Dienstag, 1. Oktober 2019

[Rezension] Deutsche Linke für Xi Jinping? Neuerscheinungen zu China



"Im Zuge der von der Trump-Regierung vom Zaun gebrochenen 
Welthandelskonfrontation USA-China gibt es bei einigen linken Autoren 
in Deutschland eine fast schon »klassische« Tendenz, sich auf die 
weltpolitisch »richtige« Seite zu stellen – und da dies auf keinen 
Fall die wie eh und je imperialistische und unter Trump immer 
unverfroren nationalegoistischer auftretende kapitalistische 
Hauptmacht USA sein kann, scheint sich die logische Notwendigkeit zu 
ergeben, geopolitisch und auch ideologisch für China Partei zu 
ergreifen. Zwei gerade erschienene Bücher von Jörg Kronauer und Werner 
Rügemer folgen mehr oder weniger dieser Logik. Sie erkennen Chinas 
Wandel zum Kapitalismus und unterscheiden sich somit von Strömungen in 
der deutschen Linken, die Chinas Entwicklung der letzten Jahrzehnte 
als ungebrochen sozialistisch einstufen.
Das Muster ist wahrlich nicht neu, sondern aus der kommunistischen 
Weltbewegung, verstärkt seit dem zwischen Maoisten und 
Moskautreuen/»Realsozialisten« in den 50er Jahren aufgebrochenen 
Schisma, äußerst vertraut. (...) Zwar wird das Land weiterhin von 
einer sich kommunistisch nennenden Parteidiktatur beherrscht, die alle 
Staatsapparate und gesellschaftlichen »Massenorganisationen«, darunter 
die Gewerkschaften, fest im Griff hat, aber es hat sich eine 
Klassengesellschaft mit extremen Ungleichheiten herausgebildet, deren 
Profiteure, die neue Bourgeoisie, Teil des Parteiführungsapparats 
sind. (...) Jenseits der Logik des kleineren Übels, der Kronauer und 
Rügemer folgen und nach dem der gezähmte Sino-Kapitalismus im 
Vergleich mit dem entfesselten US-geführten Kapitalismus des Westens 
vorzuziehen sei, sollte deshalb die weitergehende Frage nach 
Kapitalismus, Patriarchat und Umweltzerstörung überwindenden Visionen 
einer emanzipativen Gesellschaft gestellt werden." Buchbesprechung von 
Bodo Zeuner und Ingeborg Wick erschienen in express – Zeitung für 
sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit - Ausgabe 8-9/2019
http://www.labournet.de/?p=154835

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