Dossier
“Tausende Lehrkräftestellen können nicht besetzt werden – und die Schülerzahlen werden Prognosen zufolge in den kommenden Jahren weiter steigen. In einigen Bundesländern unterrichten bereits Hunderte Seiteneinsteigerinnen und -einsteiger. Die Bundesländer haben es verpasst, den Generationenwechsel in den Lehrerzimmern zu organisieren: Überall herrscht Lehrkräftemangel. Die GEW Berlin meldet, 41 Prozent der neueingestellten Lehrkräfte seien Quereinsteigerinnen und -einsteiger, in Sachsen sind es 52 Prozent, an den dortigen Grundschulen sogar 66 Prozent. Um neue Klassen zu bilden und neue Stellen einzurichten, müssten Experten zufolge mehrere Milliarden Euro investiert werden. Die GEW hat der Politik bereits ein konkretes Maßnahmenpaket vorgelegt – inklusive Forderungen wie die Bezahlung aller Lehrkräfte mindestens nach A13 und eine schrittweise Reduzierung der Pflichtstundenzahl. Zudem wird die „E&W“ den bundesweiten Lehrkräftemangel in einer neuen Länderserie mit Reportagen und Hintergrundberichten in den kommenden Monaten ausführlich thematisieren.” GEW-Themenseite vom Oktober 2017 – siehe dort die E&W 11/2017 zum Schwerpunkt “Lehrkräftemangel” und hier dazu:
- Lehrkräftemangel: GEW Bayern weist Piazolo Paket und Arbeitszeitverlängerung vehement zurück!
“Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Bayern lehnt eine Arbeitszeitverlängerung an den Grund-, Mittel-, und Förderschulen entschieden ab und fordert Lösungsvorschläge endlich anzupacken! Es ist mittlerweile jedem Menschen, der an Schulen arbeitet klar, dass Bayern ein ernsthaftes Problem damit hat, die Unterrichtsversorgung an Grund-, Mittel- und Förderschulen aufrecht zu erhalten. Dies scheint nun auch das Kultusministerium verstanden zu haben und den Lehrkräftemangel anzuerkennen. (…) Die GEW schlug gebetsmühlenartig Maßnahmen vor, um Unterrichtsqualität zu sichern und die Gesundheit der Lehrkräfte zu schützen und zu erhalten (…) „Die verzweifelten Versuche des Kultusministeriums, die Unterrichtsversorgung mit fachfremdem Personal, mit noch nicht fertig ausgebildeten Lehrkräften, mit Umschulungsmaßnahmen sowie mit dem Slogan ‚Vor jeder Klasse steht ein Lehrer‘ (Piazolo) sicher zu stellen, sind nun gescheitert“, stellt Johannes Schiller, Sprecher der Landesfachgruppe Sonderpädagogische Berufe und Mitglied im Hauptpersonalrat fest. Das Kultusministerium kündigt nun an, die Antragsteilzeit für Lehrkräfte auf ein Mindeststundenmaß von 23 bzw. 24 Unterrichtsstunden anzuheben und den Antragsruhestand künftig erst ein Jahr später, also ab dem 65. Lebensjahr zu genehmigen. Zudem sind Freistellungsmodelle wie das Sabbatjahr nicht mehr möglich. Die Unterrichtspflichtzeit der Grundschulkolleg*innen wird vorübergehend um eine Stunde pro Woche erhöht. Ausnahmen gibt es für schwerbehinderte und gleichgestellte Kolleg*innen. Dazu Ruth Brenner, die Vorsitzende der GEW-Landesfachgruppe für Grund- und Mittelschulen und Mitglied im Hauptpersonalrat: „Die Personalvertretungen wurden über diese Maßnahmen nicht informiert. Dies ist schlicht rechtswidrig. Aber nach dem Motto: „Was kümmert mich eine Personalvertretung, ich sorge mich ja auch nicht ums Personal‘ kann sich das Kultusministerium anscheinend alles erlauben.“ Auch wenn Kultusminister Piazolo betont, dass all diese Vorgaben nur vorübergehenden Charakter haben, ist die Botschaft klar. Statt Arbeitsentlastungen anzubieten, wird noch mehr Arbeitsleistung von den Lehrkräften gefordert! Die der Gesundheit förderlichen Arbeitszeitregelungen wie Teilzeit, Antragsruhestand oder das Sabbatjahr werden weiter eingeschränkt oder komplett eingestampft. Kolleg*innen, die nicht mehr können, werden die Perspektiven auf Entlastung nahezu vollständig genommen…” Pressemitteilung vom 09.01.2020 , siehe dazu auch:- Bei Mangel Mehrarbeit. Personalnot in Bayern: Mindeststundenzahl an Grundschulen soll steigen. Gewerkschaft GEW kritisiert Kultusministerium“Lehrer sind Mangelware in Deutschland. Um den Schulbetrieb dennoch aufrechtzuerhalten, zeigen sich die Kultusminister der Länder kreativ. Michael Piazolo (Freie Wähler), Kultusminister von Bayern, stellte vergangene Woche Dienstag in einer Pressemitteilung seinen Plan vor: Grundschullehrer sollen mehr und länger arbeiten. Die Bildungsgewerkschaft GEW ist empört über seine Vorschläge…” Artikel von Bernd Müller in der jungen Welt vom 14.01.2020
- Bündnis will Lehrermangel in Sachsen-Anhalts Schulen mit Volksbegehren beenden: Startschuss zur Unterschriftensammlung für mehr Schul-Personal
“Ab dem 8. Januar 2020 können sich die Menschen in Sachsen-Anhalt aktiv für eine Verbesserung der Personalausstattung an den Schulen einsetzen. Das Bündnis „Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben!“ hat ein Volksbegehren auf den Weg gebracht, das durch verbindliche Personalschlüssel eine verlässliche Anzahl von Lehrkräften, pädagogischen Mitarbeiter*innen und Schulsozialarbeiter*innen an den Schulen sicherstellen soll. Innerhalb eines halben Jahres müssen etwa 170.000 Unterschriften von Wahlberechtigten aus Sachsen-Anhalt gesammelt werden, damit der vorgeschlagene Gesetzentwurf im Landtag zur Abstimmung gestellt wird. (…) Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt und Sprecherin im Bündnis, unterstrich die Bedeutung eines erfolgreichen Volksbegehrens für eine positive Entwicklung an den Schulen: „Überall im Land stöhnen die Schulen über großen Personalmangel. Natürlich liegt das auch daran, dass es keine verlässlich vorgegebenen Zahlen für die Ausstattung des Schulsystems bei einer bestimmten Schülerzahl gibt. Das ermöglicht dem Bildungsminister und der Landesregierung, die Bedarfe willkürlich zu kürzen, den Mangel umzuverteilen sowie zukünftige Ausbildungs- und Einstellungszahlen kleinzurechnen. Unser Gesetzentwurf macht mit diesen unverantwortlichen Spielereien Schluss. Er schreibt feste Größen für das so dringend benötigte Personal vor. Davon werden zukünftige Schülergenerationen deutlich profitieren.“…“ Meldung vom 08.01.2020 bei der GEW Sachsen-Anhalt und Unterschriftenbögen auf der Aktionsseite “Den Mangel beenden – Unseren Kindern Zukunft geben!” bei betterplace.org - Bildungsgewerkschaft zur Lehrkräfteprognose der KMK: Der Bedarf ist deutlich höher
“Der Bedarf an Lehrkräften ist deutlich höher als die jetzt von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegten Zahlen . Darauf hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hingewiesen. „Wenn die politischen Vorhaben wie Inklusion und Ganztag umgesetzt werden sollen, müssen deutlich mehr Lehrkräfte ausgebildet und eingestellt werden als von der KMK prognostiziert. Die am Dienstag veröffentlichten PISA-Ergebnisse haben zudem gezeigt, dass fast 20 Jahre nach dem PISA-Schock das Kardinalproblem des deutschen Bildungssystems, die enge Kopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft, immer noch nicht gelöst ist. Im Gegenteil: Der Lehrkräftemangel verschärft das Problem“, betonte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe am Freitag in Frankfurt a.M. „Um hier voran zu kommen, ist eine länderübergreifende Anstrengung notwendig. Dass die Länder dem im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vereinbarten ‚Nationalen Bildungsrat‘ eine Absage erteilt haben, ist ein falsches Signal und deutet auf ein völlig inakzeptables ‚Weiter so‘ hin.“ (…) Um das Lehramt an Grundschulen attraktiver zu machen, müssen sich die Länder ein Beispiel etwa an Berlin nehmen und die Grundschullehrkräfte nach A13 (Beamte) und E13 (Angestellte) bezahlen – und an den Schulen zusätzlich Sozialarbeiter und Erzieherinnen einstellen.“ Dies gelte auch für Lehrkräfte an Haupt-, Real- oder Gesamtschulen beispielsweise in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die ebenfalls schlechter bezahlt werden als etwa Lehrkräfte an Gymnasien…“ GEW-Pressemitteilung vom 06.12.2019 - Lehrkräftemangel: Die Ruhe nach dem Sturm?
“In der öffentlichen Diskussion ist es wieder ruhiger geworden um den Lehrkräftemangel. An vielen Schulen hat man sich irgendwie arrangiert. Doch das Problem ist überhaupt nicht gelöst – im Gegenteil. Für eine verlässliche Aussage über die bundesweiten Lehrkräfteeinstellungen zum laufenden Schuljahr ist es noch zu früh. Zusammenfassende Statistiken werden erst in einigen Monaten vorliegen. Es ist aber schon abzusehen, dass die Einstellungen deutlich hinter dem zurückbleiben, was geplant war – und erst recht hinter dem, was wünschenswert und notwendig ist. Dazu muss man wissen, dass in der Statistik Tausende Kolleginnen und Kollegen mitgezählt werden, die als Vertretungslehrkräfte ohne Ausbildung befristet vor die Klassen gestellt werden. Nicht überall liegen dazu valide Zahlen vor. Die GEW Hessen hatte zum Stichtag 1. Januar 2019 exakt 5.761 solcher Fristverträge ermittelt. Bezogen auf Vollzeitstellen entsprach dies einer Befristungsquote von 6,6 Prozent…” GEW-Meldung vom 18.11.2019
- Lehrermangel in NRW: “Ändert endlich die furchtbaren Arbeitsbedingungen”
“… Es fehlen nicht deshalb Lehrer, weil es nicht genug Lehramtsstudenten gibt. Es fehlen Lehrer, weil der Beruf für Einsteiger durch und durch unattraktiv ist. Als ehemaliger – der Transparenz halber: im Examen gescheiterter – Referendar stehe und stand ich in Kontakt mit diversen Lehren und Referendaren. Ihre und meine Erfahrungen ergeben ein eindeutiges Bild: Die Arbeitsbedingungen im Lehramt sind furchtbar. Belastung und Burn-Out stehen auf der Tagesordnung. Keine andere Berufsgruppe in Deutschland ist so stark davon betroffen wie die der Lehrer. Der richtige Weg heraus dem Lehrermangel und hinein in eine bessere Bildungslandschaft wäre deswegen eine Entlastung der Lehrkräfte. Denn momentan arbeiten Lehrer und Lehrerinnen entgegen der öffentlichen Wahrnehmung zwischen 50 und 70 Stunden in der Woche. Überstunden und Arbeit am Wochenende oder bis spät in die Nacht gehören zum Alltag. Zu – je nach Schulform – 26 bis 28 Stunden Unterricht in der Woche kommt die Vorbereitung zuhause, die mindestens genau so viel Zeit in Anspruch nimmt. Notengebung, Elterngespräche, Klassenarbeitskorrektur, Konferenzen etc. kommen noch oben drauf. Dazu kommt noch die psychische Belastung. Denn das täglich Auftreten vor hunderten Schülern ist oft anstrengend. Egal wie gut und durchdacht ein Lehramtsstudium ist, auf diese Berufsrealität kann es in keinem Fall vorbereiten…“ Kommentar von Jan-Hendrik Gerdener vom 15.11.2019 in Neue Westfälische Zeitung online
- GEW: „Lehrkräftemangel dramatisch – kein gutes Zeugnis für Kultusministerien“. Bildungsgewerkschaft schlägt 10-Punkte-Programm gegen Lehrkräftemangel vor
“„Der Lehrkräftemangel an den Schulen in Deutschland ist weiterhin dramatisch. Damit stellen sich die Kultusministerien kein gutes Zeugnis aus. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) schlägt ein 10-Punkte-Programm vor. Sie bietet den Ländern die Zusammenarbeit an, um Lösungsstrategien für die verfahrene Situation zu entwickeln und umzusetzen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe mit Blick auf den bundesweiten Einstellungstermin für Lehrkräfte am 1. Februar. Auch im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2018/19 blieben tausende Stellen unbesetzt. Am stärksten sei der Mangel an Grund- und Förderschulen sowie beruflichen Schulen. Zudem seien mehrere Tausend Quer- und Seiteneinsteiger eingestellt worden, das sind Menschen, die kein Lehramtsstudium haben. Ohne diese Maßnahme wäre die Mangelsituation noch deutlich zugespitzter. „Der Lehrkräftemangel ist keine Eintagsfliege. Wenn jetzt nicht effektiv gegengesteuert wird, verschärft sich die Situation bis 2025, ja 2030 sogar noch“, betonte Tepe. Zeitgleich zum Einstellungstermin liefen die Tarifverhandlungen für die im öffentlichen Dienst der Länder Beschäftigten. „Wir erwarten ein deutliches Zeichen: Die Bildungsminister müssen gegenüber den Finanzern klar stellen, dass der Lehrerberuf materiell attraktiver werden muss“, sagte Tepe. „Mit unserem 10-Punkte-Programm legen wir ein Maßnahmenbündel vor, das kurz-, mittel- und langfristig greift“, unterstrich die GEW-Vorsitzende. Die Kultusministerien müssten aktuell zusätzliche Quer- und Seiteneinsteiger werben, um die Lücken zu schließen. Dies sei der Preis dafür, dass über Jahre zu wenige Lehrkräfte insbesondere für das Grundschullehramt ausgebildet worden seien. „Die Quer- und Seiteneinsteiger müssen qualifiziert werden, bevor sie in die Schulen kommen. Dort müssen sie sofort berufsbegleitend nachqualifiziert und durch Mentoringprogramme unterstützt werden. Dafür brauchen wir bundesweit einheitliche Standards“, erläuterte die GEW-Vorsitzende die notwendigen Rahmenbedingungen. „Das ist auch im Interesse der Quer- und Seiteneinsteiger: Sie sollen nach dieser Qualifizierung und mit entsprechender Berufserfahrung den anderen Lehrkräften gleichgestellt und ebenso wie diese bezahlt werden.“ Die Lehrkräfte, die die Quer- und Seiteneinsteiger in der Schule in ihrer Ausbildung unterstützen, müssten entlastet werden. Nur so könne die Qualität des Unterrichts gesichert werden…” GEW-Pressemitteilung vom 31.1.2019
- GEW Berlin: Angehende Lehrkräfte besser bezahlen
“Berlin verliert zu viele angehende Lehrkräfte auf ihrem Weg durch Lehramtsstudium und Referendariat. Nur 50 Prozent der ursprünglichen Bewerber*innen für das reguläre Referendariat in Berlin treten ihren Vorbereitungsdienst auch an. Dieser Verlust ist besonders schmerzhaft, da Berlin auch in der aktuellen Einstellungsrunde wieder knapp die Hälfte aller Neueinstellungen nicht mit ausgebildeten Lehrkräften besetzen kann. Nur etwa 550 Personen werden am 4. Februar ihr reguläres Referendariat beginnen. „Die Abwendung vom Referendariat hat in Berlin vielfältige Ursachen. So sind die hohen Mieten und die fehlenden Kinder-Betreuungsplätze ein Problem. Vor allem aber hinken die Berliner Referendariatsgehälter mit rund 1.350 Euro im Vergleich zu den anderen Bundesländern hinterher. Nur Rheinland-Pfalz und das Saarland zahlen noch weniger als Berlin“, erklärte der Vorsitzende der GEW BERLIN, Tom Erdmann. Besonders auf Referendar*innen mit Kindern wirkt sich das aus. So erhält eine Referendarin mit zwei Kindern an einer Sekundarschule in Berlin über 150 Euro weniger als in Brandenburg. „Bei allen finanziellen Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung von Lehrkräften an Berlin wurden die Referendar*innen bisher vergessen. Damit der Ausbau der Studienplatzkapazitäten auch dem Lehrkräftemangel entgegenwirken kann, muss das Referendariat attraktiver werden“, forderte Erdmann. Die GEW BERLIN setzt sich für eine deutliche Erhöhung der Referendariats-Bezüge um 300 Euro monatlich ein…” Presseerklärung der GEW Berlin vom 31. Januar 2019
- Sachsen-Anhalt will Lehrermangel mit schlecht bezahlter Mehrarbeit begegnen
“In der Bundesrepublik herrscht Lehrermangel. Besonders akut ist die Personalnot im Osten, auch und gerade in Sachsen-Anhalt. Dramatisch ist die Lage auf dem Land. So haben sich dieser Tage Eltern von Schülern der Sekundarschule Bodfeld in Elbingerode im Harz mit einem Brandbrief an Abgeordnete des Magdeburger Landtags gewandt. Darin beklagen sie, dass in den 7. und 8. Klassen der Unterricht in Chemie und Biologie seit dem Schulstart im August komplett ausgefallen sei. Zudem sei Physik auf eine Wochenstunde gekürzt sowie das Angebot an Religion und Ethik halbiert worden. Alles in allem fielen pro Woche 70 Stunden unter den Tisch, weil die Stellen mehrerer in Pension gegangener Pädagogen nicht besetzt werden konnten. (…) Zuletzt suchte das Land laut einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung vom 31. Oktober mehr als 100 Kräfte für Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. Von den Bewerbern hätten dabei lediglich neun ein Staatsexamen vorweisen können. Weil aber auch das Angebot an »Amateuren« nicht grenzenlos ist, tüftelt Bildungsminister Marco Tullner (CDU) an einem Plan C: Er will überarbeiteten Lehrern die Überstunden abkaufen. (…) Nach Ministeriumsangaben sind seit 2013 schulübergreifend rund 212.000 Überstunden aufgelaufen. Eigentlich sollen sie durch Freizeitausgleich abgebaut werden, was im Personaltableau nur neue riesige Löcher aufreißen würde. Tullners Ziel sei es deshalb, »die freiwillige Mehrarbeit finanziell attraktiv zu gestalten«, wie er in der neuesten Ausgabe des Spiegel erklärte. Nach der im Land geltenden Arbeitszeitverordnung dürfen Lehrkräfte pro Schuljahr höchstens 80 Überstunden leisten, die im Folgejahr abzugelten sind. Tatsächlich schieben viele aber mehr Extradienst, ohne jede Kompensation. Der Minister möchte nun alles, was 80 Stunden übersteigt, vergüten und dafür knapp 1,2 Millionen Euro zur Verfügung stellen…“ Artikel von Ralf Wurzbacher in junge Welt vom 06.11.2018
- GEW: „Der Mangel an Berufsschullehrkräften wird noch größer werden!“
“2030 werden etwa 240.000 mehr Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen lernen, als es die Kultusministerkonferenz bislang prognostiziert hat. Das hat Konsequenzen für den bisher prognostizierten Lehrkräftebedarf an beruflichen Schulen. Der Mangel an Berufsschullehrkräften wird noch größer werden“, sagte Ansgar Klinger, für Berufliche Bildung verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), am Dienstag in Frankfurt am Main zur Vorstellung der „Prognose der Schüler*innenzahl und des Lehrkräftebedarfs an berufsbildenden Schulen in den Ländern bis 2030“. Bereits in diesem Frühjahr hatte die GEW mit einem Gutachten aufgezeigt, dass entgegen den bisherigen Annahmen die Zahl der Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen langfristig auf dem vergleichsweise hohen Niveau von 2,5 Millionen Schülerinnen und Schülern verbleiben werde. Die Kultusministerkonferenz (KMK) hatte daraufhin ihre Prognosen im Mai aktualisiert. Die neue Studie von Dieter Dohmen und Maren Thomsen zeige eine höhere Anzahl von Schülerinnen und Schülern, als es die KMK noch im Mai für die Länder vorausberechnet hatte, erklärte GEW-Vorstandsmitglied Klinger. Bis zum Jahr 2021 seien knapp 26.000 mehr Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen zu erwarten. „In den folgenden neun Jahren steigt die Zahl sogar auf knapp 240.000 im Jahr 2030 an. Das hat natürlich Konsequenzen für den Lehrkräftebedarf an beruflichen Schulen“, erklärte Klinger. Sowohl der von der KMK als auch von der Bertelsmann-Stiftung ermittelte Lehrereinstellungsbedarf gingen von geringeren Schülerzahlen aus, so Klinger. „Wir können demnach erwarten, dass die bislang veröffentlichten Zahlen der Lehrkräftelücken an den beruflichen Schulen erheblich höher sein werden. Die Studie weist für jedes Bundesland den Lehrkräftebedarf aus, jetzt müssen die Länder handeln und wirksame Maßnahmen ergreifen“, sagte der GEW-Experte für berufliche Schulen…“ Pressemitteilung von GEW vom 06.11.2018 sowie die angesprochene Studie
- Studie: Lehrer-Not an Berufsschulen im Westen
“Berufsschulen haben viel zu wenig Lehrer – das ist die Kernaussage der aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung. Demnach wird bis 2030 fast die Hälfte der rund 125.000 Berufsschullehrer in Rente gehen. Dabei werden jedes Jahr nur etwa 2.000 neue Lehrer ausgebildet. Der Nachwuchsmangel sei ein zentraler Grund für die voraussichtlichen Engpässe in den nächsten Jahren. Immer weniger Lehramtsstudenten wollen an einer Berufsschule arbeiten. (…) Ein weiteres Problem sei, dass die Berufsschulen mit attraktiven Angeboten auf dem Arbeitsmarkt konkurrieren müssen. Auch in Bereichen wie der Elektrotechnik und im Maschinenbau wird dringend Nachwuchs gesucht…” WDR-Meldung vom 29.10.2018
- So kann der Bildungsnotstand noch verhindert werden: GEW legt 10-Punkte-Programm gegen Lehrkräftemangel vor
„Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ein 10-Punkte-Programm gegen den dramatischen Lehrkräftemangel vorgelegt. Dass Sofortmaßnahmen dringend notwendig sind, belege nun offenbar auch die lange erwartete Lehrkräftebedarfsprognose der Kultusministerkonferenz (KMK). „In diesem Schuljahr fehlen mehrere tausend Lehrkräfte, zudem sind tausende Stellen mit Quer- und Seiteneinsteigern besetzt. Bei der KMK ist offensichtlich endlich mehr Realismus eingezogen. Nun müssen den Worten Taten folgen. Denn wenn nicht die Notbremse gezogen wird, steuert Deutschland auf einen Bildungsnotstand zu“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe mit Blick auf die KMK-Prognose zur Entwicklung des Lehrkräftebedarfs bis 2030 am Donnerstag in Frankfurt a.M. Sie mahnte an, die jahrelange Fehlsteuerung in der Lehrkräfte-Ausbildung zu korrigieren. Während zu viele Gymnasiallehrkräfte ausgebildet worden seien, gebe es an Grund-, Berufs-, Förder- und Sonderschulen sowie insbesondere in den östlichen Bundesländern einen gravierenden Lehrkräftemangel. „Zudem müssen sich alle Bundesländer endlich dazu durchringen, Lehrkräfte an Grundschulen genauso zu bezahlen wie an Gymnasien. Sonst wird die Fehlentwicklung auch in den nächsten Jahren fortgeschrieben“, unterstrich Tepe. „Das ginge zu Lasten der Lehrkräfte und eines guten Unterrichts – und träfe damit die Schülerinnen und Schüler.“ Das 10-Punkte-Programm der GEW zeige kurz-, mittel- und langfristige Lösungsansätze auf, um mehr Lehrkräfte zu gewinnen, betonte die Vorsitzende: „Die GEW hält die Einstellung von Quer- und Seiteneinsteigern für dringend notwendig. Ohne diese Maßnahme sind die großen Lücken in den Klassenzimmern einfach nicht zu schließen. Entscheidend ist, dass diese Kolleginnen und Kollegen bestmöglich (nach)qualifiziert werden, da sie in der Regel keine pädagogischen Kompetenzen mitbringen“, so Tepe. (…) Sie machte aber auch noch einmal deutlich, dass die aktuelle dramatische Situation im Wesentlichen hausgemacht sei. „Die Länder haben es in den vergangenen Jahren versäumt, ausreichend Lehrkräfte auszubilden, obwohl die Pensionierungszahlen und die steigende Geburtenrate teils lange bekannt sind“, unterstrich Tepe.“ Pressemitteilung von und bei der GEW vom 11.10.2018 , hier auch das Dokument: 10 Punkte Programm gegen Lehrermangel
- Quereinsteiger an Schulen: Zwei Wochen Crashkurs – und dann Lehrer
“In ganz Deutschland fehlen ausgebildete Lehrer – vor allem an Grundschulen. In die Lücke springen vielerorts Quereinsteiger. Doch die sind zum Teil völlig unzureichend vorbereitet. (…) “Jede besetzte Stelle ist besser als eine unbesetzte Stelle”, heißt es aus der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie in Berlin. So wird gerechtfertigt, dass der Anteil an Lehrern ohne Lehramtsausbildung in Berlin besonders hoch ist. Weniger als 40 Prozent der neu eingestellten Lehrer haben in diesem Schuljahr eine reguläre Lehrerausbildung. Der Rest sind Quereinsteiger oder “Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung”, sogenannte LovLs. Bei Letzteren handelt es sich meist um Lehrer aus Willkommensklassen, die jetzt in den regulären Unterricht wechseln. Der Anteil bei den Grundschullehrern ist noch viel höher. (…) Obwohl Quereinsteiger oft mit großer Motivation in den Lehrerberuf starten, sind sie oft nicht gut vorbereitet auf ihren Einsatz in der Schule…” Beitrag von Sandra Stalinski vom 17.08.2018 bei tagesschau.de
- GEW Berlin: Dürreschäden auch in Berliner Schulen: Massenhafte Einstellung von Lehrkräften ohne volle Lehrbefähigung
“Nur 37 Prozent der zum neuen Schuljahr eingestellten Lehrkräfte können ein abgeschlossenes Lehramtsstudium vorweisen. Das geht aus Zahlen der bezirklichen Schulpersonalräte hervor, die der GEW BERLIN vorliegen. Demnach sind zum neuen Schuljahr etwa 2.700 Lehrkräfte für die Berliner Schulen eingestellt worden. Darunter sind nur gut 1.000 Laufbahnbewerber*innen, etwa 750 Quereinsteiger*innen (28 Prozent) und über 900 Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (34 Prozent). Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung (LovL) haben kein Fach der Berliner Schule studiert und kommen auch nicht für den Quereinstieg infrage. 800 LovL unterzeichneten einen befristeten Arbeitsvertrag. Nach Einschätzung der GEW BERLIN hat sich die Personalsituation an Berliner Schulen im neuen Schuljahr noch einmal deutlich verschlechtert. „Wir erkennen an, dass Senatorin Sandra Scheeres es trotz des gravierenden Fachkräftemangels geschafft hat, alle offenen Stellen zu besetzen“, betonte der Vorsitzende der GEW BERLIN, Tom Erdmann. „Allerdings musste sich die Senatorin dafür einiger Tricks bedienen. So rechnet sie erstmals auch Willkommenslehrkräfte, Pensionär*innen und Masterstudierende in das Einstellungskontingent mit ein, um die Statistik aufzubessern“. Bei der massenhaften Einstellung von Lehrkräften ohne volle Lehrbefähigung stellen sich der GEW viele Fragen. „Welchen Ausbildungsgrad haben die LovL und auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgt ihre Einstellung?“, fragte Erdmann. „Angesichts der vielen befristeten Einstellungen drohen Berlin hunderte Kettenverträge, denn auch in den nächsten Jahren wird sich die Bewerbungslage nicht wesentlich verbessern. Oder ist eine zeitnahe Entfristung der neu eingestellten Kolleg*innen geplant?“ Die GEW BERLIN erwartet eine umfangreiche Weiterqualifizierung der Lehrkräfte ohne volle Lehrbefähigung. „Die neuen Kolleg*innen brauchen umgehend Vorbereitungskurse wie sie die Quereinsteiger*innen erhalten und langfristig weitere Perspektiven. Eine dauerhafte Schlechterstellung der neuen Kolleg*innen muss unbedingt verhindert werden“, unterstrich Erdmann. Der GEW-Vorsitzende wies darauf hin, dass es sich bei den vorliegenden Zahlen um Durchschnittswerte handelt und sich der Fachkräftemangel an manchen Schulen noch weit drastischer darstellt. „Einige Bezirke und die meisten Gymnasien haben keine LovL eingestellt. An Schulen in schwierigen sozialen Lagen dürfte die Lage daher noch weit dramatischer sein als es die Zahlen zeigen.“ Erdmann forderte erneut eine aktive Personalpolitik: „Die Senatsverwaltung muss die Verantwortung für Quereinsteiger*innen und LovL auf alle Schulen gerecht verteilen“. Wichtig ist außerdem, welche Personalressourcen für Inklusion und Teilungsunterricht noch zur Verfügung stehen und wie viele sozialpädagogische Fachkräfte die Schulen einstellen konnten…“ Presseerklärung von der GEW Berlin vom 15.08.2018
- Lehrkräftemangel: Tepe warnt vor „Bildungsnotstand“
„Mit Beginn des neuen Schuljahres schlägt die GEW erneut Alarm wegen des akuten Lehrkräftemangels. Dieser sei „sehr dramatisch“, sagte die Gewerkschaftsvorsitzende Marlis Tepe am Montag in der ARD-“Tagesschau“ . „Wir überlegen, ob wir über den Begriff Bildungsnotstand sprechen.“ Bundesweit fehlten Tausende Lehrerinnen und Lehrer. Beispielsweise in Sachsen seien mehr als die Hälfte der neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen ohne pädagogische Ausbildung. „Ich mache den Landesregierungen und der Kultusministerkonferenz den Vorwurf, dass sie Ihre Aufgaben nicht genügend koordiniert haben, nicht genügend steuernd eingegriffen haben.“ Tepe forderte, langfristig müssten sowohl die Zahl der Studienplätze als auch die Stellen im Vorbereitungsdienst erhöht werden. Kurzfristig seien „Extramaßnahmen“ nötig – etwa Verstärkung durch Quer- und Seiteneinsteigerinnen und –einsteiger. Diese bräuchten vorher aber „zumindest einen Crashkurs von mehreren Wochen“. Die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen wiederum benötigten mehr Zeit, um die Ersatzlehrkräfte auszubilden. (…) Ungeachtet des Lehrkräftemangels waren zu Beginn der Sommerferien wieder Tausende Lehrerinnen und Lehrer arbeitslos . Laut dpa-Umfrage unter den Kultusministerien der Länder waren vor allem Vertretungslehrkräfte im Angestelltenverhältnis betroffen. Die Länder sparen dadurch Millionen ein. Meldung vom 14.08.2018 von und bei der GEW
- Lehrkräfte-Mangel: Junglehrer warnen vor Zusammenbruch des Schulsystems“Laut Kerstin Ruthenschröer von den Junglehrern in der Bildungsgewerkschaft VBE spitzt sich der Lehrermangel dramatisch zu. Wenn jetzt erfahrene Lehrkräfte ausfielen, breche das System zusammen, sagte sie im Dlf. Auch die Unterrichtsqualität sei in Gefahr. Zuvor hatte der Lehrerverband Alarm geschlagen…” Kerstin Ruthenschröer im Gespräch mit Kate Maleike am 25.06.2018 beim Deutschlandfunk
- Lehrermangel: Wenn die Deutschlehrerin täglich aus Polen anreist“Danuta Mikolajczyk lebt in Polen und arbeitet im brandenburgischen Angermünde – als Deutschlehrerin. Ein Glücksfall für die Oberschule, eine Herausforderung für die Polin.“ Ein Film von Caroline Schiemann auf Spiegel online vom 05.02.2018
- Lehrkräftemangel bundesweit: Die Mangelverwaltung beenden!“Nordrhein-Westfalens Schulen ächzen unter dem Lehrkräftemangel – doch wie sieht es eigentlich in anderen Bundesländern aus? Die nds-Redaktion hat einen Blick über die Landesgrenzen geworfen und die Situation auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt in Bayern, Berlin und Hessen unter die Lupe genommen…” Überblick von Denise Heidenreich in neue deutsche schule (nds) 9-2017 der GEW NRW
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=136153
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