Sonntag, 16. Februar 2014
Menschenrechte sind wichtig – Die Profite sind wichtiger
Ukraine, Russland, Syrien oder die Wächter über die Humanität bei uns
Von Günter Ackermann
Man fragt sich ernsthaft, ob die Rationalisierung des Pressewesens schon soweit geht, dass nur eine Hand voll Journalisten die Meldungen machen und die anderen schreiben nur ab oder quasseln im Radio und Fernsehen nur noch nach.
Da kommt im Regionalprogramm des Mittelwestdeutschen Rundfunks die Meldung, die Skilangläuferin Christl Schihstöckl aus Niederkufladen führe auch nach Sotschi. Sie habe die den letzten Winterspielen Platz 97 erreicht und rechne sich nun aus, Platz 81 zu schaffen. Der Sprecher fragt sie: „Was meinen Sie darüber, dass diese Spiele die teuersten aller Zeiten sind: „Ja m ei, schlimm. Aber mein Lieferant will für das Amphetamin nicht mehr haben.“ Klappe.
Bärbel Schmalzkaas, Eiskunstläuferin und Tochter des Besitzers der bekannten Quarkfabrik auf die Frage des Reporters, was sie davon halte, dass die Arbeiter ihren Lohn nicht regelmäßig bekommen hätten: „Ich finde das moralisch verwerflich. Zumindest manchmal hätten die doch die Euros sehen können. Bei uns jedenfalls ist es so. Russland ist eben kein Rechtsstaat.“
Und in Sternzacke-TV sagt der Riesenslalom-Läufer Alois Ziegenbart aus Oberhammelberg zur Frage, was er davon halte, dass Putin sich bombastische Spiele genehmigt habe: „Das finde ich schlimm. Immerhin laufen wir auf Bombastic-Skiern und die Skifirmen investieren Millionen. Denen gehört die Öffentlichkeit,“ sagt’s, dreht seine Skier so ujm, dass man den gr0ßen Firmenaufdruck sehen kann.
Jetzt soll man nicht glauben, diese oder ähnliche Meldungen seien vereinzelt – nein, auf allen Kanälen und immer und immer werden die gleichen oder ähnliche wiederholt. Gebetmühlenartig.
Auch entdeckte der Gerneraldackel der UNO, Ban Ki-moon, seine Sympathie für Schwule. Jedenfalls meinte er, dass es ein Verstoß gegen die Menschenrechte sei, wenn Schwule verfolgt würden. Im UNO-Mitgliedsland, Hätschelkind des Westens und Großkunde auch für deutsche Waffen, Saudi Arabien, kann es passieren, dass Schwule dem Henker übergeben werde oder – wie geschehen im Jahr 2007 – zu 7000 Peitschenhieben (in Worten: siebentausend) verurteil werden.
Aber nicht nur da. Im besten aller Vaterländer, in unserem, wurde noch 1984 der General Kießling aus der Bundeswehr gefeuert, weil er unter Verdacht stand, schwul zu sein. Ob er es war oder nicht, wurde nicht bekannt – und ist auch unwichtig.
In der BRD wurden allein in der Zeit von 1950 bis 1969 von deutschen Gerichten 50.000 Männer wegen Homosexualität in den Knast geschickt. Erst 1994 wurde der Schwulenparagraf 175 aufgehoben. Folglich wunden die Olympischen Spiele von München in einem Land abgehalten, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten wurden.
In Russland wurde jüngst ein Gesetz verabschiedet – auf Betreiben der russisch-orthodoxen Kirche – das sich gegen Schwule richtet. Aber nicht so, wie Ban Ki-moon in die Welt schwadronierte – die Presse laberte dann einfach nach. Die Duma hat nur ein Gesetz verabschiedet, dass Propaganda für Homosexualität bei Kindern und Jugendlichen verbietet. Über Sinn und Unsinn solch einer Bestimmung kann man streiten, aber z.B. Pornografie – schwul, lesbisch und stino – bei Minderjährigen ist bei uns ja auch verboten. Verstoß gegen die Menschenrechte?
An den Olympischen Spielen – Sommer- und Winterspiele – gibt es viel zu kritisieren. Ganz oben angefangen: Das IOC ist ein korrupter Verein und vergibt die Spiele an den Meistbietenden. Wer nicht genug zahlt, zahlen kann oder will, fällt durch. Denn die Spiele sind ein gigantisches Geschäft und da wollen die Oberolympioniken kräftig mit verdienen.
Auch die Politik – oder einzelne Firmen – benutzen sie zu Propagandazwecken. Allgemein bekannt ist, dass Hitler die Spiele von 1936 vor seinen Propagandawagen spannte. Aber auch die Spiele von München 1972 sollten der Welt zeigen, wie demokratisch und friedlich Deutschland sei. Dass dann der Schwarze September zuschlug, war nicht im Sinne der Regie.
1996 in Atlanta, USA, gabs dann die Coca Cola-Spiele. Der Ami-Brause-Konzern Coca Cola trug die Spiele faktisch aus und das in der Stadt seines Firmensitzes. Darüber regten sich die Gazetten nicht auf. Als dann am 27. Juli ein Bombenattentat verübt wurde, bei dem zwei Menschen getötet und 111 verletzt wurden, folglich die Sicherheitsvorkehrungen erhöht wurden, fand das allgemeine Zustimmung. Die US-amerikanische Presse ging soweit, dass sie eine Hetzkampagne gegen den Entdecker der Bombe startete, obwohl der damit Menschenleben rettete. Die Sicherheitsvorkehrungen in Sutschi aber ist es lt. Presse schlimm.
Was also soll das Propagandageschrei der gleichgeschalteten Massenmedien? Putin ist ebenso wenig ein Superdemokrat wie es die Merkel bei uns, der Hollande in Frankreich, Obama oder sonst wer ist. Die Merkel erpresst Griechenland, damit die Regierung z.B. die staatliche Telekommunikation für einen Appel und e in Ei an die deutsche Telekom verkauft – genannt Privatisierung; Hollande schickt die Fremdenlegion nach Afrika um dort für Ruhe und Ordnung zu sorgen – immerhin gilt es riesige Bodenschätze für französische Konzerne zu sichern; Obama lässt seinen Geheimdienst weltweit schnüffeln damit er dann auch Ziele für seine Drohnen zum Ermorden hat und Putin, na ja, der hat ne Olympiade (die hatte 1972 Bundeskanzler Brandt aber auch) und Putin hat das umstrittene Anti-Schwulen-Gesetz.
Putin ist der starke Mann eines Staates, in dem die Oligarchen sich auf Kosten des Volkes bereichern – die unsrigen tun es seit 150 Jahren und zettelten dabei zwei Weltkriege an. Aber, während der Säufer Jelzin, der schon mal bei Staatsbesuchen nicht wusste, wo er ist, steht Putin für den Teil der Oligarchen, die sich an den russischen Reichtümern selbst bereichern wollen. Bei Jelzin kamen ganze Kohorten von Goldsuchern westlicher Konzerne und wollten sich russisches Erdöl, Erdgas, Gold, Diamanten usw. unter den Nagel reißen. Dem Treiben machte Putin ein Ende. Unverzeihlich!
Die Medien beten aber all das herunter, was ihnen vorgegeben wird. Nicht nur die Springer-Presse, auch seriöse Zeitungen, wie FAZ, Süddeutsche usw. stoßen ins Horn. War es vor Jahrzehnten noch verständlich, wenn sie gegen die Russen hetzten, immerhin regierten dort die Erzfeinde der Konzerne, die Kommunisten, ist das heute anders.
Jetzt geht’s nicht um Ideologie, es geht um Handfestes, Dollars, Rubel, Euros und das, woraus die sind: Die Schätze des russischen Volkes. Die zu besitzen streiten sie sich und, weil Putin sie den Deutschbänkern , Wallstreet-Spekulanten und Hedgefonds nicht raus gibt, was sie so gern hätten, sind sie sauer und rufen: „Putin der Antidemokrat und Menschenrechtsverletzer.“
G.A.
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