Freitag, 3. Mai 2013

Lufthansa-Tarifabschluss mit widersprüchlichem Ergebnis

02.05.13 - Die Verhandlungsführer von Lufthansa und der Gewerkschaft ver.di einigten sich am 1. Mai in der Tarifrunde für die rund 33.000 Beschäftigten auf "gestufte Entgelterhöhungen". Demnach sollen die Beschäftigten bei Lufthansa Systems, Technik und Cargo ab 1. August 2013 2,4 Prozent und weitere 2,3 Prozent mehr Lohn ab 1. August 2014, und die Beschäftigten des Bodenpersonals zweimal je eine Erhöhung von 1,5 Prozent erhalten. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von 26 Monaten. Für die Dauer des Tarifvertrags wurden so genannte "betriebsbedingte" Kündigungen ausgeschlossen. Zu diesem Verhandlungsergebnis werden nun bis zum 14. Mai die Mitglieder befragt. Eine ehemalige Beschäftigte beim Bodenpersonal in Frankfurt erklärte gegenüber "rf-news": "Das Ergebnis ist zwiespältig. Gut ist, dass die Forderung von Lufthansa nach Arbeitszeitverlängerung und der Kürzung des Urlaubs- und Weihnachtsgeldes abgewehrt wurde. Auch dass es demnächst keine Entlassungen geben soll, ist natürlich erfreulich. Das wurde von unseren Kolleginnen und Kollegen mit ihrem Kampfgeist, ihrem Zusammenhalt und ihrer Entschlossenheit erkämpft. Sie haben gezeigt: Man muss sich auch in Krisenzeiten von den Kapitalisten nicht alles gefallen lassen. Die Lohnerhöhungen sind allerdings mehr als bescheiden. Für 26 Monate Laufzeit liegen die 3 Prozent deutlich unter der Inflationsrate und auch die 4,7 Prozent gleichen sie kaum aus. Außerdem ist gar nicht einzusehen, warum sich ver.di auf die von Lufthansa ins Spiel gebrachte Spaltung der Belegschaft eingelassen hat. Wir haben doch alle die gleichen Lebenshaltungskosten." Die Frankfurter Kolleginnen und Kollegen hatten gerade über Bereichsgrenzen hinweg bei ihren Streiks ein Zeichen des Zusammenhalts gesetzt: gemeinsam und mit gleichen Forderungen demonstrierten sie durch die Hallen des Flughafens. Dieser hastige Abschluss am 1. Mai unterläuft einen möglichen gemeinsamen Kampf von Lufthansa-Beschäftigten und Metallern. Denn bei der IG Metall endete am 30. April die so genannte "Friedenspflicht". Die Kolleginnen und Kollegen begannen auch unmittelbar mit Warnstreiks. Ein branchenübergeifendes, gemeinsames Vorgehen würde auch dem Kampf der Beschäftigten bei Amazon in Bad Hersfeld und Leipzig für die Anerkennung des Tarifvertrags für den Einzel- und Versandhandel nützen. Mit 98 Prozent haben sie für einen Streik gestimmt. Eine weitere Tarifrunde steht im Einzel- und Großhandel an. Ein Zusammenschluss über Branchengrenzen hinweg kann die gemeinsame Kampfkraft erhöhen und zugleich politische Brisanz entwickeln. Die Arbeiterklasse hat noch mehr Rechnungen offen: Gegen die gesamte Niedriglohn-Politik, für einen Mindestlohn von 10 Euro, gegen die Rente mit 67, die Hartz-Reformen und vieles mehr. Die Warnstreikbereitschaft ist jedenfalls hoch. Nach der Jahresstatistik 2012 der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat sich die Zahl der an Streiks beteiligten Beschäftigten schon im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Insgesamt zählte die BA für das vergangene Jahr 35.702 Arbeiter, die an Ausständen beteiligt waren. 2011 waren es 14.259 gewesen. Eine stark zunehmende Bedeutung gewannen dabei Warnstreiks. Die Zahl der an solchen Kurzstreiks Beteiligten erhöhte sich binnen Jahresfrist von knapp 3.000 auf rund 13.500. Und das noch vor der jetzt anrollenden Warnstreikwelle der IG Metall.

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