Sonntag, 8. Februar 2015

Verstärkter Druck und laufend steigende Kosten - Kapitalistischer Alltag an deutschen Hochschulen

Recklinghausen (Korrespondenz), 07.02.15: Seit Jahren schnellen die Lebenshaltungskosten für Studierende nach oben. Allein für die Miete wenden Studierende im Durchschnitt 298 Euro auf - über ein Drittel ihres Monatsbudgets. Und jetzt sind wahrlich drastische Preissteigerungen für den öffentlichen Nahverkehrs in Nordrhein-Westfalen angekündigt. Das Durchschnittseinkommen der Studierenden liegt bei 876 Euro. Der BAFöG-Höchstsatz (1) liegt bei 670 Euro – das langt hinten und vorne nicht. Geldmangel ist einer der Gründe, warum es an Universitäten so wenig Kinder aus Arbeiterfamilien gibt. Von 100 Studierenden kommen 77 aus einer Akademikerfamilie (2). Am 5. Februar hatte der Allgemeine Studierenden-Ausschuss (ASTA) zu einer „INFO-Veranstaltung“ mit dem Vorstandsmitglied des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), José-Louis Castrillo, geladen. Über 400 Studierende waren ins AUDI Max der Duisburger Uni gekommen. Der VRR will eine Preiserhöhung des Semestertickets für Studierende von derzeit 114,36 Euro auf 126,36 Euro im Wintersemester 15/16 und dann bis 2019 jährlich eine Steigerung von 5 Euro auf insgesamt 158,70 Euro durchdrücken! Zugleich soll auch die bislang im Ticket enthaltene kostenlose Fahrrad- und Personenmitnahme gestrichen werden. Die seit Jahren betriebene Preiserhöhung um 3 bis 5 Prozent käme auch noch dazu. Als Begründung für die Erhöhung führte Herr Castrillo eine „dramatische Nutzungssteigerung“ an, die jetzt zu einer Lücke in der Finanzierung führen würde. Verstärkte Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs führt also zu höheren Kosten? Für den VRR ist das Semesterticket ein Erfolgsmodell, denn 50 Prozent der Kosten werden vom Bund, Land und Kommune getragen. Zudem bezahlen auch Studierende, die das Ticket nicht nutzen, dieses über die Semestergebühren als „Solidarmodell“ mit. Es gab Buhrufe, und Studierende hielten immer wieder mitgebrachte Plakate mit „Bitte beantworten Sie die Frage!“ in die Höhe. In der Diskussion fragte eine Studentin: „Wie viele von euch müssen arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren?“ Die große Mehrheit der Studierenden im Saal zeigte auf. „Und wie viele haben eine Gehaltserhöhung bekommen?“ Niemand meldete sich. Die Mehrheit der Studierenden lehnte das Ansinnen des VRR ab und verwies darauf, dass die Kosten nicht einfach auf die Studierenden abgewälzt werden können. Es war von Erpressung die Rede, gefolgt von dem Aufruf, auf die Straße zu gehen, denn die meisten können sich kein Auto leisten. Auch ein „Campus“-Journalist erhob seine Stimme und forderte Straßenproteste. Wie es weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen. Das ist kein Einzelfall, sondern Alltag an deutschen Unis. Verschultes Studium, erhöhter Druck und ständige Erhöhung der Kosten sind Methoden des Aussiebens von für den Kapitalismus brauchbarem Menschenmaterial. Leute, die möglichst wenig kritische Fragen stellen und sich den Profitinteressen pragmatisch unterordnen können. Dagegen wird Widerstand zur Pflicht. Wie wirklich erfolgreich und mit der Perspektive "echter Sozialismus" gekämpft werden kann, dass können Studierende bei der MLPD lernen und erleben. Dazu ist jeder Student und jede Studentin herzlich bei den Hochschulgruppen der MLPD willkommen. (1) (BAFöG = Bundesausbildungsförderungsgesetz. Hier handelt es sich um die Gelder, die Studierende vom Staat beantragen können, Anm. d.Red.) Quelle: 20. Sozialbericht des Deutschen Studentenwerks Artikelaktionen

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