Dienstag, 17. Januar 2017

Zeitverträge: Entfristet uns!


"2,5 Millionen Menschen arbeiten mit einem befristeten Vertrag, fast 
immer ohne jede Sicherheit. Im Unternehmen sind sie machtlos, die 
Politik vergisst sie. (...) In Deutschland arbeiten Menschen zu 
niedrigen Löhnen, in Mini-Jobs, in Leiharbeitsfirmen ohne jede 
Regelmäßigkeit – trotz guter Konjunktur. Einen der größten Posten in 
der Statistik der atypischen Beschäftigung bildet aber die Befristung: 
2,5 Millionen Menschen in Deutschland hatten zuletzt einen Vertrag mit 
Ablaufdatum. Es ist eine der gebräuchlichsten Formen, Mitarbeiter 
zappeln zu lassen, jedes unternehmerische Risiko auf sie abzuwälzen. 
Aber die Empörung darüber ist auffällig still, selbst in den gängigen 
Echokammern der Wut: Die Facebook-Gruppe gegen Befristungen zählt 
gerade einmal 48 Mitglieder. Vielleicht liegt die Zurückhaltung ja 
daran, dass Zeitverträge vor allem junge Menschen unterschreiben 
müssen. 60 Prozent aller befristet Beschäftigten sind unter 35 Jahre 
alt, hatte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kürzlich 
errechnet; Azubis und Praktikanten nicht einmal mitgezählt. Die Jungen 
dürften ohnehin so beschäftigt damit sein, sich im Berufsleben mit 
allen ausdrücklichen und unausgesprochenen Regeln zurechtzufinden, 
dass ihnen gar nicht weiter auffällt, welche Ungeheuerlichkeit ihnen 
da untergejubelt wurde. Und der Chef hatte es sowieso als die große 
Chance verkauft. (...) Unternehmen sollen atmen, wie es heute so schön 
heißt, je nach Auftragslage Mitarbeiter sanft kommen und wieder gehen 
lassen, tiefenentspannt. Ein. Und aus. Und ein. Und aus. Und die 
moderne Behörde atmet natürlich mit. Aus. Und ein. Und aus. Und 
ein..." Artikel von Bernd Kramer vom 11. Januar 2017 bei der Zeit online
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2017-01/zeitvertraege-befristung-angestellte-arbeitnehmer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen