Donnerstag, 9. April 2015
ÜBER DIE MANGEL DER PARTEIARBEIT UND DIE MASSNAHMEN ZUR LIQUIDIERUNG DER TROTZKISTISCHEN UND SONSTIGEN DOPPELZÜNGLER
Referat und Schlusswort auf dem Plenum des ZK der KPdSU(B)
3. und 5. März 1937
Aus: J.W, Stalin, Werke, Band 14
Genossen!
Aus den auf dem Plenum erstatteten Berichten und aus den Diskussionsreden ist ersichtlich, dass wir es hier mit folgenden drei grundlegenden Tatsachen zu tun haben.
Erstens, die Schädlings-, Diversions- und Spionagetätigkeit von Agenten ausländischer Staaten, unter denen die Trotzkisten eine ziemlich aktive Rolle spielten, hat in diesem oder jenem Grade alle beziehungsweise fast alle unsere Organisationen in Mitleidenschaft gezogen, sowohl die Wirtschaftsorganisationen als auch die Verwaltungs- und Parteiorganisationen.
Zweitens, Agenten ausländischer Staaten, darunter Trotzkisten, sind nicht nur in die unteren Organisationen eingedrungen, sondern sind auch auf einige verantwortliche Posten gelangt.
Drittens, einige unserer führenden Genossen sowohl im Zentrum als auch im Lande haben nicht nur das wahre Gesicht dieser Schädlinge, Diversanten, Spione und Mörder nicht zu erkennen vermocht, sondern sich derart sorglos, vertrauensselig und naiv gezeigt, dass sie nicht selten selbst dazu beigetragen haben, dass Agenten ausländischer Staaten auf diese oder jene verantwortlichen Posten gelangten.
Das sind die drei unbestreitbaren Tatsachen, die sich zwangsläufig aus den Berichten und den Diskussionsreden ergeben.
I
POLITISCHE SORGLOSIGKEIT
Woraus ist zu erklären, dass sich unsere führenden Genossen, die reiche Erfahrungen im Kampf gegen parteifeindliche und sowjetfeindliche Strömungen jeder Art besitzen, im gegebenen Fall so naiv und blind gezeigt haben, dass sie das wahre Gesicht der Volksfeinde nicht zu erkennen, die Wölfe im Schafspelz nicht herauszufinden, ihnen die Maske nicht herunterzureißen vermochten?
Kann man behaupten, dass die Schädlings-, Diversions- und Spionagetätigkeit von Agenten ausländischer Staaten auf dem Territorium der UdSSR für uns etwas Unerwartetes sein kann, etwas, was noch nie da gewesen ist? Nein, das kann man nicht behaupten. Davon zeugen die Schädlingsakte, die während der letzten zehn Jahre, angefangen mit der Schachty-Periode, in den verschiedenen Zweigen der Volkswirtschaft verübt wurden und die in offiziellen Dokumenten festgehalten sind.
Kann man behaupten, dass es in der letzten Zeit bei uns keinerlei Warnsignale und mahnende Hinweise auf die Schädlings-, Spionage- oder Terrortätigkeit der trotzkistisch-sinowjewistischen Agenten des Faschismus gegeben habe? Nein, das kann man nicht behaupten. Solche Signale gab es, und Bolschewiki haben nicht das. Recht, sie unbeachtet zu lassen.
Der ruchlose Mord an Genossen Kirow war die erste ernste Warnung, die davon zeugte, dass die Feinde des Volkes Doppelzünglerei betreiben und sich bei ihrem doppelzünglerischen Treiben als Bolschewiki, als Parteimitglieder maskieren werden, um sich Vertrauen zu erschleichen und sich den Zutritt zu unseren Organisationen zu erschließen.
Der Prozess gegen das „Leningrader Zentrum“, ebenso wie der „Sinowjew-Kamenew“-Prozess, bekräftigte erneut die Lehren, die sich aus dem ruchlosen Mord an Genossen Kirow ergaben.
Der Prozess gegen den „sinowjewistisch-trotzkistischen Block“ hat die Lehren aus den vorhergegangenen Prozessen erweitert und augenfällig gezeigt, dass die Sinowjewleute und Trotzkisten alle feindlichen bürgerlichen Elemente um sich scharen, dass sie sich in eine terroristische Spionage- und Diversionsagentur der deutschen Geheimpolizei verwandelt haben, dass Doppelzünglerei und Maskierung das einzige Mittel der Sinowjewleute und Trotzkisten sind, um in unsere Organisationen einzudringen, dass Wachsamkeit und politischer Scharfblick das sicherste Mittel sind, um ein solches Eindringen zu verhüten und die sinowjewistisch-trotzkistische Bande zu liquidieren.
Das Zentralkomitee der KPdSU(B) hat in seinem Rundschreiben vom 18. Januar 1935 anlässlich des ruchlosen Mordes an Genossen Kirow die Parteiorganisationen energisch vor politischer Vertrauensseligkeit und spießerhafter Maulafferei gewarnt. In dem Rundschreiben heißt es:
„Es gilt, mit der opportunistischen Vertrauensseligkeit Schluss zu machen, die von der falschen Annahme ausgeht, als ob der Feind in dem Maße, wie unsere Kräfte wachsen, immer zahmer und harmloser werde. Eine solche Annahme ist grundfalsch. Das ist eine Nachwirkung der rechten Abweichung, deren Vertreter aller Welt weiszumachen suchten, dass die Feinde allmählich in den Sozialismus hineinkriechen, dass sie zu guter Letzt richtige Sozialisten werden würden. Es ist nicht Sache der Bolschewiki, auf ihren Lorbeeren auszuruhen und Maulaffen feilzuhalten. Nicht Vertrauensseligkeit brauchen wir, sondern Wachsamkeit, wirkliche bolschewistische revolutionäre Wachsamkeit. Man muss dessen eingedenk sein, dass die Feinde, je hoffnungsloser ihre Lage sein wird, um so eher zu dem ‚äußersten Mittel’ greifen werden, als dem einzigen Mittel der im Kampfe gegen die Sowjetmacht zum Untergang Verurteilten. Man muss dessen eingedenk und wachsam sein.“
In seinem Rundschreiben vom 29. Juli 1936 anlässlich der Spionage- und Terrortätigkeit des trotzkistisch-sinowjewistischen Blocks rief das Zentralkomitee der KPdSU(B) die Parteiorganisationen erneut auf, höchste Wachsamkeit an den Tag zu legen und zu lernen, die Feinde des Volkes zu erkennen, mögen sie auch noch so gut maskiert sein. In dem Rundschreiben heißt es:
„Jetzt, da bewiesen ist, dass die trotzkistisch-sinowjewistischen Scheusale im Kampf gegen die Sowjetmacht alle die wütendsten und erbittertsten Feinde der Werktätigen unseres Landes um sich scharen, Spione, Provokateure, Diversanten, Weißgardisten, Kulaken usw., da sich jede Grenze zwischen diesen Elementen einerseits und den Trotzkisten und Sinowjewleuten anderseits verwischt hat – müssen alle unsere Parteiorganisationen, alle Parteimitglieder begreifen, dass von Kommunisten an einem jeden Abschnitt und in jeder Situation Wachsamkeit gefordert wird. Unabdingbare Eigenschaft jedes Bolschewiks unter den gegenwärtigen Verhältnissen muss die Fähigkeit sein, den Feind der Partei zu erkennen, mag er auch noch so gut maskiert sein.“
Es hat also Signale und Warnungen gegeben.
Was bedeuteten diese Signale und Warnungen?
Sie bedeuteten eine Aufforderung, die Schwäche in der Organisationsarbeit der Partei zu liquidieren und die Partei zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen, in die kein einziger Doppelzüngler einzudringen vermag.
Sie bedeuteten eine Aufforderung, Schluss zu machen mit der Unterschätzung der politischen Arbeit der Partei und eine entschiedene Wendung zu vollziehen in Richtung auf eine größtmögliche Verstärkung dieser Arbeit, in Richtung auf eine Verstärkung der politischen Wachsamkeit.
Und was geschah? Die Tatsachen haben gezeigt, dass unsere Genossen sich diesen Signalen und Warnungen gegenüber mehr als schwerhörig verhielten.
Davon legen die allbekannten Tatsachen aus der Kampagne zur Überprüfung und zum Umtausch der Parteidokumente ein beredtes Zeugnis ab.
Woraus ist zu erklären, dass diese Warnungen und Signale nicht die gebührende Wirkung hatten?
Woraus ist zu erklären, dass unsere Parteigenossen, trotz ihrer Erfahrungen im Kampf gegen sowjetfeindliche Elemente, trotz einer ganzen Reihe von Warnsignalen und mahnenden Hinweisen, sich angesichts der Schädlings-, Spionage- und Diversionstätigkeit der Volksfeinde als politisch kurzsichtig erwiesen haben?
Vielleicht sind unsere Parteigenossen schlechter geworden, als sie früher waren, sind sie jetzt minder bewusst und diszipliniert? Nein, natürlich nicht!
Vielleicht haben sie begonnen zu entarten? Auch das ist nicht der Fall! Eine solche Annahme entbehrt jeder Grundlage.
Woran liegt es also? Woher eine solche Maulafferei, Sorglosigkeit, Vertrauensseligkeit, Blindheit?
Es liegt daran, dass unsere Parteigenossen, beschäftigt mit den Wirtschaftskampagnen und hingerissen von den kolossalen Erfolgen an der Front des Wirtschaftsaufbaus, einige sehr wichtige Tatsachen einfach vergessen haben, die zu vergessen Bolschewiki nicht das Recht haben. Sie haben eine grundlegende Tatsache aus dem Gebiet der internationalen Lage der UdSSR vergessen und haben zwei sehr wichtige Tatsachen nicht bemerkt, die unmittelbar Bezug auf die heutigen Schädlinge, Spione, Diversanten und Mörder haben, welche sich hinter dem Parteimitgliedsbuch verbergen und sich als Bolschewiki maskieren.
II
DIE KAPITALISTISCHE UMKREISUNG
Was sind das für Tatsachen, die unsere Parteigenossen vergessen oder die sie einfach nicht bemerkt haben?
Sie haben vergessen, dass die Sowjetmacht nur auf einem Sechstel der Erde gesiegt hat, dass fünf Sechstel der Erde von kapitalistischen Staaten beherrscht werden. Sie haben vergessen, dass sich die Sowjetunion in kapitalistischer Umkreisung befindet. Bei uns ist es üblich, von der kapitalistischen Umkreisung zu schwatzen, aber man will sich weiter keine Gedanken darüber machen, was es mit der kapitalistischen Umkreisung auf sich hat. Kapitalistische Umkreisung – das ist keine leere Phrase, das ist eine sehr reale und unangenehme Erscheinung. Kapitalistische Umkreisung heißt, dass es ein Land gibt, die Sowjetunion, das bei sich die sozialistische Ordnung errichtet hat, und dass es außerdem viele Länder, bürgerliche Länder, gibt, die weiterhin die kapitalistische Lebensweise führen, die die Sowjetunion umgeben und auf eine Gelegenheit lauern, sie zu überfallen, sie zu zerschmettern oder jedenfalls ihre Macht zu untergraben und sie zu schwächen.
Diese grundlegende Tatsache haben unsere Genossen vergessen. Und doch bestimmt gerade sie die Grundlage der Wechselbeziehungen zwischen der kapitalistischen Umwelt und der Sowjetunion.
Nehmen wir zum Beispiel die bürgerlichen Staaten. Naive Leute mögen glauben, dass zwischen ihnen, als zwischen Staaten vom gleichen Typ, ausschließlich gute Beziehungen bestehen. Aber so können nur naive Leute denken. In Wirklichkeit sind die Beziehungen zwischen ihnen mehr als weit entfernt von gutnachbarlichen Beziehungen. Es ist bewiesen, wie zweimal zwei vier ist, dass die bürgerlichen Staaten einander ihre Spione, Schädlinge, Diversanten und manchmal auch Mörder ins Hinterland schicken und sie beauftragen, in die Institutionen und Betriebe dieser Staaten einzudringen, dort ein eigenes Netz auszubreiten und „im Bedarfsfall“ das Hinterland dieser Staaten zu zerstören, um sie zu schwächen und ihre Macht zu untergraben. So liegen die Dinge gegenwärtig. So lagen die Dinge auch in der Vergangenheit. Nehmen wir zum Beispiel die Staaten Europas zur Zeit Napoleons I. In Frankreich wimmelte es damals von Spionen und Diversanten aus dem Lager der Russen, der Deutschen, der Österreicher, der Engländer. Und umgekehrt, England, die deutschen Staaten, Osterreich, Rußland hatten damals in ihrem Hinterland keine geringere Anzahl von Spionen und Diversanten aus dem französischen Lager. Agenten Englands verübten zweimal ein Attentat auf Napoleon und zettelten mehrmals eine Erhebung der Bauern der Vendee in Frankreich gegen die Regierung Napoleons an. Was war aber die napoleonische Regierung? Eine bürgerliche Regierung, die die französische Revolution abwürgte und nur die Ergebnisse der Revolution bestehen ließ, die für die Großbourgeoisie vorteilhaft waren. Es braucht nicht betont zu werden, dass die napoleonische Regierung ihren Nachbarn nichts schuldig blieb und gleichfalls ihre Diversionsmaßnahmen ergriff. So war es in der Vergangenheit, vor 130 Jahren. So liegen die Dinge heute, 130 Jahre nach Napoleon I. Heute wimmelt es in Frankreich und England von deutschen Spionen und Diversanten, während umgekehrt in Deutschland wiederum englisch-französische Spione und Diversanten am Werke sind. In Amerika wimmelt es von japanischen Spionen und Diversanten und in Japan von amerikanischen.
Solcherart ist das Gesetz der Wechselbeziehungen zwischen den bürgerlichen Staaten.
Es fragt sich, warum sollten die bürgerlichen Staaten gegenüber dem sozialistischen Sowjetstaat mehr Mäßigkeit an den Tag legen und sich als bessere Nachbarn verhalten als gegenüber den bürgerlichen Staaten, Staaten von gleichem Typ? Warum sollten sie ins Hinterland der Sowjetunion weniger Spione, Schädlinge, Diversanten und Mörder schicken, als sie ins Hinterland der ihnen verwandten bürgerlichen Staaten schicken? Wie kommen sie darauf? Wäre es vom Standpunkt des Marxismus aus nicht richtiger, anzunehmen, dass die bürgerlichen Staaten ins Hinterland der Sowjetunion doppelt und dreimal soviel Schädlinge, Spione, Diversanten und Mörder schicken müssen als in das Hinterland eines beliebigen bürgerlichen Staates?
Ist es nicht klar, dass es bei uns, solange die kapitalistische Umkreisung besteht, Schädlinge, Spione, Diversanten und Mörder geben wird, die von Agenten ausländischer Staaten in unser Hinterland geschickt werden?
All das haben unsere Parteigenossen vergessen, und weil sie es vergessen haben, wurden sie überrumpelt.
Deshalb war die Spionage- und Diversionstätigkeit der trotzkistischen Agenten der japanisch-deutschen Geheimpolizei für manche unserer Genossen eine völlige Überraschung.
III
DER GEGENWÄRTIGE TROTZKISMUS
Weiter. In ihrem Kampf gegen die trotzkistischen Agenten haben unsere Parteigenossen nicht bemerkt, haben sie übersehen, dass der heutige Trotzkismus nicht mehr derselbe ist, derer, sagen wir, vor 7-8 Jahren war, dass der Trotzkismus und die Trotzkisten während dieser Zeit eine ernste Evolution durchgemacht haben, die das Antlitz des Trotzkismus von Grund aus verändert hat, dass infolgedessen auch der Kampf gegen den Trotzkismus, die Methoden des Kampfes gegen ihn von Grund aus geändert werden müssen. Unsere Parteigenossen haben nicht bemerkt, dass der Trotzkismus aufgehört hat, eine politische Strömung in der Arbeiterklasse darzustellen, dass der Trotzkismus sich aus einer politischen Strömung in der Arbeiterklasse, die er vor 7-8 Jahren war, in eine hemmungslose und prinzipienlose Bande von Schädlingen, Diversanten, Spionen und Mördern verwandelt hat, die im Auftrage von Spionageorganen ausländischer Staaten handeln.
Was ist eine politische Strömung in der Arbeiterklasse? Eine politische Strömung in der Arbeiterklasse – das ist eine Gruppe oder Partei, die eine bestimmte eigene politische Physiognomie, eine eigene Plattform, ein eigenes Programm besitzt, die ihre Anschauungen vor der Arbeiterklasse nicht verbirgt und nicht verbergen kann, sondern im Gegenteil ihre Anschauungen offen und ehrlich vor den Augen der Arbeiterklasse propagiert; eine Gruppe oder Partei, die sich nicht fürchtet, der Arbeiterklasse ihr politisches Gesicht zu zeigen, die sich nicht fürchtet, ihre wirklichen Ziele und Aufgaben vor der Arbeiterklasse klarzulegen, sondern die im Gegenteil mit offenem Visier vor die Arbeiterklasse hintritt, um sie von der Richtigkeit ihrer Anschauungen zu überzeugen. Der Trotzkismus in der Vergangenheit, vor 7-8 Jahren, war eine solche politische Strömung in der Arbeiterklasse, allerdings eine antileninistische und daher grundfalsche, aber immerhin eine politische Strömung.
Kann man sagen, dass der heutige Trotzkismus, der Trotzkismus, sagen wir, von 1936, eine politische Strömung in der Arbeiterklasse ist? Nein, das kann man nicht sagen. Warum? Weil die gegenwärtigen Trotzkisten sich fürchten, der Arbeiterklasse ihr wahres Gesicht zu zeigen, weil sie sich fürchten, ihr ihre wirklichen Ziele und Aufgaben zu eröffnen, weil sie ihre politische Physiognomie vor der Arbeiterklasse geflissentlich verbergen; denn sie haben Angst, dass die Arbeiterklasse, wenn sie von ihren wirklichen Absichten erfährt, sie als Menschen, die ihr fremd sind, verfluchen und sie von sich jagen wird. Daraus erklärt sich denn auch, dass die Hauptmethode der Arbeit der Trotzkisten jetzt nicht darin besteht, ihre Anschauungen offen und ehrlich in der Arbeiterklasse zu propagieren, sondern darin, ihre Anschauungen zu maskieren, die Anschauungen ihrer Gegner knechtisch unterwürfig und speichelleckerisch zu lobpreisen, ihre eigenen Anschauungen pharisäisch und heuchlerisch in den Schmutz zu treten.
Im Prozess von 1936 haben Kamenew und Sinowjew, wenn Sie sich erinnern, entschieden geleugnet, irgendeine politische Plattform zu besitzen. Sie hatten durchaus die Möglichkeit, in der Gerichtsverhandlung ihre politische Plattform zu entwickeln. Sie taten dies jedoch nicht, sondern erklärten, sie hätten keinerlei politische Plattform. Es kann kein Zweifel bestehen, dass beide logen, als sie leugneten, eine politische Plattform zu haben. Heute sehen sogar Blinde, dass sie eine eigene politische Plattform hatten. Warum aber leugneten sie, irgendeine politische Plattform zu haben? Weil sie sich fürchteten, ihr wahres politisches Gesicht zu zeigen, weil sie sich fürchteten, mit ihrer wirklichen Plattform, der Plattform der Restauration des Kapitalismus in der UdSSR, hervorzutreten; denn sie hatten Angst, dass eine solche Plattform in der Arbeiter-klasse Abscheu hervorrufen würde.
In dem Prozess von 1937 schlugen Pjatakow, Radek und Sokolnikow einen anderen Weg ein. Sie leugneten nicht, dass die Trotzkisten und Sinowjewleute eine politische Plattform besitzen. Sie gaben zu, dass sie eine bestimmte politische Plattform besitzen, gaben das zu und entwickelten sie in ihren Aussagen. Aber sie entwickelten sie nicht, um die Arbeiterklasse, um das Volk zur Unterstützung der trotzkistischen Plattform aufzurufen, sondern um sie als volksfeindliche und antiproletarische Plattform zu verdammen und zu brandmarken. Restauration des Kapitalismus, Liquidierung der Kollektiv- und Sowjetwirtschaften, Wiederaufrichtung des Systems der Ausbeutung, Bündnis mit den faschistischen Kräften Deutschlands und Japans zur beschleunigten Entfesselung eines Krieges gegen die Sowjetunion, Kampf für den Krieg und gegen die Politik des Friedens, territoriale Zerstückelung der Sowjetunion unter Auslieferung der Ukraine an die Deutschen und des fernöstlichen Küstengebiets an die Japaner, Vorbereitung der militärischen Niederlage der Sowjetunion im Falle eines Überfalls feindlicher Staaten und, als Mittel zur Erreichung dieser Ziele, Schädlingsarbeit, Diversionsakte, individueller Terror gegen die Führer der Sowjetmacht, Spionage zugunsten der japanisch-deutschen faschistischen Kräfte – das ist die von Pjatakow, Radek und Sokolnikow entwickelte politische Plattform des heutigen Trotzkismus. Es versteht sich, dass die Trotzkisten eine solche Plattform vor dem Volk, vor der Arbeiterklasse verbergen mussten. Und sie verbargen sie nicht nur vor der Arbeiterklasse, sondern auch vor den trotzkistischen Anhängern, ja nicht nur vor den trotzkistischen Anhängern, sondern sogar vor der führenden trotzkistischen Spitze, die aus einem kleinen Häuflein von Leuten, aus 30-40 Menschen bestand. Als Radek und Pjatakow von Trotzki die Erlaubnis zur Einberufung einer kleinen Konferenz von 30-40 Trotzkisten forderten, um sie über den Charakter dieser Plattform zu informieren, verbot ihnen Trotzki das und sagte, es sei unzweckmäßig, selbst vor einem kleinen Häuflein Trotzkisten über den wirklichen Charakter der Plattform zu sprechen, da eine solche „Operation“ eine Spaltung hervorrufen könne.
„Politiker“, die ihre Anschauungen, ihre Plattform nicht nur vor der Arbeiterklasse, sondern auch vor den trotzkistischen Anhängern, und nicht nur vor den trotzkistischen Anhängern, sondern auch vor der führenden Spitze der Trotzkisten verbergen – das ist die Physiognomie des gegenwärtigen Trotzkismus.
Daraus aber folgt, dass der gegenwärtige Trotzkismus schon nicht mehr als politische Strömung in der Arbeiterklasse bezeichnet werden kann.
Der gegenwärtige Trotzkismus ist keine politische Strömung in der Arbeiterklasse, sondern eine prinzipien- und ideenlose Bande von Schädlingen, Diversanten, Kundschaftern, Spionen, Mördern, eine Bande geschworener Feinde der Arbeiterklasse, die im Solde der Spionageorgane ausländischer Staaten, arbeiten.
Das ist das unbestreitbare Ergebnis der Evolution des Trotzkismus in den letzten 7-8 Jahren.
Das ist der Unterschied zwischen dem Trotzkismus der Vergangenheit und dem Trotzkismus der Gegenwart.
Der Fehler unserer Parteigenossen besteht darin, dass sie diesen einschneidenden Unterschied zwischen dem Trotzkismus der Vergangenheit und dem Trotzkismus der Gegenwart nicht bemerkt haben. Sie haben nicht bemerkt, dass die Trotzkisten längst aufgehört haben, für eine Idee einzutreten, dass die Trotzkisten sich längst in Wegelagerer verwandelt haben, die zu jeder Abscheulichkeit, zu jeder Niedertracht fähig sind, bis zur Spionage und bis zum direkten Verrat an der eigenen Heimat, nur um den Sowjetstaat und die Sowjetmacht zu schädigen, Sie haben das nicht bemerkt und haben es deshalb auch nicht vermocht, sich rechtzeitig umzustellen, um den Kampf gegen die Trotzkisten auf neue Art entschlossener zu führen.
Deshalb waren die Niederträchtigkeiten der Trotzkisten während der letzten Jahre für manche unserer Parteigenossen eine völlige Überraschung.
Weiter. Schließlich haben unsere Parteigenossen nicht bemerkt, dass zwischen den heutigen Schädlingen und Diversanten, unter denen die trotzkistischen Agenten des Faschismus eine ziemlich aktive Rolle spielen, einerseits und den Schädlingen und Diversanten aus der Schachty-Periode anderseits ein wesentlicher Unterschied besteht.
Erstens: Die Schachtyleute und die Leute von der Industriepartei waren Leute, die uns offenkundig fremd waren. Es waren größtenteils ehemalige Besitzer von Betrieben, ehemalige Verwalter im Dienste der alten Herren, ehemalige Teilhaber der alten Aktiengesellschaften oder schlechthin alte bürgerliche Spezialisten, die uns .politisch unverhohlen feindlich gegenüberstanden. Niemand von unseren Leuten hatte den geringsten Zweifel über das wahre politische Gesicht dieser Herrschaften. Ja, auch die Schachtyleute selbst machten kein Hehl aus ihrer feindseligen Haltung gegenüber dem Sowjetregime. Von den heutigen Schädlingen und Diversanten, von den Trotzkisten, kann man das nicht sagen. Die heutigen Schädlinge und Diversanten, die Trotzkisten – das sind größtenteils Parteimitglieder, mit dem Parteimitgliedsbuch in der Tasche, also Leute, die uns formell nicht fremd sind. Waren die alten Schädlinge gegen unsere Leute eingestellt, so scharwenzeln die neuen Schädlinge, im Gegenteil, vor unseren Leuten, lobpreisen unsere Leute, benehmen sich ihnen gegenüber knechtisch unterwürfig, um sich ihr Vertrauen zu erschleichen. Ein, wie Sie sehen, wesentlicher Unterschied.
Zweitens: Die Stärke der Schachtyleute und der Leute von der Industriepartei bestand darin, dass sie in größerem oder geringerem Maße über die erforderlichen technischen Kenntnisse verfügten, während unsere Leute, die solche Kenntnisse nicht besaßen, gezwungen waren, bei ihnen zu lernen. Dieser Umstand verlieh den Schädlingen der Schachty-Periode einen großen Vorteil, gab ihnen die Möglichkeit, das Schädlingshandwerk frei und ungehindert zu betreiben, gab ihnen die Möglichkeit, unsere Leute auf technischem Gebiet zu betrügen. Anders verhält es sich mit den heutigen Schädlingen, mit den Trotzkisten. Die heutigen Schädlinge sind unseren Leuten keineswegs technisch überlegen. Im Gegenteil, technisch sind unsere Leute besser ausgebildet als die heutigen Schädlinge, als die Trotzkisten. In der Zeit seit der Schachty-Periode bis zu unseren Tagen sind Zehntausende wirklich technisch ausgebildeter bolschewistischer Kader herangewachsen. Man könnte Tausende und Zehntausende in technischer Hinsicht reife bolschewistische Führer nennen, mit denen verglichen alle diese Pjatakow und Lifschitz, Schestow und Boguslawski, Muralow und Drobnis, was die technische Ausbildung betrifft, hohle Schwätzer und Schuljungen sind. Worin besteht denn dann die Stärke der heutigen Schädlinge, der Trotzkisten? Ihre Stärke besteht im Parteimitgliedsbuch, im Besitz des Parteimitgliedsbuchs. Ihre Stärke besteht darin, dass ihnen das Parteimitgliedsbuch politisches Vertrauen verschafft und ihnen den Zutritt zu allen unseren Institutionen und Organisationen erschließt. Ihr Vorteil besteht darin, dass sie, im Besitz von Parteimitgliedsbüchern und sich als Freunde der Sowjetmacht aufspielend, unsere Leute politisch betrogen, das ihnen erwiesene Vertrauen missbrauchten, insgeheim ihr Schädlingshandwerk betrieben und unsere Staatsgeheimnisse den Feinden der Sowjetunion auslieferten. Ein seinem politischen und moralischen Werte nach zweifelhafter „Vorteil“, aber immerhin ein „Vorteil“. Durch diesen „Vorteil“ wird denn auch erklärlich, dass die trotzkistischen Schädlinge, als Leute mit Parteimitgliedsbuch, die Zutritt zu allen Stellen unserer Institutionen und Organisationen haben, ein wahrer Fund für die Spionageorgane ausländischer Staaten waren.
Der Fehler mancher unserer Parteigenossen besteht darin, dass sie diesen ganzen Unterschied zwischen den alten und den neuen Schädlingen, zwischen den Schachtyleuten und den Trotzkisten nicht bemerkt, nicht begriffen haben und daher nicht vermocht haben, sich rechtzeitig umzustellen, um den Kampf gegen die neuen Schädlinge auf neue Art zu führen.
IV
DIE SCHATTENSEITEN DER WIRTSCHAFTLICHEN ERFOLGE
Das sind die grundlegenden Tatsachen aus dem Gebiet unserer internationalen und inneren Lage, die viele unserer Parteigenossen vergessen beziehungsweise nicht bemerkt haben.
Darum ließen sich unsere Leute durch die Ereignisse der letzten Jahre, durch die Schädlings- und Diversionsakte, überrumpeln.
Man könnte fragen: Warum aber haben unsere Leute all dies nicht bemerkt, warum haben sie all dies vergessen?
Woher kam all diese Vergesslichkeit, Blindheit, Sorglosigkeit, Vertrauensseligkeit?
Ist das nicht ein organisches Gebrechen in der Arbeit unserer Leute?
Nein, das ist kein organisches Gebrechen. Das ist eine vorübergehende Erscheinung, die – einige Anstrengungen unserer Leute vorausgesetzt – rasch liquidiert werden kann.
Worum handelt es sich dann also?
Es handelt sich darum, dass unsere Parteigenossen in den letzten Jahren restlos in der wirtschaftlichen Arbeit aufgingen, dass sie von den wirtschaftlichen Erfolgen völlig hingerissen waren und in ihrer Begeisterung für diese Arbeit alles andere vergaßen, alles übrige vernachlässigten.
Es handelt sich darum, dass sie, von den wirtschaftlichen Erfolgen hingerissen, hierin das A und O aller Dinge zu erblicken begannen, solchen Dingen aber wie der internationalen Lage der Sowjetunion, der kapitalistischen Umkreisung, der Verstärkung der politischen Arbeit der Partei, dem Kampf gegen das Schädlingswesen usw. – einfach keine Aufmerksamkeit mehr schenkten, da sie meinten, alle diese Fragen seien eine zweitrangige oder sogar drittrangige Angelegenheit.
Erfolge und Errungenschaften – das ist natürlich eine große Sache.
Unsere Erfolge auf dem Gebiet des sozialistischen Aufbaus sind tatsächlich gewaltig. Aber Erfolge haben, wie alles in der Welt, auch ihre Schattenseiten. Bei Leuten, die in der Politik wenig erfahren sind, erzeugen große Erfolge und große Errungenschaften nicht selten Sorglosigkeit, Vertrauensseligkeit, Selbstzufriedenheit, übertriebenes Selbstbewusstsein, Überheblichkeit, Prahlsucht. Sie können nicht leugnen, dass sich in letzter Zeit bei uns die Prahlhänse unheimlich vermehrt haben. Es ist kein Wunder, dass angesichts der großen und ernsten Erfolge auf dem Gebiet des sozialistischen Aufbaus prahlerische Stimmungen Platz greifen, Neigungen, mit unseren Erfolgen zu paradieren, Neigungen, die Kräfte unserer Feinde zu unterschätzen, Neigungen, die eigenen Kräfte zu überschätzen, und die Folge all dessen ist politische Blindheit.
Hier muss ich einige Worte über die Gefahren sagen, die mit den Erfolgen, über die Gefahren, die mit den Errungenschaften verbunden sind.
Die mit Schwierigkeiten verbundenen Gefahren kennen wir aus Erfahrung. Führen wir doch schon mehrere Jahre lang den Kampf gegen Gefahren dieser Art und, man muss sagen, nicht ohne Erfolg. Die mit Schwierigkeiten verbundenen Gefahren lassen bei nicht standhaften Leuten nicht selten Stimmungen der Verzagtheit, des Unglaubens an die eigenen Kräfte, pessimistische Stimmungen aufkommen. Und umgekehrt, dort, wo es darum geht, die sich aus Schwierigkeiten ergebenden Gefahren zu bekämpfen, werden die Menschen in diesem Kampf gestählt und gehen aus dem Kampf als wirklich felsenfeste Bolschewiki hervor. Das ist die Natur der mit Schwierigkeiten verbundenen Gefahren. Das sind die Ergebnisse der Überwindung von Schwierigkeiten.
Es gibt aber auch Gefahren anderer Art. Gefahren, die mit Erfolgen verbunden sind, Gefahren, die mit Errungenschaften verbunden sind. Ja, ja, Genossen, Gefahren, die mit Erfolgen, mit Errungenschaften verbunden sind. Diese Gefahren bestehen darin, dass bei Leuten, die in der Politik wenig erfahren sind und nicht sehr viel erlebt haben, eine Situation der Erfolge – ein Erfolg nach dem andern, eine Errungenschaft nach der andern, eine Planüberbietung nach der andern – Stimmungen der Sorglosigkeit und Selbstzufriedenheit hervorruft, eine Atmosphäre von Paradefeierlichkeiten und gegenseitigen Beglückwünschungen schafft, die das Gefühl für das richtige Maß ertöten und den politischen Instinkt abstumpfen, und dass eine solche Situation dazu verleitet, sich gehen zu lassen und auf den Lorbeeren auszuruhen.
Es ist kein Wunder, dass in dieser betäubenden Atmosphäre der Überheblichkeit und Selbstzufriedenheit, in dieser Atmosphäre der Paradekundgebungen und des geräuschvollen Eigenlobs die Menschen einige wesentliche Tatsachen vergessen, die für die Geschicke unseres Landes von erstrangiger Bedeutung sind, dass die Menschen beginnen, solche unangenehme Tatsachen zu übersehen wie die kapitalistische Umkreisung, die neuen Formen des Schädlingswesens, die mit unseren Erfolgen verbundenen Gefahren usw. Kapitalistische Umkreisung? Das ist doch Unsinn! Welche Bedeutung kann so eine kapitalistische Umkreisung haben, wenn wir unsere Wirtschaftspläne erfüllen und übererfüllen? Neue Formen des Schädlingswesens, Kampf gegen den Trotzkismus? All das sind Lappalien! Welche Bedeutung können alle diese Kleinigkeiten haben, wenn wir unsere Wirtschaftspläne erfüllen und übererfüllen? Parteistatut, Wählbarkeit der Parteiorgane, Rechenschaftspflicht der leitenden Parteifunktionäre vor der Masse der Parteimitgliedschaft? Ja, ist denn das alles nötig? Lohnt es sich überhaupt, sich mit diesen Kleinigkeiten abzugeben, wenn unsere Wirtschaft sich entwickelt und die materielle Lage der Arbeiter und Bauern sich immer mehr und mehr bessert? Alles Lappalien! Wir übererfüllen die Pläne, unsere Partei ist nicht schlecht, auch das ZK der Partei ist nicht schlecht – was zum Kuckuck brauchen wir noch? Merkwürdige Leute sitzen dort in Moskau, im ZK der Partei: denken irgendwelche Fragen aus, reden von irgendwelchem Schädlingswesen, schlafen selbst nicht und lassen andere nicht schlafen…
Da haben Sie ein anschauliches Beispiel dafür, wie leicht und „einfach“ sich manche unserer unerfahrenen Genossen, wenn sie vor wirtschaftlichen Erfolgen von Schwindel befallen werden, von politischer Blindheit anstecken lassen.
Das sind die mit Erfolgen, mit Errungenschaften verbundenen Gefahren.
Das sind die Ursachen dafür, dass unsere Parteigenossen, hingerissen von den wirtschaftlichen Erfolgen, die Tatsachen internationalen und inneren Charakters, die wesentliche Bedeutung für die Sowjetunion besitzen, außer acht gelassen und eine ganze Reihe unser Land umlauernder Gefahren nicht bemerkt haben.
Das sind die Wurzeln unserer Sorglosigkeit, Vergesslichkeit, Vertrauensseligkeit, politischen Blindheit.
Das sind die Wurzeln der Mängel in unserer Wirtschafts- und in unserer Parteiarbeit.
Unsere Aufgaben
Wie sind diese Mangel unserer Arbeit zu beseitigen?
Was muss dazu getan werden?
Es ist notwendig, folgende Maßnahmen durchzuführen:
1. Es ist vor allem notwendig, die Aufmerksamkeit unserer Parteigenossen, die in den „laufenden Fragen“ des einen oder anderen Ressorts versinken, auf die großen politischen Fragen internationalen und inneren Charakters zu lenken.
2. Es ist notwendig, die politische Arbeit unserer Partei auf die gebührende Höhe zu bringen, wobei die Aufgabe der politischen Schulung und der bolschewistischen Stählung der Partei-, Sowjet- und Wirtschaftskader in den Mittelpunkt zu stellen ist.
3 . Es ist notwendig, unseren Parteigenossen klarzumachen, dass die wirtschaftlichen Erfolge, deren Bedeutung unbestreitbar sehr groß ist und die wir auch weiterhin, tagaus, tagein, jahraus, jahrein erzielen müssen, dennoch nicht das ganze Wesen unseres sozialistischen Aufbaus erschöpfen.
Es muss klargelegt werden, dass die Schattenseiten der wirtschaftlichen Erfolge, die sich in Selbstzufriedenheit, Sorglosigkeit und Abstumpfung des politischen Instinkts äußern, nur dann beseitigt werden können, wenn sich die wirtschaftlichen Erfolge mit Erfolgen des Parteiaufbaus und mit einer voll entfalteten politischen Arbeit unserer Partei paaren.
Es muss klargelegt werden, dass die wirtschaftlichen Erfolge selbst, ihre Dauerhaftigkeit und Beständigkeit, voll und ganz von den Erfolgen der organisatorischen und der politischen Arbeit der Partei abhängen, dass ohne diese Voraussetzung sich erweisen kann, dass die wirtschaftlichen Erfolge auf Sand gebaut sind.
4. Es ist notwendig, immer daran zu denken und nie zu vergessen, dass die kapitalistische Umkreisung die grundlegende Tatsache ist, durch die die internationale Lage der Sowjetunion bestimmt wird.
Man muss immer daran denken und darf nie vergessen, dass es, solange es eine kapitalistische Umkreisung gibt, auch Schädlinge, Diversanten, Spione, Terroristen geben wird, die von den Spionageorganen ausländischer Staaten ins Hinterland der Sowjetunion geschickt werden; man muss daran denken und den Kampf gegen jene Genossen führen, die die Bedeutung der Tatsache der kapitalistischen Umkreisung unterschätzen, die die Kraft und Bedeutung des Schädlingswesens unterschätzen.
Unseren Parteigenossen muss klargemacht werden, dass keinerlei wirtschaftliche Erfolge, wie groß sie auch sein mögen, die Tatsache der kapitalistischen Umkreisung und die sich aus dieser Tatsache ergebenden Folgen aus der Welt zu schaffen vermögen.
Es müssen Maßnahmen getroffen werden, die notwendig sind, um unseren Genossen, den Bolschewiki in der Partei und den parteilosen Bolschewiki, die Möglichkeit zu geben, sich mit den Zwecken und Aufgaben, mit der Praxis und Technik der Schädlings-, Diversions- und Spionagetätigkeit der ausländischen Spionageorgane bekannt zu machen.
5. Es ist notwendig, unseren Parteigenossen klarzumachen, dass die Trotzkisten, die aktive Elemente der Diversions-, Schädlings- und Spionagetätigkeit ausländischer Spionageorgane bilden, schon längst aufgehört haben, eine politische Strömung in der Arbeiterklasse zu sein, dass sie schon längst aufgehört haben, irgendeiner Idee zu dienen, die mit den Interessen der Arbeiterklasse vereinbar ist, dass sie sich in eine prinzipien- und ideenlose Bande von Schädlingen, Diversanten, Spionen und Mördern verwandelt haben, die im Solde ausländischer Spionageorgane arbeiten.
Es muss klargelegt werden, dass im Kampf gegen den gegenwärtigen Trotzkismus jetzt nicht die alten Methoden, nicht die Methoden der Diskussion, sondern neue Methoden, die Methoden der Ausrottung und der Zerschmetterung nötig sind.
6. Es ist notwendig, unseren Parteigenossen den Unterschied zwischen den heutigen Schädlingen und den Schädlingen der Schachty-Periode klarzumachen, ihnen klarzumachen, dass, während die Schädlinge der Schachty-Periode unsere Leute auf dem Gebiet der Technik betrogen, indem sie ihre technische Rückständigkeit ausnutzten, die heutigen Schädlinge, die das Parteimitgliedsbuch besitzen, unsere Leute durch Missbrauch des politischen Vertrauens, das man ihnen als Parteimitgliedern erweist, betrügen, indem sie die politische Sorglosigkeit unserer Leute ausnutzen.
Es ist notwendig, die alte Losung, Meisterung der Technik, die der Schachty-Periode entspricht, durch eine neue Losung zu ergänzen, durch die Losung: politische Erziehung der Kader, Meisterung des Bolschewismus und Liquidierung unserer politischen Vertrauensseligkeit, eine Losung, die voll und ganz der Periode entspricht, in der wir gegenwärtig leben.
Man könnte fragen: Hätte man nicht vor zehn Jahren, in der Schachty-Periode, beide Losungen zugleich aufstellen können, sowohl die erste Losung, Meisterung der Technik, als auch die zweite Losung, politische Erziehung der Kader? Nein, das konnte man nicht. So werden bei uns in der bolschewistischen Partei die Dinge nicht gehandhabt. An Wendepunkten der revolutionären Bewegung wird stets eine bestimmte grundlegende Losung als Hauptlosung aufgestellt, die das Kettenglied bildet, das man ergreift, um damit die ganze Kette nachzuziehen. Lenin hat uns gelehrt: Findet das Hauptkettenglied in unserer Arbeit heraus, ergreift es und zieht es hervor, um damit die ganze Kette nachzuziehen und vorwärts schreiten zu können. Die Geschichte der revolutionären Bewegung zeigt, dass diese Taktik die einzig richtige Taktik ist. In der Schachty-Periode bestand die Schwäche unserer Leute in ihrer technischen Rückständigkeit. Nicht politische, sondern technische Fragen waren damals unsere schwache Seite. Was unsere politischen Beziehungen zu den damaligen Schädlingen betrifft, so waren sie völlig klar, es waren Beziehungen von Bolschewiki zu politisch fremden Leuten. Diese unsere technische Schwäche liquidierten wir dadurch, dass wir die Losung der Meisterung der Technik aufstellten und in der verflossenen Periode Zehntausende und Hunderttausende technisch geschulter bolschewistischer Kader heranbildeten. Anders liegen die Dinge jetzt, da wir bereits technisch geschulte bolschewistische Kader haben und da in der Rolle von Schädlingen nicht offenkundig fremde Menschen auftreten, die obendrein unseren Leuten keineswegs technisch überlegen sind, sondern Leute, die das Parteimitgliedsbuch besitzen und alle Rechte von Parteimitgliedern genießen. Jetzt ist die Schwäche unserer Leute nicht technische Rückständigkeit, sondern politische Sorglosigkeit, blindes Vertrauen gegenüber Leuten, die zufällig das Parteimitgliedsbuch erhalten haben, das Fehlen einer Überprüfung der Leute, einer Überprüfung nicht aufgrund ihrer politischen Deklarationen, sondern aufgrund der Ergebnisse ihrer Arbeit. Die Kardinalfrage ist jetzt für uns nicht die Liquidierung einer technischen Rückständigkeit unserer Kader, da diese im wesentlichen bereits liquidiert ist, sondern die Liquidierung der politischen Sorglosigkeit und politischen Vertrauensseligkeit gegenüber Schädlingen, die sich zufällig das Parteimitgliedsbuch verschafft haben.
Das ist der grundlegende Unterschied zwischen der Kardinalfrage im Kampf um die Kader in der Schachty-Periode und der Kardinalfrage in der gegenwärtigen Periode.
Daher konnten und durften wir vor zehn Jahren nicht zugleich beide Losungen, sowohl die Losung der Meisterung der Technik als auch die Losung der politischen Erziehung der Kader, aufstellen.
Daher muss die alte Losung, Meisterung der Technik, jetzt durch die neue Losung, Meisterung des Bolschewismus, politische Erziehung der Kader und Liquidierung unserer politischen Sorglosigkeit, ergänzt werden.
7. Es ist notwendig, die faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, dass der Klassenkampf bei uns mit jedem Schritt unseres Vormarsches mehr und mehr erlöschen müsse, dass der Klassenfeind in dem Maße, wie wir Erfolge erzielen, immer zahmer werde.
Das ist nicht nur eine faule Theorie, sondern auch eine gefährliche Theorie, denn sie schläfert unsere Leute ein, lockt sie in die Falle, während sie dem Klassenfeind die Möglichkeit gibt, für den Kampf gegen die Sowjetmacht Kräfte zu sammeln.
Im Gegenteil, je weiter wir vorwärts schreiten, je mehr Erfolge wir erzielen werden, um so größer wird die Wut der Überreste der zerschlagenen Ausbeuterklassen werden, um so eher werden sie zu schärferen Kampfformen übergehen, um so mehr Niederträchtigkeiten werden sie gegen den Sowjetstaat begehen, um so mehr werden sie zu den verzweifeltsten Kampfmitteln greifen, als den letzten Mitteln zum Untergang Verurteilter.
Man muss im Auge behalten, dass die Reste der zerschlagenen Klassen in der UdSSR nicht allein dastehen. Sie genießen die direkte Unterstützung unserer Feinde jenseits der Grenzen der UdSSR. Es wäre ein Irrtum anzunehmen, dass die Sphäre des Klassenkampfes sich auf das Gebiet der UdSSR beschränke. Spielt sich der Klassenkampf mit einem Ende innerhalb der UdSSR ab, so reicht das andere Ende in das Gebiet der uns umgebenden bürgerlichen Staaten. Das kann den Resten der zerschlagenen Klassen nicht unbekannt sein. Und eben weil sie es wissen, werden sie auch künftighin ihre verzweifelten Vorstöße fortsetzen.
Das lehrt uns die Geschichte. Das lehrt uns der Leninismus.
Man muss das alles im Auge haben und auf der Hut sein.
8. Es ist notwendig, eine andere faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, die besagt, dass derjenige kein Schädling sein könne, der nicht immer schädigt und der wenigstens manchmal Erfolge in seiner Arbeit aufzuweisen hat.
Diese seltsame Theorie verrät die Naivität ihrer Urheber. Kein einziger Schädling wird fortwährend schädigen, wenn er nicht in kürzester Frist entlarvt werden will. Im Gegenteil, ein richtiger Schädling muss von Zeit zu Zeit Erfolge in seiner Arbeit aufweisen, denn das ist das einzige Mittel, seine Existenz als Schädling zu behaupten, sich Vertrauen zu erschleichen und seine Schädlingsarbeit fortzusetzen.
Ich glaube, diese Frage ist klar und bedarf keiner weiteren Erläuterungen.
9. Es ist notwendig, eine dritte faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, die besagt, dass die systematische Erfüllung der Wirtschaftspläne die Schädlingsarbeit und die Folgen der Schädlingsarbeit aufhebe.
Eine solche Theorie kann nur das eine Ziel verfolgen: die Eigenliebe unserer Funktionäre, die nur ihr Ressort im Auge haben, zu kitzeln, sie zu beruhigen und ihren Kampf gegen das Schädlingswesen abzuschwächen.
Was bedeutet „systematische Erfüllung unserer Wirtschaftspläne“?
Erstens: Es ist erwiesen, dass alle unsere Wirtschaftspläne zu niedrig angesetzt sind, denn sie lassen die gewaltigen Reserven und Möglichkeiten unberücksichtigt, die im Schoße unserer Volkswirtschaft schlummern.
Zweitens bedeutet die summarische Erfüllung der Wirtschaftspläne der einzelnen Volkskommissariate im Ganzen noch nicht, dass in einigen sehr wichtigen Zweigen die Pläne ebenfalls erfüllt werden. Im Gegenteil, die Tatsachen besagen, dass eine ganze Reihe von Volkskommissariaten, die die Jahreswirtschaftspläne erfüllt und sogar übererfüllt haben, die Pläne in einigen sehr wichtigen Zweigen der Volkswirtschaft ständig nicht erfüllen.
Drittens kann kein Zweifel darüber bestehen, dass es mit der Erfüllung der Wirtschaftspläne, wenn die Schädlinge nicht entlarvt und davongejagt worden wären, weit schlechter stehen würde, woran die kurzsichtigen Urheber dieser Theorie denken sollten.
Viertens entfalten die Schädlinge ihre Schädlingsarbeit in vollem Umfang gewöhnlich nicht in Friedenszeiten, sondern in einer Periode unmittelbar vor dem Kriege oder während des Krieges selbst. Angenommen, wir würden uns von der faulen Theorie von der „systematischen Erfüllung der Wirtschaftspläne“ einlullen lassen und die Schädlinge nicht anrühren. Haben die Urheber dieser faulen Theorie eine Vorstellung davon, welch kolossalen Schaden die Schädlinge unserem Staate im Falle eines Krieges zufügen würden, wenn wir sie im Schoße unserer Volkswirtschaft unter den Fittichen der faulen Theorie von der „systematischen Erfüllung der Wirtschaftspläne“ beließen?
Ist es nicht klar, dass die Theorie von der „systematischen Erfüllung der Wirtschaftspläne“ eine Theorie ist, die nur den Schädlingen von Nutzen sein kann?
10. Es ist notwendig, eine vierte faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, die besagt, dass die Stachanowbewegung das Hauptmittel zur Liquidierung des Schädlingswesens sei.
Diese Theorie ist dazu ersonnen, mit dem Geschwätz über Stachanowleute und Stachanowbewegung den Schlag unbemerkt von den Schädlingen abzuwenden.
Genosse Molotow führte in seinem Referat eine ganze Reihe von Tatsachen an, die zeigen, wie die trotzkistischen und nichttrotzkistischen Schädlinge im Kusnezk- und Donezbecken, unter Missbrauch des Vertrauens unserer politisch sorglosen Genossen, die Stachanowleute systematisch an der Nase herumführten, ihnen Knüppel zwischen die Beine warfen, ihrer erfolgreichen Arbeit eine ganze Reihe künstlicher Hindernisse bereiteten und es schließlich erreichten, dass sie ihre Arbeit desorganisierten. Was können die Stachanowleute allein tun, wenn die Schädlingsarbeit bei der Neubautätigkeit, sagen wir im Donezbecken, zu einer Diskrepanz zwischen den Vorbereitungsarbeiten für die Kohlenförderung, die hinter dem Tempo zurückbleiben, und allen anderen Arbeiten geführt hat? Ist es nicht klar, dass die Stachanowbewegung selbst der realen Unterstützung unsererseits gegen alle und jegliche Machenschaften der Schädlinge bedarf, um die Sache vorwärts treiben und ihre große Mission erfüllen zu können? Ist es nicht klar, dass der Kampf gegen das Schädlingswesen, der Kampf für die Liquidierung des Schädlingswesens, die Bändigung des Schädlingswesens die notwendige Voraussetzung dafür ist, dass sich die Stachanowbewegung in ihrer ganzen Breite entfalten kann?
Ich glaube, diese Frage ist ebenfalls klar und bedarf keiner weiteren Erläuterungen.
11. Es ist notwendig, eine fünfte faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, die besagt, dass die trotzkistischen Schädlinge keine Reserven mehr hätten, dass sie angeblich ihre letzten Kader einsetzen.
Das stimmt nicht, Genossen. Eine solche Theorie konnten nur naive Leute ersinnen. Die trotzkistischen Schädlinge haben Reserven. Sie bestehen vor allem aus den Resten der zerschlagenen Ausbeuterklassen in der UdSSR. Sie bestehen aus einer ganzen Reihe von Gruppen und Organisationen außerhalb der UdSSR, die der Sowjetunion feindlich gegenüberstehen.
Nehmen wir beispielsweise die konterrevolutionäre trotzkistische IV. Internationale, die zu zwei Dritteln aus Spionen und Diversanten besteht. Ist das etwa keine Reserve? Ist es denn nicht klar, dass diese Spionageinternationale Kader für die Spionage- und Schädlingsarbeit der Trotzkisten stellen wird?
Oder nehmen wir beispielsweise noch die Gruppe des Schurken Scheflo in Norwegen, die dem Oberspion Trotzki Unterschlupf gewährte und ihm half, allerlei Niederträchtigkeiten gegen die Sowjetunion zu begehen. Ist diese Gruppe etwa keine Reserve? Wer kann daran zweifeln, dass diese konterrevolutionäre Gruppe den trotzkistischen Spionen und Schädlingen auch weiterhin ihre Dienste erweisen wird?
Oder nehmen wir beispielsweise noch eine andere Gruppe, die eines ebensolchen Schurken wie Scheflo, die Gruppe Souvarines in Frankreich. Ist das etwa keine Reserve? Kann man denn daran zweifeln, dass diese Gruppe von Schurken den Trotzkisten bei ihrer Spionage- und Schädlingsarbeit gegen die Sowjetunion ebenfalls helfen wird?
Und all diese Herrschaften aus Deutschland, all diese Ruth Fischer, Maslow, Urbahns, die sich mit Haut und Haaren den Faschisten verschrieben haben, – sind sie etwa keine Reserve für die trotzkistische Spionage- und Schädlingsarbeit?
Oder beispielsweise die bekannte Schriftstellerbande in Amerika mit dem bekannten Lumpen Eastman an der Spitze, alle diese Piraten der Feder, die nur davon leben, dass sie die Arbeiterklasse der UdSSR verleumden, – sind sie etwa keine Reserve für den Trotzkismus?
Nein, man muss die faule Theorie, dass die Trotzkisten angeblich ihre letzten Kader einsetzen, beiseite werfen.
12. Schließlich ist es notwendig, noch eine faule Theorie zu zerschlagen und beiseite zu werfen, die besagt, dass wir Bolschewiki einem Häuflein von Schädlingen gar keine Beachtung zu schenken brauchten, da wir Bolschewiki viele, die Schädlinge aber wenige sind, da wir Bolschewiki von Dutzenden Millionen Menschen unterstützt werden, die trotzkistischen Schädlinge aber nur von einzelnen und Dutzenden.
Das ist falsch, Genossen. Diese mehr als seltsame Theorie wurde ersonnen, um einige unserer führenden Genossen zu trösten, die wegen ihres Unvermögens, gegen das Schädlingswesen zu kämpfen, in ihrer Arbeit Fiasko erlitten haben, und um ihre Wachsamkeit einzuschläfern, sie ruhig schlafen zu lassen.
Dass die trotzkistischen Schädlinge von einzelnen, die Bolschewiki aber von Dutzenden Millionen Menschen unterstützt werden, ist natürlich wahr. Aber daraus folgt keineswegs, dass die Schädlinge unserer Sache nicht ernstesten Schaden zufügen können. Um Unheil zu stiften und Schaden anzurichten, dazu bedarf es keineswegs einer großen Zahl von Menschen. Um ein Dnjepr-Kraftwerk zu erbauen, muss man Zehntausende Arbeiter einsetzen. Um es aber in die Luft zu sprengen, dazu sind vielleicht ein paar Dutzend Menschen nötig, nicht mehr. Um eine Schlacht im Kriege zu gewinnen, dazu bedarf es vielleicht einiger Armeekorpse von Rotarmisten. Um jedoch diesen Sieg an der Front zunichte zu machen, dazu genügen ein paar Spione irgendwo im Stab einer Armee oder sogar einer Division, die den Operationsplan entwenden und ihn dem Feind ausliefern. Um eine große Eisenbahnbrücke zu bauen, dazu sind Tausende Menschen erforderlich. Um sie aber in die Luft zu sprengen, dazu genügen ein paar Menschen. Solcher Beispiele könnte man Dutzende und Hunderte anführen.
Folglich darf man sich nicht damit trösten, dass wir viele, sie, die trotzkistischen Schädlinge, dagegen wenige sind.
Man muss erreichen, dass es überhaupt keine trotzkistischen Schädlinge in unseren Reihen gibt.
So verhält es sich mit der Frage, wie die Mängel unserer Arbeit zu liquidieren sind, die in allen unseren Organisationen zu verzeichnen sind, sowohl in den Wirtschafts- und Sowjetorganisationen als auch in den Verwaltungs- und Parteiorganisationen.
Das sind die Maßnahmen, die notwendig sind, um diese Mängel zu liquidieren.
Was speziell die Parteiorganisationen und die Mängel in ihrer Arbeit anbetrifft, so wird in dem Ihnen zur Entscheidung vorgelegten Resolutionsentwurf ausführlich genug über die Maßnahmen zur Liquidierung dieser Mängel gesprochen. Ich glaube daher, dass keine Notwendigkeit besteht, hier auf diese Seite der Sache ausführlich einzugehen.
Ich möchte nur einige Worte über die Frage der politischen Schulung und Weiterbildung unserer Parteikader sagen.
Ich glaube, wenn wir es verstünden und fertig brächten, unsere Parteikader von unten bis oben ideologisch so zu schulen und politisch so zu stählen, dass sie sich in der inneren und der internationalen Situation ohne Schwierigkeit zurechtzufinden vermögen, wenn wir es verstünden, sie zu völlig reifen Leninisten, Marxisten zu machen, die fähig sind, die Fragen der Leitung des Landes ohne ernste Fehler zu entscheiden, dann hätten wir damit neun Zehntel aller unserer Aufgaben gelöst.
Wie steht es um die führenden Kader unserer Partei?
In unserer Partei gibt es, wenn man ihre führenden Schichten im Auge hat, etwa 3000-4000 höhere Funktionäre. Das ist, ich möchte sagen, die Generalität unserer Partei.
Dann kommen 30000-40000 mittlere Funktionäre. Das ist das Offizierskorps unserer Partei.
Dann kommen etwa 100000-150000 untere Parteifunktionäre. Das ist sozusagen das Unteroffizierskorps unserer Partei.
Das ideologische Niveau dieser führenden Kader zu heben und sie politisch weiter zu stählen, diesen Kadern frische Kräfte zuzuführen, die darauf warten, aufrücken zu können und auf diese Weise den Bestand an führenden Kadern zu erweitern – das ist die Aufgabe.
Was ist dazu erforderlich?
Vor allem muss unsern Parteifunktionären, angefangen von den Zellensekretären bis zu den Sekretären der Gebiets- und Republik-Parteiorganisationen, empfohlen werden, sich im Laufe einer bestimmten Zeit je zwei Genossen, je zwei Parteifunktionäre, auszuwählen, die fähig sind, tatsächlich ihre Stellvertreter zu sein. Man mag sagen: Wo soll man sie hernehmen, zwei Stellvertreter für jeden, wir haben solche Leute nicht, haben keine entsprechenden Funktionäre. Das stimmt nicht, Genossen. Fähige Menschen, begabte Menschen gibt es bei uns Zehntausende. Man muss sie nur kennen und rechtzeitig aufrücken lassen, damit sie nicht zu lange an einem Fleck bleiben und zu faulen anfangen. Suchet, so werdet ihr finden.
Weiter. Zur Parteischulung und Weiterbildung der Zellensekretäre sind in jedem Gebietszentrum viermonatige „Parteikurse“ einzurichten. Auf diese Kurse sind die Sekretäre aller Grundorganisationen (Zellen) der Partei zu schicken und dann, wenn sie die Kurse absolviert haben und auf ihren Platz zurückgekehrt sind, ihre Stellvertreter sowie die fähigsten Mitglieder der Grundorganisationen der Partei.
Weiter. Zur politischen Weiterbildung der ersten Sekretäre der Kreisorganisationen sind in der UdSSR, sagen wir in den zehn wichtigsten Zentren, achtmonatige „Leninkurse“ einzurichten. Auf diese Kurse sind die ersten Sekretäre der Kreis- und Bezirksparteiorganisationen zu schicken, und dann, wenn sie die Kurse absolviert haben und auf ihren Platz zurückgekehrt sind, ihre Stellvertreter und die fähigsten Mitglieder der Kreis- und Bezirksorganisationen.
Weiter. Zur ideologischen Weiterbildung und politischen Weiterentwicklung der Sekretäre der Stadtorganisationen sind beim ZK der KPdSU(B) sechsmonatige „Kurse für Geschichte und Politik der Partei“ einzurichten. Auf diese Kurse sind die ersten oder zweiten Sekretäre der Stadtorganisationen zu schicken, und dann, wenn sie die Kurse absolviert haben und auf ihren Platz zurückgekehrt sind, die fähigsten Mitglieder der Stadtorganisationen.
Schließlich ist beim ZK der KPdSU(B) eine sechsmonatige „Beratung über Fragen der inneren und der internationalen Politik“ einzurichten. Dahin sind die ersten Sekretäre der Gebiets- und Regionsorganisationen sowie der Zentralkomitees der nationalen kommunistischen Parteien zu schicken. Diese Genossen müssen nicht eine, sondern mehrere Ablösungen stellen, die in der Lage sind, die führenden Genossen des Zentralkomitees unserer Partei zu ersetzen. Das ist notwendig, und das muss getan werden.
Ich komme zum Schluss, Genossen.
Wir haben somit die Hauptmängel unserer Arbeit dargelegt, sowohl diejenigen, die in allen unsern Organisationen, den Wirtschafts-, Verwaltungs- und Parteiorganisationen, zu verzeichnen sind, als auch diejenigen, die nur speziell in den Parteiorganisationen vorhanden sind, Mängel, die von den Feinden der Arbeiterklasse zu ihrer Diversions- und Schädlingsarbeit, zu ihrer Spionage- und Terrorarbeit ausgenützt werden.
Wir haben ferner die grundlegenden Maßnahmen festgelegt, die notwendig sind, um diese Mängel zu liquidieren und die Diversions- und Schädlingsakte sowie die Spionage- und Terrorakte der trotzkistisch-faschistischen Agenten ausländischer Spionageorgane unmöglich zu machen.
Es fragt sich, können wir alle diese Maßnahmen durchführen, haben wir alle dazu erforderlichen Möglichkeiten?
Unbedingt können wir das. Wir können es, weil wir alle erforderlichen Mittel zur Verfügung haben, um diese Maßnahmen durchzuführen. Was fehlt uns also?
Es fehlt nur eins: die Bereitschaft, mit unserer eigenen Sorglosigkeit, unserer eigenen Vertrauensseligkeit, unserer eigenen politischen Kurzsichtigkeit Schluss zu machen.
Davon hängt alles ab.
Aber sollten wir es denn wirklich nicht fertig bringen, diese lächerliche und idiotische Krankheit zu überwinden, wir, die wir den Kapitalismus gestürzt, den Sozialismus im wesentlichen errichtet und das erhabene Banner des Weltkommunismus hoch erhoben haben?
Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln, dass wir sie unbedingt überwinden werden, vorausgesetzt natürlich, dass wir das wollen. Wir werden sie überwinden, nicht schlechthin, sondern gründlich, auf bolschewistische Art.
Und wenn wir diese idiotische Krankheit überwunden haben, können wir mit voller Überzeugung sagen, dass uns keine Feinde schrecken, weder innere noch äußere, dass uns ihre Vorstöße nicht schrecken, denn wir werden sie in Zukunft ebenso zerschmettern, wie wir sie in der Gegenwart zerschmettern, wie wir sie in der Vergangenheit zerschmettert haben. (Beifall).
Schlusswort
Genossen!
Ich habe in meinem Referat über die grundlegenden Fragen der zu behandelnden Angelegenheit gesprochen. Die Diskussion hat gezeigt, dass bei uns jetzt volle Klarheit herrscht, dass die Aufgaben verstanden werden und die Bereitschaft besteht, die Mängel in unserer Arbeit zu beseitigen. Die Diskussion hat aber auch gezeigt, dass es einige konkrete Fragen unserer praktischen organisatorisch-politischen Arbeit gibt, die bei uns noch nicht ganz klar verstanden werden. Ich habe sieben solcher Fragen gezählt.
Gestatten Sie mir, einige Worte über diese Fragen zu sagen:
1. Jetzt, so muss man annehmen, haben alle begriffen und eingesehen, dass man in eine Sackgasse gerät, wenn man sich übermäßig für Wirtschaftskampagnen und wirtschaftliche Erfolge begeistert und dabei die parteipolitischen Fragen unterschätzt und außer acht läßt. Es ist also notwendig, die Aufmerksamkeit der Funktionäre auf die parteipolitischen Fragen zu lenken, damit die wirtschaftlichen Erfolge sich mit Erfolgen der parteipolitischen Arbeit paaren und neben ihnen einhergehen.
Wie ist die Aufgabe der Verstärkung der parteipolitischen Arbeit, die Aufgabe der Befreiung der Parteiorganisationen von den wirtschaftlichen Kleinfragen praktisch zu verwirklichen? Wie aus der Diskussion hervorgeht, sind manche Genossen geneigt, daraus die falsche Schlussfolgerung zu ziehen, man müsse jetzt überhaupt der wirtschaftlichen Arbeit den Rücken kehren. Jedenfalls wurden Stimmen laut: Nun, jetzt kommen wir, Gott sei Dank, von den wirtschaftlichen Dingen los, jetzt kann man sich auch mit parteipolitischer Arbeit befassen. Ist diese Schlussfolgerung richtig? Nein, sie ist falsch. Als unsere Parteigenossen in ihrer Begeisterung für die wirtschaftlichen Erfolge der Politik den Rücken kehrten, war das ein Extrem, das uns große Opfer kostete. Wenn jetzt manche unserer Genossen, die an die Verstärkung der parteipolitischen Arbeit gehen, auf den Gedanken verfallen, der Wirtschaft den Rücken zu kehren, so wird das ein anderes Extrem sein, das uns nicht weniger Opfer kosten wird. Man darf nicht aus einem Extrem ins andere fallen. Man darf die Politik nicht von der Wirtschaft trennen. Wir können uns ebenso wenig von der Wirtschaft abkehren, wie wir uns von der Politik abkehren können. Zur Erleichterung des Studiums pflegt man methodologisch die Fragen der Wirtschaft von den Fragen der Politik zu trennen. Aber das ist lediglich eine methodologische, eine künstliche Trennung, die nur zur Erleichterung des Studiums vorgenommen wird. Im Leben dagegen, in der Praxis sind Politik und Wirtschaft nicht voneinander zu trennen. Sie existieren zusammen und wirken zusammen. Und wer in unserer praktischen Arbeit die Wirtschaft von der Politik trennen will, wer die wirtschaftliche Arbeit um den Preis einer Beeinträchtigung der politischen Arbeit oder, umgekehrt, die politische Arbeit um den Preis einer Beeinträchtigung der wirtschaftlichen Arbeit verstärken will, – der gerät unbedingt in eine Sackgasse.
Der Sinn des bekannten Punktes des Resolutionsentwurfs über die Befreiung der Parteiorganisationen von den wirtschaftlichen Kleinfragen und die Verstärkung der parteipolitischen Arbeit besteht nicht darin, der wirtschaftlichen Arbeit den Rücken zu kehren und auf die Leitung der Wirtschaft zu verzichten, sondern lediglich darin, die Praxis nicht länger zu dulden, dass unsere Parteiorganisationen die Wirtschaftsorgane, darunter auch besonders die Landwirtschaftsorgane, ersetzen und ihnen jegliche Verantwortung nehmen. Es gilt also, sich die Methode bolschewistischer Leitung der Wirtschaftsorgane zu Eigen zu machen, die darin besteht, diesen Organen systematisch zu helfen, sie systematisch zu festigen und die Wirtschaft nicht unter Umgehung dieser Organe, sondern durch sie zu leiten. Man muss den Wirtschaftsorganen und vor allem den Landwirtschaftsorganen bessere Kräfte zur Verfügung stellen, man muss diese Organe durch neue, durch bessere Mitarbeiter verstärken, die fähig sind, die ihnen gestellten Aufgaben zu erfüllen. Erst wenn diese Arbeit getan ist, kann man darauf rechnen, dass die Parteiorganisationen von den wirtschaftlichen Kleinfragen restlos befreit sein werden. Es ist klar, dass das eine ernste Angelegenheit ist und eine gewisse Zeit erfordert. Solange dies aber nicht geschehen ist, werden sich die Parteiorganisationen auch weiterhin, während einer bestimmten kurzen Zeit, unmittelbar mit landwirtschaftlichen Angelegenheiten, mit all ihren Kleinfragen, mit der Bodenbestellung, der Aussaat, der Ernteeinbringung usw. befassen müssen.
2. Ein paar Worte über die Schädlinge, Diversanten, Spione usw. Jetzt ist es, glaube ich, für alle klar, dass die heutigen Schädlinge und Diversanten, unter welcher Flagge sie auch immer segeln mögen, ob unter trotzkistischer oder unter bucharinscher, schon längst aufgehört haben, eine politische Strömung in der Arbeiterbewegung zu sein, dass sie sich in eine prinzipien- und ideenlose Bande berufsmäßiger Schädlinge, Diversanten, Spione, Mörder verwandelt haben. Es ist klar, dass diese Herrschaften schonungslos zerschmettert und vernichtet werden müssen, als Feinde der Arbeiterklasse, als Verräter an unserer Heimat. Das ist klar und bedarf keiner weiteren Erläuterungen.
Nun aber die Frage: Wie ist die Aufgabe der Zerschmetterung und Vernichtung der japanisch-deutschen Agenten des Trotzkismus praktisch zu verwirklichen? Bedeutet das, dass es nicht nur die wirklichen Trotzkisten zu schlagen und zu vernichten gilt, sondern auch diejenigen, die irgendeinmal nach der Seite des Trotzkismus hin schwankten, später aber, schon vor langer Zeit, sich vom Trotzkismus abgewandt haben, nicht nur diejenigen, die wirklich trotzkistische Schädlingsagenten sind, sondern auch diejenigen, die irgendeinmal in die Lage kamen, durch eine Straße zu gehen, durch die irgendeinmal dieser oder jener Trotzkist gegangen ist? Jedenfalls sind solche Stimmen hier auf dem Plenum laut geworden. Kann man eine solche Auslegung der Resolution für richtig halten? Nein, man kann sie nicht für richtig halten. In dieser Frage ist, wie auch in allen anderen Fragen, ein individuelles, differenziertes Herangehen an die Menschen erforderlich. Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. So ein summarisches Verfahren kann der Sache des Kampfes gegen die wirklichen trotzkistischen Schädlinge und Spione nur schaden.
Unter unseren verantwortlichen Genossen gibt es eine gewisse Anzahl ehemaliger Trotzkisten, die sich schon längst vom Trotzkismus abgewandt haben und den Kampf gegen den Trotzkismus nicht schlechter, ja besser führen als manche unserer verehrten Genossen, die nie in die Lage gekommen sind, nach der Seite des Trotzkismus hin zu schwanken. Es wäre töricht, solche Genossen jetzt in Verruf zu bringen.
Unter unseren Genossen gibt es auch solche, die ideologisch stets gegen den Trotzkismus eingestellt waren, aber trotzdem persönliche Verbindungen mit einzelnen Trotzkisten unterhielten, die sie unverzüglich abbrachen, sobald ihnen die wahre Physiognomie des Trotzkismus klar geworden war. Es ist natürlich nicht gut, dass sie ihre persönlichen freundschaftlichen Verbindungen mit einzelnen Trotzkisten nicht sofort, sondern mit Verspätung abbrachen. Es wäre aber töricht, solche Genossen mit den Trotzkisten auf die gleiche Stufe zu stellen.
3. Was bedeutet es, die Mitarbeiter richtig auszuwählen und auf den richtigen Arbeitsplatz zu stellen?
Das bedeutet, die Mitarbeiter erstens nach politischen Gesichtspunkten auszuwählen, das heißt nach dem Gesichtspunkt, ob sie politisches Vertrauen verdienen, und zweitens nach fachlichen Gesichtspunkten, das heißt nach dem Gesichtspunkt, ob sie für eine bestimmte konkrete Arbeit geeignet sind.
Das bedeutet, dass die fachliche Methode der Auswahl nicht zu einer praktizistischen Methode werden darf, bei der man sich für die fachliche Eignung der Mitarbeiter interessiert, ohne sich für ihre politische Physiognomie zu interessieren.
Das bedeutet, dass die politische Methode der Auswahl nicht zur einzigen und ausschließlichen Methode werden darf, bei der man sich für die politische Physiognomie der Mitarbeiter interessiert, ohne sich für ihre fachliche Eignung zu interessieren.
Kann man sagen, dass dieser bolschewistische Grundsatz von unseren Parteigenossen befolgt wird? Leider kann man das nicht sagen. Hier auf dem Plenum wurde bereits darüber gesprochen. Aber es wurde nicht alles gesagt. Es handelt sich darum, dass dieser bewährte Grundsatz in unserer Praxis auf Schritt und Tritt, und zwar aufs gröbste verletzt wird. Meistens erfolgt die Auswahl der Mitarbeiter nicht nach objektiven Gesichtspunkten, sondern nach zufälligen, subjektiven, spießerhaft-kleinbürgerlichen Gesichtspunkten. Meistens sucht man sich so genannte Bekannte, Freunde, Landsleute, persönlich ergebene Leute, Meister in der Lobpreisung ihrer Vorgesetzten aus – ohne Rücksicht auf ihre politische und fachliche Eignung.
Es ist klar, dass auf diese Weise statt einer führenden Gruppe verantwortlicher Funktionäre eine Sippschaft einander nahe stehender Leute, eine Innung herauskommt, deren Mitglieder darauf bedacht sind, in Frieden zu leben, einander nicht weh zu tun, nicht aus der Schule zu plaudern, einander zu lobpreisen und der Zentrale von Zeit zu Zeit völlig nichts sagende und Übelkeit erregende Berichte über Erfolge einzusenden.
Es ist nicht schwer, zu begreifen, dass es bei einer solchen Sippenwirtschaft weder für Kritik an den Mängeln der Arbeit noch für Selbstkritik der Leiter der Arbeit Platz geben kann.
Es ist klar, dass eine solche Sippenwirtschaft einen günstigen Boden abgibt für die Züchtung von Speichelleckern, von Leuten, die jeglichen Gefühls eigener Würde bar sind und deshalb mit dem Bolschewismus nichts gemein haben.
Nehmen wir zum Beispiel die Genossen Mirsojan und Wainow. Der eine ist Sekretär der Regionsparteiorganisation von Kasachstan, der andere ist Sekretär der Jaroslawler Gebietsparteiorganisation. Diese Genossen sind nicht unsere schlechtesten Funktionäre. Wie aber wählen sie ihre Mitarbeiter aus? Der eine hat aus Aserbaidshan und vom Ural, wo er früher arbeitete, 30-40 „seiner“ Leute nach Kasachstan mitgeschleppt und sie auf verantwortliche Posten in Kasachstan gestellt. Der andere hat aus dem Donezbecken, wo er früher arbeitete, ebenfalls mehr als ein Dutzend „seiner“ Leute nach Jaroslawl mitgeschleppt und sie ebenfalls auf verantwortliche Posten gestellt. Genosse Mirsojan hat also seine eigene Innung. Eine eigene Innung hat auch Genosse Wainow. Hätte man nicht, geleitet von dem bekannten bolschewistischen Grundsatz von der Auswahl und Verteilung der Kader, an Ort und Stelle Mitarbeiter auswählen können? Natürlich hätte man das gekonnt. Warum aber haben sie das nicht getan? Weil sie den bolschewistischen Grundsatz von der Auswahl der Mitarbeiter verletzen, der die Möglichkeit einer spießerhaft-kleinbürgerlichen Methode der Auswahl, die Möglichkeit einer Auswahl der Mitarbeiter vom Standpunkt der Sippen- und Vetternwirtschaft ausschließt. Außerdem wollten sich diese Genossen, als sie sich persönlich ergebene Leute als Mitarbeiter heranholten, offenbar ein Milieu schaffen, das ihnen eine gewisse Unabhängigkeit sowohl gegenüber den örtlichen Funktionären als auch gegenüber dem ZK der Partei sichern sollte. Angenommen, die Genossen Mirsojan und Wainow würden infolge dieser oder jener Umstände von dem Ort ihrer gegenwärtigen Arbeit nach irgendwelchen anderen Orten versetzt werden. Was sollen sie in einem solchen Fall mit ihren „Trabanten“ anfangen? Sollen sie sie wirklich wieder an ihre neue Arbeitsstelle mitschleppen?
Zu einer solchen Absurdität führt die Verletzung des bolschewistischen Grundsatzes von der richtigen Auswahl und Verteilung der Funktionäre.
4. Was bedeutet es, die Funktionäre zu kontrollieren, die Durchführung der Aufträge zu kontrollieren?
Die Funktionäre zu kontrollieren, bedeutet, sie nicht aufgrund ihrer Versprechungen und Deklarationen zu überprüfen, sondern aufgrund der Ergebnisse ihrer Arbeit.
Die Durchführung der Aufträge zu kontrollieren, bedeutet, sie nicht nur vom Schreibtisch aus und nicht nur aufgrund von formellen Rechenschaftsberichten zu überprüfen, sondern sie vor allem am Arbeitsort aufgrund der tatsächlichen Ergebnisse zu überprüfen.
Ist eine solche Kontrolle überhaupt nötig? Sie ist unbedingt nötig. Sie ist nötig, erstens weil nur eine solche Kontrolle es ermöglicht, den Mitarbeiter kennen zu lernen, seine wirklichen Eigenschaften festzustellen. Sie ist zweitens nötig, weil nur eine solche Kontrolle es ermöglicht, die Vorzüge und Mängel des ausführenden Apparats festzustellen. Sie ist drittens nötig, weil nur eine solche Kontrolle es ermöglicht, die Vorzüge und Mängel der Aufträge selbst festzustellen.
Manche Genossen meinen, die Kontrolle der Funktionäre könne nur von oben erfolgen, wenn die Führer die von ihnen Geführten aufgrund der Ergebnisse ihrer Arbeit überprüfen. Das ist falsch. Kontrolle von oben ist natürlich nötig als eine der wirksamen Maßnahmen zur Überprüfung der Menschen und zur Überprüfung der Durchführung der Aufträge. Aber mit der Kontrolle von oben ist bei weitem nicht die ganze Kontrolle erschöpft. Es gibt noch eine andere Art der Kontrolle, die Kontrolle von unten, wenn die Massen, wenn die Geführten die Führer überprüfen, ihre Fehler aufdecken und ihnen die Wege zu ihrer Behebung zeigen. Eine solche Kontrolle ist eins der wirksamsten Mittel zur Überprüfung der Menschen.
Die Parteimassen überprüfen die führenden Funktionäre in Aktivtagungen, in Konferenzen, auf Parteitagen durch Entgegennahme ihrer Rechenschaftsberichte, durch Kritik an den Mängeln, schließlich durch Wahl beziehungsweise Nichtwahl dieser oder jener führenden Genossen in die leitenden Organe. Strikte Durchführung des demokratischen Zentralismus in der Partei, wie dies vom Statut unserer Partei gefordert wird, unbedingte Wählbarkeit der Parteiorgane, das Recht, Kandidaten aufzustellen und abzulehnen, geheime Wahl, Freiheit der Kritik und Selbstkritik – alle diese und ähnliche Maßnahmen müssen unter anderem auch deshalb durchgeführt werden, um die Überprüfung und Kontrolle der Führer der Partei durch die Parteimassen zu erleichtern.
Die parteilosen Massen überprüfen die führenden Wirtschafts-, Gewerkschafts- und übrigen Funktionäre in Aktivversammlungen der Parteilosen, in Massenberatungen jeder Art, wo sie die Rechenschaftsberichte der führenden Funktionäre entgegennehmen, Mängel kritisieren und Wege zu ihrer Behebung aufzeigen.
Schließlich überprüft das Volk die Führer des Landes bei den Wahlen zu den Machtorganen der Sowjetunion durch die allgemeine, gleiche, direkte und geheime Abstimmung.
Die Aufgabe besteht darin, die Kontrolle von oben mit der Kontrolle von unten zu vereinigen.
5. Was bedeutet es, die Kader anhand ihrer eigenen Fehler zu schulen?
Lenin lehrte uns, dass die gewissenhafte Aufdeckung der Fehler der Partei, die Untersuchung der Ursachen, die diese Fehler hervorgerufen haben, und die Festlegung der Wege zur Behebung dieser Fehler eins der sichersten Mittel zur richtigen Schulung und Erziehung der Parteikader, zur richtigen Schulung und Erziehung der Arbeiterklasse und der werktätigen Massen ist. Lenin sagt:
„Das Verhalten einer politischen Partei zu ihren Fehlern ist eines der wichtigsten und sichersten Kriterien für den Ernst einer Partei und für die tatsächliche Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber ihrer Klasse und den werktätigen Massen. Einen Fehler offen zugeben, seine Ursachen aufdecken, die Umstände, die ihn hervorgerufen haben, analysieren, die Mittel zur Behebung des Fehlers sorgfältig prüfen – das ist das Merkmal einer ernsten Partei, das heißt Erfüllung ihrer Pflichten, das heißt Erziehung und Schulung der Klasse und dann auch der Masse.“ (Lenin; AW, Bd. III, Berlin 1970, S. 427)
Das bedeutet, dass es Pflicht der Bolschewiki ist, ihre Fehler nicht zu vertuschen, der Frage nach ihren Fehlern nicht auszuweichen, wie dies bei uns häufig geschieht, sondern offen und ehrlich ihre Fehler zuzugeben, offen und ehrlich die Wege zur Behebung dieser Fehler aufzuzeigen, offen und ehrlich ihre Fehler zu korrigieren.
Ich kann nicht sagen, dass viele unserer Genossen das bereitwillig tun. Aber Bolschewiki, wenn sie wirklich Bolschewiki sein wollen, müssen den Mut aufbringen, ihre Fehler offen zuzugeben, müssen deren Ursachen aufdecken, Wege zu ihrer Behebung aufzeigen und damit der Partei helfen, den Kadern eine richtige Schulung und eine richtige politische Erziehung zuteil werden zu lassen. Denn nur auf diesem Wege, nur in einer Atmosphäre offener und ehrlicher Selbstkritik kann man wirklich bolschewistische Kader erziehen, kann man wirkliche bolschewistische Führer erziehen.
Zwei Beispiele, die die Richtigkeit der These Lenins veranschaulichen.
Nehmen wir beispielsweise unsere Fehler beim Aufbau der Kollektivwirtschaften. Sie erinnern sich sicherlich des Jahres 1930, als unsere Parteigenossen die äußerst komplizierte Frage der Überleitung der Bauernschaft in die Bahnen des kollektivwirtschaftlichen Aufbaus in knapp drei, vier Monaten lösen zu können glaubten und als das Zentralkomitee der Partei sich gezwungen sah, die übereifrigen Genossen in die Schranken zu weisen. Das war eine der gefahrvollsten Perioden im Leben unserer Partei. Der Fehler bestand darin, dass unsere Parteigenossen den Grundsatz der Freiwilligkeit beim Aufbau der Kollektivwirtschaften vergaßen, dass sie vergaßen, dass man die Bauern nicht durch administrativen Druck auf den kollektivwirtschaftlichen Weg überleiten kann, vergaßen, dass der kollektivwirtschaftliche Aufbau nicht ein paar Monate, sondern mehrere Jahre sorgfältiger und wohl durchdachter Arbeit erfordert. Sie vergaßen das und wollten ihre Fehler nicht zugeben. Wie Sie sich sicherlich erinnern, stieß der Hinweis des ZK, dass unsere Genossen vor Erfolgen von Schwindel befallen wurden, sowie die Weisung, dass unsere Genossen draußen im Lande nicht vorauseilen und die reale Situation nicht ignorieren dürfen, auf stärksten Widerstand. Aber das hielt das ZK nicht davon ab, gegen den Strom zu schwimmen und unsere Parteigenossen auf den richtigen Weg zurückzubringen. Nun, und? Jetzt ist es für alle klar, dass die Partei erreicht hat, was sie erreichen wollte, indem sie unsere Parteigenossen auf den richtigen Weg zurückbrachte. Jetzt haben wir Zehntausende vortrefflicher Kader aus der Bauernschaft für den kollektivwirtschaftlichen Aufbau und für die Leitung der Kollektivwirtschaften. Diese Kader sind anhand der Fehler von 1930 geschult und erzogen worden. Aber diese Kader hätten wir heute nicht, wenn die Partei damals ihre Fehler nicht erkannt und sie nicht rechtzeitig korrigiert hätte.
Ein anderes Beispiel, diesmal aus dem Gebiet des industriellen Aufbaus. Ich meine unsere Fehler zur Zeit der Schädlingsarbeit im Schachty-Bezirk. Unsere Fehler bestanden darin, dass wir die ganze Gefahr der technischen Rückständigkeit unserer Kader in der Industrie nicht berücksichtigten, dass wir uns mit dieser Rückständigkeit abfanden und meinten, einen großzügigen sozialistischen Aufbau der Industrie mit Hilfe feindlich gesinnter Spezialisten durchführen zu können, während wir unsere Wirtschaftskader zur Rolle schlechter Kommissare bei den bürgerlichen Spezialisten verurteilten. Sie erinnern sich sicherlich, wie ungern unsere Wirtschaftskader damals ihre Fehler zugaben, wie ungern sie ihre technische Rückständigkeit zugaben und wie widerstrebend sie sich die Losung „Die Technik meistern“ zu eigen machten. Und was geschah? Die Tatsachen beweisen, dass die Losung „Die Technik meistern“ ihre Wirkung getan und gute Resultate gezeitigt hat. Jetzt haben wir Zehntausende und Hunderttausende vortrefflicher bolschewistischer Wirtschaftskader, die die Technik bereits gemeistert haben und unsere Industrie vorwärts treiben. Aber diese Kader hätten wir heute nicht, wenn die Partei vor der Starrköpfigkeit der Wirtschaftler, die ihre technische Rückständigkeit nicht zugeben wollten, die Segel gestrichen hätte, wenn die Partei damals ihre Fehler nicht erkannt und sie nicht rechtzeitig korrigiert hätte.
Manche Genossen sagen, es sei unzweckmäßig, offen über unsere Fehler zu sprechen, da die offene Anerkennung unserer Fehler von unseren Feinden als Schwäche ausgelegt und von ihnen ausgenutzt werden könne. Das ist Unsinn, Genossen, purer Unsinn. Die offene Anerkennung unserer Fehler und ihre ehrliche Behebung kann unsere Partei im Gegenteil nur stärken, die Autorität unserer Partei in den Augen der Arbeiter, der Bauern und der werktätigen Intelligenz nur heben, die Kraft und die Macht unseres Staates nur steigern. Und das ist die Hauptsache. Wichtig ist, dass die Arbeiter, die Bauern, die werktätige Intelligenz mit uns gehen – alles andere wird sich schon finden.
Andere Genossen sagen, die offene Anerkennung unserer Fehler könne dazu führen, dass unsere Kader nicht geschult und gefestigt, sondern geschwächt und zerrüttet werden, wir müssten unsere Kader schonen und hüten, wir müssten auf ihre Eigenliebe Rücksicht nehmen und auf ihre Ruhe bedacht sein. Zu diesem Zweck schlagen sie vor, die Fehler unserer Genossen zu vertuschen, die Schärfe der Kritik abzuschwächen oder noch besser – an diesen Fehlern vorüberzugehen. Eine solche Einstellung ist nicht nur von Grund aus falsch, sondern auch im höchsten Grade gefährlich, gefährlich vor allem für die Kader, die man „schonen“ und „hüten“ will. Die Kader durch Vertuschung ihrer Fehler schonen und erhalten wollen, bedeutet diese Kader unfehlbar zugrunde richten. Wir hätten unsere bolschewistischen Kader in der Kollektivwirtschaftsbewegung unfehlbar zugrunde gerichtet, wenn wir die Fehler von 1930 nicht aufgedeckt und sie nicht anhand dieser Fehler geschult hätten. Wir hätten unsere bolschewistischen Kader in der Industrie unfehlbar zugrunde gerichtet, wenn wir die Fehler unserer Genossen zur Zeit der Schädlingsarbeit im Schachty-Bezirk nicht aufgedeckt und unsere Industriekader nicht anhand dieser Fehler geschult hätten. Wer auf die Eigenliebe unserer Kader Rücksicht nehmen will und dabei ihre Fehler vertuscht, der richtet sowohl die Kader als auch die Eigenliebe der Kader zugrunde, denn durch die Vertuschung ihrer Fehler begünstigt er die Wiederholung neuer, vielleicht schwerwiegenderer Fehler, die, wie anzunehmen ist, zu einem völligen Bankrott der Kader, zum Schaden ihrer „Eigenliebe“ und „Ruhe“ führen würden.
6. Lenin lehrte uns, nicht nur die Massen zu lehren, sondern auch von den Massen zu lernen.
Was bedeutet das?
Das bedeutet, dass wir, die Führer, nicht überheblich werden dürfen und verstehen müssen, dass, wenn wir Mitglieder des ZK oder Volkskommissare sind, dies noch nicht heißt, dass wir alle Kenntnisse besitzen, die nötig sind, um richtig führen zu können. Das Amt an sich gibt keine Kenntnisse und Erfahrungen. Der Titel noch weniger.
Das bedeutet, dass unsere Erfahrungen allein, die Erfahrungen der Führer, nicht ausreichen, um richtig führen zu können, dass folglich unsere Erfahrungen, die Erfahrungen der Führer, durch die Erfahrungen der Massen, durch die Erfahrungen der Mitgliedermassen der Partei, durch die Erfahrungen der Arbeiterklasse, durch die Erfahrungen des Volkes ergänzt werden müssen.
Das bedeutet, dass wir unsere Verbindungen mit den Massen keine Minute lang lockern, geschweige denn abbrechen dürfen.
Das bedeutet schließlich, dass wir auf die Stimme der Massen, auf die Stimme der einfachen Parteimitglieder, auf die Stimme der so genannten „kleinen Leute“, auf die Stimme des Volkes lauschen müssen. Was bedeutet es, richtig zu führen?
Das bedeutet keineswegs, am Schreibtisch zu sitzen und Direktiven zu kritzeln.
Richtig führen heißt:
Erstens, die richtige Entscheidung in einer Frage treffen, eine richtige Entscheidung aber kann man nicht treffen, ohne die Erfahrungen der Massen zu berücksichtigen, die die Resultate unserer Führung am eigenen Leibe verspüren;
zweitens, die Durchführung des richtigen Beschlusses organisieren, was jedoch nicht ohne die direkte Hilfe der Massen geschehen kann;
drittens, die Kontrolle der Durchführung dieses Beschlusses organisieren, was wiederum nicht ohne die direkte Hilfe der Massen geschehen kann.
Wir, die Führer, sehen die Dinge, die Ereignisse, die Menschen nur von einer Seite, ich möchte sagen, von oben; unser Blickfeld ist also mehr oder minder begrenzt. Die Massen dagegen sehen die Dinge, die Ereignisse, die Menschen von einer anderen Seite, ich möchte sagen, von unten; ihr Blickfeld ist also in gewissem Grade ebenfalls begrenzt. Um die richtige Entscheidung in einer Frage zu treffen, muss man beide Erfahrungen miteinander vereinigen. Nur in einem solchen Fall wird die Führung richtig sein.
Das bedeutet es, die Massen nicht nur zu lehren, sondern auch von den Massen zu lernen.
Zwei Beispiele, die die Richtigkeit dieser These Lenins veranschaulichen.
Es war vor einigen Jahren. Wir Mitglieder des ZK behandelten die Frage der Verbesserung der Lage im Donezbecken. Der vom Volkskommissariat für Schwerindustrie vorgelegte Entwurf von Maßnahmen war offenkundig unbefriedigend. Dreimal wurde der Entwurf in das Volkskommissariat für Schwerindustrie zurückverwiesen. Dreimal erhielten wir aus dem Volkskommissariat für Schwerindustrie jeweils andere Entwürfe. Und dennoch konnte man sie nicht als befriedigend anerkennen. Schließlich beschlossen wir, einige Arbeiter und untere Wirtscharts- und Gewerkschaftsfunktionäre aus dem Donezbecken kommen zu lassen. Drei Tage lang berieten wir uns mit diesen Genossen. Und wir alle, die Mitglieder des ZK, mussten zugeben, dass nur sie, diese einfachen Funktionäre, diese „kleinen Leute“, uns zu einer richtigen Entscheidung zu verhelfen vermochten. Sie erinnern sich sicherlich des bekannten Beschlusses des ZK und des Rates der Volkskommissare über die Maßnahmen zur Verstärkung der Kohlenförderung im Donezbecken. Zu diesem Beschluss des ZK und des Rates der Volkskommissare, der von allen unseren Genossen als richtig und sogar als bedeutsam anerkannt worden ist, verhalfen uns einfache Menschen aus der Masse.
Ein anderes Beispiel. Ich meine das Beispiel mit Genossin Nikolajenko. Wer ist Genossin Nikolajenko? Genossin Nikolajenko ist ein einfaches Parteimitglied. Sie gehört zu den gewöhnlichen „kleinen Leuten“. Ein ganzes Jahr lang gab sie Signale über die schlimme Lage in der Parteiorganisation von Kiew, enthüllte die Sippenwirtschaft, das kleinbürgerlich-spießerhafte Herangehen an die Funktionäre, die Unterdrückung der Selbstkritik, das Überhandnehmen der trotzkistischen Schädlinge. Man suchte sie sich vom Leibe zu halten wie eine zudringliche Fliege. Und um sie schließlich loszuwerden, schloss man sie kurzerhand aus der Partei aus. Weder die Kiewer Organisation noch das ZK der Kommunistischen Partei der Ukraine (Bolschewiki) halfen ihr, die Wahrheit an den Tag zu bringen. Erst das Eingreifen des Zentralkomitees der Partei half, diesen verworrenen Knäuel zu entwirren. Und was stellte sich nach der Untersuchung der Sache heraus? Es stellte sich heraus, dass Genossin Nikolajenko Recht hatte, die Kiewer Organisation aber Unrecht. Nicht mehr und nicht weniger. Aber wer ist Genossin Nikolajenko? Sie ist natürlich nicht Mitglied des ZK, sie ist nicht Volkskommissar, sie ist nicht Sekretär der Kiewer Gebietsorganisation, sie ist nicht einmal Sekretär irgendeiner Zelle, sie ist nur ein schlichtes, einfaches Parteimitglied.
Wie Sie sehen, stehen einfache Menschen der Wahrheit mitunter bedeutend näher als manche hohe Institutionen.
Man könnte noch Dutzende und Hunderte solcher Beispiele anführen.
Es ergibt sich somit, dass zur Führung unserer Sache unsere Erfahrungen allein, die Erfahrungen der Führer, bei weitem nicht ausreichen. Um richtig führen zu können, müssen die Erfahrungen der Führer ergänzt werden durch die Erfahrungen der Mitgliedermassen der Partei, durch die Erfahrungen der Arbeiterklasse, durch die Erfahrungen der Werktätigen, durch die Erfahrungen der so genannten „kleinen Leute“.
Wann aber ist das möglich?
Das ist nur dann möglich, wenn die Führer aufs engste mit den Massen verbunden sind, wenn sie mit den Mitgliedermassen der Partei, mit der Arbeiterklasse, mit der Bauernschaft, mit der werktätigen Intelligenz verbunden sind.
Die Verbindung mit den Massen, die Festigung dieser Verbindung, die Bereitwilligkeit, auf die Stimme der Massen zu lauschen – darin liegt die Stärke und die Unbesiegbarkeit der bolschewistischen Führung.
Man kann es als Regel betrachten, dass die Bolschewiki unbesiegbar bleiben, solange sie die Verbindung mit den breiten Massen des Volkes bewahren. Und umgekehrt, die Bolschewiki brauchen sich nur von den Massen loszulösen, die Verbindung mit ihnen zu verlieren, sich mit bürokratischem Rost zu bedecken, um jegliche Kraft einzubüßen und sich in ein Nichts zu verwandeln.
Die alten Griechen hatten in ihrer Mythenwelt einen berühmten Heros, den Antäus, der, wie in der Mythologie erzählt wird, ein Sohn Poseidons, des Gottes der Meere, und der Gäa, der Göttin der Erde, war. Er hegte besondere Anhänglichkeit für seine Mutter, die ihn geboren, genährt und erzogen hatte. Es gab keinen Helden, den er, dieser Antäus, nicht besiegt hätte. Er galt als ein unbesiegbarer Heros. Worin bestand seine Kraft? Sie bestand darin, dass er jedes Mal, wenn er im Kampfe mit einem Gegner in Bedrängnis kam, die Erde, seine Mutter, berührte, die ihn geboren und genährt hatte, und so neue Kraft schöpfte. Aber dennoch hatte er seine schwache Stelle: Das war die Gefahr, auf irgendeine Weise von der Erde losgerissen zu werden. Die Feinde rechneten auf diese seine Schwäche und lauerten ihm auf. Und es fand sich ein Feind, der diese seine Schwäche ausnutzte und ihn besiegte. Das war Herkules. Wie aber besiegte er ihn? Er riss ihn von der Erde los, hob ihn in die Luft, nahm ihm die Möglichkeit, die Erde zu berühren, und erdrosselte ihn auf diese Weise in der Luft.
Ich denke, die Bolschewiki erinnern uns an den Heros der griechischen Mythologie, Antäus. Ebenso wie Antäus sind sie dadurch stark, dass sie die Verbindung mit ihrer Mutter, mit den Massen, aufrechterhalten, die sie erzeugt, genährt und erzogen haben. Und solange sie die Verbindung mit ihrer Mutter, mit dem Volke aufrechterhalten, haben sie alle Aussicht, unbesiegbar zu bleiben.
Darin liegt der Schlüssel der Unbesiegbarkeit der bolschewistischen Führung.
7. Schließlich noch eine Frage. Ich meine die Frage des formalen und herzlos-bürokratischen Verhaltens mancher unserer Parteigenossen gegenüber dem Schicksal einzelner Parteimitglieder, zur Frage des Ausschlusses von Parteimitgliedern aus der Partei beziehungsweise zur Frage der Wiedereinsetzung Ausgeschlossener in die Rechte von Parteimitgliedern. Es handelt sich darum, dass manche unserer führenden Parteifunktionäre daran kranken, dass sie es den Menschen, den Parteimitgliedern, den Mitarbeitern gegenüber an Aufmerksamkeit fehlen lassen. Mehr noch, sie sind nicht bemüht, die Parteimitglieder kennen zu lernen, sie wissen nicht, was sie bewegt und wie sie sich entwickeln, sie kennen die Mitarbeiter überhaupt nicht. Darum gehen sie nicht individuell an die Parteimitglieder, an die Parteifunktionäre heran. Und eben weil sie bei der Beurteilung der Parteimitglieder und Parteifunktionäre nicht individuell an sie herangehen, handeln sie gewöhnlich aufs Geratewohl: Entweder sie loben sie in Bausch und Bogen und ohne Maß, oder sie prügeln sie ebenso in Bausch und Bogen und ohne Maß, schließen sie zu Tausenden und Zehntausenden aus der Partei aus. Solche Führer sind überhaupt bestrebt, in Zehntausenden zu denken und sich nicht um „Einer“, um einzelne Parteimitglieder, um ihr Schicksal zu kümmern. Tausende und Zehntausende aus der Partei auszuschließen, ist für sie eine Lappalie, und sie trösten sich damit, dass unsere Partei zwei Millionen Mitglieder hat und Zehntausende Ausgeschlossener nichts an der Lage der Partei zu ändern vermögen. So aber können an Parteimitglieder nur Leute herangehen, die im Grunde genommen zutiefst parteifeindlich eingestellt sind.
Durch ein solches herzloses Verhalten gegenüber den Menschen, gegenüber den Parteimitgliedern und den Parteifunktionären wird künstlich Unzufriedenheit und Erbitterung in einem Teil der Partei hervorgerufen, die trotzkistischen Doppelzüngler aber machen sich schlau an solche erbitterte Genossen heran und zerren sie geschickt mit sich in den Sumpf des trotzkistischen Schädlingswesens.
An sich stellten die Trotzkisten niemals eine große Kraft in unserer Partei dar. Erinnern Sie sich an die letzte Diskussion in unserer Partei im Jahre 1927. Das war eine wirkliche Urabstimmung der Partei. Von 854000 Parteimitgliedern gaben damals 730000 Parteimitglieder ihre Stimme ab. Davon stimmten für die Bolschewiki, für das Zentralkomitee der Partei, gegen die Trotzkisten – 724000 Parteimitglieder, für die Trotzkisten 4000 Parteimitglieder, das heißt etwa ein halbes Prozent, während sich 2600 Parteimitglieder der Stimme enthielten. An der Abstimmung haben nicht teilgenommen 123000 Parteimitglieder. Sie haben nicht teilgenommen, weil sie entweder unterwegs waren oder Schicht hatten. Fügt man zu den 4000, die für die Trotzkisten stimmten, alle hinzu, die sich der Stimme enthielten – in der Annahme, dass sie ebenfalls mit den Trotzkisten sympathisierten -, und fügt man dieser Summe nicht ein halbes Prozent derjenigen hinzu, die nicht an der Abstimmung teilnahmen, wie das richtigerweise geschehen müsste, sondern 5 Prozent, das heißt rund 6000 Parteimitglieder, so ergibt sich eine Zahl von rund 12000 Parteimitgliedern, die auf diese oder jene Weise mit dem Trotzkismus sympathisierten. Da haben Sie die ganze Kraft der Herren Trotzkisten. Ziehen Sie noch den Umstand in Betracht, dass viele von ihnen, vom Trotzkismus enttäuscht, ihm den Rücken gekehrt haben, und Sie können sich eine Vorstellung von der Nichtigkeit der trotzkistischen Kräfte machen. Und wenn die trotzkistischen Schädlinge trotzdem noch irgendwelche Reserven im Bereich unserer Partei haben, so deshalb, weil die falsche Politik mancher unserer Genossen in der Frage des Parteiausschlusses und der Wiederaufnahme Ausgeschlossener, das herzlose Verhalten mancher unserer Genossen gegenüber dem Schicksal einzelner Parteimitglieder und einzelner Funktionäre künstlich Unzufriedenheit und Erbitterung hervorrufen und den Trotzkisten somit diese Reserven verschaffen.
Meistens erfolgt der Ausschluss wegen so genannter Passivität. Was ist das – Passivität? Man meint, wie sich herausstellt, dass ein Parteimitglied, wenn es das Programm der Partei nicht beherrscht, passiv sei und ausgeschlossen werden müsse. Aber das ist doch nicht richtig, Genossen. Es geht doch nicht an, das Statut unserer Partei so buchstabenmäßig auszulegen. Um das Programm der Partei zu beherrschen, muss man ein wirklicher Marxist, ein erprobter und theoretisch geschulter Marxist sein. Ich weiß nicht, ob sich bei uns viele Parteimitglieder finden werden, die unser Programm bereits beherrschen, die bereits wirkliche Marxisten, theoretisch geschulte und erprobte Marxisten sind. Wollten wir auf diesem Wege weitergehen, so dürften wir nur Intellektuelle und überhaupt Gelehrte in der Partei lassen. Wer braucht eine solche Partei? Wir besitzen die bewährte Leninsche Formel über die Parteimitgliedschaft, eine Formel, die allen Prüfungen standgehalten hat. Aufgrund dieser Formel gilt als Parteimitglied derjenige, der das Parteiprogramm anerkennt, Mitgliedsbeiträge zahlt und in einer ihrer Organisationen arbeitet. Beachten Sie: In der Leninschen Formel ist nicht von Beherrschung des Programms, sondern von Anerkennung des Programms die Rede. Das sind zwei ganz verschiedene Dinge. Es bedarf keines Beweises, dass Lenin hier Recht hat und nicht unsere Parteigenossen, die unnützerweise von Beherrschung des Programms schwätzen. Es ist doch einleuchtend: Wollte die Partei davon ausgehen, dass Parteimitglieder nur solche Genossen sein können, die das Programm bereits beherrschen und theoretisch geschulte Marxisten sind, so würde sie nicht in der Partei Tausende von Parteizirkeln, Hunderte von Parteischulen einrichten, in denen die Parteimitglieder im Marxismus unterrichtet werden und wo man ihnen hilft, sich unser Programm anzueignen. Es ist ganz klar, dass die Partei solche Schulen und Zirkel für Parteimitglieder organisiert, weil sie weiß, dass die Parteimitglieder das Parteiprogramm noch nicht beherrschen, dass sie noch keine theoretisch geschulten Marxisten sind.
Um also unsere Politik in der Frage der Parteimitgliedschaft und des Parteiausschlusses zu korrigieren, muss mit der jetzigen törichten Auslegung der Frage der Passivität Schluss gemacht werden.
Es gibt jedoch bei uns noch einen anderen Fehler auf diesem Gebiet. Die Sache ist die, dass unsere Genossen zwischen zwei Extremen keine Mitte gelten lassen. Ein Arbeiter, ein Parteimitglied braucht sich nur eine leichte Verfehlung zuschulden kommen zu lassen, braucht nur ein- oder zweimal zur Parteiversammlung zu spät zu kommen, aus irgendeinem Grunde die Mitgliedsbeiträge nicht zu bezahlen, und schon wirft man ihn im Handumdrehen aus der Partei hinaus. Man interessiert sich nicht dafür, wie groß seine Verfehlung ist, warum er nicht zur Versammlung kommt, warum er die Mitgliedsbeiträge nicht bezahlt. Der Bürokratismus in diesen Fragen ist geradezu unerhört. Es ist nicht schwer zu verstehen, dass gerade infolge einer derartigen herzlosen Politik ausgezeichnete qualifizierte Arbeiter, hervorragende Stachanowleute aus der Partei hinausgeworfen wurden. Aber hätte man ihnen, bevor man sie aus der Partei ausschloss, nicht eine Verwarnung erteilen können, wenn das nicht wirkte – einen Verweis oder eine Rüge, und wenn auch das nicht wirkte, hätte man ihnen dann nicht eine Bewährungsfrist festsetzen oder sie äußerstenfalls in den Kandidatenstand zurückversetzen können, anstatt sie mit einer Handbewegung aus der Partei auszuschließen? Natürlich hätte man das gekonnt. Dazu aber bedarf es eines aufmerksamen Verhaltens gegenüber den Menschen, den Parteimitgliedern, gegenüber dem Schicksal der Parteimitglieder. Gerade das aber fehlt manchem unserer Genossen.
Es ist Zeit, Genossen, höchste Zeit, mit diesen Schändlichkeiten Schluss zu machen. (Beifall).
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