la jornada).-
Das mexikanische Land ist kein beschaulicher Ort mehr, um in Kontakt
mit der Natur zu treten. Oder die Lebensform verschiedener
Gesellschaften kennenzulernen, die von dem abhängen, was die Erde
ihnen gibt. Es ist zu einem gefährlichen Ort geworden, begehrt von
verschiedenen Interessen, die sich in die Quere kommen: Energie- und
Rohstoffförderunternehmen, „Narcos“ [Mitglieder der Drogenkartelle],
Agroindustrie, Grundstücksgesellschaften und Bauherren von
Megaprojekten. Diese bedienen sich der Gewalt, um die
Landbewohner*innen zu vertreiben und sie ihrer Territorien und
Naturgüter zu berauben. Die Gewalt wird benutzt, um die Bevölkerung
gefügig zu machen und ihr Projekte aufzuzwingen, die von ihr
abgelehnt werden. Um Widerstände zu brechen,
Führungspersönlichkeiten und Widersacher*innen verschwinden zu
lassen und umzubringen. Die verbrecherischen Aktionen bereiten dem
kleinbäuerlichen Leben ein Ende. Der Staat ist durch Handeln und
Unterlassung verantwortlich für die Begründung und Ausweitung dieser
Gewalt.
Bäuer*in zu sein, ist heute ein Luxus. Leisten kann sich diesen
Luxus nur, wer Teil von Dorfgemeinschaften ist, die sich einen
starken und lebendigen Zusammenhalt mit eigenen Regierungsformen
und Schutzmechanismen bewahrt haben. Aber leider gibt es von
diesen Gemeinschaften jeden Tag weniger. Permanent werden sie
zudem von verschiedenen Invasoren bedrängt.
Bergbau und Gewalt sind untrennbar geworden
Bergbau und Gewalt sind untrennbar geworden. Der Bergbau macht
den Ejidos und Dorfgemeinden ihre Territorien streitig. Er
vereinnahmt das Wasser, zerstört die Hügel und Wälder, verseucht
die Umwelt und macht kleinbäuerliches Leben unmöglich. Mitunter
beauftragen die Bergbaukonzerne die „Narcos“ mit ihrer Sicherheit
und dem Transport der Edelmetalle. Das organisierte Verbrechen
entreißt den Dorfgemeinschaften zudem einen Teil des
Pachteinkommens, dass sie aufgrund der Besetzung ihrer Böden
erhalten. Gemeindebasierte Opposition steht den Auftragsmördern
der Drogenkartelle gegenüber. In verschiedenen Regionen sind die
Familien im Kontext des Bergbaus zum Verlassen ihrer Wohnorte
gezwungen worden.
Es gibt kleine Ejido-Landwirt*innen mit Produktionspotential und
Bewässerungslandwirtschaft in Bundesstaaten wie Sinaloa, Sonora,
Chihuahua und Tamaulipas. Sie hatten eine organisierte Vermarktung
ihrer Produkte erreicht und Initiativen für
Kreditgenossenschaften, Saatgutunternehmen, Düngemittelvertreiber,
Maschinenparks, Tankstellen und Speicher angestoßen. Sie sind
nicht nur durch eine Agrarpolitik zerstört worden, die darauf
angelegt war, die Großproduzenten und Handelsmultis zu
begünstigen. Sie haben genauso den Raub ihrer Ernten und den Mord
ihrer Führungspersönlichkeiten erlitten. Auf den Landwegen sind
sie wiederholt in die Hinterhalte des organisierten Verbrechens
geraten. Viele haben aufgrund der Unsicherheit, alleine die
Parzellen zu bestellen, ihre Tätigkeit als Landwirte aufgegeben.
Einige Bergbäuer*innen müssen die Drogenkartelle, die ihr
Territorium kontrollieren, benachrichtigen und um Erlaubnis
bitten, wenn sie Besuche von Fachkräften, Student*innen,
Kirchenmitgliedern erhalten oder auch nur ihre Gemeindefeste
feiern wollen. Andere mussten ihre durch die Gewalt der „Narcos“
und ihrer Häscher verwüsteten Dorfgemeinden und Böden verlassen.
Der landwirtschaftliche Strukturwandel mit seiner Ausrichtung auf
den Exportanbau mit Produkten wie Erdbeeren, Avocados, Zitronen
und verschiedenen Gemüsesorten ist in Bundesstaaten wie Jalisco,
Guanajuato, Michoacán und Baja California ebenfalls mit Gewalt
durchgesetzt worden. 2009 wurden mehr als zwei Millionen
Tagelöhner*innen im mexikanischen Landbau gezählt. Zusammen mit
ihren Familien ergibt das mehr als neun Millionen Menschen.
Verschiedene Unternehmen, die sich diesem Anbau widmen, der einen
intensiven Konsum von Wasser, Chemieprodukten, Kapital und
Arbeitskraft mit sich bringt, sind wegen der schlechten Behandlung
ihrer Arbeiter*innen angeklagt worden.
Viele Tagelöhner*innen leben wie Sklav*innen
Die indigenen Tagelöhner*innen, Migrant*innen aus der Triqui-,
Mixteco-, Wixarika- und Nahua-Bevölkerung, trifft es am
Schlimmsten. Sie leben zusammengepfercht in Siedlungen in der Nähe
der Plantagen – unter schlechtesten hygienischen Bedingungen und
den beim Anbau verwendeten Agrargiften ausgesetzt. In einem System
moderner Knechtschaft ohne Verträge, Arbeitsregelungen und
Sozialversicherung sind die Tagelöhner*innen
Ausbeutungsmechanismen unterworfen. Dies schließt Verkaufsläden
ein, bei denen sie „anschreiben“ können und deren Hauptgeschäft im
Verkauf von Drogen besteht, die helfen, die erschöpfenden
Arbeitstage auszuhalten. Wenn die Tagelöhner*innen mehr in der
Kreide stehen als sie an Lohn bekommen, dann werden sie zu
Sklav*innen. Denn sie können die Pflanzung nicht verlassen, bevor
sie ihre Schuld mit Arbeit abgetragen haben. Die Privatpolizei der
Unternehmen überwacht die Wege und bringt diejenigen zurück, die
versuchen, zu entfliehen.
Aus den Dorfgemeinschaften erzählen die Bewohner*innen, wie die
Invasoren ihrer Gemeinden Taktiken des Krieges niedriger
Intensität anwenden, um Widerstände zu brechen, den
innergemeindlichen Zusammenhalt zu zerstören, die Familien zu
schwächen und sich in den Gemeinden einzunisten. Jugendliche und
Kinder sind ihre Ziele. Die Drogenkartelle machen sie zu
“halcones” (Aufpasser) und danach zu einem Teil ihrer Struktur.
Die Mädchen werden gezwungen, sich zu prostituieren, aus Angst
oder Neugier. Werden sie [von den Eindringlingen] geschwängert, so
werden die Invasoren des Territoriums Teil der Familie. Die
Kuppler der Tagelöhner*innen organisieren in den
Transportlastwagen Partys und ermutigen mit Alkohol und Drogen zur
Promiskuität. Unternehmen und Kartelle verteilen unter den Kindern
Geld, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Diese neuen Generationen von
Männern und Frauen werden sich jeden Tag weniger ihren
Dorfgemeinden verpflichtet fühlen. Sie werden auf die neuen
Akteure setzen, ohne Widerstand zu leisten.
Das desaströse Resultat von 30 Jahren neoliberaler Politik, die
Projekte und Gesetzgebungen zu Extraktivismus und Energievorhaben,
der Krieg gegen den Drogenhandel, die Korruption und die
Straflosigkeit haben eine Situation auf dem mexikanischen Land
geschaffen, die das Überleben der Kleinbäuer*innen bedroht.
https://www.npla.de/poonal/alarmstufe-rot-auf-dem-mexikanischen-land/
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(Mexiko-Stadt, 21. April 2018,
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