Montag, 8. Oktober 2012
Südafrika: 100.000 Bergarbeiter im Streik - weltgrößter Platinproduzent will 12.000 Streikende auf die Straße setzen
06.10.2012 - Der größte Platin-Produzent der Welt, Anglo American Platinum (Amplats) hat gegenüber rund 12.000 Minenarbeitern in Rustenburg die fristlose Kündigung ausgesprochen. Die Kumpel hatten wochenlang ihre Arbeitsaufnahme verweigert und sind trotz Erpressungen und Drohungen des Konzerns nicht eingefahren.
Mit unerhörter Brutalität gehen Konzern und Polizeikräfte gegen die Arbeiter vor. Den Beschäftigten sei per Mail oder SMS gekündigt worden, sagte einer der Streikführer, Gaddafi Mdoda. Polizei und Spezialeinheiten gingen schon seit Donnerstag mit Knüppel und Gummigeschossen gegen die Streikenden vor. Arbeiter verteidigen sich mit Stöcken. "Am Freitagmorgen wurde die Leiche eines Arbeiters entdeckt. Laut Streikführer Mdoda wurde er offenbar von einem Gummigeschoss tödlich verletzt. In dieser Woche starben bereits sechs Menschen während der Proteste", berichtet vor wenigen Stunden "südddeutsche.de".
Anglo American hatte stets die Meldungen ausgegeben, dass die große Mehrheit der Arbeiter wieder arbeiten würde. Das war offensichtlich gelogen. Sie fürchteten eine weitere Ausbreitung der selbständigen Streikwelle nach dem Massaker von Marakina, bei dem 34 Arbeiter von Polizeikräften erschossen wurden. Jetzt ließ die Konzernzentrale offizell in Johannesburg verlautbaren: "In vier Platinminen ist so wenig Personal anwesend, sodass die Produktionsprozesse in diesen Industriebetrieben seit Wochen nicht aufrecht erhalten werden konnten." Inzwischen berichtet die südafrikanische Nachrichtenagentur, dass über 100.000 Kumpel auf vielen Zechen streiken.
Durch die selbständigen Kämpfe der Kumpel in den Platin- und auch Goldminen in Südafrika sind die internationalen Konzerne im Land schwer unter Druck geraten. Die Kreditwürdigkeit von Banken, Telekommunikationskonzernen und Kommunen wurde durch die Ratingagentur Moody‘s bereits herabgestuft. Der Streik droht die internationale Produktion empfindlich zu treffen. Platin ist ein unverzichtbares Metall für die Herstellung von Katalysatoren in der Autoindustrie. Allein Anglo American nannte als Ausfall durch die Kämpfe eine Höhe von 700 Millionen Rand (64 Millionen Euro).
Übrigens besucht derzeit Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler Südafrika, um im Auftrag deutscher Konzerne eine "langfristige Rohstoffpartnerschaft" anzustreben. Als Vorbild nannte er die bereits guten Partnerschaften zur Mongolei und Kasachstan. Bis zur Stunde war kein Wort des Protestes von ihm zu lesen. Stattdessen schwafelt
er von den guten langjährigen Beziehungen zwischen deutschen Konzernen und der südafrikanischen Regierung. Genauso hatte die deutsche Regierung im letzten Jahr die Erschießung von rund 70 Ölarbeitern am 16. Dezember in Kasachstan schweigend übergangen.
Den mutigen Bergarbeitern gehört unsere Solidarität. Ein Minenarbeiter aus Rustenburg erklärt in einer kurzen Mail an die Zeitschrift “SÜDAFRIKA – Land der Kontraste”, dass sich die Kumpels im “Kriegszustand” befinden und man den “Feinden” nicht nachgeben wird.
Die Kumpel in Südafrika zeigen, welche Kraft die Bergarbeiter im Kampf gegen das allein herrschene internationale Finanzkapital darstellen und dass sie eine Kerntruppe des internaionalen Industrieproletariats sind. "Millionen Kumpel werden eine Macht...", heißt es in der Bergarbeiterhymne, die vor vier Jahren bei dem 2. Internationalen Bergarbeiterseminar erstmals ertönte. Im kommenden Jahr werden sich Bergarbeiterdelegationen aus aller Welt zur 1. Internationalen Bergarbeiterkonferenz in Peru treffen.
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