Auch Michelle de Oliveira Santos hat zusammen mit ihrem Mann und ihrer Tochter in dem Wolkenkratzer gelebt. »Ich habe Schreie gehört, mir meine Tochter geschnappt und bin rausgerannt«, sagte die 35-Jährige dem »nd«. »Ich habe alles verloren, jetzt bin ich auf Spenden angewiesen.« Wie fast alle ihrer ehemaligen Nachbar*innen lebt die Friseurin jetzt in einem Camp, vor den immer noch rauchenden Trümmern des Gebäudes. Linke und zivilgesellschaftliche Gruppen haben zu einer Spendenaktion aufgerufen, trotzdem fehlt es den Besetzer*innen an fast allem.
Das Unglück entwickelt sich immer mehr zu einer politischen Debatte. Rechte Kräfte nutzen die Tragödie, um Stimmung gegen Wohnungslosenbewegungen zu machen. Der rechtsgerichtete Ex-Bürgermeister, João Doria, sieht die Schuld für das Feuer bei den Familien und bezeichnete die Bewegung als »kriminelle Vereinigung«. Auch in sozialen Medien brach der Hass über die als »Diebe« verunglimpften Besetzter*innen herein. Präsident Michel Temer, der regelmäßig über soziale Bewegungen hetzt und mit seiner neoliberalen Kahlschlagpolitik viele Rechte der armen Bevölkerung zerstört hat, besuchte am Folgetag den Unfallort, wurde dort jedoch von wütenden Demonstrant*innen vertrieben.
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