Montag, 8. Oktober 2012

Der Bluff – oder Wie man angeblich die Frauenrechte stärkt

Von Gerd Höhne Kommunisten-online am 3. Oktober 2012 – Da haben die Narren aus den Bundesländern doch wirklich eine Initiative gestartet, die – glaubt man der Propaganda – die Emanzipation der Frau im geeinten Deutschland nun auf eine neue, eine höhere Qualität erhebt: Der Bundesrat beschloss, SPD und die von der CDU geführten Bundesländer Sachsen und Saarland, dass demnächst in den Aufsichtsräten mindestens 40% Frauen sein müssen. Die oberste Saarländerin, die Dame Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU,) verkündete sogar: „Eine gesetzliche Quote sorgt dafür, dass sich die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz verändern, beispielsweise durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, durch flexiblere Arbeitszeiten oder durch verstärkte Fortbildungsmaßnahmen“. Na wenn das nicht was ist, was dann? Da sorgt sich also die Frau Ministerpräsidentin des Saarlandes um die Karrierechancen der Frauen. Wirklich? Oder worum geht es? Zunächst einmal. Worum es nicht geht: Es geht nicht darum, dass weibliche Arbeiterinnen bei gleicher Qualifikation und gleicher Arbeit auch die gleiche Entlohnung bekommen, wie ihre männlichen Kollegen. Es geht auch nicht darum, das Ungleichgewicht an joblosen Frauen im Verhältnis zu den männlichen Arbeitslosen zu verbessern und es geht auch nicht darum, Frauen zu neuen (normalen) Jobs zu verhelfen. Und noch nicht einmal geht es darum, in allen Unternehmen im mittleren und oberen Management diese Quote durchzusetzen. Sondern man will vorerst nur 20% und Jahre, danach 40%, Posten in Aufsichtsräten der großen DAX-Konzerne mit Frauen auszustatten. Das sind eben mal 30 der umsatzstärksten Konzerne. Man kann also davon ausgehen, dass es sich hier eben mal um höchstens 200 bis 300 Aufsichtsratsposten handelt. Und dafür so ein Theater? Was soll das Gerede von besseren Bedingungen für Frauen, Kindergärten und so. Diese brauchen solche Spitzenmanagerinnen mit Sicherheit nicht. Wenn es diese Posten gäbe, dann wären diese Frauen längst aus dem gebärfähigen Alter heraus und falls nicht, könnten sie sich ein Kindermädchen leisten. Die weiblichen Bürokräfte, die Sekretärinnen und Sachbearbeiterinnen benötigen diese Plätze und nicht die Frauen in der Chefetage. Aber die ganze Diskussion geht nur um letztere. Wenn diese Quote überhaupt jemandem nützt, dann dem Teil der Frauen aus der Großbourgeoisie, die nicht nur stoppen gehen, auf Parties feiern oder als Jetset um die Welt düsen, sondern in Papas Firma Karriere machen wollen. Hier wird ein Scheinproblem aufgebauscht um die wirklichen Hintergründe zu überdecken. Nicht Gleichberechtigung von Mann und Frau soll errecht werden, sondern das Renommierbedürfnis einiger Dämchen aus den Einkommensklassen von mehreren Millionen Euro aufwärts. Dass hier alle Bundestagsparteien mitmischen, verwundert mich nicht. Die Geister scheiden sich aber an der Herangehensweise. Die Klientel-FDP findet es eine Zumutung, wenn der Staat in die Belange der Deutschen Bank, Siemens oder sonst wo rein regiert. Deren Personalentscheidungen sollen nach wie vor deren Sache bleiben. Wo kämen wir da auch hin? Bei der Einstellung von Spitzenleuten fängt es an und bei den konkreten Geschäften hört es auf. Igitt. Der Staat hat den Konzernen zu gehorchen und nicht die Konzerne dem Staat. Der „linke“ Teil der CDU, die SPD, Grüne und die Gysi-Truppe sind da weniger pingelig. Aber am Verwirrspiel um die Frauenquote sind sie dabei. Besinnen wir uns mal darauf, was einst Clara Zetkin sagte: „Wir erkennen gar keine besondere Frauenfrage an - wir erkennen keine besondere Arbeiterinnenfrage an! Wir erwarten unsere volle Emanzipation weder von der Zulassung der Frau zu dem, was man freie Gewerbe nennt, und von einem dem männlichen gleichen Unterricht - obgleich die Forderung dieser beiden Rechte nur natürlich und gerecht ist - noch von der Gewährung politischer Rechte. Die Länder, in denen das angeblich allgemeine, freie und direkte Wahlrecht existiert, zeigen uns, wie gering der wirkliche Wert desselben ist. Das Stimmrecht ohne ökonomische Freiheit ist nicht mehr und nicht weniger als ein Wechsel, der keinen Kurs hat. Wenn die soziale Emanzipation von den politischen Rechten abhinge, würde in den Ländern mit allgemeinem Stimmrecht keine soziale Frage existieren. Die Emanzipation der Frau wie die des ganzen Menschengeschlechtes wird ausschließlich das Werk der Emanzipation der Arbeit vom Kapital sein. Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeit in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen.“ Clara Zetkin Oder Friedrich Engels: „Eine wirkliche Gleichberechtigung von Frau und Mann kann nach meiner Überzeugung erst eine Wahrheit werden, wenn die Ausbeutung beider durch das Kapital beseitigt und die private Hausarbeit sozialisiert worden ist.“ Wir Kommunisten fragen weder nach Rassen- noch nach Geschlechtsunterschieden in der Gesellschaft, sondern richten uns nach den realen, den sozialen Klassen. Und da ist eben eine Frau der Bourgeoisie ein Teil des Klassenfeindes – uns interessieren die Frauen und Männer des Proletariats, also der Klasse der Besitzlosen und Entrechteten, die nichts zu verkaufen haben als ihre Arbeitskraft. Diese Menschen schaffen den Reichtum der Gesellschaft, der ihnen nicht gehört, sondern sich von der Bourgeoisie angeeignet wird. Ob das ein Mann oder eine Frau ist, ist gleichgültig, Bourgeois bleibt Bourgeois. Eine Arbeiterfrau leidet ebenso unter den Zwängen des Kapitalismus wie ihr Mann und ihre Kinder – männliche und weibliche. Ebenso leiden ihre Familien, die mit Hartz IV leben müssen. Was interessieren uns da die Girlies und Dämchen der Kapitalisten? Wenn die keinen Posten in Aufsichtsräten bekommen, ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen nicht schlimmer als wenn 40% Frauen in den Aufsichtsräten der Großkonzerne viel Geld verdienen. Um zu zeigen, dass Frauen ebenso Großkapitalisten sind, wie Männer, ein Beispiel: Maria-Elisabeth Schaeffler Wir erinnern uns: Frau Maria-Elisabeth Schaeffler gehört gemeinsam mit ihrem Sohn der Schaeffler-Konzern mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach. Die Schaeffler-Gruppe ist Autozulieferer, zu ihr gehört INA, FAG, LuK, Hydrel und weitere Firmen. Im Konzern arbeiten 74.000 Menschen zur Mehrung des Reichtums der Schaefflers. Vor ein paar Jahren wollten die Schaefflers sich den Reifen-Konzern Continental AG aneignen. Mit einem lukrativen Angebot an die Conti-Aktionäre versuchten sie die feindliche Übernahm – und gewannen. Soweit, so gut. Aber sie hatten sich übernommen und waren jetzt auf einmal überschuldet. Ihr Imperium drohte einzustürzen. Frau Schaeffler, als wackere neoliberale, hatte immer Staatsgelder abgelehnt, jetzt aber wollte sie aus einmal das Geld vom Staat. Sie fand Unterstützung bei der Spitze der IG-Metall. Bekannt wurde sie für ihre Tränen, die sie vergoss, als ihr der Betriebsrat und die Gewerkschaft einen erheblichen Lohnverzicht anboten um das Unternehmen zu retten. Rührend eigentlich. Das ist wohl der einzige Unterschied zu einem Mann. Hätte nämlich ein Mann Schaeffler geflennt, jeder hätte das als Verhöhnung oder Heuchelei empfunden. Frau Schaeffler Krokodilstränen gingen durch die bürgerlich Presse. Maria-Elisabeth Schaeffler, geb. Kurssa wurde 1941 in Prag geboren. Da dort nach dem Krieg alle Kollaborateure und Nazis enteignet wurden, siedelt die Familie nach Wien über. Dort arbeitete der Papa bei der US-Besatzungsmacht als „Finanzberater“ (sic!), danach war er Generaldirektor der Ersten Allgemeinen Versicherungs AG, danach bei deren Nachfolgerin Generali. Die Familie Kurssa waren schon im 19. Jahrhundert reiche Kapitalisten in der K&K-Monarchie. Der Urgraßvater von Maria-Elisabeth Schaeffler war Mitbesitzer des damals größten Automobil- und Motorratherstellers in der Donaumonarchie. Sein Unternehmen ist heute unter dem Namen Skoda bekannt und gehört zu VW. Maria-Elisabeth Schaeffler studierte zunächst in Wien Medizin, lernte aber dann den deutschen Großfabrikanten Georg Schaeffler kennen. Sie erkannte, dass sie nicht zur Ärztin berufen ist und heiratete Schaeffler. Als dieser 1996 starb, übernahm die „lustige Witwe“ (Die Zeit; Süddeutsche Zeitung) den Konzern. Unter ihr wurde der Kugellagerhersteller FAG in Schweinfurt übernommen und dann eben auch Conti in Hannover. Hier hatte sich die Dame Schaeffler verhoben und prompt kam die Forderung nach Staatsknete um der Dame und ihrem Anhang weiterhin ihr Vermögen zu sichern. Aber zu offenkundig war gezockt worden und es war sehr unpopulär, also zierten sich die Regierenden etwas. Finanziert war das alles auf Pump ubd jetzt machten die Banken Druck. Offenbar hatte die Commerzbank, die das alles finanziert hate, Frau Scheffler in die Falle rennen lassen und wollte sich nun deren Konzern aneignen. Selbst als die IG-Metall entdeckte, dass sie und Frau Schaeffler sich in Zukunft doch sehr lieben werden, änderte das nichts. Aber Lohnverzicht durch den Betriebsrat ließ die Chefin in Tränen der Rührung ausbrechen. „Tränenmilliardärin“ nannte sie spöttisch eine große Boulevardzeitung. Das Beispiel dient dazu, um aufzeigen zu können, dass das Geschlecht nichts mit der Einschätzung des Tuns und Handelsn einer/eines Bourgeois ändert. Na ja, die Tränen wären bei einem Mann noch lächerlicher gewesen. Aber das ist eine andere Frage. Wir Kommunisten sind der Meinung, dass es sehr wohl eine Benachteiligung von Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft gibt. Die Ursache liegt darin, dass im Kapitalismus die reine Verwertbarkeit als Arbeitskraft zur Ausbeutung zählt. In einer Gesellschaftsordnung, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruht, kann es keine Gleichheit geben. Und auch, dass die altrömische Maxime „Divide et impera“ (teile und herrsche) in großem Maße Anwendung findet. Das macht dann auch ein Teil der feministischen Bewegung mit, die den Mann als einen natürlichen Gegner der Frau betrachtet. Wir halten uns das an Clara Zetkin: „Nur in der sozialistischen Gesellschaft werden die Frauen wie die Arbeit in den Vollbesitz ihrer Rechte gelangen.“ Die Scheindiskussion um Posten und Pöstchen in den Chefetagen der Konzerne ist nicht unsere Sache, sollen sie die Kapitalisten doch untereinander darum streiten – männliche wie weibliche. Ob ein Ausbeuter dem einen oder anderem Geschlecht angehört, ist unwichtig: Klassenfeind sind sie beide. G.H.

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