Den Beweis, dass es die nach 1989 von Kunstwissenschaft und Kunsthandel der BRD apostrophierte »DDR-Kunst« nicht gibt, treten gleich zwei Ausstellungen an, die unterschiedlicher nicht sein können und einfach nur jenseits aller ideologischer Hintergründe Kunst zeigen wollen. Sie widmen sich zwei ostdeutschen Altmeistern der Malerei, die heute im Brandenburgischen leben: Harald Metzkes und Ronald Paris.
In Friedrichshagen hat sich die Antiquarin Katrin Brandel zum 20-jährigen Jubiläum der von ihr betriebenen ZeitGalerie mit der Ausstellung »Metzkes – Harald Metzkes, Elrid Metzkes, Robert Metzkes – Malerei, Gobelin & Patchwork, Plastik« eine Künstlerfamilie ins Haus geholt, bei der auch verwandte Kunstauffassungen deutlich werden. Der 1929 geborene Harald Metzkes hat als Begründer und Hauptvertreter der Berliner Schule schon in den 60er Jahren von sich reden gemacht. Dabei geriet er in die Formalismusdebatte der DDR-Kulturstrategen. Als Student bei Wilhelm Lachnit war er auf Cézanne gelenkt worden, dessen Art der Malerei als nicht kompatibel mit dem Sozialistischen Realismus galt. Harald Metzkes setzte seinen künstlerischen Weg jedoch konsequent ohne Brüche und Experimente mit temporären Strömungen durch. Das ist auch an seinen neuesten Arbeiten erkennbar, die zumeist wie schon in den 60er Jahren eine verhaltene, erdig-braune Farbigkeit zeigen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Andenken an Ehefrau Elrid (1932–2014), mit der er bereits ab 1982 zusammen in Ausstellungen auftrat. Beide schlossen 1953 ihr Studium an der Dresdner Hochschule ab, sie im bauhausorientierten Fachbereich Industrielle Gestaltung, Atelier für Kleidung. Von Harald Metzkes sind unter anderem etliche Bilder zu sehen, auf denen sie dargestellt ist, zum Beispiel »Zwei Personen, zwei Staffeleien« (2008). Elrid Metzkes wandte sich mit dem Erwerb eines Hochwebstuhls dem bildnerischen Gestalten in Textil zu, erst im Gobelin, ab 1977/78 auch mit Patchwork und der aus dem Amerikanischen kommenden Quilttechnik. Aus der Serie »endlos« von 2004 ist ein farbenfroher, 98 mal 98 Zentimeter großer Quilt zu sehen, der mit ineinander verflochtenen Quadraten spielt. Was sich zum Beispiel auf Harald Metzkes‘ figurenreichen »Welttheater«-Gemälden als streng durchkomponierte, realitätsbezogene Personnage darstellt, äußert sich auf den Textilbildern von Elrid Metzkes abstrakt in fest gebauten, symmetrisch-geometrischen Konstruktionen. Mit der oft verwendeten Raute nahm die Künstlerin gern das Muster des Harlekins aus den Bildern ihres Mannes auf. Typisch für ihre Wandteppiche ist die Verarbeitung edler Stoffe, die kontrastreich, aber trotzdem harmonisch kombiniert sind.
Ab 1995 gesellte sich in Ausstellungen auch Sohn Robert, der ebenfalls in Dresden studiert hat, mit Plastik dazu. Seine Figuren in realistischer, beinahe griechisch-klassischer, die Volumina kompakt auskostenden Ausprägung präsentieren wie die Alltagsszenen des Vaters Momentaufnahmen. Aufgemalte Kleidung, Haare, Schuhe und ebenso wie die Skulptur in Terrakotta geformtes Beiwerk, wie Sofa, Stuhl oder Kissen, verstärken den Genre-Charakter und schaffen für Sekunden die Illusion einer Lebensechtheit. Harald Metzkes gehört nicht zu den Künstlern, die sich offensiv gesellschaftlichen Themen widmen. Seine Gesellschaftskritik war immer eher verhalten, hintergründig, eben »hinter der Maske« (»Januskopf«, 1977). Auch die Ausstellung in Friedrichshagen ist auf das private, sehr persönliche Sujet gerichtet.
Bei Ronald Paris ist das anders. Gerlinde Förster, Leiterin der Galerie Kunstflügel von Gedok Brandenburg, erinnerte in ihrer Laudatio an den Mut und die Haltung, die Paris erst unlängst mit seiner Stellungnahme zur »Ausstellung ›Hinter der Maske‹ und den nach wie vor nicht ad acta gelegten Anfeindungen von DDR-Kunst und Künstlerinnen und Künstlern« gezeigt habe. In der Neuen Galerie in Wünsdorf-Waldstadt hängen überwiegend Arbeiten der letzten zehn Jahre, vor allem Reiseeindrücke aus Südeuropa. Die Kunsthistorikerin analysierte Paris‘ Suche nach dem Dialog folgendermaßen: »Das Gegenüber ist für ihn auch die Natur. Es ist die Landschaft und darin der Mensch mit seiner Geschichte und den von ihm geschaffenen Lebensverhältnissen.« Dabei breche Paris »die Gesetze zentralperspektivischer Raumorganisation auf und verwandelt sie in seine multiperspektivisch angelegte Sichtweise. Durch diese Verfremdung gewinnt seine Bildrealität etwas Magisches.« Der Betrachter ist anders als bei Metzkes überwältigt von dem kontrastreichen Zusammenspiel satter Farben, von Häuserkuben, »dicht und streng hintereinander gestaffelt, eingebettet in die Berg- und Baumwelt verschiedener Landschaften«, so Förster.
»Metzkes«: bis 12. Mai, Mi–Fr 12–18 Uhr, Sa 10–13 Uhr, an den Feiertagen geschlossen, ZeitGalerie, Scharnweberstraße 59 in Berlin-Friedrichshagen, Telefon 030-6411160. »Ronald Paris«: bis 17. Juni, Do–So 10–17 Uhr, auch an den Feiertagen, Neue Galerie des Landkreises Teltow-Fläming, Gutenbergstraße 1 in der Bücherstadt Wünsdorf-Waldstadt, Zossen, Tel. 0333702-21810 oder 03371-6083600.
In Friedrichshagen hat sich die Antiquarin Katrin Brandel zum 20-jährigen Jubiläum der von ihr betriebenen ZeitGalerie mit der Ausstellung »Metzkes – Harald Metzkes, Elrid Metzkes, Robert Metzkes – Malerei, Gobelin & Patchwork, Plastik« eine Künstlerfamilie ins Haus geholt, bei der auch verwandte Kunstauffassungen deutlich werden. Der 1929 geborene Harald Metzkes hat als Begründer und Hauptvertreter der Berliner Schule schon in den 60er Jahren von sich reden gemacht. Dabei geriet er in die Formalismusdebatte der DDR-Kulturstrategen. Als Student bei Wilhelm Lachnit war er auf Cézanne gelenkt worden, dessen Art der Malerei als nicht kompatibel mit dem Sozialistischen Realismus galt. Harald Metzkes setzte seinen künstlerischen Weg jedoch konsequent ohne Brüche und Experimente mit temporären Strömungen durch. Das ist auch an seinen neuesten Arbeiten erkennbar, die zumeist wie schon in den 60er Jahren eine verhaltene, erdig-braune Farbigkeit zeigen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Andenken an Ehefrau Elrid (1932–2014), mit der er bereits ab 1982 zusammen in Ausstellungen auftrat. Beide schlossen 1953 ihr Studium an der Dresdner Hochschule ab, sie im bauhausorientierten Fachbereich Industrielle Gestaltung, Atelier für Kleidung. Von Harald Metzkes sind unter anderem etliche Bilder zu sehen, auf denen sie dargestellt ist, zum Beispiel »Zwei Personen, zwei Staffeleien« (2008). Elrid Metzkes wandte sich mit dem Erwerb eines Hochwebstuhls dem bildnerischen Gestalten in Textil zu, erst im Gobelin, ab 1977/78 auch mit Patchwork und der aus dem Amerikanischen kommenden Quilttechnik. Aus der Serie »endlos« von 2004 ist ein farbenfroher, 98 mal 98 Zentimeter großer Quilt zu sehen, der mit ineinander verflochtenen Quadraten spielt. Was sich zum Beispiel auf Harald Metzkes‘ figurenreichen »Welttheater«-Gemälden als streng durchkomponierte, realitätsbezogene Personnage darstellt, äußert sich auf den Textilbildern von Elrid Metzkes abstrakt in fest gebauten, symmetrisch-geometrischen Konstruktionen. Mit der oft verwendeten Raute nahm die Künstlerin gern das Muster des Harlekins aus den Bildern ihres Mannes auf. Typisch für ihre Wandteppiche ist die Verarbeitung edler Stoffe, die kontrastreich, aber trotzdem harmonisch kombiniert sind.
Ab 1995 gesellte sich in Ausstellungen auch Sohn Robert, der ebenfalls in Dresden studiert hat, mit Plastik dazu. Seine Figuren in realistischer, beinahe griechisch-klassischer, die Volumina kompakt auskostenden Ausprägung präsentieren wie die Alltagsszenen des Vaters Momentaufnahmen. Aufgemalte Kleidung, Haare, Schuhe und ebenso wie die Skulptur in Terrakotta geformtes Beiwerk, wie Sofa, Stuhl oder Kissen, verstärken den Genre-Charakter und schaffen für Sekunden die Illusion einer Lebensechtheit. Harald Metzkes gehört nicht zu den Künstlern, die sich offensiv gesellschaftlichen Themen widmen. Seine Gesellschaftskritik war immer eher verhalten, hintergründig, eben »hinter der Maske« (»Januskopf«, 1977). Auch die Ausstellung in Friedrichshagen ist auf das private, sehr persönliche Sujet gerichtet.
Bei Ronald Paris ist das anders. Gerlinde Förster, Leiterin der Galerie Kunstflügel von Gedok Brandenburg, erinnerte in ihrer Laudatio an den Mut und die Haltung, die Paris erst unlängst mit seiner Stellungnahme zur »Ausstellung ›Hinter der Maske‹ und den nach wie vor nicht ad acta gelegten Anfeindungen von DDR-Kunst und Künstlerinnen und Künstlern« gezeigt habe. In der Neuen Galerie in Wünsdorf-Waldstadt hängen überwiegend Arbeiten der letzten zehn Jahre, vor allem Reiseeindrücke aus Südeuropa. Die Kunsthistorikerin analysierte Paris‘ Suche nach dem Dialog folgendermaßen: »Das Gegenüber ist für ihn auch die Natur. Es ist die Landschaft und darin der Mensch mit seiner Geschichte und den von ihm geschaffenen Lebensverhältnissen.« Dabei breche Paris »die Gesetze zentralperspektivischer Raumorganisation auf und verwandelt sie in seine multiperspektivisch angelegte Sichtweise. Durch diese Verfremdung gewinnt seine Bildrealität etwas Magisches.« Der Betrachter ist anders als bei Metzkes überwältigt von dem kontrastreichen Zusammenspiel satter Farben, von Häuserkuben, »dicht und streng hintereinander gestaffelt, eingebettet in die Berg- und Baumwelt verschiedener Landschaften«, so Förster.
»Metzkes«: bis 12. Mai, Mi–Fr 12–18 Uhr, Sa 10–13 Uhr, an den Feiertagen geschlossen, ZeitGalerie, Scharnweberstraße 59 in Berlin-Friedrichshagen, Telefon 030-6411160. »Ronald Paris«: bis 17. Juni, Do–So 10–17 Uhr, auch an den Feiertagen, Neue Galerie des Landkreises Teltow-Fläming, Gutenbergstraße 1 in der Bücherstadt Wünsdorf-Waldstadt, Zossen, Tel. 0333702-21810 oder 03371-6083600.
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