Montag, 15. Oktober 2012

Nach der „Abwahl“ der Revolution in Nikaragua (25. Februar 1990):

Das schon besiegte Analphabetentum erhob wieder als demokratische Errungenschaft sein Haupt. Leserbrief zum Artikel der Genossin Ljubow Pribytkowa: Von: Ulrich aus Nikaragua Kommunisten-online am 13. Oktober 2012 – Immer sind diese Artikel der Genossin ermutigend und auffrischend. Wer den Mut verloren hat, kann ihn hier wieder finden. Das kenn ich auch aus der Zeit als die sandinistische Volksrevolution „abgewählt” wurde – hier in Nikaragua. Mit ein „bisschen” Contra-Terror und 50000 Kriegsopfern, Blut und Tränen kam dann endlich so eine „Demokratie” zu Stande. Bahn frei dem Tüchtigen – das heißt, dem der Geld hat natürlich. Das wäre sonst ja noch mal schöner. Profit über Alles und diesmal sogar noch dazu endlich ohne Scham und Feigenblatt. Das war so richtig „in”. „Ich bin ein Ausbeuter – und?” Das Kollektive wurde nahezu zum Verbrechen, das Private wurde gottähnlich. Subventionen wurden des Teufels. Die sozialen Subventionen natürlich. Nicht die für kapitalistische Absahner. Nun ja, nach dem der volltrunkene Hexensabbat genug wie rasend und wahnsinnig um das goldene Kalb herum getaumelt war, kam bald das raue Erwachen im schmerzhaften Kater der rauen Realität. Krise, Arbeitslosigkeit, Bankrotte, Armut. Darunter leidet der Sklave der seine Befreiung nicht erkämpfen will. Da war aber dann nichts mehr zu machen. Die gesamte von der Revolution aufgebaute Industrie, wurde entweder mutwillig (sic) zerstört oder sie kam unter der Gier nach sofortigem Gewinn unmittelbar unter den Hammer. Nach vier Jahren war das Vieh der Landgenossenschaften verschwunden, die metall-mechanischen Betriebe waren größten Teils in Bankrott gegangen, ebenso die Textilindustrie, die Handelsflotte mit zehn Schiffen (für so ein kleines Land auf eigenem Meeresistmuj ganz schön viel), wurde zu Schrott gemacht, die sowjetischen Lastwagen des Größten und Wichtigsten, des Bauministeriums, wurden mit dem Schneidbrenner in Stücke geschnitten und als Schrott verkauft. Also mit Schneidbrenner und Demokratie machte man das, was man mit Contra-Söldnern, Terror, Bomben und Granaten nicht zu Wege gebracht hatte. Die Eisenbahn (Das gegenwärtig fortschrittlichste Transportmittel überhaupt) kam auch auf den Schrott – ganz und gar. Dafür bekamen wir als angenehme Beigabe die Kindernutten auf der Strasse zuhauf, Obdachlose in Massen, die man aus ihren Häusern vertrieb, weil die Revolution sie ihnen gegeben hatte. Kriminelle Straßengangs auch zuhauf, Einkaufszentren auch zuhauf – da können aber nur 15 Prozent der Bevölkerung hingehen. Das schon besiegte Analphabetentum erhob wieder als demokratische Errungenschaft sein Haupt. Kindergärten, die es für Alle gegeben hatte – wurden als unnötig abgeschafft – durch die Bank. Ach ja, fast hätte ich die vielen neuen Prachthotels vergessen – wahre Paläste, aber nichts für Hans Bohne, wie man hier so schön sagt (Juan Frijoles). Hier in Nikaragua gibt es ein Sprichwort: Das Schlechte bleibt nicht aus, nur weil es auch was Gutes hat. Das „Gute”? Die Himmelsteins natürlich! Da flogen die Leninbände haufenweise auf den Müll. Erst hatte man sie sich aus Opportunismus angeschafft, ohne sie zu verstehen und dann entledigt man sich derselben auch aus Opportunismus, noch Mal blöd im Unwissen über den ungemeinen Wert dieser Literatur. Himmelsteins landauf, landab! Das staunt der Laie, aber nicht der Fachmann, sprich der wissende Kommunist. Endlich sieht man nämlich wer ist. Das ist ein Prozess, von dem wir lernen sollten. Dieses Geschleim, das eine gallerartige Masse da besitzt, wo ehrenhafte Menschen ein Rückrat haben, diese gehässig bellenden Kläffer, die den stolzen frei geblieben Vetter, den Wolf, um seine Würde beneiden – und je mehr sie ihn beneiden, um so mehr kläffen sie mit ihren schlechten hündischen Gewissen , damit ihr (neuer) Herr nur ja nicht auf die Idee kommt, man sei abtrünnig, dieses macabre Gesockse bekennt endlich Farbe. Wir sind sie los aus unseren Reihen. Sie haben genug Schaden angerichtet. Das ist das Gute an unserer Niederlage. Und da kann ich nur sagen, mit Anlehnung an My Fair Lady: „Warts nur ab, du Früchtchen, wart`s nur ab …!” Solche wie die helfen uns klarer zu sehen und da liegt schon der neue Keim für eine neue Revolution und die wird besser. Immer! Wir haben diesmal die Gelegenheit von den Himmelsteins gelernt zu haben. Das nächste Mal werden sie es bedeutend schwerer haben. Die Revolution lernt immer dazu, weil sie nichts zu verlieren, aber Alles zu gewinnen hat. Die Verräter, Opportunisten und Trittbrettfahrer bleiben immer Dieselben – die lernen nie was dazu. Nie! Es gibt deswegen keinen Zweifel: Es wird wieder eine neue noch bessere Sowjetmacht geben. Himmelsteinfrei! Meine Grüsse an die Genossin Pribytkowa. Ulrich aus Nikaragua

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