Montag, 17. November 2014
Nach Fund von Massengräbern in Mexiko: Regierungssitz in Brand gesteckt
Sie wollen Klarheit über das Schicksal ihrer vermissten 43 Kommilitonen: Studenten lieferten sich in Guerrero Kämpfe mit der Polizei und drangen in Amtsgebäude ein.
CHILPANCINGO afp | Wütende Studenten haben bei Protesten im mexikanischen Bundesstaat Guerrero den örtlichen Regierungssitz in Brand gesteckt. Hunderte Dozenten und Studenten forderten am Montag in der Regionalhauptstadt Chilpancingo Klarheit über das Schicksal von 43 Kommilitonen, die vor zwei Wochen in Guerrero von der Polizei verschleppt wurden und seitdem vermisst werden. Unterdessen wurde ein deutscher Student in einem Kleinbus von der mexikanischen Polizei angeschossen.
Die Demonstranten, die den Rücktritt von Gouverneur Angel Aguirre forderten, zerschlugen die Fenster des Regierungssitzes und steckten ihn in Brand, nachdem sie den Angestellten erlaubt hatten, das Gebäude zu verlassen. Auch ein kleiner Lastwagen wurde angezündet.
Als Polizei und Feuerwehr anrückten, flohen die Demonstranten. Später brachen die Studenten auch ins Rathaus ein und zerschlugen die Fensterscheiben. Bereits zuvor waren bei Zusammenstößen zwei Polizisten und fünf Dozenten verletzt worden.
Mord im Auftrag der Ehefrau
Die Demonstranten stammten aus derselben Lehrakademie, aus der die 43 vermissten Studenten kamen. Diese waren am 26. September in der Stadt Iguala bei der Rückkehr von einer Spendensammelaktion von der Polizei angegriffen worden. Durch die Schüsse der Polizei wurden sechs Menschen getötet, bevor die Beamten 43 Studenten abtransportierten. Später wurden in der Nähe sechs Massengräber entdeckt. Die Behörden prüfen derzeit, ob es sich bei den Leichen darin um die vermissten Studenten handelt.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen der Sicherheitschef und der Bürgermeister von Iguala sowie dessen Ehefrau, die Verbindungen zur Drogenbande Guerrero Unidos haben sollen. Es besteht der Verdacht, dass Mitglieder der Bande die Studenten im Auftrag der Ehefrau des Bürgermeisters ermordeten, um eine Protestaktion der Studenten am folgenden Tag zu verhindern.
Der Bundesstaat Guerrero ist bekannt für die Gewalt der Drogenbanden, die auch vielfach Polizei und Behörden unterwandert haben.
Deutscher Student durch Schüsse verletzt
Unterdessen wurde bei einer Polizeikontrolle ein deutscher Student durch Schüsse der Polizei verletzt. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Fahrer eines Kleinbusses mit zwei Deutschen und vier weiteren Studenten an Bord habe am Sonntag einen Kontrollposten ignoriert, der errichtet worden war, nachdem es Zusammenstöße mit Drogenbanden gegeben hatte. Als ein Geräusch wie ein Schuss erklang, hätten die Beamten auf die Reifen des Autos geschossen, um es zum Halten zu bringen.
Der verletzte Deutsche wurde in ein Krankenhaus in Mexiko-Stadt gebracht, wie das Institut für Technologische Studien Monterrey mitteilte, an dem er studierte. Demnach war der Zustand des 25-Jährigen stabil.
Ein Vertreter der Universität sagte, die Studenten seien auf dem Rückweg von einem Wochenende im Küstenort Acapulco gewesen. Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden 15 bis 20 Beamte zu dem Vorfall befragt.
URL: http://www.taz.de/Nach-Fund-von-Massengraebern-in-Mexiko/!147660/
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