Dienstag, 18. Dezember 2012

Der Nostradamus-Effekt: Wie schlaue Leute im deutschen Fernsehen die Menschen verdummen

Von whs Arbeiterkorrespondenz auf Kommunisten-online vom 17. Oktober 2012 – N24 hat sich am gestrigen Montag wieder mal der Verdummung der Menschheit gewidmet. Wahrscheinlich wurden Däniken und der Maja-Kalender nur nicht aufgeboten, weil die Sendezeit für andere Banalitäten gebraucht wurde. Das einzig Schöne an der ganzen Sache, die Sendungen liefen spät, die meisten Leute konnten sie also nicht sehen. Zunächst einmal wurde der Mond aufgeboten. Seine stabilisierende Wirkung auf die Erdachse ist wissenschaftlich nachgewiesen. Aus dieser Tatsache wurde ein Szenario abgeleitet, was denn nun eigentlich passiert, wenn der Mond nicht mehr da ist; denn es ist auch eine Tatsache, dass sich der Mond von der Erde entfernt. Die Gezeiten werden zum Erliegen kommen. Dadurch fallen viele Meeresströmungen aus, denn nur die Corioliskraft kann diese nicht mehr unterhalten, sagen die Autoren. Gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es zwar keine, aber das muss ja nicht ausdrücklich erwähnt werden. Sonst passt ja das Konstrukt nicht mehr. Die Erdachse wird nach dem Verschwinden des Mondes zu taumeln beginnen. Katastrophen werden über die Erde hereinbrechen und für den Tod von Milliarden Menschen verantwortlich sein. Kataklysmen werden die Erde überziehen und ein geordnetes Leben unmöglich machen. Nachdem die Autoren alle Eventualfälle durchexerziert haben, kommt der verschämte Hinweis, dass uns dies gar nicht jucken muss. Denn ehe dies passiert, hat die Sonne ihren Wasserstoff zu Helium fusioniert und wird zum Roten Riesen. Das heißt, die Sonne wird sich aufblähen und die Erde mitsamt ihrem noch nicht entschwundenen Mond einverleiben. Nun fragt sich der Zuschauer, wozu eigentlich die Märchenstunde vorher? Was soll dies, wenn es doch völlig irrelevant ist? Aber die Märchenstunde war keineswegs zu Ende, sie ging noch weiter. Die nächste Sendung beschäftigte sich mit dem Mikrokosmos, mit den Elementarteilchen. Zu dieser Sendung ist eigentlich nicht viel zu sagen, denn sie hatte nur einen Tenor, dass man die Natur nämlich nicht zu erkennen vermag. Es ging also lediglich darum, den Nihilismus wieder salonfähig zu machen. Da ist es doch schon mal von Vorteil, dass Prof. Werner HEISENBERG im Jahre 1927 die nach ihm benannte Unschärferelation formulierte, nach der es nicht möglich ist, den Ort und den Impuls eines Teilchens GLEICHZEITIG genau zu bestimmen. Man kann also nur über ein Ereignis eine genaue Aussage bekommen, während die zweite Aussage nach HEISENBERG „unscharf“, also ungenau ausfallen muss. Genauso wird der Teilchen-Welle-Dualismus zu dieser ominösen Theorie der Nichterkennbarkeit der Welt herangezogen. Aber auf die Idee zu kommen, dass allein schon das Experiment Einfluss auf das zu Untersuchende haben muss (Untersuchungsobjekt und Untersuchungsmittel haben meist die gleiche Größenordnung), scheint niemand zu kommen. Man wundert sich nur, dass es mal so und mal so ist, und schlussfolgert daraus: nicht erkennbar, basta. Nun darf man sich allerdings wieder fragen, woher die Kenntnisse, die wir bis heute errungen haben, eigentlich kommen? Heißt, dass wir etwas heute nicht erklären können, dass wir es morgen, übermorgen auch nicht erklären können? Oder wollen uns da welche was weismachen? Und nun kommt der Hammer, „Die Offenbarung“ mit dem „Brechen der sieben Siegel“. Das wird nicht etwa als Religion verkauft, was ja es schließlich ist. Und schon sind wir wieder im Katastrophenszenario gelandet. Natürlich darf jetzt auch der „gute“ Nostradamus nicht fehlen, mit seinen kryptischen Versen, aus denen man alles heraus- und in die man alles hineinlesen kann, was man will, so man denn will. Da werden dann den einzelnen Siegeln, so sie denn gebrochen werden, Ereignisse der Weltgeschichte zu gedichtet. Also müssen die Siegel auch erbrochen sein. Das ist dann natürlich der logische Schluss. Nun will ich mich nicht mit dieser Scharlatanerie groß aufhalten. Nur ein Beispiel soll das Ganze in seiner Absurdität mal zeigen. „Die Offenbarung“ entstand nach verschiedenen Quellen wohl in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung. So man sich damals Gedanken über die Erde und das Weltall machte, dürfte es wohl vor allem von den römischen und den jüdisch-christlichen Vorstellungen geprägt sein. Nach der christlichen Kirche war die Erde eine Scheibe in der Mitte der Welt. Und nun wird interpretiert, dass das Erbrechen des siebten Siegels eigentlich nur den Zusammenstoß der Erde mit einem großen Asteroiden meinen könne, denn es sei geschrieben, dass der Stern „Wermut“ auf die Erde stürze. Die Erde eine Scheibe, die Sterne an den Himmel gepinnt, aber Asteroiden haben sie schon gekannt. Und nun kommt das Größte, es könne eigentlich nicht anders sein, denn ein Stern namens „Wermut“ sei ja nicht bekannt. Da wäre es eigentlich an der Zeit, einen Asteroiden mit diesem Namen zu belegen. Den Autoren der Sendung biete ich mal ein anderes Szenario an: Siegel: das Proletariat entsteht Siegel: das Proletariat wird zur Klasse Siegel: das Proletariat nimmt den Klassenkampf auf Siegel: das Proletariat schafft sich Gewerkschaften Siegel: das Proletariat erhält seine wissenschaftliche Weltanschauung Siegel: das Proletariat gründet seine revolutionäre Partei Siegel: das Proletariat erkämpft die politische und ökonomische Macht. Dieses Szenario scheint mir wirklichkeitsnäher zu sein. Und es hat seine erschreckende Wirkung, denn die Bourgeoisie ist ja der Meinung, wenn sie als Klasse untergeht, geht die Welt unter. Ja klar geht die Welt unter, für die Bourgeoisie, für alle arbeitenden Klassen und Schichten hingegen wird eine neue Welt entstehen, eine schöne, gerechte Welt, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft ist, eine in der der Mensch Mensch sein darf, um Goethe einmal frei zu zitieren. Davor fürchtet sich die Bourgeoisie. Und um diese Furcht nicht Wirklichkeit werden zu lassen, verkleistert sie die Hirne der Menschen mit derart schrägen Sendungen. Ich könnte dem noch eins drauf setzen. Aber das möchte der geneigte Leser selbst tun. Es gibt tatsächlich Sendungen, die sich damit beschäftigen, wie wir Invasionen von Aliens abwehren können. Damit beschäftigen sich im Auftrag der Bourgeoisie „ernsthafte“ „Wissenschaftler“. Wir Kommunisten bleiben in der Realität, in der Welt, in der wir arbeiten und leben. Denn nur hier können wir Veränderungen zugunsten der arbeitenden Menschen erwirken. Das Wühlen Im Kaffeesatz überlassen wir den Bourgeois und ihren bezahlten Lakaien, die sich nicht zu schade sind, ihren guten Namen für derartigen Schwachsinn herzugeben. Aber wir wissen, Geld verbiegt manchen Charakter. Rot Front Werner

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