Dienstag, 17. März 2015
80 Frauen binnen zwei Monaten im Norden von Mexiko verschwunden
Vo Serena Pongratz [1]
Chihuahua, Mexiko. Seit Beginn des Jahres sind in der Region Chihuahua im Norden Mexikos 80 Frauen verschwunden. Angehörige der Vermissten haben vergangene Woche zwei Protestmärsche organisiert. Sie forderten Gerechtigkeit und eine Bestrafung der Täter. Zugleich machten sie die Regierung dafür verantwortlich, dass die Aufklärungsarbeit nur sehr schleppend vorankommt und es bisher keine Ergebnisse gibt. In Mexiko kommt es immer wieder zu Verschleppungen. Oft tauchen die Opfer nie wieder auf.
Anfang März veranstalteten Angehörige der verschwundenen Frauen einen ersten Protestmarsch. Sie wiesen darauf hin, dass die Frauen vorwiegend im Zentrum der Stadt entführt worden waren, was das Versagen der Sicherheitskräfte deutlicher macht.
Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, organisierten sie gemeinsam mit anderen sozialen Bewegungen einen weiteren Protestmarsch, an dem knapp 200 Menschen teilnahmen. Die Teilnehmer blockierten zeitweilig die internationale Brücke Santa Fe zwischen Ciudad Juárez und El Paso (Texas, USA).
Auf die Aussage des lokalen Bürgermeisters Enrique Serrano Escobar, dem zufolge das Verschwinden und die Morde an Frauen in Ciudad Juárez lediglich Legenden seien, reagierten die Angehörigen mit scharfer Kritik. Die Demonstranten bekräftigten, dass die Gewalttaten seit vielen Jahren stattfänden, und wiesen auf die anhaltenden Diskriminierungen von Frauen hin. Dadurch entstehe eine Kultur, die solche Morde begünstige.
José Luis Flores, der Leiter der Kinderrechtsorganisation Red por la Infancia, sagte zudem, dass die Frauenmorde der letzten 20 Jahre Hunderte Waisenkinder hinterlassen haben. Er kritisierte das Unvermögen und den mangelnden Willen der politischen Institutionen, Mädchen und Frauen vor Demütigungen und Verschwindenlassen zu schützen.
In der Region Chichuahua, vor allem in Ciudad Juárez, verschwinden Frauen seit Beginn der Neunzigerjahre. Viele wurden später tot aufgefunden, nach Angaben von Amnesty International werden derzeit mehr als 400 Frauen vermisst. Die Angaben über die insgesamt verschwundenen und ermordeten Frauen variieren stark. So geht das lokale Netzwerk Mesa Mujeres de Ciudad Juárez von ungefähr 1.000 Opfern aus. Die Täter wurden in den wenigsten Fällen ausfindig gemacht und zur Rechenschaft gezogen.
milenio [4]
ai [5]
Links:
[1] https://amerika21.de/autor/serena-pongratz
[3] http://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.en
[4] http://www.milenio.com/estados/bloqueo_puente_santa_fe-protestas_frontera_norte-desapariciones_mujeres_0_477552463.html
[5] https://www.amnesty.de/journal/2013/februar/die-ersten-opfer
URL: https://amerika21.de/2015/03/114308/frauen-verschwunden-chihuahua
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