, worauf es beim schnellen Geld machen ankommt. Kahlschlag beim Personal, Fremdvermietung von Verkaufsflächen, Lohnverzicht durch erzwungene Teilzeit, waren auch bei HBC die Spielregeln der Personalleiter in den Filialen. Damit machte der Kanadier von Anfang an eine ähnliche Geschäftspolitik, wie sie auch Benko praktizierte…“ Artikel von Herbert Schedlbauer vom 06.07.2018, Erstveröffentlichung am 06.07.2018 in der uz – wir danken! Siehe dazu weitere InformationenAbschluss Galeria Kaufhof Karstadt: Fünf Jahre Lohnverlust – Sanierungstarifvertrag schreibt Lohnverzicht bis Ende 2024 fest New

Karstadt greift Kaufhof

Immobilien im Visier

Die Zitterpartie der Beschäftigten im Handel geht weiter. Der jetzige Karstadt-Eigentümer René Benko macht einen neuen Versuch sich den Kaufhof einzuverleiben. Der Österreicher Benko hatte dazu schon mehrmals Anlauf genommen. Doch im Oktober 2015 gab es den Zuschlag erst mal für den Kanadier Hudson’s Bay (HBC). Personal und einige Betriebsräte atmeten durch. Doch dies war, wie so oft, ein Trugschluss. Schon kurz nach dem Kauf zeigte HBC, worauf es beim schnellen Geld machen ankommt. Kahlschlag beim Personal, Fremdvermietung von Verkaufsflächen, Lohnverzicht durch erzwungene Teilzeit, waren auch bei HBC die Spielregeln der Personalleiter in den Filialen. Damit machte der Kanadier von Anfang an eine ähnliche Geschäftspolitik, wie sie auch Benko praktizierte. Regelrecht abgeschrieben von Karstadt wurde die Vorgehensweise, wie der kapitalistische Grundsatz der Höchstprofite erreicht werden sollte. Nach dem gleichen Drehbuch lies sich so am schnellstens Profit für die Aktionäre machen. Die Mieten in den Filialen explodierten beim Kaufhof ebenso wie beim Karstadt Kahlschlag. Filetstücke wurden verkauft. Durch die viel zu hohen Mieten in 41 Filialen rutschte der Kaufhof in die roten Zahlen. Statt auf mehr Beratung und Personal zu setzen, drehte HBC unaufhörlich an der Schraube der Angst. Arbeitserverdichtung und der Vernichtung von Arbeitsplätzen waren die Folge. Doch nun reicht auch das nicht mehr. Die kanadische Heuschrecke und der Investor Simon Property wollen mehr Geld sehen. Die Aktionäre drängen auf einen Verkauf.
Zwischen HBC und Karstadt, der österreichischen Signa des Immobilieninvestors René Benko, gibt es Insidern zufolge deshalb Gespräche über einen neuen Handelskonzern. Man verhandelt darüber, dass Karstadt bei Kaufhof mit 51 Prozent einsteige. Um den jetzigen Verkaufspreis nach oben zu puschen, will das Kaufhof-Management vor dem Verkauf noch einen Sanierungstarifvertrag für die rund 17.000 Beschäftigten der Galeria Kaufhof mit Hilfe der Gewerkschaft ver.di vereinbaren.
Vor gut einer Woche wurde bekannt, dass Benko, wie nicht anders zu erwarten, als Immobilienspekulant die großen Warenhausfilialen des Kaufhof Konzerns im Visier hat. Diese befinden sich ähnlich wie bei Karstadt in Bestlagen der Innenstädte. Die Fusion der beiden Warenhausketten dürfte zu zahlreichen Schließungen und weiterer Vernichtung von Arbeitsplätzen führen. In München, Hamburg, Essen, Leipzig und Düsseldorf findet man Kaufhof und Karstadt in unmittelbarer Nähe zueinander. Hinzu kommt, dass mit einer neuen Warenhausgesellschaft die Verwaltung und der Einkauf ausgedünnt würde. Was weitere Arbeitsplätze kostet.
Für die Beschäftigten bedeutet dies nichts Gutes. Durch die Zentralisation wird es zu noch mehr wachsender Existenzunsicherheit kommen. Eine ver.di Sprecherin war auf Nachfrage, wie auf die Situation von gewerkschaftlicher Seite reagiert würde, nicht erreichbar.
Herbert Schedlbauer
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Weitere Informationen

  • Abschluss Galeria Kaufhof Karstadt: Fünf Jahre Lohnverlust – Sanierungstarifvertrag schreibt Lohnverzicht bis Ende 2024 fest New
    Als die Kolleg*innen zum Warnstreik am 12. und 13. Dezember, also mitten im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft, gerufen wurden, hatten sie sicher mit vielem gerechnet: Möglicherweise ein Nachgeben der Geschäftsführung gegenüber der Rückkehr in den Flächentarif des Einzelhandels und wenn nicht, dann ein Streik zu Weihnachten. Für viele dürfte es eine böse Bescherung gewesen sein, als am 20.12. verkündet wurde, dass sie in Zukunft gerade auf das Weihnachtsgeld verzichten müssen. Mit Spannung wurde das Ablaufen der Frist erwartet. Am 20. Dezember hieß es plötzlich, dass es nicht nur ein Verhandlungsergebnis, sondern gar einen (Sanierungs-)Tarifvertrag gäbe. Die ausgehandelten Bedingungen wurden den Kolleg*innen nicht zur Abstimmung vorgelegt. Das erinnert sehr an die Runde des Flächentarifs im Sommer 2019, als die Ergebnisse meilenweit von den Forderungen entfernt waren. Nach einigen örtlich begrenzten Warnstreiks, wurde das Ergebnis in einem Bundesland nach dem anderen übernommen und die Kampfkraft blieb ungenutzt. Hier wurde der Abschluss sogar in der Presse verkündet, bevor die Tarifkommissionen überhaupt darüber beraten und abstimmen konnte. Eine Abstimmung unter der Mitgliedschaft oder breitere Beratungen waren auch hier nicht vorgesehen. Nicht wenige dürften sich ungläubig die Augen gerieben haben, angesichts dessen, was hier „für sie“ verhandelt wurde. Zwar bekommen die Kolleg*innen bei Karstadt Sports und in den Warenhäusern 10,47 Prozent mehr Gehalt (was keine Erhöhung, sondern ein Ausgleich zum vorherigen Absenkungstarif war). Dafür müssen aber alle Beschäftigten, inklusive Kaufhof, auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. Somit stehen nicht nur die 10,47 Prozent lediglich auf dem Papier, sondern es wurde noch ein handfester Lohnverlust bei Kaufhof ausgehandelt. Dies wurde für Standortsicherung und den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2024 zugestanden. Dass Unternehmen tausend Wege finden, diese Regelungen zu umgehen und Stellenabbau auf andere Weise betreiben, spüren Beschäftigte ständig am eigenen Leib. Die Rückkehr in die Fläche soll ab 1.1.2025 geschehen, bis dahin bleibt es bei 97 Prozent des Flächentarifs, also dem Verzicht, den die Kolleg*innen bei Kaufhof ohnehin schon Jahren üben. Die zukünftigen Erhöhungen des Flächentarifvertrags sollen automatisch an die gut 25.000 Beschäftigten weitergegeben werden. Insgesamt sind ihnen somit nicht nur fünf Jahre lang die Hände gebunden, für sich selbst bessere Ergebnisse zu erkämpfen, sondern sie können nicht einmal ihr Gewicht in die gemeinsame Tarifrunde in der Fläche werfen, um bessere Ergebnisse zu erkämpfen. Angesichts dieses Abschlusses wirkt die Vorteilsregelung für ver.di-Mitglieder wie blanker Hohn: 270 Euro Einkaufsgutschein pro Jahr als Gegenleistung für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Das wird nicht ausreichen, die Leute vom Nutzen einer Gewerkschaft zu überzeugen und vom Austritt abzuhalten. (…) Um sich richtig für den Kampf zu rüsten, hätte es eine breite branchen- und gewerkschaftsübergreifende Solidaritätskampagne geben müssen und dann hätte das Druckmittel Weihnachtsgeschäft schon nach wenigen Tagen zum Einknicken bei der Geschäftsleitung geführt. Von außen kann nur gemutmaßt werden, welches Regime im Fachbereich Handel bei ver.di herrscht. Nicht nur, dass Kompromisse oder gar Niederlagen bei Abschlüssen als große Erfolge der Verhandlungsführung gefeiert werden. Kritische Stimmen sind unerwünscht – wir erinnern uns an die Abmahnung gegenüber dem Sekretär Damiano Quinto wegen eines Facebook-Posts, der den Abschluss im Einzelhandel im Sommer kritisch beleuchtet. Trotzdem wurde Stefanie Nutzensberger erneut auf dem Bundeskongress zur Fachbereichsleiterin gewählt – mit dem schlechtesten Ergebnis von allen. Tarifverhandlungen werden als Chef(innen)sache hinter verschlossenen Türen geführt und die Ergebnisse werden denen, die sie betreffen nicht zur Diskussion und Entscheidung vorgelegt. Es stellt sich die Frage, ob die Verantwortlichen im Fachbereich nicht viel mehr an ihren guten Beziehungen zur Gegenseite interessiert sind, als daran, die Interessen der Beschäftigten zu vertreten. Daran knüpft sich die Frage an, ob sie die richtigen Personen an den richtigen Stellen sind, die das Richtige vertreten…” Kommentar von René Arnsburg vom 27. Dezember 2019 bei Sol – Sozialistische Organisation Solidarität externer Link
  • Tariflösung für Kaufhof und Karstadt: Rückkehr in die Flächentarifverträge ab Januar 2025 – ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld, aber Einkaufsgutscheine ver.di-Mitglieder!? 
    “Für die rund 25.600 Beschäftigten in den Warenhäusern Kaufhof und Karstadt sowie Karstadt Sports und Karstadt Feinkost hat sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit den Arbeitgebern auf eine Tariflösung verständigt. Für Kaufhof und Karstadt Warenhaus, die im Januar 2020 verschmolzen werden, wurde ein Tarifvertrag vereinbart. Für Karstadt Sports und Karstadt Feinkost wurden verbindliche Eckpunktepapiere vereinbart, die eine verbindliche Rückkehr zum Flächentarifvertrag fest vereinbaren. „Wir haben für die nächsten fünf Jahre eine umfassende Standort- und Beschäftigungssicherung vereinbart sowie die verbindliche und vollständige Rückkehr in die Flächentarifverträge des Einzelhandels ab Januar 2025“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger nach Abschluss der Verhandlungen. Darüber hinaus wird es für die Beschäftigten von Karstadt Warenhaus und Karstadt Sports im nächsten Jahr eine Tarifsteigerung von mindestens 10,47 Prozent geben. Erreicht wurden auch Regelungen zur Begrenzung der Fremdvergabe der Verkaufsflächen, zur Mindestbesetzung in den Filialen sowie eine verbindliche Verpflichtung zum Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“. „Das ist angesichts der Personalknappheit und gesundheitlichen Belastungen für die Beschäftigten ein extrem wichtiger Punkt“, so Nutzenberger. Wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage der Unternehmen enthält der Abschluss leider auch schmerzhafte Punkte. Eingriffe in die monatlichen Entgelte wird es zwar nicht geben, aber die Beschäftigten von Kaufhof, Karstadt Warenhaus und Karstadt Sports müssen auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten. (…)Der Tarifvertrag für Kaufhof und Karstadt Warenhaus gilt für fünf Jahre (Ende Laufzeit: 31. Dezember 2024) und sieht im Detail vor…“ ver.di-Pressemitteilung vom 20.12.2019 externer Link
  • Arbeitgeber rückt plötzlich von Vereinbarungen ab – ver.di droht mit erneuten und massiven Arbeitsniederlegungen bei Kaufhof im Weihnachtsgeschäft 
    “Zum Ende eines zweitägigen Verhandlungsmara­thons über eine Tariflösung zur Sanierung von Ga­leria Karstadt Kaufhof – einschließlich der Unter­nehmensbereiche Karstadt Sports und Karstadt Feinkost – hat die Arbeitgeberseite am Morgen des 14. Dezembers einen handfesten Eklat provo­ziert. Schon in den nächsten Tagen könnte es da­her zu neuen Arbeitsniederlegungen kommen. “Wir hatten am zweiten Tag nach 19-stündigen Verhandlungen schon fast einen Tarifabschluss erreicht. Dann hat der Arbeitgeber zentrale, bereits mündlich vereinbarte Punkte wieder zur Disposition gestellt. Das ist eine unverschämte Provokation, die fast zum vollständigen Scheitern der Tarifverhandlungen geführt hat”, erklärte Verhandlungsführer Orhan Akman. Eigentlich hatten sich die Unternehmensleitung und die Gewerkschaft ver.di schon soweit angenähert, dass als Nächstes die Erarbeitung eines ge­meinsamen Eckpunktepapiers für einen Tarifvertrag zur Zukunft der Warenhäuser angestanden hätte. So gab es Zusagen der Arbeitgeberseite im Entgelt­bereich und bei der Laufzeit, die eine Einigung als greifbar nahe erscheinen ließen. (…) Diese Abkehr von den schon verabredeten Positio­nen sorgte bei der ver.di­-Verhandlungsgruppe und den vier Bundestarifkommissionen sofort für enorme Empörung. Und nicht wenige Kolleginnen und Kol­legen sprachen sich dafür aus, diese Respektlosig­keit mit dem Abbruch der Verhandlungen und so­fortigen Streiks zu beantworten. Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Warenhaus-­Geschäfts­führung durch ihr unseriöses Verhalten die eigene Glaubwürdigkeit fast vollständig zerstört hat. …“ Pressemitteilung vom 15.12.2019 von und bei ver.di externer Link
  • Tarifverhandlungen für Kaufhof und Karstadt auf der Kippe – ver.di warnt Arbeitgeber vor weiteren Provokationen 
    “Die Tarifverhandlungen für Kaufhof und Karstadt Warenhaus sowie Karstadt Sports und Karstadt Feinkost sind am frühen Morgen des 14. Dezember 2019 (Samstagmorgen) ergebnislos unterbrochen worden. „Wir hatten am zweiten Tag nach 19-stündigen Verhandlungen schon fast einen Tarifabschluss erreicht. Dann hat der Arbeitgeber zentrale, bereits mündlich vereinbarte Punkte wieder zur Disposition gestellt. Das ist eine unverschämte Provokation, die fast zum vollständigen Scheitern der Tarifverhandlungen geführt hat. Die ver.di-Tarifkommissionen aller vier Unternehmen, die diesen Samstag getagt haben, fordern den Arbeitgeber auf, sein respektloses Taktieren zu beenden. Der Arbeitgeber provoziert sonst durch sein Verhalten Arbeitskampfmaßnahmen in deutlich größerem Umfang als bisher im umsatzstarken Weihnachtsgeschäft, nicht nur bei Kaufhof, Karstadt Sports und Feinkost, sondern auch Solidaritätsstreiks bei Karstadt Warenhaus“, sagte Verhandlungsführer Orhan Akman. ver.di hat mit dem Arbeitgeber weitere Tarifverhandlungen für den 18. und 19. Dezember vereinbart. „Das ist die letzte Chance, um in diesem Tarifkonflikt zu einer tarifvertraglichen Lösung für die Zukunft der Beschäftigten und alle Warenhausstandorte inklusive Karstadt Sports und Karstadt Feinkost zu kommen. Alle Beschäftigten erwarten endlich eine klare Aussage und einen verbindlichen Tarifvertrag für ihre Zukunft. Der Arbeitgeber hat es in der Hand, diese Auseinandersetzung nun endlich zu beenden oder sämtliches Porzellan zu zerschlagen“, so Akman. Streiks sind auch in den nächsten Tagen nicht ausgeschlossen.“ ver.di-Pressemitteilung vom 15.12.2019 externer Link
  • 12. Dezember 2019: Beschäftigte von Kaufhof, Karstadt Sports und Karstadt Feinkost streiken bundesweit in 68 Filialen 
    Die Beschäftigten von Kaufhof werden heute (12. Dezember 2019) bundesweit in 68 Filialen die Arbeit niederlegen. Gestreikt wird auch in 16 Filialen von Karstadt Sports sowie rund 8 Filialen von Karstadt Feinkost. Mit den Arbeitsniederlegungen wird der Druck erhöht, um in den anstehenden Tarifverhandlungen (am 12. und 13. Dezember 2019) endlich zu einer Lösung zu kommen. „Die Beschäftigten bei Kaufhof, aber auch Karstadt, sind sauer. Sie verlangen, dass es endlich eine sichere tarifvertragliche Lösung für die Zukunft des Warenhauses und ihre Arbeitsplätze gibt und dass die kräftezehrende Hängepartie ein Ende hat“, sagte Orhan Akman, Verhandlungsführer der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Mit den Streiks unterstreichen die Beschäftigten ihre Forderungen nach einer verbindlichen Rückkehr in die Flächentarifverträge und nach Sicherheit ihrer Arbeitsplätze. „Die Beschäftigten verlangen eine verbindliche Rückkehr in den Flächentarifvertrag des Einzelhandels. Einschnitte bei den monatlichen Entgelten lehnen sie entschieden ab. Die Beschäftigten wollen zudem an der Weiterentwicklung des Zukunftskonzepts Warenhaus beteiligt werden. Und der Eigentümer muss Geld in die Hand nehmen, um in das Warenhaus zu investieren“, erklärte Akman. Wenn das Unternehmen von Beschäftigten Verzicht einfordere, müssten leitende Angestellte und das Management auch einen Beitrag zur Sanierung leisten. „Jetzt müssen Management und Eigentümer liefern“, so Akman. Die Tarifverhandlungen am 12. und 13. Dezember werden für Kaufhof und Karstadt Warenhaus sowie Karstadt Sports und Feinkost geführt. ver.di fordert eine tarifvertragliche Lösung für alle vier Unternehmenssparten mit verbindlicher Rückkehr in die Flächentarifverträge des Einzelhandels.” ver.di-Pressemitteilung vom 12.12.2019 externer Link
  • Verdi erwägt Streiks für Tarifvertrag bei Kaufhof – ab 13. Dezember? 
    “Die Gewerkschaft Verdi will ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag für die Beschäftigten der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH womöglich mit Streiks Nachdruck verleihen. “Wir streben eine Verhandlungslösung an, schließen aber Streiks bei Kaufhof noch vor Weihnachten nicht aus”, sagte der Verdi-Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, Orhan Akman, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. “Wir sind vorbereitet.” Die Verhandlungen liefen bereits seit Monaten. Eine neue Runde sei für den 12./13.Dezember geplant. Der Tarifvertrag solle letztlich für alle rund 28.000 Beschäftigten gelten, die für die bisherigen Warenhäuser von Kaufhof und Karstadt sowie für Karstadt Sport und Karstadt Feinkost tätig seien. Von Karstadt war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Ohne ein neues Abkommen könnte der Sanierungstarifvertrag bei Karstadt auf das gesamte Unternehmen angewendet werden, was zu Einbußen für die Kaufhof-Mitarbeiter führen könnte…“ Meldung vom 06.12.2019 bei Reuters externer Link
  • Kaufhof und Karstadt: Tarifkommissionen formulieren Bedingungen für Aufnahme von Sanierungstarifverhandlungen 
    “„Die Tarifkommissionen stellen mehrere klare Bedingungen. An erster Stelle steht dabei die Forderung, dass der Arbeitgeber sich zur Rückkehr in den existierenden Flächentarifvertrag bekennen muss. Eine dauerhafte Absenkung nach Ablauf eines Sanierungstarifvertrags oder einen ‚Warenhaus-Tarifvertrag‘ lehnen wir ab, sagte Orhan Akman, Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel. (…) Als weitere Bedingungen fordern die Tarifkommissionen: Eine gemeinsame tarifliche Lösung, die die Unternehmenssparten Kaufhof und Karstadt Warenhaus sowie Karstadt Sports und Feinkost erfasst. Ein Eingriff in die aktuellen Vergütungen und Entgelte, allen voran bei Kaufhof, wird abgelehnt, da die Beschäftigten auf ihre aktuelle Existenzgrundlage angewiesen sind. (…) Verhandeln wollen sie zudem einen Tarifvertrag „Gute Arbeit“, mit Mindestbesetzungsquoten in den Filialen und Abteilungen. (…) Im Sanierungstarifvertrag müssen eine verbindliche Rückkehr auf das Niveau des Flächentarifvertrags und die verbindliche Übernahme der Tariferhöhungen sowie zusätzliche Anpassungsschritte geregelt werden. Das dient dazu, dass vor Abschluss eines zeitlich begrenzten Sanierungstarifvertrags festgelegt wird, wie die 100%ige Anpassung an das Niveau des Flächentarifvertrags vor Vertragsende sichergestellt wird. Für die Beschäftigten bei Karstadt Warenhaus und Sports sowie Karstadt Feinkost, die bereits seit mehreren Jahren zum Tarifverzicht gezwungen werden, muss es sofort eine deutliche Tarifsteigerung geben, damit sich der Abstand zum Flächenniveau zügig verringert. Für alle vier Unternehmenssparten fordern ver.di und die Tarifkommissionen zudem eine Standort- und Beschäftigungssicherung.” ver.di-Pressemitteilung vom 13.08.2019 externer Link
  • Karstadt/Kaufhof: Mit Benko vom Systemwarenhaus zum Systemtarifvertrag?  
    Nach der Übernahme des Kaufhof und dem darauf folgendem Zusammenschluss mit Karstadt, durch die dem Österreichischen  Immobilienmogul Benko gehörende Signa Gruppe, wurde der Kaufhof mächtig durcheinandergewirbelt und auf das Niveau von Karstadt zurecht gestutzt. Vorausgegangen war der Abschluss eines Interessenausgleichs und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat (GBR) des Kaufhofes, in dem Benko die Akzeptierung seiner gesamten „Umbaupläne“ durch den GBR erreichen konnte. (…) Diese Vereinbarungen wurden unter massivem Druck auf den GBR, am 15. Mai diesen Jahres unterschrieben. Nur kurze Zeit später gab Benko bekannt, dass er dem alten Eigentümer des Kaufhofes, der Nordamerikanischen Hudson Bay Companie die restlichen Anteile, für ca 1 Milliarde €, abgekauft hat. Zuvor hatte Benko bekannt gegeben, dass auch der Kaufhof aus der Tarifbindung ausgestiegen ist, und nun eine o.T. (ohne Tarifbindung) Mitgliedschaft im Einzelhandelsverband hat. Bei Karstadt läuft noch ein sogenannter Sanierungstarifvertrag, der den Beschäftigten bis 2021 Einkommen unterhalb des Flächentarifvertrages zumutet. Da Benko davon spricht, dass die Sanierung des Kaufhof mehrere Jahre dauert, möchte er auch im Kaufhof einen ähnlichen Tarifvertrag wie bei Karstadt abschließen. Dagegen sprach sich die im Kaufhof gebildete Tarifkommission ebenso aus wie die Tarifkommission von Karstadt. Beide Tarifkommissionen fordern die Rückkehr in den Flächentarifvertrag, aber nicht erst 2021, sondern direkt. (…) Aber darüber lässt Benko überhaupt nicht mit sich reden. Stattdessen unterbreitete er der Ver.di Führung einen Vorschlag für einen Systemtarifvertrag. (…)  Nach seinen Vorstellungen soll solch ein Tarifvertrag eine Laufzeit bis 2025 haben und sowohl wie Kaufhof wie für Karstadt gelten. Würde er dies durchsetzen, könnten die Karstadt Beschäftigten ihre Anbindung an den Tarifvertrag 2021 vergessen. Aber offensichtlich möchte Benko auch gar nicht mehr zum Einzelhandelstarifvertrag  zurück, sondern einen speziellen Tarifvertrag für die Sparte „Warenhaus“ erreichen. (…) Nun wird sich zeigen, ob es mit der ver.di Führung eine „neue“ Sozialpartnerschaft, auch mit einem Unternehmer gibt, dem offensichtlich die Belange der Beschäftigten egal sind. Sollte es zu solch einem Systemtarifvertrag kommen und die angepeilte Lohnsenkung von ver.di akzeptiert werden, wird die Gewerkschaft mit einem erheblichen Mitgliederverlust rechnen müssen…” Artikel von Helmut Born vom 04.08.19  – wir danken! Siehe dazu:
    • Karstadt/Kaufhof: Mit Benko vom Systemwarenhaus zum Systemtarifvertrag? 
      “… Am 6. August wurden die Tarifkommissionen, und damit ver.di, über die Vorstellungen der Unternehmensleitung unterrichtet. Sie drohte damit, wenn es zu keiner Einigung käme, die beiden Unternehmen zu fusionieren und dann würde der Karstadt Tarifvertrag auch für die Beschäftigten von Kaufhof gelten. Dies wurde von ver.di und den Mitgliedern empört zurückgewiesen. Noch gibt es die Möglichkeit mit Benko einen Anerkennungstarifvertrag abzuschließen, der die Rückkehr in die Tarifbindung bedeuten würde. Aber dafür muss gekämpft werden. Da mit solch einer Forderung auch die Friedenspflicht nicht gilt, könnte direkt in die Auseinandersetzung gegangen werden.” Artikel von Helmut Born vom 04.08.19 in einer am 7.8. überarbeiteten und aktualisierten Fassung  – wir danken!
  • Karstadt-Kaufhof schließt Logistikstandorte – und wie darüber berichtet wird 
    Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt Logistik-Standorte und kleinere Verteilzentren – darunter in NRW den Logistik-Standort Frechen mit mehreren hundert Mitarbeitern. Wie das Unternehmen am Montag (05.08.2019) in Essen mitteilte, wurden der Interessenausgleich und der Sozialplan dazu unterzeichnet. Dadurch werde es möglich, Doppelstrukturen abzubauen und Personal sowie Sachkosten einzusparen. Neben den Logistikstandorten Frechen und Erfurt schließen Verteilzentren in Berlin, Hannover, Stuttgart und Würzburg. Karstadt hatte bereits 2018 angekündigt, die Logistik künftig zusammen mit dem Dienstleister Fiege neu aufstellen zu wollen. (…) Der Konzern will künftig neben den verbliebenen großen Logistikstandorten in Unna, Essen-Vogelheim und Köln-Porz auch viele der 180 Warenhäuser als sogenannte City Hubs für die Belieferung der Kunden über die letzte Meile nutzen und diesen Service auch anderen Unternehmen anbieten.” Meldung vom 05.08.2019 beim WDR externer Link – siehe auch:
    • Galeria Karstadt: Kaufhof-Logistikstandorte schließen
      Sat1-NRW-Bericht vom 6.8.2019 externer Link  – leider wie üblich nur über die unbefristeten KollegInnen. Nicht über die vielen Befristeten und LeiharbeiterInnen…
  • Zum Abschuss frei 
    Da haben die Interessenvertreter (Gesamtbetriebsrat) der Galeria-Kaufhof-Beschäftigten gerade erst einen Sozialplan zur Restrukturierung abgeschlossen, der den Namen »sozial« nicht verdient, und über den Interessenausgleich weitere 1.000 Beschäftigte zum »Abschuss« freigegeben, da soll jetzt an einzelnen Standorten (von insgesamt 98 bei Galeria Kaufhof) für die Rückkehr in den Flächentarifvertrag ge(warn)streikt werden. Die Geschäftsleitung schlägt sich vor Lachen auf die Schenkel, hat sich doch erst vor zwei Tagen die Signa Holding, die »Mutter« von Karstadt und Galeria Kaufhof, die restlichen 50 Prozent der Anteile von Galeria Kaufhof, die noch bei der Hudson’s Bay Company waren, einverleibt. Jetzt verfügt Signa-Patron René Benko über ein umfangreiches Portfolio an Immobilien in städtischen Eins-a-Lagen, die sich wunderbar in Büros und Wohnungen umwandeln lassen. Und die Beschäftigten? Die können dann bei einer Filale von McDonalds, Nordsee oder Douglas, die in den Immobilien eine Filiale betreiben, auf 450-Euro-Basis »anheuern«. Erkenntnis: Wenn die Beschäftigten und ihre Interessenvertretungen (Betriebsräte und Gewerkschaft) nicht wissen, wie der »Kapitalismus« funktioniert, und wenn statt des »Interessengegensatzes zwischen Kapital und Arbeit« die »Sozialpartnerschaft« oberste Maxime ist, dann »erlauben« die Geschäftsführer auch mal einen ergebnislosen Warnstreik, der dann aber auch eher den Charakter eines »Betriebsfests« anstelle einer Klassenauseinandersetzung hat.” Leserbrief von Peter Balluff zum Artikel “Mitarbeiter von Karstadt und Kaufhof rufen zum Streik auf” vom 12.06.2019 in der jungen Welt externer Link
  • Mitarbeiter laufen weg. Streiks und Fluchtbewegungen bei Galeria Karstadt Kaufhof. Kahlschlagpläne und volle Übernahme durch Benko zerstören Vertrauen 
    “… In den Jahren zuvor hatten die Angestellten der wirtschaftlich angeschlagenen Kaufhausketten Lohnsenkungen akzeptiert, damit sich die Firmen sanieren konnten. Silke Zimmer, Leiterin des Verdi-Landesfachbereichs Nordrhein-Westfalen und Verhandlungsführerin im Handel, begründete die Streiks in Münster vergangene Woche mit steigenden Gewinnen der Unternehmen. (…) Nach mehrmonatigen Verhandlungen hatten sich Mitte Mai Konzernvertreter und die Betriebsräte auf einen Interessenausgleich und einen Sozialplan geeinigt. Gesamtbetriebsratschef Peter Zysik hatte dem Kölner Stadtanzeiger (21. Mai) gesagt, dass zu Beginn der Verhandlungen rund 1.800 Stellen in den Filialen abgebaut werden sollten. Die Zahl habe man aber auf 1.000 senken können. Aber es werden weitere 1.000 Vollzeitstellen in der Verwaltung wegfallen, heißt es in der Zeitschrift Textilwirtschaft (23. Mai). Betroffene sollen eine Abfindung von höchstens 18 Monatsgehältern bekommen. Für die, die das Unternehmen aus freien Stücken verließen, solle die Abfindung erhöht werden. Wer bleibe, müsse demnach auf künftige Lohnerhöhungen verzichten, denn der Tarifvertrag solle nicht mehr gelten. Offenbar wollen inzwischen mehr Mitarbeiter das Unternehmen auf freiwilliger Basis verlassen, als Stellen abgebaut werden sollen. Der Grund dafür sei ein »massiver Vertrauensverlust« in das Management, so Zysik laut Westdeutschem Rundfunk. Die Mitarbeiter könnten nicht erkennen, wie die Kaufhäuser wieder auf die Erfolgsspur zurückgebracht werden sollen.” Artikel von Bernd Müller in der jungen Welt vom 13.06.2019 externer Link
  • Signa gewinnt volle Kontrolle über Galeria Karstadt Kaufhof 
    René Benko ist endgültig am Ziel: Mit seiner Signa-Gruppe übernimmt er die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof komplett. Die glücklosen Kanadier Hudson’s Bay ziehen sich weitgehend aus Europa zurück. (…) Wie am Montagnachmittag bekanntgegeben wurde, haben sich die Signa-Gruppe und die Hudson’s Bay Company (HBC) darauf verständigt, dass die Österreicher nun auch die 49,99 Prozent der noch bei den Kanadiern liegenden Geschäftsanteile an dem operativen Gemeinschaftsunternehmen übernehmen. (…) Die Verträge zu dem Deal wurden eigenen Angaben zufolge schon unterschreiben. Mit dem Vollzug der Transaktion wird für diesen Herbst gerechnet. Allerdings müssen noch die zuständigen Kartellbehörden zustimmen. Das Management arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, die beiden Warenhausunternehmen Karstadt und Kaufhof zusammenzuführen. Ziel ist, bis zum Jahr 2020/21 den Großteil der Synergien zu heben und dann profitabel zu arbeiten…” Artikel von Brigitte Koch und Christine Scharrenbroch vom 10.06.2019 bei der FAZ online externer Link – siehe dazu:
    • ver.di-Streikaufruf bei Karstadt und Kaufhof in München und anderen Städten
      Die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Karstadt und Kaufhof in München für morgen zum Streik aufgerufen. Wie ver.di mitteilte, fordern die Beschäftigten von Karstadt Tariferhöhungen ab 2021 nach Auslaufen des Zukunftstarifvertrags, die von Kaufhof die Rückkehr zum Flächentarifvertrag. Zuvor hatten auch schon die Beschäftigten in anderen Städten wie Würzburg, Kassel und Hamburg die Arbeit niedergelegt. Die Angestellten der wirtschaftlich angeschlagenen Kaufhausketten hatten Lohnsenkungen akzeptiert, damit die Firmen sich sanieren können. Am Montag hatte die Investmentgesellschaft Signa von Rene Benko angekündigt, sämtliche Anteile an den vor gut einem halben Jahr fusionierten Warenhausketten zu übernehmen…” Agenturmeldung vom 11.6.2918 beim ORF externer Link (bei ver.di bislang nix gefunden) – siehe das Video:
      • DA HILFT NUR STREIKEN!
        Video bei youtube externer Link  (3Min) vom Streik der beiden Kaufhof-Belegschaften und der von H&M in Heidelberg am letzten Samstag, 8.6.19
    • Karstadt und Kaufhof: Benko ist am Ziel seiner TräumeLange hat der österreichische Unternehmer auf die deutsche Warenhaus-Holding hingearbeitet – jetzt ist sie ihm in den Schoß gefallen. Für die Mitarbeiter ist das keine gute Nachricht. (…) Dem “Partner”, also der kanadischen Hudson’s Bay Company, geht es so schlecht, dass das Management jetzt auch noch den zweiten Teil an Benko verkaufen muss, um den es vor sieben Monaten noch so zäh verhandelte. Das Management in Kanada verkündete ungeachtet der Misere, dass der Verkauf an Benko ein “Meilenstein” sei. Mit diesem verlogenen Stil waren sie dreieinhalb Jahre lang in Deutschland unterwegs gewesen. Das deutsche Abenteuer der Kanadier hätte nun krachender kaum enden können. Benko kann das mehr als recht sein. Er ist am Ziel seiner Träume angelangt. Lange Jahre hat er auf die sogenannte deutsche Warenhaus-Holding hingearbeitet, am Ende ist sie ihm mehr oder minder in den Schoß gefallen. Nun gut, eine Milliarde Euro muss er auch für die zweite Hälfte zahlen, wovon natürlich fast alles auf die Immobilien entfällt. Und natürlich liegt hierin fast ausschließlich sein Interesse. (…) Fanderl wird Kaufhof mit genauso harter Hand sanieren wie zuvor Karstadt. Das bedeutet leider massiven Stellenabbau über eine längere Zeit. Die vollständige Übernahme der Holding durch Benko wird das noch beschleunigen, denn nun gibt es keine Störfeuer mehr aus Kanada. Fanderl kann also durchregieren (…) Wenn die Gewerkschaften angesichts der Übernahme nun vielerorts zu Warnstreiks aufrufen, hat das zwar seine Berechtigung: Es geht um die Bewahrung von Tariflöhnen. Aber die Solidarität der Kunden kann man leicht überschätzen. Die Beschäftigten und Fanderls Management befinden sich in einer Zwickmühle. So wie es derzeit aussieht, hat das Warenhaus kaum eine Zukunft, aber wenn man die Sache trotzdem anpacken will, wird es zu einer fast aussichtslosen Mission, wenn auch noch die Mitarbeiter frustriert sind…” Kommentar von Michael Kläsgen vom 11. Juni 2019 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link
  • [Meinung der Beschäftigten] Ausverkauf ohne uns – Nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof 
    “Aus zwei mach’ eins hieß es am 11. September 2018 für die Kaufhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof, beschlossen von ihren Eigentümern, der österreichischen Signa-Holding und der kanadischen Hudson’s Bay Company. Im Januar kündigte die neue Leitung an, dass Galeria Kaufhof aus der Tarifbindung geht und 2.600 Vollzeitstellen – viele davon in der Kölner Verwaltung – abbauen wird. Wegen des hohen Teilzeitanteils verlieren an die 5.000 Menschen ihre Arbeit. Karstadt hat diese Rosskur bereits hinter sich. Das sind die nackten Zahlen. Doch wie geht es den Mitarbeiter*innen in den beiden traditionsreichen Kaufhausketten angesichts neuerlicher massiver Veränderungen, die auch mit materiellen Verlusten einhergehen? ver.di publik hat mit drei Beschäftigten über diese Entwicklungen gesprochen. Zu ihrem Schutz haben wir die Namen verändert und nennen nicht ihren exakten Arbeitsort…” Daraus eine besonders interessante Reaktion: “Andrea Gruber ist wütend – auch immer noch auf die Metro. „Die haben schon im Jahr 2000 einen Teil der Filialen an ein türkisches Unternehmen verkauft, das zwei Jahre später pleite war. Für die betroffenen Beschäftigten gab es keinen Sozialplan, keine Abfindungen – nichts.“Auch beim Verkauf 2015 an HBC sei es der Metro nur ums Geld gegangen, nicht um die Mitarbeiter*innen. „Nach dem Zusammengehen mit Karstadt wäre es an der Zeit, auf uns zu hören.“ Die Verkäufer*innen wüssten, woran es in den Abteilungen fehle. Um die Lage bei Kaufhof zu verbessern, sei mehr und nicht weniger Personal erforderlich. „Vorsprung durch Service“ nennt Andrea Gruber die Beratungskompetenz der Verkäufer*innen und ärgert sich über die Geschäftsleitung, die sich mit Amazon-Abholstationen die Konkurrenz in die eigenen Häuser hole. „Wir könnten das Ruder zusammen mit den Karstadt-Kolleginnen herumreißen. Aber das funktioniert nur, wenn man uns lässt.“ Bericht von Gudrun Giese aus ver.di publik 2/2019 externer Link
  • Fusion Kaufhof/Karstadt: Benko zieht blank 
    Ende Januar gab der Vorstand des fusionierten Warenhauskonzerns Karstadt/Kaufhof die Pläne für die beiden Unternehmen bekannt. Dabei wurde deutlich, dass es beim Kaufhof zu einem erheblichen Arbeitsplatzabbau und ziemlich weitgehenden Änderungen der Arbeitsabläufe kommen soll. Außerdem wurde bekannt gegeben, dass eine OT-Mitgliedschaft (Ohne Tarifbindung) im Einzelhandelsverband (HDE) angestrebt wird. Mit der Gewerkschaft Ver.di soll ein Sanierungstarifvertrag ausgehandelt werden, der zu einem Abbau der Einkommen und zu Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen führen soll. (…) Der dickste Brocken ist die angekündigte weitgehende Schließung der Kaufhof-Hauptverwaltung in Köln. Bis auf einen kleinen Rest, der in ein Lager verlagert werden soll, soll die Steuerung des Unternehmens aus der Karstadt-Zentrale in Essen heraus geleistet werden. Dies führt zu einem Arbeitsplatzabbau von etwa 1000 Vollzeitkräften, real werden es eher mehr sein, weil es auch in der Hauptverwaltung viele Teilzeitbeschäftigte gibt. In den rund 100 Kaufhof-Filialen sollen 1600 Vollzeitstellen abgebaut werden. Auch hier werden jedoch erheblich mehr Beschäftigte betroffen sein, da es im Verkauf viel mehr Teilzeitbeschäftigte als in der Hauptverwaltung gibt. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten liegt hier oftmals bei 60 Prozent oder darüber. Hier können also mehr als 3000 Beschäftigte vom Personalabbau betroffen sein. Auch die Maßnahmen zum Umbau der Arbeitsorganisation haben es in sich. So soll es eine weitgehende Trennung der Funktionen geben, was u.a. zu einer Dequalifizierung und Abgruppierung der Beschäftigten führen wird. Die Verkäuferinnen und Verkäufer sollen jeweils nur noch für die Kasse, für das Auffüllen der Ware oder für die Bedienung zuständig sein. Die Arbeit wird also erheblich monotomer werden. Es wird eine weitgehende Flexibilisierung der Arbeitszeit angestrebt sowie ein Abbau der Hierarchien. Das wird sicher sowohl die Geschäftsleitungen wie auch die Abteilungsleiter treffen. (…) All diese Maßnahmen bedeuten einen frontalen Angriff auf die Rechte und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten. Sie bringen auch eine weitgehende Einschränkung der Rechte der Betriebsräte und würden, wenn dies alles ohne nennenswerten Widerstand hingenommen würde, zu einer massiven Schwächung der Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen führen. Deswegen ist es wichtig, dass die Betriebsräte und Ver.di sich eindeutig positionieren. Hierbei muss vor allem das Geschäftsmodell von Benko angegriffen werden, das ja eine Trennung von Immobilien und Einzelhandel vorsieht. Die Ausgliederung der Filialen in Eigenbesitz in eine eigenständige Immobiliengesellschaft führt zu einer Verlagerung der Profite vom Einzelhandel in die Immobiliengesellschaft. Zu fordern ist aber, dass die Gewinne bei den Immobilien, die ja durch die Mieteinnahmen der Filialen entstehen, offengelegt und der Gesellschaft gutgeschrieben werden. Gegen Personal- und Lohnabbau muss konsequent angegangen werden. Hier dient Karstadt als warnendes Beispiel. (…) Es kommt nun darauf an, gegen dieses knallharte Vorgehen eine Strategie zu entwickeln. Dabei darf es keinen Kuhhandel «Sanierungstarifvertrag gegen Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen» geben. Es gilt, gegen Personalabbau und Einkommensverluste eindeutig Stellung zu beziehen. Dabei sollte nicht vergessen werden, die Öffentlichkeit mit einzubeziehen. Die Kunden der beiden Warenhäuser können ein Lied über die fehlende Beratung und die schlechte Personalbesetzung singen und wissen, dass die Einkommen der Einzelhandelsbeschäftigten zu gering sind. Man könnte sich ein Beispiel am Kampf der Pflegekräfte in den Krankenhäusern nehmen. Unter dem Titel «Mehr von uns ist besser für alle» haben sie es geschafft, große Unterstützung in der Bevölkerung zu bekommen. Ver.di steht in diesem Kampf vor der Herausforderung, in Unternehmen mit wenig kampferfahrenen oder kämpferischen Belegschaften, die für sie sicher nicht einfach sind, einen Kampf gegen einen hart auftretenden Unternehmer zu führen. Würde Ver.di dem Konflikt jedoch ausweichen wollen, würde das die Gewerkschaft sicher in eine ziemlich schlechte Position in dem Unternehmen treiben. Die Diskussion um einen Kompromiss für einen neuen Sanierungstarifvertrag ist da mehr als schädlich…” Artikel von Helmut Born in der Soz Nr. 03/2019 externer Link, siehe auch:
    • Kaufhof kürzt die Löhne. Das Management will nach der Fusion mit Karstadt rund 2600 Stellen abbauen und aus dem Flächentarifvertrag aussteigen.
      Die Ziele sind ehrgeizig. Kaufhof-Chef Stephan Fanderl will schon im Geschäftsjahr 2019/2020 mit der angeschlagenen Warenhauskette wieder Gewinne einfahren. Die neue Periode beginnt am 1. Oktober. Er hat also gut ein halbes Jahr Zeit, um die Voraussetzungen für Profite zu schaffen. Am Mittwoch wurden die Beschäftigen in bundesweit 96 Betriebsversammlungen über die Pläne des Managements unterrichtet. Kern des Konzepts ist eine massive Senkung der Personal-Aufwendungen. Dazu soll die Belegschaft mit rund 32 000 Beschäftigten um rechnerisch 2600 Vollzeitstellen verkleinert werden. Außerdem sind Lohnkürzungen und der Ausstieg aus dem Flächentarifvertrag geplant…” Artikel von Frank-Thomas Wenzelvon vom 28.02.19 bei der FR online externer Link
  • Fusion mit Karstadt: Bei Galeria Kaufhof gehen 2600 Jobs verloren 
    Der neue Eigentümer will bei Galeria Kaufhof 2600 Stellen streichen und aus der Tarifbindung aussteigen. Der Konzern legt auch seine Pläne zu den Filialen offen. Bei der kriselnden Kaufhauskette Kaufhof sollen im Zuge der Fusion mit dem Rivalen Karstadt rund 2600 Stellen abgebaut werden. Das kündigte Karstadt in Essen an. Damit ist etwa jede fünfte Stelle betroffen. Wegen der hohen Teilzeitquote seien damit die Jobs von 4000 bis 5000 Mitarbeitern bedroht, berichtete die “Süddeutsche Zeitung”. Rund tausend Vollzeitstellen sollen auf der Führungsebene und in der Verwaltung wegfallen, weitere 1600 Vollzeitstellen in den Filialen, teilte der Konzern mit. (…) Der Konzern will die wichtigsten Führungs- und Verwaltungsstrukturen beider Warenhäuser künftig in der bisherigen Karstadt-Zentrale in Essen bündeln. Am Standort Köln, bisher der Sitz der Kaufhof-Zentrale, soll ein Kompetenzzentrum für Digitalisierung und E-Commerce aufgebaut werden. Außerdem soll von hier aus das Gastronomie- und Lebensmittelgeschäft gesteuert werden. Sanierungsbedingte Filialschließungen soll es zunächst nicht geben…” Meldung vom 25.01.2019 beim Spiegel online externer Link, siehe dazu ver.di:
    • Kaufhof-Karstadt: Schlechter Start der neuen Konzernholding – ver.di fordert ein tragfähiges Zukunftskonzept mit Tarifbindung, Beschäftigungs- und Standortsicherung
      Die heute (25. Januar) bekannt gewordenen Sanierungspläne der neuen Kaufhof-Karstadt-Warenhausholding sind aus Sicht der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) untragbar. „Das ist ein schlechter Start für die neue Warenhausholding: Ein Sanierungsplan ohne Einbeziehung des Betriebsrates und die Ankündigung des Ausstiegs aus der Tarifbindung – das lehnen wir ab und werden um die Arbeitsplätze kämpfen”, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Dass die Unternehmensleitung derart tiefe Einschnitte plant und nach Medienberichten tausende von Arbeitsplätzen abbauen will, sei nicht hinnehmbar. „Wir lassen keine Sanierung zu, die ein Gesundstoßen des Konzerns allein auf dem Rücken der Beschäftigten vorsieht“, so die bei ver.di für den Handel zuständige Gewerkschafterin. Was völlig fehle, sei ein tragfähiges Zukunftskonzept. „Wo sind die Vorschläge, wie es in Zukunft weitergeht? Wie viel und wo soll investiert werden? Welchen Beitrag leistet das Management? Nichts davon wird angepackt. Stattdessen wird ein Ausstieg aus der Tarifbindung angekündigt. Dem wird die Arbeitnehmerseite nicht zustimmen“, so Nutzenberger. Die Tarifkommissionen von Kaufhof und Karstadt würden sich zeitnah treffen und über Aktivitäten beraten…” ver.di-Pressemitteilung vom 25.01.2019 externer Link
  • Karstadt-Kaufhof nach der Zustimmung des Bundekartellamtes: ver.di und Gesamtbetriebsräte fordern Beteiligung an Zukunftskonzepten 
    “Nach der Zustimmung des Bundekartellamtes zum Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) gefordert, die Beschäftigten, Betriebsräte und ihre Gewerkschaft an der Zukunftsplanung zu beteiligen. (…) Die Gewerkschaft werde die Tarifkommissionen von Kaufhof und Karstadt zusammenholen, um über weitere Schritte zu beraten. Dabei hätten Standort- und Beschäftigungssicherung sowie die Anwendung der Flächentarifverträge hohe Priorität. Für die Tarifbindung an den Flächentarifvertrag wollen sich auch die Gesamtbetriebsräte von Karstadt und Kaufhof einsetzen. “Wir werden uns nicht gegeneinander ausspielen lassen”, hieß es. Jürgen Ettl, Gesamtbetriebsrats-Vorsitzender bei Karstadt, fordert den Eigentümer und das Management auf, alles für den Erhalt der Arbeitsplätze und der Existenzgrundlage aller Beschäftigten und ihrer Familien zu tun: (…) Vor einem deutlichen Turnaround dürfe es keine Belastungen des Betriebsergebnisses durch Mieterhöhungen oder ähnliche Eingriffe der Eigner geben. “Es muss jetzt darum gehen, die Unternehmen erfolgreich aufzustellen und nicht allein auf ‚Optimierung durch Restrukturierung‘ zu setzen. Wir brauchen Investitionen in Arbeitsplätze statt permanentem Personalabbau. Ein wichtiger Schritt dazu ist das Weiterbestehen der beiden Warenhäuser in einer Holding”, erklärte die Gewerkschafterin.“ Pressemitteilung von ver.di vom 09.11.2018 externer Link
  • Fusion von Karstadt/Kaufhof  –  Weitere Konzentration im Einzelhandel 
    “… In einem von ver.di verbreitetem Flugblatt, dass kurz nach Bekanntgabe der Fusion erschienen ist, wird an die „Soziale Verantwortung“ der Eigentümer, Signa und HBC, appelliert und gefordert, dass beide Unternehmen eigenständig bleiben und beide Gesamtbetriebsräte erhalten bleiben sollen. Es wird eine breite Beteiligung der Beschäftigten und Betriebsräte an der Neuausrichtung der beiden Unternehmen eingefordert sowie eine Standort- und Beschäftigungssicherung. Zu guter letzt wird eine Tarifbindung für beide Unternehmen eingefordert. Ob damit allerdings die geltenden Tarifverträge des Einzelhandels gemeint sind und damit diese auch bei Karstadt gelten sollen, ist nicht so richtig klar. Es müsste klar sein, dass sowohl bei Karstadt wie bei Kaufhof diese wieder/weiter zu gelten haben. Wer 1 Milliarde € für solch eine Fusion hat, kann auch locker die nicht gerade üppigen Gehälter der Beschäftigten bezahlen. Im übrigen sollte ver.di sich die Appelle an die „Soziale Verantwortung“ der Unternehmer sparen, die auch in der Vergangenheit bewiesen haben, das bei ihnen die Profitmacherei über allem steht. (…) Wenn es eine erfolgreiche Durchsetzung der Forderungen geben soll, braucht es auch hier eine Änderung der Haltung – mit Co Managment sind keine Erfolge zu erzielen. Für kämpferische Kolleg*innen ist hier eine bedeutende Aufgabe. Erfolgreich kann nur mit einer klaren Haltung gekämpft werden, die sich auch in den Forderungen ausdrücken müssenDiese liegen klar auf der Hand:     Schluss mit dem Sanierungstarifvertrag bei Karstadt, vollständige Anwendung der Tarifverträge des Einzelhandels  in beiden Unternehmen. Eine Standort- und Beschäftigungssicherung muss auch den Kampf gegen schleichenden Personalabbau beinhalten – deswegen Kampf um jeden Arbeitsplatz.” Artikel von Helmut Born aus der SoZ vom Oktober 2018  – wir danken!
  • Karstadt kauft ein. Fusion mit Kaufhof kostet 7.000 Arbeitsplätze 
    Für die Beschäftigten bedeutet dies nichts Gutes. Unmittelbar nach bekannt werden der Fusion beider Warenhausgiganten befürchten die Gesamtbetriebsräte der Warenhäuser einen weiteren Kahlschlag in der dann neuen Warenhaus AG. „Kosten kann man überall sparen. Beim Personal, der Logistik, dem Einkauf und bei den Hauptverwaltungen“ ist von dort zu hören. Auf der Strecke bleibt nach neusten Insiderberichten nicht nur die Hauptverwaltung des bisherigen Karstadt Konzerns in Essen. Regiert werden soll zukünftig von der Kölner Kaufhof Zentrale aus. Gefährdet sind die Löhne und Gehälter der Kaufhof Kolleginnen und Kollegen schon seit fast einem Jahr. Seit November versucht HBC aus dem Flächentarifvertrag auszutreten. Anscheinend, wie sich jetzt herausstellt, um den Verkaufspreis zu erhöhen. Es ist zu erwarten, dass der neue Besitzer, ähnlich wie bei Karstadt, einen Haustarifvertrag durchsetzt. Seit vielen Jahren verzichten die noch rund 18.000 Beschäftigten von Karstadt auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie andere Sozialleistungen. Neben den Lohnkürzungen und der Tarifflucht sehen die Kaufhof Gesamtbetriebsräte 6.000 der 20.000 Arbeitsplätze gefährdet. „Mehr als verharmlosende Informationen gibt es nicht aus Köln. Die Sozialpartnerschaft kannst du knicken“, so ein Betriebsrat aus Norddeutschland…” Artikel von Herbert Schedlbauer aus der uz Nr. 38 vom 21.09.2018  – wir danken!
  • Es geht um die Immobilien 
    Bitte jetzt nicht weinen, weil die Signa Holding des Österreichers René Benko mit Karstadt nun Galeria Kaufhof »frisst« (neudeutsch auch Joint-venture genannt). Am Niedergang der einstiegen »Konsumtempel« Karstadt und Galeria Kaufhof sind nicht ausschließlich die Onlineshops um Amazon und Zalando verantwortlich, sondern vieles ist selbstverschuldet. Waren Mitte der 80er Jahre im Schnitt noch 400 Vollzeitkräfte in den Kauf- und Warenhäusern beschäftigt, die in der Zeit von neun Uhr bis 18.30 alle Artikel von »A« wie Anzüge bis »Z« wie Zubehör verkauft haben, so werden heute maximal noch 100 Teilzeitkräfte oder Aushilfen beschäftigt, die in der Zeit von 9.30 Uhr nis 20 Uhr zu 75 Prozent Konfektion, darüber hinaus etwas Schmuck und Parfüm verkaufen. Lebensmittelabteilung weg (oder verpachtet an einen Discounter), Funk- und Fernsehen weg, Bücher weg, Autozubehör weg, Restaurant weg (oder verpachtet an einen Billiganbieter) … Alles, was früher einmal einen »Konsumtempel« für die ganze Familie ausgemacht hat, ist zu einer »Ramschbude« in Sachen Konfektion verkommen. Und nachdem das Seysche Theorem, nämlich »Das Angebot bestimmt die Nachfrage«, noch seinen Einzug in den Warenhäusern gehalten hat, ist auch der Umsatz rapide rückläufig. Bei Karstadt, in der Ära Berggruen, gab’s nur englische Mode, bei Galeria Kaufhof gibt’s jetzt kanadisch/amerikanische Mode, geliefert über Zuteilungen durch die Zentrale, ein Einfluss durch die jeweilige Filiale ist ausgeschlossen. Es herrscht die Meinung, dass der Kunde/die Kundin wohl kaufen (müssen), weil’s sonst nichts anderes gibt. Irrtum! Der finanzkräftige Kunde deckt sich im Fachhandel ein, der weniger finanzkräftige Kunde bei KiK, Takko oder im Internet.
    Gut, der Verbund bringt Einkaufsmacht. Aber darum geht’s Herrn Benko nicht. Er will die Immobilien verwerten. Da sich der größte Teil der Filialen seit Jahren in einem »Investionsstau» befindet, wird die Signa Holding nicht nur einen Tropfen Öl in den Antrieb der Rolltreppe geben oder die Klimaanlage entstauben, sondern lukrative Häuser werden entkernt und von Grund auf neu aufgebaut. Zukünftig besteht das Warenhaus im Erdgeschoss aus einer Einkaufspassage mit kleinen Geschäften, Restaurants und Fitness Studio, im 1. Stock werden Büroflächen vermietet und im 2. und 3. Stock wird’s hochpreisige Mietwohnungen geben (siehe dazu auch den ehemaligen Karstadt in der Stuttgarter Fußgängerzone).
    Und die Beschäftigten? Geschätzt werden 5.000 Arbeitsstellen abgebaut, auf 1.000 mehr oder weniger kommt’s dabei auch nicht mehr an. Karstadt hat ja in den zurückliegenden Jahren ohne großes »Getöse« der Arbeitnehmervertretungen schon mehrere tausend Stellen abgebaut, und da wird das doch auch bei Galeria Kaufhof funktionieren … Das ist zwar bedauerlich, aber wer in den letzten 15 Jahren nicht erkannt hat, wohin der Weg geht, und sich etwas anderes gesucht hat, dem ist jetzt auch nicht mehr zu helfen
     …” Leserbrief von Peter Balluff externer Link zum Artikel “Elefantenhochzeit: Schlechte Partie für Beschäftigte” vom 12.09.2018 in der “Jungen Welt”
  • Was kürzlich mit Air Berlin passierte, geschieht jetzt mit Kaufhof 
    Ein Unternehmen, das den Kapitaleignern nicht genug Gewinn bringt, wird zum Schnäppchenpreis verscherbelt. Ein Viertel der Arbeitsplätze werden eingestampft. Die restlichen Angestellten werden nur zu Billigkonditionen vom neuen Eigentümer übernommen. Da es sich hier um einen Deal zwischen zwei Kapitaleignern handelt, haben die Gewerkschaften keinen Einfluss und kein Mitspracherecht.
    In der „Deutschen Warenhaus Holding“ verbinden sich ein Blinder mit dem Lahmen. Der Österreicher René Benko, der Karstadt erst im Jahr 2014 nach der Pleite übernommen hatte, und seither nur in einem einzigen Geschäftsjahr schwarze Zahlen erreicht hatte, kauft für wenig Geld die Mehrheitsanteile am Kaufhof, übernimmt die ganze Macht und stellt das Management für den neuen Konzern.
    Der Alteigentümer von Kaufhof, das kanadische Konsortium HBC behält aber den Großteil der Kronjuwelen: Kaufhof-Immobilien im Wert von 2,6 Mrd Euro, die weiter von HBC mit überhöhten Mieten gemolken werden können.
    Ein Bankenkonsortium unter Führung der Landesbank Baden-Württemberg hat den schmutzigen Deal mit sanftem Druck eingefädelt, weil die LBBW, die Helaba, die HSH und andere Banken sonst fast 2 Milliarden an Altkredite sowohl an HBC wie an René Benko als verloren abschreiben müssten.
    Die Banken hoffen auf einen Jahresumsatz des neuen Konzerns von 5 Milliarden Euro. Diese Zielvorgabe liegt sogar über dem aktuellen summierten Umsatz der beiden Konzerne. Auch daran lässt sich erkennen, dass die Eltern dieses Deals Schreckhans und Krisengrete heißen, und dass die Strampelhöschen des Kindes mit der heißen Nadel gestrickt sind
    .” Kommentar von Wal Buchenberg vom 6.9.2018
  • Kaufhof und Karstadt: Beschäftigte nicht in die Planungen einbezogen 
    „Mit Kritik an den Eigentümern von Karstadt und Galeria Kaufhof hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) auf nicht bestätigte Medienberichte über angebliche Einzelheiten der Übernahmegespräche reagiert. „Die Beschäftigten von Galeria Kaufhof und Karstadt sowie ihre Gewerkschaft ver.di erwarten, dass sie jetzt unverzüglich von den Eigentümern über die Planungen eines möglichen Zusammengehens der beiden Unternehmen informiert und in die Planungen einbezogen werden“, sagte das für den Handel zuständige ver.di Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sowohl die Gewerkschaft wie auch die Betriebsräte beider Unternehmen seien bisher über die Zukunft der Beschäftigten im Unklaren gelassen worden. „Wer Geld für solch eine Transaktion hat, muss auch Geld für die Beschäftigten haben“, sagte Nutzenberger. „Hier geht es um die Zukunft von 20.000 Beschäftigten und ihre Familien. Ein Warenhaus, dass auf Lohndumping aufgebaut werden soll, wird keine Zukunft haben“. Eine wichtige Zukunftsinvestition wäre die schnelle Rückführung der Karstadt-Beschäftigten in den Flächentarifvertrag. Nutzenberger: „Beschäftigungs- und Standortsicherung sowie die Tarifbindung für Kaufhof und für Karstadt sind keine unerfüllbaren Forderungen“. Die Handelskette HBC (Galeria Kaufhof) und die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko (Karstadt) müssten ihrer sozialen Verantwortung nachkommen. ver.di spreche sich gegen eine Verschmelzung der beiden Unternehmen aus. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Galeria Kaufhof, Uwe Hoepfl erklärte: „Es ist skandalös, als Vertretung der Beschäftigten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5.000 Stellen gestrichen werden sollen“. Kaufhof habe bereits im letzten Jahr fast 1.300 Stellen gestrichen. „Wie wollen wir eine sichere Zukunft für das Unternehmen planen, wenn es immer weniger Menschen auf der Verkaufsfläche gibt“, so Hoepfl. Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl erklärte: „Es geht hier um Menschen. Wir erwarten, dass man mit unseren Kolleginnen und Kollegen verantwortlich umgeht.“ An Medien-Spekulationen würde sich der Betriebsrat nicht beteiligen.“ Pressemitteilung von ver.di vom 06.09.2018 externer Link
  • Karstadt übernimmt Kaufhof – Tausende Arbeitsplätze sollen wegfallen 
    „Karstadt und Kaufhof, die letzten großen Warenhauskonzerne Deutschlands, legen ihre Geschäfte zusammen. Die Banken haben einer Fusion der beiden Unternehmen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung zugestimmt. Damit ist nach monatelangen Verhandlungen der Weg für einen Zusammenschluss der Kaufhaus-Ketten frei. Karstadt-Eigentümer Signa soll die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Insider gehen davon aus, dass der Fusionsvertrag zwischen Signa und der Kaufhof-Mutter, der kanadischen Hudson’s Bay Company (HBC), bis zum 15. September unterzeichnet wird. Wegen der desolaten Finanzsituation bei Kaufhof und HBC sollen beim Kölner Warenhauskonzern etwa 5000 der insgesamt knapp 20 000 Arbeitsplätze wegfallen. Eine Jobgarantie gibt es nicht, stattdessen sollen Sozialpläne erstellt werden. Auf die verbleibenden Mitarbeiter kommt ein Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen zu…“ Artikel von Michael Kläsgen in der Südeutschen Zeitung online vom 06.09.2018 externer Link
  • Realer Horror. Tarifflucht von real = Generalprobe für ver.di – und Kaufhof-Karstadt als Zugabe? 
    express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und GewerkschaftsarbeitIm April hatten wir über den Schachzug von Metro berichtet, durch Tarifflucht in eine Konzerntochter die »Wettbewerbsfähigkeit« gegenüber Konkurrenten wieder herzustellen. Angesichts der Sprachverwirrungen bis in höchste Regierungskreise ist derzeit zwar weltweit nicht ganz klar, wieviel Wahrheit auch in Versprechungen, pardon Versprechern steckt. Aber die Meldung der Wirtschaftswoche vom 12. Juli, dass ver.di dagegen für den 13./14. Juli zu Streiks für »wettbewerbsfähige Personalkosten« aufruft, halten wir dann doch für Wunschdenken der WiWo-Redaktion – oder sollte es sich um eine neue, ausgefeilte Kampfstrategie des Bundesfachbereichsvorstands handeln? Lange war unklar, ob es, wie von Aktiven im Fachbereich Handel gefordert, vor den Sommerferien noch zu Protesten, gar Streiks der Beschäftigten kommen würde. Am Ende fanden diese zeitgleich zum Aktionstag »Freitag, der 13.« statt, zu dem die »Aktion Arbeitsunrecht« regelmäßig ein be­sonders skandalöses Unternehmen küren lässt und öffentlich an den Pranger stellt. Unter dem Motto »Der Horror ist real« trat z.B. »der wahre Martin« von der »wirklichen SPD« auf, es gab ein »Endspiel für die real-Beschäftigten« gegen das Management, real-Punk gegen Metro-Jazz u.v.m. Ob dies die Generalprobe für eine Verbindung von ver.di, Beschäftigten, KundInnen und Engagierten in sozialen Bewegungen war?...” Siehe den Artikel von Anton Kobel , erschienen in express, Zeitung für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit: Ausgabe 7/2018
  • Karstadt/ Kaufhof: ver.di fordert Sicherheit für Beschäftigte durch Tarifverträge
    Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstandsmitglied der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), äußert sich zu Karstadt/Kaufhof wie folgt: „Die Beschäftigten sind durch die Meldungen in der Presse verunsichert und machen sich Sorgen. Wir fordern deshalb die Eigentümer auf, umfassend zum Sachstand zu informieren. Die Beschäftigten müssen bei einer möglichen Fusion der Unternehmen im Mittelpunkt stehen, einen wirksamen Schutz gibt es nur durch Tarifvertrag. Beschäftigungssicherung, Standortsicherung – nicht nur im Hinblick auf Doppelstandorte – und die Tarifbindung sind für ver.di und die Beschäftigten von größter Bedeutung.“” ver.di-Pressemitteilung vom 05.07.2018 externer Link
Siehe dazu auch unser Dossier:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=134206

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