Montag, 18. Juni 2012

Wut und Trauer über den Mord an Semanur Subay

Kraft für den Kampf gegen Frauenunterdrückung 17.06.12 - Am vergangenen Freitag demonstrierten in Berlin mehrere hundert Frauen und Männer unter dem Motto "Nein zur Gewalt an Frauen" zum Oranienplatz in Kreuzberg. Dort endete die Demonstration mit einer Schweigeminute für Semanur Subay, die am 4. Juni 2012 von ihrem Ehemann bestialisch ermordet worden ist. Die "CENI-Frauen" vom Kurdischen Frauenbüro für Frieden e.V. in Düsseldorf übermittelten der Roten Fahne ihre Stellungnahme mit der Bitte, sie zu veröffentlichen und sich international im Kampf gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zusammenzuschließen. "rf-news" dokumentiert die Pressemitteilung: "In der Nacht zum 4. Juni 2012 wurde erneut eine Frau auf brutalste Weise von ihrem Ehemann ermordet. Der Täter schlug und stach auf der Dachterrasse ihrer Wohnung in Berlin-Kreuzberg auf die 30-jährige Semanur Subay ein, ermordete sie, zerstückelte ihren Körper und warf ihre Leichenteile in den Innenhof des Wohnhauses. Obwohl Nachbarn die Polizei informiert hatten, kam jede Hilfe zu spät. Der Mord geschah vor den Augen der Polizei, der Nachbarschaft und der Kinder. Die sechs Kinder von Semanur Subay, im Alter zwischen 2 und 13 Jahren hatten den grausamen Mord an ihrer Mutter durch die Fensterscheibe der Dachterrasse mit ansehen müssen. Laut Angaben von Nachbarinnen und Bekannten hatte der Ehemann schon in der Vergangenheit immer wieder Gewalt gegen Semanur Subay angewandt und sie erniedrigt. Hiergegen hatte Semanur Subay sich gewehrt und wollte sich von dem Gewalttäter trennen. Für uns ist dies ein deutliches Zeichen, dass wir uns als Frauen und Fraueneinrichtungen noch besser organisieren und vernetzen müssen, um solche Morde und jegliche Form von Gewalt gegen Frauen wirksam verhindern zu können. Als Frauen, Freundinnen, Schwestern, Mütter, Nachbarinnen, Kolleginnen, Mitschülerinnen, Bekannte müssen wir den Hilferuf einer Frau ernst nehmen und bereits beim ersten Laut Unterstützung und Solidarität anbieten können. Wir sind wütend und traurig! Zugleich wissen wir, dass Morde und Gewalt an Frauen – wie der Mord an Semanur Subay – keine Einzelfälle sind, sondern systematisch verübt werden. Weltweit sterben mehr Frauen im Alter zwischen 14 und 44 Jahren durch Männergewalt als durch Unfälle, Krankheiten oder Kriege, wobei 70% aller ermordeten Frauen durch ihre Partner, bzw. Ex-Partner ermordet werden. ... Feminizid ist ein globales Phänomen, jedoch im Gegensatz zum Genozid, d.h. dem Völkermord, international immer noch nicht geächtet. ... Wir dürfen weder zulassen, dass Gewalt und Morde an Frauen verschwiegen und verharmlost wird, noch dass diese voyeuristisch aufbereitet und zur rassistischen Stigmatisierung benutzt werden. Vielmehr müssen wir unsere Trauer und Wut über den grausamen Mordes an Semanur Subay zum Anlass nehmen, noch stärker daran zu arbeiten, die internationale Solidarität unter Frauen in unserem Lebensumfeld und Alltag zu stärken, die Ursachen partriachaler Gewalt zu benennen und zu bekämpfen. Schluss mit den Frauenmorden – Schluss mit dem Feminizid!" Die MLPD unterstützt uneingeschränkt den internationalen Kampf gegen die Gewalt an Frauen als einem extrem empörenden Merkmal der besonderen Unterdrückung der Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft. Die MLPD hat sich für den Beschluss der ersten Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Venezuela eingesetzt, den 25. November - den Tag gegen die Gewalt an Frauen - als einen von drei gemeinsamen Kampftagen der internationalen Frauenbewegung zu begehen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat viele Gesichter - vom Mobbing im Betrieb über häusliche Gewalt bis zu Frauenhandel, Zwangsprostitution und Massenvergewaltigungen als 'Kriegswaffe'. Sie ist untrennbar mit den kapitalistischen Verhältnissen verbunden, gegen die es eine wachsende Rebellion von Frauen, Männern und Jugendlichen in aller Welt gibt. Nicht umsonst stehen die Frauen hier vielfach vornedran! Dies bekräftigten auch tausende kurdischer Frauen aus verschiedenen europäischen Ländern und ihre Gäste auf dem 8. Zîlan-Festival, das gestern im Amphitheater in Gelsenkirchen stattfand. An 15 Ständen, in Reden, Podiumsdiskussionen und Gesprächen kamen die brennenden Fragen des kurdischen Befreiungskampfes und besonders der Lage der Frauen und Kinder im Nahen Osten zur Sprache - und es wurde kräftig gefeiert, nicht zuletzt dank zahlreicher kurdischer Sängerinnen. Auch die Kleinen kamen nicht zu kurz. Eine der Rednerinnen sagte: "Wenn ein kurdisches Kind einen Stein wirft, bekommt es eine Freiheitsstrafe von mehr als seinem Alter. Wenn heutzutage ein sechs- oder sieben jähriges Kind ein V-Zeichen macht, wird sich dieses Kind keinen Schritt mehr zurückziehen.”

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