Deutsch-französischer Menschenrechtspreis für Angehörige von Verschwundenen
Gemeinsame Pressemitteilung von Brot für die Welt und Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko
Berlin, 24. März 2021. Die Bewegung für unsere Verschwundenen in Mexiko (Movimiento por Nuestros Desaparecidos en México, MNDM) erhält den deutsch-französischen Menschenrechtspreis Gilberto Bosques. Die Mitglieder der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko, darunter Brot für die Welt, begrüßen die Auszeichnung als Anerkennung für die mexikanische Zivilgesellschaft, vor allem für die Familien der Opfer. Ihrem beharrlichen Drängen ist es zu verdanken, dass dieses Verbrechen internationale Aufmerksamkeit gefunden hat und nicht mehr vertuscht werden kann. „Die Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen ist ein wichtiger Beitrag dazu, Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen“, sagt Grace Fernández von der Bewegung für unsere Verschwundenen in Mexiko. „Der Preis zeigt, dass die internationale Gemeinschaft die gravierende Problematik in Mexiko anerkennt und die Anstrengungen der Familienangehörigen würdigt.“
Laut offiziellen Angaben gelten in Mexiko etwa 80.000 Personen als verschwunden. Die allermeisten – 98 Prozent – verschwanden nach 2006. In dem Jahr erklärte der damalige Präsident Felipe Calderón den Drogenkartellen den Krieg. Die Identifikation der gefundenen menschlichen Überreste aus etwa 4.000 Massengräbern geht nur langsam voran. Juristische Fortschritte sind vor allem dem Wirken zivilgesellschaftlicher Organisationen wie den diesjährigen Preisträger:innen zu verdanken. Auf Druck der Zivilgesellschaft verabschiedete der mexikanische Kongress 2017 etwa ein Gesetz gegen das Verschwindenlassen, mit dem eine Nationale Suchkommission geschaffen wurde. Derzeit wird ein „Außerordentlicher Mechanismus zur forensischen Identifizierung“ gegründet. Dieser soll mit internationaler, auch deutscher, Unterstützung zur Klärung der Identität der Toten beitragen.
„Erst auf Druck der Familienangehörigen hat die mexikanische Regierung dieses Verbrechen in den Blick genommen. Ohne die Bewegung für unsere Verschwundenen in Mexiko wäre dies nicht geschehen“, betont Melanie Bleil von Brot für die Welt. Der seit Ende 2018 amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador ist auf die Angehörigen Verschwundener zugegangen und hat ihnen seine Unterstützung versprochen. Doch bis heute verschwinden täglich im Schnitt zehn Personen in Mexiko. „Angesichts Tausender Verschwundener in Mexiko fordert die Bewegung zurecht internationale Unterstützung bei der Aufklärung dieses Verbrechens“, so Bleil weiter.
Den undotierten
Menschenrechtspreis verleihen die Botschaften Deutschlands
und Frankreichs seit 2013 an mexikanische Organisationen
oder Persönlichkeiten, die sich in dem lateinamerikanischen
Land für Menschenrechte, Frieden, Gerechtigkeit und
Solidarität einsetzen. Benannt ist der Preis nach dem
mexikanischen Diplomaten Gilberto Bosques, der während des
Zweiten Weltkriegs tausenden Verfolgten des Nazi- und des
spanischen Franco-Regimes den Aufenthalt in Mexiko
ermöglichte. Besondere Erwähnungen erhielten in diesem Jahr
zudem der emeritierte Bischof von Saltillo, Monseñor Raúl
Vera für sein Lebenswerk und Yésica Sánchez Maya von der
Menschenrechtsorganisation Konsortium für parlamentarischen
Dialog und soziale Gleichheit Oaxaca (Consorcio para el
Diálogo Parlamentario y la Equidad Oaxaca) für ihren Einsatz
für Frauenrechte. Die Bewegung für unsere Verschwundenen in
Mexiko besteht aus 72 Familienkollektiven und
Organisationen, die sie begleiten. Auf eigene Faust suchen
vor allem Frauen nach Hinweisen zu ihren Angehörigen. Sie
setzen sich für eine effektive Prävention, lückenlose
Aufklärung und konsequente Strafverfolgung ein.
-- Die
Preisverleihung findet am Freitag um 21 Uhr (MEZ) statt
und wird live über den Facebook-Kanal der Deutschen
Botschaft in Mexiko übertragen (www.facebook.com/EmbajadaAlemanaCiudaddeMexico)
--
Kontakt für weitere Informationen:
Renate Vacker, Pressesprecherin Brot für die Welt,
Tel.: 030 65211 1833, renate.vacker@brot-fuer-die-welt.de
Tobias Lambert, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko, Tel.: +49 (0)157 - 71 73 08 93, presse@mexiko-koordination.de
-- Wir bitten Doppelsendungen zu entschuldigen. --
Die Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko ist ein Netzwerk von:
Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, Amnesty International Deutschland e.V., Brot für die Welt, CAREA e.V., Initiative Mexiko, Mexiko-Initiative Köln/Bonn, México vía Berlin, Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Missionsprokur der deutschen Jesuiten, Missionszentrale der Franziskaner, Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V., Pacta Servanda e.V., Partner Südmexikos, e.V., pax christi Kommission Solidarität Eine Welt, Promovio e.V. und Zapapres e.V.
Chiapas98 Mailingliste
JPBerlin - Mailbox und Politischer Provider
Chiapas98@listi.jpberlin.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen