Montag, 22. Oktober 2012

Drogenkrieg bald auch in Europa?

Spanische Staatsanwaltschaft warnt vor möglicher Ausweitung und Konkurrenz kolumbianischer und mexikanischer Kartelle auf dem europäischen Markt Von Alexandra Cardozo amerika21.de, 20. Okt 2012 Madrid. Die zunehmende Konkurrenz kolumbianischer und mexikanischer Drogenkartelle um die internationalen Handelsrouten und Absatzmärkte könnte nach Einschätzung spanischer Sicherheitsbehörden und Staatsanwaltschaft auch in Europa zu verstärkten Auseinandersetzungen führen. Nach Recherchen der Tageszeitung El Pais zeige dabei vor allem das mexikanische Sinaloa-Kartell in den letzten Jahren eine erhöhte Präsenz auf der iberischen Halbinsel. Spanien gilt als die wichtigste Durchgangstation für Kokain aus Kolumbien in die europäische Union. In den letzten drei Jahrzehnten hatten in erster Linie kolumbianische Drogenkartelle, zusammen mit Mafiagruppen in der Region Galizien im Nordwesten des Landes die Atlantikroute des internationalen Kokainhandels kontrolliert. Der Chef der spanischen Polizeieinheit gegen Drogenhandel und organiertes Verbrechen (Udyco), Eloy Quirós, verglich gegenüber El Pais das Auftreten des Sinaloa-Kartells in Spanien mit der Ablösung der kolumbianischen Kartelle als bestimmende Kräfte des Drogenhandels in Lateinamerika in den letzten Jahren. "Es war absehbar, dass sie eine ähnliche Strategie verfolgen, die sie bereits in Lateinamerika angewandt haben", erklärte Quirós. Im Juli hatte die spanische Polizei im Hafen von Algeciras (Cádiz) 373 Kilogramm Kokian sichergestellt und in diesem Zusammenhang Jesús Gutiérrez Guzmán, den Cousin des Sinaloa Anführers, Joaquín Archivaldo Guzmán festgenommen. Unter den Festgenommen befanden sich auch der Anwalt und Aktivist der mexikanischen Regierungspartei PRI, Rafael Humberto Celaya Valenzuela. Im August stellten spanische Sicherheitskräfte auf dem Frachter El Nikolay rund 3000 Kilogramm Kokain noch vor der Ankunft am Zielhafen in Galizien sicher. Die Herkunft des in gefrorenem Fruchtfleisch verpackten Kokain sei nach Angaben der Behörden eindeutig dem Sinaloa- Kartell zuzuordnen. Obwohl im Zuge des El Nikolay-Falls auch kolumbianische Staatsbürger festgenommen worden waren, sieht der spanische Oberstaatsanwalt des Sonderbereichs Antidrogen, José Ramón Noreña, keine Anhaltspunkte für eine Kooperation zwischen kolumbianischen und mexikanischen Kartellen auf dem europäischen Markt. Vielmehr setze die Sinaloa darauf, die ehemaligen Verbündeten der kolumbinischer Drogenmafia in Galizien für ihre Zwecke abzuwerben. "Im Moment sieht es so aus, dass sie versuchen um Territorien und die Aufteilung von Einflusszonen zu konkurrieren", erklärte Noreña gegenüber El Pais. Nach Berichten des Drogensekretariats der Organisation der Vereinten Nationen (UNODC) haben sich die Absatzmärkte für den internationalen Kokainhandel im letzten Jahrzehnt massiv gewandelt. Während der Kokainkonsum in den USA bereits seit den 1990er Jahren rückläufig ist, hat sich der europäische Konsum gegenteilig massiv erhöht. Zudem sind auf dem europäischen Markt nach offiziellen Zahlen der UNODC höhere Gewinnspannen möglich. Einen noch tiefgreifenderen Wandel haben Produktion und Absatz von Kokain erlebt. Angetrieben von der Militarisierung der Antidrogenpolitik in Lateinamerika, lässt sich eine zunehmende Ausdifferenzierung und Spezialisierung der Kokainökonomie diagnostizieren. Während in Kolumbien vor allem paramilitärische Gruppen weiterhin die Weiterverarbeitung der Kokablätter zu Paste und Endprodukt kontrollieren, haben mexikanische Kartelle mit den Routen durch Zentralamerika und die Karibik in die USA wesentliche Teile des Transports und Vertriebs untereinander ausgekämpft. Der Anbau des Rohstoffs ist zwar zumindest nach offiziellen Zahlen der UNODC durch die Ausweitung von Satellitenüberwachung und gezielte Zerstörung von Kokaplantagen in Kolumbien zurückgegangen, jedoch im weitgehend selben Maße im Nordosten Perus angestiegen. URL: http://amerika21.de/nachrichten/2012/10/65184/sinaloa-spanien

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