Chile. Erklärung von subversiven und anarchistischen Gefangenen zum Beginn ihres Hungerstreiks in Chile.
Ursprünglich veröffentlicht von Abolition Media Worldwide. Deutsche Übersetzung von Bratislav Metulski.
Öffentliche Erklärung zum Beginn des Hungerstreiks
An die Bevölkerungen, Individuen, Gemeinschaften und Territorien im Kampf und im Widerstand.
An diejenigen, welche gegen diese Gegenwart der Unterdrückung und des Elends rebellieren.
An unsere Familien, Freund*innen, Kompliz*innen, Compañerxs und Lieben auf der ganzen Welt.
An alle!!!
Heute, Montag, 22. März, um 00:00 Uhr, die Gefangenen des sozialen Krieges, in Santiago de Chile:
–Mónica Caballero Sepúlveda im Frauengefängnis von San Miguel.
–Marcelo Villarroel Sepúlveda,
–Joaquín Garcia Chanks,
–Juan Flores Riquelme,
–Juan Aliste Vega im C.A.S., der zwar dabei ist, aber angesichts seiner medizinischen Situation nicht streikt, und zwar ausschließlich im Hochsicherheitsgefängnis.
–Francisco Solar Dominguez in der Hochsicherheitsabteilung.
–Pablo Bahamondes Ortiz,
-Jose Ignacio Duran Sanhueza,
-Tomas González Quezada und
-Gonzalo Farias Barrientos in den Modulen 2 und 3 des Betriebsgefängnisses von stgo 1, beginnen wir eine Mobilisierung mit den Eigenschaften eines flüssigen Hungerstreiks auf unbegrenzte Dauer zur Forderung von:
-die Aufhebung des Artikels 9 und die Wiederherstellung des Artikels 1 des Gesetzesdekrets 321!!!!
-die Freilassung des Compañeros Marcelo Villarroel und aller subversiven und anarchistischen Gefangenen sowie der Gefangenen der Befreiungsbewegung der Mapuche und des Aufstandes!!!
Es darf schlicht und ergreifend keine Rückwirkung bei der Änderung des Gesetzes geben, welches die „bedingte Entlassung“ regelt.
Und dass es sich dabei wieder um ein erworbenes Recht des Inhaftierten handelt und nicht um eine Leistung, wie sie derzeit vom Gesetz vorgesehen ist, dauerhaft umgewandelt nach der Staatsräson, um diejenigen, welche gegen die Normalität des Bestehenden kämpfen, gefangen zu halten.
Diese Änderung verschärft die Zugangsvoraussetzungen für eine sogenannte bedingte Entlassung erheblich und erstreckt sich in einigen Fällen über Jahrzehnte – davon betroffen ist eine große Anzahl von Gefangenen, denen ihre Haftstrafe zum Dauerzustand wird. Auf der anderen Seite ignoriert sie, dadurch dass sie rückwirkend gilt, ihre eigene Legalität, nämlich die der Eigentümer dieser kranken Welt, welche die ständige Anwendung politisch-rechtlicher Irrwege demonstrieren, mit deren Hilfe sie die Armen und Rebell*innen unter Tonnen von Zement und Gefängnismetall begraben.
Diese schändliche juristisch-politische Zumutung berührt und betrifft heute unmittelbar unseren Compañero Marcelo Villarroel Sepúlveda, der in 2 langen Haftperioden seit mehr als 25 Jahren für Aktionen gegen den Staat und das Kapital in den späten 80er, den 90er und 2000er Jahren inhaftiert ist. Dem Staat genügte es nicht, weitreichende Strafen zu verhängen, sondern er rechtfertigt und verstärkt ein neues Rechtssystem, wobei er die Urteile der alten und faulen Militärjustiz aufhebt, Marcelos Antragsfristen, welche auf das Jahr 2019 festgelegt waren, derart abändert, dass er erst im Jahr 2036 seinen Antrag stellen kann, wobei er willkürlich eine getarnte ewige Haftstrafe gegen ihn verhängt, mit dem Ziel, ihn für mehr als 40 Jahre im Gefängnis zu halten, in Anbetracht der gesamten Zeit, die er verschleppt wurde.
Seit der Gefangenschaft während Jahrzehnten, Jahren und Monaten, seit gestern und heute, haben verschiedene Generationen von Genoss*innen mit jeder viktimisierenden Vorstellung, welche den Gefangenen mit einem passiven Subjekt gleichsetzt, das ständig dem Willen seines Entführers unterworfen ist, gebrochen und wir positionieren uns, um zuzuschlagen, indem wir unsere Körper als Schlachtfelder benutzen um von dort aus das durch die Gefangenschaft auferlegte tägliche Leben nach außen und nach innen zu bekämpfen.
Der Transit durch das Gefängnis ist eine Erweiterung unserer Lebensoption, in welcher das bewusste Handeln für die totale Befreiung danach strebt, die Reflexion in der Affinität von Ideen zu konkretisieren, die sich in Aktionen, Kämpfen und Widerstand als antiautoritäre Praxis widerspiegeln; unsere Entscheidungen verkörpern sich in subversiven Ereignissen, hier setzen wir das Beste von jedem einzelnen Teil ein: Individuen, Zellen, Kollektive und jegliche antagonistische Initiative, um den Staat und seine gesamte Maschinerie der Unterdrückung, der Kontrolle und des Todes als artikulierendes Getriebe der Kontrolle und der systematischen Unterwerfung von Leben zu konfrontieren.
Hier, innerhalb Ihrer Mauern, sind wir noch unendlich weit davon entfernt, besiegt worden, geschweige denn einsam zu sein, so wie Sie das gerne hätten. Wir sind nach wie vor aufsässig, frei und würdevoll.
Heute kämpfen wir wieder mit unseren Körpern als Waffen gegen diejenigen, welche die Rebellion, die Würde, die Liebe und die Solidarität einkerkern und unter Zement begraben wollen. Die autoritäre Polizeigesellschaft hat ein Gefängnis-Panoptikum erschaffen, in dem sie seit jeher diejenigen Wesen einsperrt, welche sich gegen ihren sogenannten sozialen Frieden erheben. Sie haben Strafstrukturen geschaffen, welche die physische und psychische Kontrolle anstreben und versuchen, das Sein zu reduzieren, aus Angst vor der brutalen Gewalt der Isolation und der Kerkermeister, aber kein Gefängnis mit seinen eingezäunten Mauern, Gittern, maximaler oder hoher Sicherheitsstufe, noch bewaffnete Lakaien wird in der Lage sein, diejenigen zu unterwerfen, welche ihr ganzes Leben der Sache der totalen Befreiung verschrieben haben.
Diese Mauern werden niemals imstande sein, unsere Träume zum Verstummen zu bringen, noch wird unser rebellisches Wesen die unkontrollierbare Flut widerspenstiger Existenzen aufhalten, welche sich vereinigen und gegen jegliche Art von Regierung vorgehen.
Ebenso schlagen wir als unmittelbare Dringlichkeit die Beendigung der Präventivhaft als Strafinstrument gegen diejenigen vor, denen Handlungen im Zusammenhang mit der permanenten Revolte vorgeworfen werden, wobei die angebliche Unschuldsvermutung während der Ermittlungszeiträume verwehrt wird und sie auf diese Weise als schuldig behandelt werden, indem ihnen ausgedehnte Präventionshaft bis zum Zeitpunkt der Verurteilung oder Vollstreckung der Strafe auferlegt wird.
Wir lehnen auch die derzeitige Gültigkeit der Verurteilungen durch die nazifaschistische chilenische Militärjustiz ab, welche in den Jahrzehnten, in denen Marcelo Villarroel und Juan Aliste angeklagt und verurteilt wurden, unter Folter und ohne das Recht auf Verteidigung formuliert und auf internationaler Ebene weitgehend sanktioniert wurden. Ungeachtet der Tatsache, dass Chile im Jahr 2010 aufgrund internationalen Drucks die Möglichkeit der Verfolgung von Zivilist*innen durch Militärstaatsanwälte änderte, bleiben die früheren Verurteilungen und insbesondere die aus den 1990er Jahren trotz breiter internationaler Kritik und Ablehnung in Kraft.
Ebenso kennen und unterstützen wir die Forderung der Mapuche, die ILO-Konvention 169 für die Situation der Peñi und Lamngen, die wegen ihres Kampfes inhaftiert sind, anzuwenden.
Diese gemeinsame Mobilisierung ist der Zusammenschluss verschiedener Praktiken und informeller Tendenzen, welche sich im Gefängnis befinden, und zwar als eine lebendige Kontinuität eines langen kollektiven Widerstands und auch ein offener Aufruf an alle solidarischen Milieus und an alle, welche sich gegen das Gefängnis und die Unterdrückung positionieren, ein aktiver Teil dieses Kampfes zu werden, der allen gehört, und von dort aus ermutigen wir jegliche Art von Initiativen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln und unabhängig davon, wo wir uns befinden, um konkrete Fortschritte in dieser neuen Mobilisierung zu erzielen, welche wir als einen notwendigen und dringenden Schritt im Anti-Gefängnis Kampf unternehmen.
Inmitten dieser Lawine von Restriktionen, welche mit der Pandemie auf internationaler Ebene begründet werden, rufen wir auch alle verwandten Ausdrucksformen in der ganzen Welt dazu auf, sich so zu artikulieren, wie sie können und wollen, wobei einzig und allein die Vorstellungskraft eine Grenze darstellt.
Mit allen Geflüchteten, würdevollen Gefangenen, die sich im Kampf befinden, Familien, welche Widerstand leisten, mit subversiven, autonomen, libertären, anarchistischen und aufrührerischen Erinnerungen.
Mit allen Brüdern und Genossinnen, die im Kampf gefallen sind.
Solange es Elend gibt, wird es Rebellion geben!!
Tod dem Staat und lang lebe die Anarchie!
Netzwerke weben, Kompliz*innenschaft vervielfachen, die aufständische und subversive Offensive schreitet voran!
Weder schuldig noch unschuldig, permanenter Aufstand!!
Gegen jede Autorität, Selbstverteidigung und Solidarität!!!
Für die Ausweitung der Solidarität mit den Gefangenen des sozialen Krieges, der Revolte und der Befreiung der Mapuche!!!
Lasst die Gefängnisse platzen!
Für die Aufhebung des Artikels 9 und die Wiederherstellung des Artikels 1 des Gesetzesdekrets 321!!!!
Marcelo Villarroel und alle subversiven Gefangenen, Anarchist*innen, des Mapuche-Aufstandes und der Befreiung: auf die Straße!
Monica Caballero Sepúlveda
Marcelo Villarroel Sepulveda
Joaquin Garcia Chanks
Juan Flores Riquelme
Juan Aliste Vega
Francisco Solar Domínguez
Pablo Bahamondes Ortiz
Jose Duran Sanhueza
Tomas González Quezada
Gonzalo Farias Barrientos
Bis zur Zerstörung der letzten Bastion der Gefängnisgesellschaft!!
Bis zur totalen Befreiung!!
quelle: enough is enough14
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