Montag, 17. November 2014
Behörden in Mexiko unter Verdacht. Polizeigewalt - mit deutschen Waffen?
Stand: 17.10.2014 21:16 Uhr
Die Eltern der vermissten Studenten in Mexiko hoffen, dass ihre Kinder leben. Sie verdächtigen die Regierung, mehr über das Verschwinden zu wissen, und halten die Polizei für mitschuldig. Und die soll mit deutschen Waffen ausgerüstet sein.
Von Martin Polansky, ARD-Hörfunkstudio Mexiko
Auf dem Basketball-Feld der Hochschule von Ayotzinapa sitzen die Eltern und Angehörigen der verschwundenen Studenten auf Plastikstühlen. Seit fast drei Wochen warten sie schon - hoffen, dass ihre Kinder noch leben. Darunter auch Hilda Legideño. Ihr Sohn Jorge Antonio, 20, hatte in Ayotzinapa im Bundesstaat Guerrero seine Lehrerausbildung begonnen. Bis er nach einer Protestaktion zusammen mit mehr als 40 Studienkollegen offenbar von der Polizei in der Stadt Iguala verschleppt wurde.
Hoffnung auf ein Wiedersehen
Die Mutter hat wieder etwas mehr Hoffung. In diesen Tagen erklärten die mexikanischen Bundesermittler, dass die DNA von 28 in Massengräbern gefundenen Leichen nicht der DNA der Verschwundenen entspreche. "Ich glaube, dass sie leben. Aber ich weiß nicht, welches Spiel die Behörden mit uns spielen. Es ist so schmerzhaft." Hilda Legideño glaubt, die Behörden halten die Studenten fest und sorgt sich: "Wie geht es ihnen, bekommen sie zu essen? Wir fordern, dass die Regierung uns unsere Kinder bringt."
Es werden immer neue Massengräber in der Gegend gefunden. Die Namen der Getöteten gelten als unbekannt. Vertrauen in die Ermittler hat hier kaum jemand - nach allem was passiert ist. So vermutet auch ein weiterer Vater, dass die Behörden wissen, wo die Studenten sind. "Angeblich suchen sie ohne Erfolg. Dabei haben sie doch alle Mittel", sagt der Vater.
Wollten Behörden mit linken Studenten aufräumen?
Ayotzinapa gilt als eine besonders linke Hochschule. An brüchigen Mauern sind Wandbilder von mexikanischen Freiheitskämpfern wie Emiliano Zapata oder auch von Revolutionären wie Che Guevara gemalt. Luis macht hier seine Lehrerausbildung. Er glaubt, dass die Behörden mit den Studenten aufräumen wollten: "Ayotzinapa war immer der Stein des Anstoßes für die Mächtigen. Das könnte ein Grund sein.“
Protest gegen Regierung schwillt an
Der Protest nimmt zu. Lehrer aus anderen Bundesstaaten marschieren zur Hochschule, Rathäuser in Guerrero werden belagert. Die Leute verlangen endlich Klarheit und Menschenrechtler weisen wieder lauter darauf hin, dass die mutmaßlich korrupte Polizei in Guerrero mit deutschen Maschinengewehren der Firma Heckler und Koch ausgerüstet ist. Die Waffen wurden jahrelang nach Mexiko geliefert. Nach der Ausfuhrgenehmigung Deutschlands aus dem Jahr 2006 sollte der Bundesstaat Guerrero aber explizit ausgenommen werden.
Polizei in Guerrero auch mit deutschen Waffen ausgerüstet
2011 gestanden die mexikanischen Behörden ein, dass knapp 2000 G36-Gewehre nach Guerrero gelangt sind. "Wir wissen, dass die Polizei des Bundesstaates diese Waffen hat, auch Lokalpolizeien. Wir können bisher aber nicht sagen, ob dass auch auf die Einheit von Iguala zutrifft", sagt Menschenrechtsanwalt Vidulfo Rosales. Klar sei aber, dass Polizisten in anderen Orten schon bei früheren Übergriffen mit G36 bewaffnet gewesen seinen.
Fragen werden lauter: Dürfen Länder wie Deutschland die mexikanischen Sicherheitskräfte ausrüsten, auch wenn diese offensichtlich gegen Menschenrechte verstoßen?
"Regierung versucht, alles zu verschleiern"
Die Eltern werden weiter warten und selbstständig suchen. Hilda Legideño will nicht aufgeben: "Die Regierung versucht, alles zu verschleiern. Leute werden ermordet und dann zu Verschwundenen erklärt. Wir fordern unsere Kinder zurück und die Bestrafung der Verantwortlichen.“
URL: http://www.tagesschau.de/ausland/mexiko-verschwundene-studenten-103.html
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