Montag, 27. Mai 2013
Zeichen setzen für Umverteilung
Abschlusserklärung zum Kongress „Umverteilen.Macht.Gerechtigkeit“ 24.‐26. Mai 2013 in Berlin
Gigantischer privater Reichtum und wenige Superreiche auf der einen, dramatisch zunehmende Ar‐
mut und klamme öffentliche Kassen auf der anderen Seite – angesichts dieser Situation hat ein brei‐
tes Bündnis dazu eingeladen, ein Wochenende lang über Analysen und Handlungskonzepte zu disku‐
tieren sowie Aktivitäten zu bündeln.
Die zunehmend ungleiche Einkommens‐ und Vermögensverteilung war und ist Nährboden der globa‐
len Finanz‐ und Wirtschaftskrise. Doch die geradezu obszöne Konzentration von Reichtum und Macht
in den Händen Weniger wird nicht hinreichend skandalisiert. So konnten private Spekulationsverluste
fast geräuschlos in öffentliche Schulden verwandelt werden, um diese Krise vorgeblich zu lösen. Jetzt
regiert der Rotstift. Kürzungspolitik gilt als alternativlos und wird vielen europäischen Ländern durch
undemokratische Prozesse auferlegt. Dadurch nimmt die Kluft zwischen Arm und Reich in und zwi‐
schen vielen Ländern noch weiter zu. Die Krise wird nicht bekämpft, sondern vertieft. Weltweit
wächst die Gefahr steigender Armut.
In Europa spitzt sich die Lage entgegen offizieller Schönfärberei und Durchhalteparolen zu. Immer
mehr Menschen können einem europäischen Projekt nicht mehr zustimmen, das alle Lebens‐ und
Arbeitsbereiche dem Diktat der Wettbewerbsfähigkeit unterwerfen will. Selbst unter Inkaufnahme
undemokratischer Maßnahmen. Neoliberale Politik dient erkennbar nur den Interessen von Großun‐
ternehmen und Vermögenden – auf Kosten der Mehrheit, der Umwelt, der Jugend und künftiger
Generationen. Es droht soziale Spaltung unseres Kontinents. Das muss sich ändern.
Ein anderes Europa ist nötig! Und es ist möglich!
Ein Europa, in dem die Menschen ihre Existenzgrundlage gefährdet sehen, wird zwangsläufig schei‐
tern. Doch Europa hat alle Ressourcen, Kraft und materiellen Reichtum für eine Zukunft in Wohlstand
für alle zu sorgen. Dafür ist es notwendig, ein gesellschaftliches Projekt miteinander zu entwickeln
und demokratisch zu gestalten. Als Erstes muss der Prozess der Umverteilung „von unten nach oben“
umgekehrt werden, um die Krise überwinden zu können und ein friedliches, soziales, geschlechterge‐
rechtes und ökologisch nachhaltigeres Miteinander zu ermöglichen. Garant hierfür ist seine Auswei‐
tung auf die internationalen Verhältnisse. Für diesen dringend gebotenen Kurswechsel fordern die
Mitwirkenden am Kongress:
‐ Existenzsichernde Einkommen und gute Arbeit für alle
Gemeinsam mit Menschen aus den verschiedenen europäischen Ländern treten wir den Angrif‐
fen auf Gewerkschaftsrechte und Tarifvertragssysteme entgegen, um gute Arbeit und existenzsi‐
chernde Löhne durchzusetzen. Wir brauchen funktionierende Tarifvertragslandschaften, Min‐
destlohnregelungen und existenzsichernde Sozialsysteme.
‐ Verlässliche soziale Infrastruktur zur Sicherung der Daseinsvorsorge
Die europaweite Ökonomisierung des Sozialen muss gestoppt werden. Wir brauchen eine ver‐
lässliche, öffentlich garantierte soziale Infrastruktur zur Sicherung der Daseinsvorsorge ‐ getra‐
gen von einer lebendigen Bürgergesellschaft.
‐ Ein europaweites Programm für sozial‐ökologischen Umbau
statt Vergemeinschaftung der Kürzungspolitik
Die Kürzungspolitik macht Europa nicht zukunftsfähig. Im Gegenteil. Zukunftsweisend ist eine
wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung, die innovativ und sozial ist und gleichzeitig
Umwelt und Ressourcen schont.
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Reichtum aus der Tabuzone holen: Vermögen umverteilen statt Kürzungsdiktat
Zur Bekämpfung der aktuellen Krise wird europaweit eine einmalige Abgabe auf Vermögen er‐
hoben. Die Abgabe soll die Lebens‐ und Arbeitsbedingungen der Menschen verbessern. Für die
ausreichende Finanzierung öffentlicher Ausgaben müssen große Vermögen und sehr hohe Ein‐
kommen wieder stärker besteuert werden.
Bekämpfung von Steuerdumping, Steuerflucht und ‐hinterziehung
Die Bemessungsgrundlagen für zu versteuernde Gewinne und andere Einkommen müssen ver‐
einheitlicht werden, Sonderkonstruktionen zur Steuervermeidung verboten und Mindeststeuer‐
sätze festgelegt werden. Für eine wirksame Bekämpfung von Steuerstraftaten sind ein automati‐
scher Informationsaustausch und enge, grenzüberschreitende Kooperation von personell gut
ausgestatten nationalen Steuerbehörden nötig.
Regulierung der Finanzmärkte
Finanzmärkte müssen wirksam reguliert und volkswirtschaftlich schädliche Geschäfte und Pro‐
dukte eingedämmt werden. Auf alle Finanzgeschäfte muss eine Finanztransaktionssteuer erho‐
ben werden mit einem Steuersatz von mindestens 0,1 Prozent. Ein wesentlicher Teil davon wird
für globale Armutsbekämpfung reserviert.
Demokratisierung der EU
Sämtliche Entscheidungsebenen der EU sind konsequent zu demokratisieren. Die Europäische In‐
tegration hat nur mit einem hohen Maß an demokratischer Beteiligung der Bevölkerung eine
Perspektive.
Wachsende Ungleichheit vollzieht sich weder nach Naturgesetzen, noch ohne Akteure. Es waren
Menschen, die in entscheidenden Positionen auf globaler, regionaler und nationaler Ebene gehandelt
und Entscheidungen gefällt haben. Genauso können Menschen, können wir, Ungleichheiten korrigie‐
ren. Die Mitwirkenden am Kongress rufen dazu auf, sich aktiv an Initiativen zu beteiligen und alterna‐
tive Konzepte zu unterstützen.
Beispiele aus Organisationen des Trägerkreises sind:
‐ ‐ Ein Marshallplan für Europa. Vorschlag des Deutschen Gewerkschaftsbundes für ein Konjunk‐
tur‐, Investitions‐ und Aufbauprogramm für Europa, Dezember 2012
http://www.dgb.de/‐/5Vx
‐ Bündnis Umfairteilen http://umfairteilen.de/
‐ Die Attac‐Kampagne „Ran an den Speck – Reichtum umverteilen!“ Konzept des Europäischen
Attac Netzwerkes für eine europaweit koordinierte Vermögensabgabe
http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/umverteilen/Attac‐
Konzeptpapier_Umverteilen.pdf
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Appell für einen europäischen Steuerpakt
Lanciert im Mai 2013 von Denknetz Schweiz, ver.di Deutschland, Attac Deutschland, Attac
Schweiz, Gewerkschaft Unia Schweiz, Marie Jahoda/Otto Bauer Institut Österreich
http://www.denknetz‐online.ch/IMG/pdf/Appell‐europaischer‐Steuerpakt_Flyer_Mai_13.pdf
1:12. Gemeinsam für gerechte Löhne
Volksinitiative der Schweizer Jusos zur Begrenzung der Lohnspreizung auf 1:12
http://www.juso.ch/de/1‐zu‐12‐Initiative
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