Dienstag, 18. Dezember 2012
Bertolt Brecht: Lob der Dialektik
Das Unrecht geht heute einher mit sicherem Schritt.
Die Unterdrücker richten sich ein auf zehntausend Jahre.
Die Gewalt versichert: So, wie es ist, bleibt es.
Keine Stimme ertönt außer der Stimme der Herrschenden.
Und auf den Märkten sagt die Ausbeutung laut:
Jetzt beginne ich erst.
Aber von den Unterdrückten sagen viele jetzt:
Was wir wollen, geht niemals.
Wer noch lebt, sage nicht: niemals!
Das Sichere ist nicht sicher.
So, wie es ist, bleibt es nicht.
Wenn die Herrschenden gesprochen haben,
Werden die Beherrschten sprechen.
Wer wagt zu sagen: niemals?
An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.
An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird?
Ebenfalls an uns.
Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich!
Wer verloren ist, kämpfe!
Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?
Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen,
Und aus Niemals wird: Heute noch!
Der Nostradamus-Effekt: Wie schlaue Leute im deutschen Fernsehen die Menschen verdummen
Von whs
Arbeiterkorrespondenz auf Kommunisten-online vom 17. Oktober 2012 – N24 hat sich am gestrigen Montag wieder mal der Verdummung der Menschheit gewidmet. Wahrscheinlich wurden Däniken und der Maja-Kalender nur nicht aufgeboten, weil die Sendezeit für andere Banalitäten gebraucht wurde. Das einzig Schöne an der ganzen Sache, die Sendungen liefen spät, die meisten Leute konnten sie also nicht sehen.
Zunächst einmal wurde der Mond aufgeboten. Seine stabilisierende Wirkung auf die Erdachse ist wissenschaftlich nachgewiesen. Aus dieser Tatsache wurde ein Szenario abgeleitet, was denn nun eigentlich passiert, wenn der Mond nicht mehr da ist; denn es ist auch eine Tatsache, dass sich der Mond von der Erde entfernt.
Die Gezeiten werden zum Erliegen kommen. Dadurch fallen viele Meeresströmungen aus, denn nur die Corioliskraft kann diese nicht mehr unterhalten, sagen die Autoren. Gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es zwar keine, aber das muss ja nicht ausdrücklich erwähnt werden. Sonst passt ja das Konstrukt nicht mehr.
Die Erdachse wird nach dem Verschwinden des Mondes zu taumeln beginnen. Katastrophen werden über die Erde hereinbrechen und für den Tod von Milliarden Menschen verantwortlich sein. Kataklysmen werden die Erde überziehen und ein geordnetes Leben unmöglich machen.
Nachdem die Autoren alle Eventualfälle durchexerziert haben, kommt der verschämte Hinweis, dass uns dies gar nicht jucken muss. Denn ehe dies passiert, hat die Sonne ihren Wasserstoff zu Helium fusioniert und wird zum Roten Riesen. Das heißt, die Sonne wird sich aufblähen und die Erde mitsamt ihrem noch nicht entschwundenen Mond einverleiben.
Nun fragt sich der Zuschauer, wozu eigentlich die Märchenstunde vorher? Was soll dies, wenn es doch völlig irrelevant ist? Aber die Märchenstunde war keineswegs zu Ende, sie ging noch weiter.
Die nächste Sendung beschäftigte sich mit dem Mikrokosmos, mit den Elementarteilchen. Zu dieser Sendung ist eigentlich nicht viel zu sagen, denn sie hatte nur einen Tenor, dass man die Natur nämlich nicht zu erkennen vermag. Es ging also lediglich darum, den Nihilismus wieder salonfähig zu machen.
Da ist es doch schon mal von Vorteil, dass Prof. Werner HEISENBERG im Jahre 1927 die nach ihm benannte Unschärferelation formulierte, nach der es nicht möglich ist, den Ort und den Impuls eines Teilchens GLEICHZEITIG genau zu bestimmen. Man kann also nur über ein Ereignis eine genaue Aussage bekommen, während die zweite Aussage nach HEISENBERG „unscharf“, also ungenau ausfallen muss.
Genauso wird der Teilchen-Welle-Dualismus zu dieser ominösen Theorie der Nichterkennbarkeit der Welt herangezogen. Aber auf die Idee zu kommen, dass allein schon das Experiment Einfluss auf das zu Untersuchende haben muss (Untersuchungsobjekt und Untersuchungsmittel haben meist die gleiche Größenordnung), scheint niemand zu kommen. Man wundert sich nur, dass es mal so und mal so ist, und schlussfolgert daraus: nicht erkennbar, basta.
Nun darf man sich allerdings wieder fragen, woher die Kenntnisse, die wir bis heute errungen haben, eigentlich kommen? Heißt, dass wir etwas heute nicht erklären können, dass wir es morgen, übermorgen auch nicht erklären können? Oder wollen uns da welche was weismachen?
Und nun kommt der Hammer, „Die Offenbarung“ mit dem „Brechen der sieben Siegel“. Das wird nicht etwa als Religion verkauft, was ja es schließlich ist. Und schon sind wir wieder im Katastrophenszenario gelandet. Natürlich darf jetzt auch der „gute“ Nostradamus nicht fehlen, mit seinen kryptischen Versen, aus denen man alles heraus- und in die man alles hineinlesen kann, was man will, so man denn will.
Da werden dann den einzelnen Siegeln, so sie denn gebrochen werden, Ereignisse der Weltgeschichte zu gedichtet. Also müssen die Siegel auch erbrochen sein. Das ist dann natürlich der logische Schluss.
Nun will ich mich nicht mit dieser Scharlatanerie groß aufhalten. Nur ein Beispiel soll das Ganze in seiner Absurdität mal zeigen. „Die Offenbarung“ entstand nach verschiedenen Quellen wohl in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung. So man sich damals Gedanken über die Erde und das Weltall machte, dürfte es wohl vor allem von den römischen und den jüdisch-christlichen Vorstellungen geprägt sein. Nach der christlichen Kirche war die Erde eine Scheibe in der Mitte der Welt.
Und nun wird interpretiert, dass das Erbrechen des siebten Siegels eigentlich nur den Zusammenstoß der Erde mit einem großen Asteroiden meinen könne, denn es sei geschrieben, dass der Stern „Wermut“ auf die Erde stürze. Die Erde eine Scheibe, die Sterne an den Himmel gepinnt, aber Asteroiden haben sie schon gekannt. Und nun kommt das Größte, es könne eigentlich nicht anders sein, denn ein Stern namens „Wermut“ sei ja nicht bekannt. Da wäre es eigentlich an der Zeit, einen Asteroiden mit diesem Namen zu belegen.
Den Autoren der Sendung biete ich mal ein anderes Szenario an:
Siegel: das Proletariat entsteht
Siegel: das Proletariat wird zur Klasse
Siegel: das Proletariat nimmt den Klassenkampf auf
Siegel: das Proletariat schafft sich Gewerkschaften
Siegel: das Proletariat erhält seine wissenschaftliche Weltanschauung
Siegel: das Proletariat gründet seine revolutionäre Partei
Siegel: das Proletariat erkämpft die politische und ökonomische Macht.
Dieses Szenario scheint mir wirklichkeitsnäher zu sein. Und es hat seine erschreckende Wirkung, denn die Bourgeoisie ist ja der Meinung, wenn sie als Klasse untergeht, geht die Welt unter. Ja klar geht die Welt unter, für die Bourgeoisie, für alle arbeitenden Klassen und Schichten hingegen wird eine neue Welt entstehen, eine schöne, gerechte Welt, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen abgeschafft ist, eine in der der Mensch Mensch sein darf, um Goethe einmal frei zu zitieren.
Davor fürchtet sich die Bourgeoisie. Und um diese Furcht nicht Wirklichkeit werden zu lassen, verkleistert sie die Hirne der Menschen mit derart schrägen Sendungen. Ich könnte dem noch eins drauf setzen. Aber das möchte der geneigte Leser selbst tun. Es gibt tatsächlich Sendungen, die sich damit beschäftigen, wie wir Invasionen von Aliens abwehren können. Damit beschäftigen sich im Auftrag der Bourgeoisie „ernsthafte“ „Wissenschaftler“.
Wir Kommunisten bleiben in der Realität, in der Welt, in der wir arbeiten und leben. Denn nur hier können wir Veränderungen zugunsten der arbeitenden Menschen erwirken. Das Wühlen Im Kaffeesatz überlassen wir den Bourgeois und ihren bezahlten Lakaien, die sich nicht zu schade sind, ihren guten Namen für derartigen Schwachsinn herzugeben. Aber wir wissen, Geld verbiegt manchen Charakter.
Rot Front
Werner
Palestine: An expulsion day, 1949
17 December 2012. A World to Win News Service. S. Yizhar's Khirbet Khizeh is about the expulsion of Palestinians from their village in the last months of the 1948-49 war. The novella (short novel) skilfully juxtaposes beautiful images of the landscape of Palestine with the brutality of Israeli soldiers. You feel their boredom, indifference, rage, the thrill of the kill intermingled with the view that they have a right to own this already inhabited land, and their occasional pangs of conscience as they force the villagers into exile. What unfolds in Yizhar’s description is a single day in the implementation of "Plan D" adopted in March 1948 by the Zionist leader and first Israeli Prime Minister David Ben-Gurion (the ideological and political architect of various schemes to rid the land of its Palestinian inhabitants) and his group. An aggressive plan to dislodge the Palestinians, Plan D gave military commanders license to use any methods to achieve its goals.
This was one of the first novels written in Hebrew. Acknowledged as a literary masterpiece soon after it was first published in 1949, it has been compared to the writing of American novelist William Faulkner who wrote about the Deep South and the complex relationship between bigoted whites and the descendants of slaves.
The appearance of Khirbet Khizeh in the newly created state of Israel caused a swirl of controversy. Its literary quality only made the dispute more bitter. Some people praised it for its honesty, while others condemned it for throwing dirt on Zionism's so-called rightful and noble aims. They hated it because, based on his own experience as an Israeli soldier, Yizar's book gave the lie to the foundational Israeli narrative, that Palestinians left their lands willingly or did what the regional Arab heads of state told them. That "flight" narrative was largely undisputed in Israel for almost three decades until some of the ''New Historians'' like Ilan Pappe and others challenged this thesis with new archival evidence that became available. Khirbet Khizeh was not translated into English until 2008, and not published outside of Israel until 2011, by Granta Books in London.
S. Yizar was a pseudonym for Yizar Silanksy. Despite his Zionist family background and political connections (he was a close friend of David Ben-Gurion), he was aware of the moral dilemma embodied in the Zionist vision of a state ''for Jews only''.
The narrator's turmoil draws the reader in immediately: ''True, it all happened a long time ago, but it has haunted me ever since. I sought to drown it out with the din of passing time, to diminish its value, to blunt its edge with the rush of daily life, and I even occasionally managed a sober shrug, managed to see that the whole thing had not been so bad after all, congratulating myself on my patience, which is, of course, the brother of true wisdom. But sometimes I would shake myself again, astonished at how easy it had been to be seduced, to be knowingly led astray and join the great general mass of liars – that mass compounded of crass ignorance, utilitarian indifference and shameless self-interest...''
Then the author recounts the day in question: ''the purpose of that entire day from the start, 'operational order' number such and such… the noteworthy clause entitled 'information' which immediately warned of the mounting danger of 'infiltrators', 'terrorist cells', and (in a wonderful turn of phrase) 'operatives dispatched on hostile missions', but also the subsequent and even more noteworthy clause, which explicitly stated, 'assemble the inhabitants of the area extending from point X (see attached map) to point Y (see same map) – load them onto transports, and convey them across our lines; blow up the stone houses, and burn the huts; detain the youths and the suspects, and clear the area of 'hostile forces.'''
"... Moishe, the company commander… briefed us about the situation, the lay of the land, and the objective. From which it transpired that the few houses on the lower slope of another hill were some Khirbet Khizeh or other, and all the surrounding crops and fields belonged to that village, whose abundant water, good soil, and celebrated husbandry had gained a reputation almost equal to that of its inhabitants, who were, they said, a band of ruffians, who gave succour to the enemy, and were ready for any mischief should the opportunity only arise; or, for example, should they happen to encounter any Jews you could be sure they would wipe them out, at once – such was their nature, and such were their ways. ''
Informed that the soldiers would have to wait, they sing songs, tell tales, nod off to sleep or discuss their mission and the ''Ayrabs'':
''The devil take them,'' said Gaby, '' what beautiful places they have.''
''Had,'' answered the operator. ''It's already ours.''
''Our boys,'' said Gaby, ''for a place like this, we would fight like I don't know what, and they're running away, they don't even put up a fight!''
''Forget these Arabs – they're not even human,'' answered the operator.
During the wait, the narrator starts thinking about how fighting the war was one thing, you fought to stay alive, never mind the goal of the war. But emptying the villages ''pestered the soul, and the best thing to do was to rid oneself of it, assume a furious glance and fix it upon that very village, what was its name, the one in front of us.'' The narrator fails to connect the dots, that the systematic emptying of Palestinian villages he describes was a basic goal of the war from the start. ''Once villages were something you attacked and took by storm. Today they were nothing but gaping emptiness screaming out with a silence that was at once evil and sad. These bare villages, the day was coming when they would begin to cry out. As you went through them, all of a sudden, without knowing where from, you found yourself silently followed by invisible eyes of walls, courtyards, and alleyways. Desolate abandoned silence. Your guts clenched.''
When the order is given to attack and gunfire rattles all around there is great glee among the Israeli soldiers. They argue over who is the better shot and who should use the machine gun. Many villagers manage to escape with nothing but the clothes on their back. Frantic mothers desperately gather their children but they and others don't succeed in leaving before the arrival of the soldiers.
Going through the village, the narrator is distressed by how similar it is to the countless others they had taken, and by the signs of life left by those who had just fled.
''The mattresses were still laid out, the fire among the cooking-stones was still shouldering, one moment the chickens were pecking in the rubbish as usual and the next they were running away screeching as though they were about to be slaughtered. Dogs were sniffing suspiciously, half approaching, half-barking. And the implements in the yard were still – it was clear – in active use. And silence had not yet settled except as a kind of wonderment and stupefaction, as though the outcome hadn't yet been determined, and it was still possible that things would be straightened out and restored to the way they had been before. In one yard a donkey was standing, with mattresses and colourful blankets piled on its back, falling on their sides and collapsing on the ground, because while they were being hastily loaded, the throb of fear ‘They're-here-already!' had overcome the people, and they'd shouted: 'To hell with it, just run!' And in the next-door courtyard, which contained a kitchen garden, with a well-tended patch of potatoes, the fine tilth of its soil and the bright green of the leaves calling to you and telling you to go straight home and do nothing but cultivate beautiful potatoes.''
As the soldiers pushed through the village, leaving behind the first curls of smoke, they gathered the remaining villagers who had not managed to escape.
''When a stone house exploded with a deafening thunder and a tall column of dust – its roof visible from where we were, floating peacefully, all spread out, intact, and suddenly splitting and breaking up high in the air and falling in a mass of debris, dust, and a hail of stones – a woman whose house it apparently was, leapt up, burst into wild howling and started to run in that direction, holding a baby in her arms, while another wretched child who could already stand, clutched the hem of her dress, and she screamed, pointed, talked, and choked, and now her friend got up, and another, and an old man stood up too, and other people rose to their feet as she began to run, while the child attached to the hem of her dress was dragged for a moment and stumbled to the ground and bawled… She had suddenly understood, it seemed, that it wasn't just about waiting under the sycamore tree to hear what the Jews wanted and then to go home, but that her home and her world had come to a full stop, and everything had turned dark and was collapsing; suddenly she had grasped something inconceivable, terrible, incredible, standing directly before her, real and cruel, body to body, and there was no going back.''
There is some questioning and back-and-forth banter among the Israeli soldiers. ''What will happen to them? What will they eat or drink?'' asked one soldier. Another replies, ‘Stop thinking so much. And if that's the way you feel, you can go with them. ‘
''Something struck me like lightning. All at once everything seemed to mean something different, more precisely: exile. This was exile.''
The Palestinians are herded together and shipped off in trucks. When the narrator tells his commanding officer that this is a filthy war, he is told that Jewish immigrants will come and settle this land and it will be beautiful, a Hebrew Khizeh on the ruins of the former village.
Biblical references abound throughout the book, referring to the two thousand years of exile of the Jews. But the Jews here are now the masters who came, shot, burned, blew up and drove others into exile. In spite of this realization the narrator fails to overcome his moral paralysis and complicity.
Much greater crimes were committed during the expulsions than takes place in the book where no Palestinian is killed. While Khirbet Khizeh is a fictitious village, it is nonetheless emblematic of the actual expulsions that occurred with the establishment of the state of Israel and which are still going on today in areas near the ever increasing Israeli settlements in the West Bank. The Israeli historian Pappe calls what the Zionist movement led by David Ben-Gurion and his closest advisors started in 1948 “ethnic cleansing”. More than 500 Palestinian villages were forcefully emptied of their inhabitants through terrorist attacks carried out by various Israeli militias like the Stern Gang, Haganah and Irgun as well as the Israeli Defence Force. Pappe references newly released military and political archives as well as the diaries of David Ben-Gurion. The directives of Plan Dalet included "bombarding villages… setting fire to homes, properties and goods, expulsion, demolition and planting mines among the rubble to prevent any of the expelled inhabitants from returning." Pappe also documents how water supplies were poisoned, and that the atrocities committed included massacres and the rape of many women. All this has been erased from conventional Israeli history.
Over 800,000 Palestinians were exiled, more than half the population of Palestine at the time, according to Pappe's figures. Palestinians call it the Nakba or catastrophe.
In the book the soldiers differ amongst themselves about what they are doing. ''As they argue they are impressed by a woman with a seven year old child. There was something special about her. She seemed stern, self-controlled, austere in her sorrow. Tears, which hardly seemed to be her own, rolled down her cheeks. And the child too was sobbing a kind of stiff-lipped 'what have you done to us.'... I felt ashamed in her presence and lowered my eyes. It was as though there were an outcry in their gait, a kind of sullen accusation: Damn you... a determination to endure her suffering with courage, and how now, when her world had fallen into ruins, she did not want to break down before us. Exalted in their pain and sorrow above our – wicked – existence they went on their way and we could also see how something was happening in the heart of the boy, something that, when he grew up, could only become a viper inside him, that same thing that was now the weeping of a helpless child.''
The narrator is caught between the indifference of the other soldiers and his own revulsion at what he and they are doing. But in calling the boy's righteous anger a "viper", he reveals an attitude that still sees what he considers the interests of "his people" as higher than the interests of other human beings. He hates the methods being used to create Israel, but does not reject the goal of a Zionist state in Palestine. So he can't resolve his moral dilemma. Revolted by what he and other Israeli soldiers are doing, he remains complicit with what he knows to be intolerable.
The author himself was less conflicted. He spent a good part of his life as an officer in the Israeli military
Europäische Polizeibehörden sichern sich Zugriff auf Eurodac-Daten
Als „Eurodac“ geschaffen wurde, hieß es, die Fingerabdruck-Datei diene allein dazu, festzustellen, welcher EU-Staat für ein Asylgesuch zuständig sei. Nun akzeptiert der Innenausschuss des EU-Parlaments, dass die Daten künftig auch für Polizeibehörden zur Verfügung stehen. Das Recht der Betroffenen auf informationelle Selbstbestimmung wird weiter eingeschränkt – und sie werden als potentielle Straftäter stigmatisiert.
Wer in einem EU-Staat sich mit einem Asylgesuch an die Behörden wendet, dem werden Fingerabdrücke abgenommen, die in der sogenannten Eurodac-Datenbank gespeichert werden. Mit Eurodac soll die Funktionsweise der Dublin-Verordnung sichergestellt werden, nach der derjenige EU-Staat für einen Asylsuchenden verantwortlich ist, der in einreisen lassen hat.
Kommt etwa in Deutschland ein Flüchtling mit den Behörden in Kontakt, so gleichen sie in der Regel dessen Fingerabdrücke mit der Eurodac-Datenbank ab. Wird dabei ein „Eurodac-Treffer“ festgestellt, der zeigt, dass der Betroffene bereits in Italien aufgegriffen wurde, steht für die Behörden in der Regel fest, dass der Betroffene nach Italien zurückgeschoben wird. Flüchtlinge, die etwa innerhalb der EU weiterflohen, weil sie monatelang in Rom als Obdachlose auf der Straße leben mussten oder in ungarischen Haftzentren eingesperrt wurden, zerstören sich in manchen Fällen aus Verzweiflung die Fingerkuppen, um nicht dorthin zurückgeschoben zu werden.
Nach der bisherigen Rechtslage war die Durchsetzung der Dublin-Verordnung der einzige Zweck der Fingerabdruck-Datenbank. Mit der nun von den Sozialdemokraten, Liberalen und Konservativen angenommenen Neufassung der EURODAC-Verordnung wird die klare Zweckbindung der Datei aufgehoben. Nun dürfen auch Polizeibehörden auf die Fingerabdrücke der Flüchtlinge zugreifen.
Damit wird nicht nur das Recht auf informationelle Selbstbestimmung der Betroffenen beschnitten. Der europäische Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx hatte gewarnt, die Gesetzesänderung berge ein „Risiko der Stigmatisierung“. Menschen, die in Europa Schutz suchen, werden durch die neue Eurodac-Verordnung unter Generalverdacht gestellt, kriminell zu sein.
Befürworter der Veränderung betonen indes, dass die Polizei nur unter strengen Auflagen auf die Daten zugreifen dürfe. Die Argumentation ist naiv, folgt doch bereits die eben vom Innenausschuss des EU-Parlament durchgewunkene Gesetzesänderung einem altbekannten Schema: Zunächst werden datenschutzrechtliche Bedenken mit dem Hinweis beiseite gewischt, die Daten würden nur zu ganz bestimmten Zwecken erhoben. Sobald die Daten erfasst sind, melden Sicherheitsbehörden Begehren an. In der Folge wird die enge Zweckbindung Schritt für Schritt aufgehoben. Ein Mechanismus, den man bei Projekten zur Datenerhebung stets bei ihrer Beurteilung von vornherein bedenken muss – ganz gleich, um welche und um wessen Daten es geht.
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereitet die EU-Kommission bereits eine weitere Verordnung vor, nach der nicht nur von Flüchtlingen, sondern von sämtlichen EU-Ausländern Fingerabdrücke genommen und gespeichert werden sollen.
Eurodac-Dossier der Abgeordneten des Europa-Parlaments Ska Keller
Urteil gegen Marco Camenisch vom Verwaltungsgericht des Kantons Zürich in Sachen bedingte Entlassung
Am 8. November (am 19. November erhalten) hat das VG über die Beschwerde gegen die Ablehnung der Direktion der Justiz und des Inneren Kt. Zürich meines Rekurses gegen Nichtgewährung meiner bedingten Entlassung durch das Amt für Justizvollzug entschieden (bzw. Nicht entschieden).
Wie ich schon informiert habe (im Schreiben vom 19.01.2012) lehnte ich damals eine Nichtanhörung ab, was mir dann in den negativen Entscheiden in 1. und 2. Instanz auch prompt als weiteres Beispiel meiner mangelnden Kooperationsbereitschaft angelastet wurde.
Das VG erachtete das in diesem Fall auch zu behandelnde Rechtsgut einer „korrekten“ mündlichen Anhörung immerhin als dermaßen gewichtig, dass nicht wie üblich ein Einzelrichter sondern ein Kollegium aus drei RichterInnen sich mit der Angelegenheit befasste (bzw. Nicht befasste…).
So fasst das VG zur „Nichtanhörung“ zusammen:
… Zusammenfassend ergibt sich, dass das rechtliche Gehör des Beschwerdeführers mangels vorgängiger mündlicher Anhörung verletzt worden ist. Die Gehörsverletzung wiegt schwer und kann im Beschwerdeverfahren nicht geheilt werden. Demzufolge ist eine Rückweisung der Sache an die Erstinstanz (Amt für Justizvollzug ZH) angezeigt (…), die nach entsprechender Anhörung des Beschwerdeführers über die Sache neu zu befinden hat. Dies führt zu einer teilweisen Gutheissung der Beschwerde. …
Und entscheidet: … Die Verfügung der Direktion der Justiz und des Inneren vom 5. Juli 2012 sowie die Verfügung des Beschwerdegegners (Amt für Justizvollzug) vom 13. April 2012 werden … aufgehoben und die Sache wird an den Beschwerdegegner zur neuen Entscheidung zurückgewiesen. …
Und zur Verweigerung des unentgeltlichen* Rechtsbeistandes* durch die Direktion der Justiz und des Inneren wegen „Aussichtslosigkeit der Beschwerde“.
… Für die Gewährung eines ** ist vorausgesetzt, dass der Gesuchsteller mittellos ist und die Beschwerde nicht offensichtlich aussichtslos erscheint (§…). wegen lang im Knast ist von … Mittellosigkeit auszugehen. … Angesichts der teilweisen Gutheissung der Beschwerde kann jedoch auch der Rekurs an die Direktion der Justiz und des Inneren nicht als aussichtslos bezeichnet werden, umso weniger, als der Beschwerdeführer auch schon im Rekursverfahren die ungenügende Anhörung bestanden hatte. Als weitere Voraussetzung… für einen unentgeltlichen Rechtsvertreter … darf der Mittellose gemäss § … nicht in der Lage sein, seine Rechte selbst zu wahren. … Wenn … der betroffenen Person … eine schwerwiegende freiheitsentziehende Massnahme droht, ist die Bestellung eines unentgeltlichen Rechtsvertreters grundsätzlich geboten… Der Beschwerdeführer befindet sich seit dem Jahr 1991 ununterbrochen in Haft, was überdies für die Notwendigkeit einer Rechtsvertretung spricht…
Und entscheidet: Somit ist … für das Rekurs- und Beschwerdeverfahren ein unentgeltlicher Rechtsbeistand in der Person von RA BR zu bestellen. … Die Direktion der Justiz und de Inneren wird angewiesen, RA BR für seine Aufwendungen im Rekursverfahren angemessen zu entschädigen. … Auch die von der Direktion der Justiz und des Inneren mir aufgebürdeten Rekurskosten von 841.- Sfr und die aktuellen VG-Kosten von 1140.- Sfr werden vom VG dem Amt für Justizvollzug auferlegt.
Dieses erhält also vom VG (immerhin…) wieder eine der häufigen „Hauen“ wegen seinen üblichen rechtlich ziemlich üblen Rechtsverletzungen, die von seiner Direktion der Justiz und des Inneren regelmässig (und bei Beschwerden immerhin, bisweilen, erfolglos…) abgesegnet werden.
Ansonsten ist festzuhalten, dass die Justiz (immerhin!) Knastzeit gegen mich herausgeschindet hat, und dass das ganze nun von Vorne anfängt. Mein Rechtsvertreter mahnt nun umgehend die Frageliste zur ominösen mündlichen rechtlichen Anhörung und ein zügige Neue Entscheidung an. Zu erwarten sind nun einfach rechtlich korrektere und ansonsten inhaltlich genau gleiche Negativentscheide, mit denen sich das VG (und danach das BG als letzte Instanz) letztlich doch befassen müssen wird…
Als nächstes könnte also bald diese Anhörung stattfinden und die vom Amt für Justizvollzug im August 2012 vom Knast hier angeforderte Empfehlung (zu k/einer bedingten Entlassung) erfolgen, über die ich umgehend, sobald ich Kopie davon erhalte, weiter informieren werde.
marco camenisch, 25. November 2012, Lager Lenzburg, Schweiz
Mexiko: Solidarität mit den Verhafteten und den Opfern der Repression nach der Amtseinführung von Enrique Peña Nieto
Am 1. Dezember feuerten Sicherheitskräfte aus Bundes- und lokalen Polizeibehörden mit Gummigeschossen und Tränengasgranaten auf Demonstrant*innen, verletzten dabei Dutzende Menschen, mindestens zwei liegen noch immer im kritischen Zustand im Krankenhaus. Die Einwohner*innen von Mexiko-Stadt gingen auf die Straße, um gegen die Amtsübernahme durch den neuen mexikanischen Präsidenten, Enrique Peña Nieto, zu protestieren.
Bei Tagesanbruch sahen sie sich plötzlich ungewöhnlich starker Polizeirepression ausgesetzt. Als früherer Gouverneur des Bundesstaats Mexiko war Enrique Peña Nieto direkt verantwortlich für die Polizeigewalt in San Salvador de Atenco während der Proteste gegen einen Flughafenprojekt in 2006. Seine unsaubere Wahl im Juli deutete bereits die Rückkehr der PRI zur Macht an, der Partei der Institutionalisierten Revolution, die Mexiko 70 Jahre lang ununterbrochen regierte und sich dabei massiv auf Gewalt und Korruption stützte.
Die Rede- und die Versammlungsfreiheit stellen fundamentale Rechte der Menschen dar, um ihrer gesellschaftlichen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Auf dem Weg zum Hauptplatz in der Hauptstadt, dem Zocalo, waren jedoch Absperrgitter und Metallwände errichtet worden, um die an der Demonstration teilnehmenden Studierenden, Lehrer*innen, Arbeiter*innen und Anarchist*innen daran zu hindern, dem Parlamentsgebäude von San Lazaro näherzukommen. 6.000 Riot-Cops schikanierten die Demonstrant*innen, die sich angesichts des unverhältnismäßigen Polizeiaufmarsches in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sahen.
Die Antwort des neuen Präsidenten auf die Unmutsäußerungen einer Bevölkerung, die den alltäglichen Kampf gegen Armut und Korruption mehr als leid ist, besteht also in brutalen Übergriffen, massiven Verhaftungen und Folter in den Polizeizellen. 67 Menschen sind noch immer in Haft – ihnen drohen Haftstrafen von 10 bis 30 Jahren für „Angriffe gegen den öffentlichen Frieden und die Stabilität des Staates“. Die Aufstandbekämpfungstruppen setzten in Mexiko verbotene Gummigeschosse ein, von denen die UNO sagte, dass sie in keinem Fall in einem Abstand von weniger als 30 Metern verschossen werden dürften. Zu den daraus resultierenden Wunden gehörten der Verlust eines Auges und eine ernsthafte Kopfverletzung. Auch Passant*innen, die sich lediglich im Bereich der Konfrontationen aufhielten und nicht an der Demonstration teilnahmen, wurden willkürlich verhaftet. Das Ziel ist klar: jeglichen sozialen Widerstand zu spalten, zu zerstören, zu zermürben.
Als Gipfel der Verleumdung und des Zynismus, versucht nun der ‘oberste Chef’ von Mexiko-Stadt, Marcelo Ebrard, die Anarchist*innen als Schuldige auszumachen. Sie würden hinter den gewalttätigen Auseinandersetzungen stecken, obgleich sie sich doch lediglich gemeinsam mit der Bevölkerung verteidigten. Als staatliche Sündenböcke werden nun Organisationen wie die Anarchistische Studierendenkoordination, Yosoy132 und Anarchist Black Cross ausgemacht, die sich offen gegen jegliche Kriminalisierung sozialer und studentischer Proteste stellen. Die Verfolgung von und die Diffamierungskampagne gegen Anarchist*innen ist nicht neu, bekommt zur Zeit aber sehr viel Präsenz in den Massenmedien, die mitschuldig sind an den unsauberen Wahlen. Es mag nur daran erinnert werden, dass erst beim letzten 1. Mai rund 300 Anarchist*innen vor dem Revolutionsmonument eingekesselt worden sind.
Die Federation Anarchiste bekräftigt ihre absolute Solidarität mit den Opfern der Angriffe der Schergen des Systems und stellt sich auf die Seite derjenigen, die den Staat und seine Gewalt bekämpfen, in Mexiko oder anderswo.
Wir fordern die sofortige Freilassung aller Verhafteten und die Einstellung aller Verfahren!
Das Internationale Referat der Federation Anarchiste (francophone)
Protestaktionen anlässlich der Urteilsverkündung im Fall Oury Jalloh/ am Beispiel Leipzig
Heute fand die 2. Demonstration in Leipzig nach dem Urteil gegen den Polizisten (Dienstgruppenleiter ) Andreas Schubert statt, der Oury Jalloh in der Dessauer Polizei Zelle verbrennen lies. Bereits gestern demonstrierten 40 AntirassistInnen und AntifaschistInnen auf dem Leipziger Weihnachtsmarkt um auf den Mord an Oury Jalloh und das skandalöse Urteil aufmerksam zu machen. Die 2.Demonstration fand heute um 1Uhr Abends mit 150 Menschen in Connewitz statt. Einiges ging zu bruch.
Am 7. Januar 2005 ist Oury Jalloh im Polizeirevier Dessau bei lebendigem Leib verbrannt. Bis heute ist nicht geklärt, was an diesem Tag in Zelle Nr. 5 tatsächlich geschehen ist. Während Verwandte, FreundInnen und die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh von Mord sprechen, wurde im ersten Prozess gegen zwei Polizisten lediglich Anklage wegen „fahrlässiger Tötung“ bzw. „fahrlässiger Körperverletzung mit Todesfolge“ erhoben. Der Prozess endete mit einem Freispruch, obwohl sich PolizeizeugInnen in eklatante Widersprüche verwickelt hatten.
Am 7. Januar 2010 kassierte der Bundesgerichtshof in einer spektakulären Entscheidung das Urteil des Dessauer Landgerichts. Der Fall wurde nun seit zwei Jahren vorm Landgericht Magdeburg neu verhandelt.
Bis heute fußte die Klage der Staatsanwaltschaft auf der Annahme, dass Oury Jalloh trotz Fixierung an Armen und Beinen mit einem Feuerzeug seine feuerfeste Matratze selber angezündet habe. Das fragliche Feuerzeug ist jedoch erst zwei Tage nach dem Brand aufgetaucht. Zudem wurde bei einer erneuten Untersuchung dieses Feuerzeugs ganz klar festgestellt, dass es sich zur Brandzeit nicht am Brandort befunden haben kann. Denn es weist keinerlei Materialspuren der Matratze oder der Kleidung von Oury Jalloh auf. Mit diesen hätte es aber verschmolzen sein müssen. Ebenfalls verschwunden sind die Videobänder von der Durchsuchung der Zelle, hinzu kommen weitere Ungereimtheiten.
Anwalt des Vaters von Oury Jalloh trägt Philipp Napp in seinem Plädoyer die wichtigsten Fragen zusammen, die sich in den letzten Monaten prozessual aus der Indizienlage ergeben haben:
- Woher kommt das Feuerzeug? Es ist keine DNA von Oury Jalloh, keine Stoff- und Faserreste seiner Kleidung oder der Matratze, auf der er lag, am Feuerzeugrest nachweisbar!
- Ein Undokumentierter Aufenthalt der Polizisten Hans-Ulrich März und Udo Scheibe in der Zelle 5, in welcher Oury Jalloh von denselben Beamten einige Stunden zuvor an Händen und Füssen gefesselt worden war! Ein Kollege hatte die beiden dort eine halbe Stunde vor Brandausbruch angetroffen. Was haben die beiden bei Oury Jalloh gemacht?
- Warum sind zentrale Beweismittel verschwunden? (verschwunden sind unter anderem: die rechte Handfessel, ein 8 cm langes Stoffstück, dass unter dem Kopf von Oury Jalloh gefunden wurde, das entscheidende Videomaterial der Tatortgruppe, das Fahrtenbuch von März und Scheibe, der entsprechende Journaleintrag wurde auf mysteriöse Weise gelöscht, ein Gesprächsvermerk, in welchem es um das öffentlich bekannte rassistische Vorgehen der Dessauer Polizei ging).
- Wie ist das Auffinden Situation von Oury Jalloh zu erklären? Abgebrannte Matratzenecken, Amputation der Finger der linken Hand, Stoffreste unter Oury Jallohs Hinterkopf, unbekleidete Brust, vorgeführte Hosenreste passen nicht zu den Verbrennungen seines Gesäßes.
- Warum wurde bei einem derart wichtigen Ereignis am Tatort kein Fotoionendetektor eingesetzt?
- Wie ist die Abwesenheit von Noradrenalin erklärbar? Die Kammer geht darüber hinweg, dass Oury Jalloh bewusstlos gewesen sein muss. Noradrenalin entsteht bei Stress und ist innerhalb von 10 – 30 Sekunden im Urin nachweisbar
- Hat der Andreas Schubert Oury Jalloh am 7. Januar 2005 lebend gesehen? Schubert bestreitet dies, obwohl mehrere Zeugenaussagen davon berichteten, dass der Angeklagte im Gewahrsamsbereich war.
Das Schweigen des Gerichtes hinsichtlich der Beantwortung dieser Fragen und das ignorante und boshafte Verhalten der Richterin sind weitere schwere Demütigungen der Familie und der Freunde von Oury Jalloh, die seit fast 8 Jahren die Aufklärung der Todesursache fordern.
Warum darf dies nach insgesamt 4 Prozessjahren nicht geschehen?
Indem verantwortliche Personen des damaligen Innenministeriums Sachsen – Anhalts die Ermittlungsausrichtung im Fall Oury Jalloh auf die unglaublichste aller möglichen Brandursachen – die Selbstentzündungshypothese – beschränkten, sollte darüber hinweggetäuscht werden, dass in der Polizeidienststelle Dessau Menschen in Gewahrsam umgebracht werden.
Dieses Revier war bekannt für seinen „harten Umgang mit Ausländern“, zudem gab es zwei weitere, bis heute ungeklärte Todesfälle: Ein Herr Rose wurde alkoholisiert von der Polizei im Park aufgegriffen und in Gewahrsam verbracht. Am Morgen lag er tot vor einem Hochhaus, zu welchem er keine persönliche Beziehung hatte. Der obdachlose Mario Bichtemann kam in der gleichen Zelle ums Leben, wie Oury Jalloh. Nach mehrstündiger Ingewahrsamnahme wurde er mit einem Schädelbruch aufgefunden. Leitender Dienstgruppenleiter war an diesem Tag ebenfalls Andreas Schubert.
Wenn es nichts zu verbergen gibt, warum lässt sich das Gericht nicht auf Brandversuche mit Brandbeschleunigern ein? Zwei Menschen sterben in ein und derselben Zelle auf ungeklärte Weise und die Justiz in Sachsen – Anhalt verschließt die Augen?
Der Mord an Oury Jalloh soll vertuscht werden, zu groß wären der Skandal und der Imageschaden für Sachsen-Anhalt damals wie heute. Auf Anweisung des Innenministeriums wurden alle Ermittlungsausrichtungen auf die Selbstentzündungsthese, die unglaublichste aller Erklärungen für den Brandausbruch, beschränkt. Ein rassistischer Mord, begangen durch Dessauer Polizeibeamte, wurde – und wird – durch die höchsten Instanzen Sachsen-Anhalts gedeckt.
2. Demonstration in Leipzig
Heute demonstrierten nochmal 150 Menschen in Leipzig. Sie trugen ein Transparent mit der Aufschrift "Kampf dem Rassismus - enough is enough" und zogen mit Parolen wie: "Oury Jalloh das war Mord! Widerstand an jedem Ort", "Deutsche Polizisten, Mörder und Rassisten", " Die ganze Welt, hasst die Polizei" "Policia Assassini!", "Solidarität muss praktisch werden, Feuer und Flamme, den Abschiebebehörden" und weiteren Parolen durch die Straßen.
Während der Demonstration wurden Barrikaden errichtet und folgende Gebäude entglast: Sparkasse, REWE, Netto, Wiedebachpassagen, der Hauptsitz der Immobilienfirma Hildebrandt & Jürgens, mehrere Werbebanden und eine Haltestelle.
Die Polizei verstreute am Ende die Demonstration und wurde nur vereinzelt angegriffen.
Wir wünschen der Familie und den FreundInnen von Oury Jalloh viel Kraft und Mut um doch noch die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ihnen gilt unser Mitgefühl und unsere Solidarität.
https://linksunten.indymedia.org/de/node/73913
Montag, 17. Dezember 2012
Die Kriminalisierung antifaschistischer Gesinnung: Extremismusklausel
Seit Anfang 2011 ist die so genannte Extremismusklausel der Familienministerin Kristina Schröder in Kraft.
„Hiermit bestätigen wir, dass wir uns zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland bekennen und eine den Zielen des Grundgesetzes förderliche Arbeit gewährleisten. Als Träger der geförderten Maßnahme haben wir zudem im Rahmen unserer Möglichkeiten (Literatur, Kontakte zu anderen Trägern, Referenzen, die jährlichen Verfassungsschutzberichte des Bundes und der Länder etc.) und auf eigene Verantwortung dafür Sorge zu tragen, dass die als Partner ausgewählten Organisationen, Referenten etc. sich ebenfalls zu den Zielen des Grundgesetzes verpflichten. Uns ist bewusst, dass keinesfalls der Anschein erweckt werden darf, dass eine Unterstützung extremistischer Strukturen durch die Gewährung materieller oder immaterieller Leistungen Vorschub geleistet wird.“
Diese Klausel, genannt Demokratieerklärung, muss von allen Projekten und Initiativen gegen „Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“ unterschrieben werden, die Mittel aus dem Programm des Bundes haben wollen, das ausgerechnet „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ heißt.
Ungeachtet wissenschaftlicher Gutachten und massiver Kritik breiter Teile der Gesellschaft, wie Gewerkschaften, dem Zentralrat der Juden in Deutschland, dem Zentralrat der Muslime in Deutschland, dem Auschwitz-Komitee in der Bundesrepublik Deutschland e.V., Kirchen und Parteien und zahlloser betroffener Initiativen, hält Ministerin Schröder an ihrer Klausel eisern fest. Übertroffen wird sie freilich vom Freistaat Sachsen, der die Klausel nicht nur auf Landesebene einführte, sondern zusätzlich verlangt, dass alle PartnerInnen ebenfalls ihre Unterschrift leisten müssen.
Der Versuch der CSU, die Klausel in München als erster Kommune einzuführen, scheiterte am Münchner Stadtrat. Zuvor hatte schon die im Münchner Stadtrat vertretene NPD-Tarnliste BIA (Bürgerinitiative Ausländerstopp) erfolglos einen entsprechenden Antrag gestellt. Im Bezirk Berlin-Mitte einigten sich CDU und SPD unlängst darauf, die Vergabe von Fördergeldern an die Unterzeichnung einer Klausel zu binden.
Der Verfassungsrechtler Prof. Dr. Dr. Ulrich Battis kam bereits im November 2010 zu dem Schluss, dass die Extremismusklausel zumindest in Teilen nicht verfassungskonform ist.
Auch Harald Georgii vom wissenschaftlichen Dienst des Bundestages äußerte in seinem Gutachten vom 13. 1. 2011 Kritik am verlangten „Bekenntnis“: „Eine bestimmte Meinung nicht zu haben bzw. nicht äußern zu wollen, fällt in den Schutzbereich des Artikels 5 Abs.1 GG. Die Meinungsfreiheit, die ihrerseits konstituierend für die Demokratie ist, lässt selbst eine kritische Auseinandersetzung mit Verfassungsgrundsätzen und -werten zu“. Ein Gutachten zur sächsischen Klausel, erstellt vom Juristischen Dienst des Sächsischen Landtages, bestätigte im Oktober 2011 die Fragwürdigkeit des Bekenntniszwanges ebenfalls mit Verweis auf das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung.
Nicht allein das Bundesfamilienministerium beweist hier erheblichen Förderbedarf in Toleranz und Kompetenz. Wenn Vereine ihre PartnerInnen oder ReferentInnen in Geheimdienstberichten recherchieren müssen, um anschließend behördlich überprüft zu werden, ob die Ermittlungstätigkeiten ordnungsgemäß durchgeführt wurden, ist das einzige, was verlangt und gefördert wird, Spitzel- und Denunziantentum.
Und anderes ist von einer rechten Hardlinerin wie Kristina Schröder auch nicht zu erwarten. Seit ihrem Amtsantritt gibt sie sich jede Mühe, den Schröderschen (Gerhard) „Aufstand der Anständigen“ (so kritisch dieser auch zu bewerten ist) durch die Schrödersche (Kristina) „Bekämpfung des Extremismus“ zu ersetzen, den Fokus vom „zivilgesellschaftlichen Engagement gegen Rechtsextremismus und Neonazis“ auf die Bekämpfung jeder Form des „Extremismus“ zu verlagern.
Dass dies nicht nur eine ideologische Debatte ist, haben inzwischen zahlreiche Initiativen gegen Nazis zu spüren bekommen, die bisher aus Bundesprogrammen gefördert wurden.
Wissenschaftliche Extremismus-Legende
Die wissenschaftliche Basis der Extremismus-Formel liefern allen voran der Politikprofessor und stellvertretende Direktor des Hannah Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Uwe Backes, und der Professor an der TU Chemnitz, Eckhard Jesse. Sie gehen davon aus, dass eine breite „Mitte der Gesellschaft“ auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vom linken und vom rechten Rand aus bedroht wird. Die beiden „Ränder“ werden von ihnen als Endpunkte eines Hufeisens dargestellt – weit weg von der „Mitte“, aber einander sehr nah. Und folgerichtig stellen sie ihre Forschung in den Dienst eines „wehrhaften Verfassungsstaates“, damit – in Deutschland kennt man sich da ja aus – sich die Katastrophe von 1933 nicht wiederholen könne. Denn damals sei die Demokratie im „Zusammenwirken der Republikfeinde (insbesondere KPD und NSDAP)“ bedroht worden. So zu lesen im Editorial zum „Jahrbuch Extremismus und Demokratie 2010“, das u.a. von den beiden herausgegeben wird.
Das ist natürlich höherer Blödsinn von besonderer Güte und Dreistigkeit. Zugrunde gerichtet wurde die Weimarer Demokratie von bürgerlichen Parteien, dem Kapital und dem Militär – der „Mitte der Gesellschaft“ – und die „Katastrophe von 33“ war die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und die Koalition von NSDAP und DNVP (und nicht KPD).
Diese Umdeutung historischer Tatsachen findet ihre Fortsetzung im wohl bewussten Leugnen gegenwärtiger Gegebenheiten. Die Studie „Die Mitte in der Krise – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010“ im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung attestiert auch heute Deutschlands „Mitte“ eine wachsende Zustimmung zu „rechtsextremen Einstellungen“: Gut jede/r Vierte befürwortet eine „starke Partei“, die die „Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert“, etwa ein Zehntel hätte gerne einen Führer und eine Diktatur. Mehr als 30 Prozent der Deutschen äußern sich ausländerfeindlich und finden Deutschland „überfremdet“. „Der Anteil der Bevölkerung, der antisemitisch eingestellt ist und dies offen (…) zu erkennen gibt, liegt (…) bei knapp 10 %. Vorstellungen, dass der ‚Einfluss der Juden zu groß‘ ist, dass ‚Juden mehr als andere mit üblen Tricks arbeiten‘ und dass ‚sie etwas Besonderes und Eigentümliches an sich haben und nicht so recht zu uns passen‘, sind keineswegs Ansichten am Rand der Gesellschaft.“, so die AutorInnen der Studie.
Solche Umfrageergebnisse zeigen in aller Deutlichkeit die Falschheit der Extremismus-These. Vor allem aber zeigen sie, dass antifaschistisches, fortschrittliches Engagement und linke Gesellschaftskritik so notwendig sind wie eh und je. Und gerade die, die gegen Faschismus, Rassismus und Chauvinismus in der „Mitte der Gesellschaft“ kämpfen, laufen Gefahr, an den linken „Rand“ definiert und damit kriminalisiert zu werden. Ihre Gleichsetzung mit faschistischer, menschenverachtender, ausgrenzender Weltanschauung ist eine bodenlose Unverschämtheit.
Die Demokratie-Wächter
Eingeführt wurde der Begriff des „Extremismus“ vom Verfassungsschutz in Zusammenarbeit mit einigen Politologen, u.a. den schon erwähnten Professoren. Der Begriff findet sich weder im Grundgesetz, noch in irgendeinem anderen Gesetz. Insofern ist er strafrechtlich nicht relevant. „Extremismus“ ist ein politischer Begriff, über den einige „Wissenschaftler“, die Innenministerien und der Verfassungsschutz die Deutungshoheit haben. Das bayerische Innenministerium gibt beispielsweise die Faltblattserie „Demokratie in Gefahr“ heraus, damit auch diejenigen, die vielleicht sonst Schwierigkeiten hätten einen Extremisten zu erkennen, dazu in die Lage versetzt werden. In der Ausgabe zum „Linksextremismus“ heißt es da: „Charakteristisch für alle Linksextremisten in Deutschland ist ihre antifaschistische, antirassistische und antiimperialistische Grundhaltung. (…) Klassische Aktionsfelder für Linksextremisten sind ‚Neonazismus/Faschismus‘, ‚Antiimperialismus‘, ‚Anti-Globalisierung‘, ‚Anti-Kernkraft‘, ‚Antimilitarismus‘, ‚Antirassismus‘, ‚Asyl- und Abschiebeproblematik‘ und der Kampf gegen ‚Sozialabbau‘.“ Bei soviel „Anti“ geht dann leicht auch mal das eine oder andere verloren …
Und wo lässt sich eine solche Ideologie besser absetzen als in den Schulen. Im September 2011 erschien, gefördert vom Familienministerium, die Broschüre „Demokratie stärken – Linksextremismus verhindern“ der „Zeitbild Stiftung“ als kostenloses Unterrichtsmaterial für Schulen. Das Vorwort steuert die Familienministerin bei. Sie warnt darin, dass linksextreme Positionen bisher zu wenig beachtet wurden. Es gelte, wachsam zu sein, deshalb soll „dieses Magazin (…) Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler für das Thema Linksextremismus sensibilisieren. (…) Zudem erhalten Sie methodische Anregungen zu pädagogischen Zugängen und Umgangsweisen mit dem Thema Linksextremismus.“
Und das funktioniert unter anderem so: Arbeitsblatt 10 trägt den Titel „Wie macht man gleich?“ Eine Grafik illustriert die Aussage, dass das reichste Zehntel der Bevölkerung der Bundesrepublik über 61,1 Prozent des gesamten Einkommens verfügt. Dieses Zehntel kommt für 51,8 Prozent der Einkommensteuer auf. Die Aufgabe für die SchülerInnen: „Um die Ungleichheiten in Einkommen und Vermögen auszugleichen, erhebt der Staat Steuern. Diskutiert in der Gruppe, ob es gerecht ist, dass ein Zehntel der Bevölkerung über 50 Prozent des Steueraufkommens leistet.“
Auf derselben Seite werden folgende Aussagen zum Thema Gleichheit nebeneinander gestellt. Zunächst: „Linksextremisten machen die ‚kapitalistische Klassengesellschaft‘ für alle sozialen Probleme verantwortlich. Ihre Forderung: ‚Durch radikale Umverteilung müssen soziale Unterschiede beseitigt werden.‘“ Und dann: „(…) die Tatsache, dass Menschen von Geburt an verschieden sind in physischen und geistigen Begabungen, kann nicht hinwegdiskutiert werden. Einige übertreffen ihre Mitmenschen an Gesundheit und Kraft, an Verstand und Fähigkeiten, an Energie und Entschlusskraft, und sind dadurch besser als der Rest der Menschheit geeignet zum Verfolg irdischer Angelegenheiten (…).‘ Ludwig von Mises (1961): Gleichheit und Ungleichheit, Chicago“. Diesmal sollen die SchülerInnen entscheiden, wer die besseren Argumente hat, die „Linksextremisten“ oder der Experte Ludwig von Mises. Die Art der Fragestellung zur Besteuerung und die Verknüpfung mit den beiden Zitaten gibt eine politische Position vor, die gesellschaftliche Solidarität als „linksextremistisch“ diffamiert und als Alternative übelsten Sozialdarwinismus anzubieten hat.
Da im Quellenverzeichnis überwiegend Verfassungsschutzämter genannt sind, überrascht es nicht weiter, dass sich eine Liste „linksextremistischer Organisationen“ wie eine Auswahl aus den VS-Berichten liest.
Das Kapitel „Argumente des Linksextremismus“ gibt schließlich Hinweise, was Kristina Schröder mit der Extremismusklausel will. Denn hier geht es vor allem um Antifaschismus, der von den „Linksextremisten“ missbraucht würde. Antifaschismus sei nämlich, wie Antikommunismus, im Allgemeinen eine demokratische Grundposition. Gleichwohl gelte, dass nicht jeder Antifaschist ein überzeugter Demokrat sein müsse. Demokratischer Antifaschismus sei demnach die Ablehnung rechtsextremistischer Positionen und Rechtsdiktaturen wie dem Nationalsozialismus, von dem es lapidar heißt: „Dessen Vertreter hatten in Deutschland in der Zeit von 1933 bis 1945 Grundrechte aufgehoben sowie Oppositionelle und als nicht dem Volk zugehörig Definierte verfolgt und ermordet.“ Unter der Überschrift „Antidemokratischer Antifaschismus“ bekommen die SchülerInnen dann eine kleine Kostprobe in Totalitarismustheorie. Auf dem entsprechenden Arbeitsblatt zum Thema ist der Widerstand gegen den Nationalsozialismus noch nicht einmal mehr erwähnt. Dort sind die guten AntifaschistInnen die liberale Opposition gegen Mussolini und die Gegner Francos. Die Definition des „extremistischen Antifaschismus“ liefert Armin Pfahl-Traughber1: „Die (…)kommunistische Faschismus-Definition geht demgegenüber davon aus, dass Faschismus in wirtschaftlichen Krisen notwendigerweise aus dem Kapitalismus folgt. Damit beabsichtigt ein konsequenter Antifaschismus in diesem Sinne die Abschaffung der Wirtschaftsordnung des Kapitalismus und damit auch der als bürgerlich geltenden parlamentarischen Demokratie.“
Trotz dieser sehr verkürzten Darstellung lässt sich erkennen, dass sich Kommunistinnen und Kommunisten – und nicht nur die – damit einer Analyse schuldig machen, nach der Faschismus nicht vom Himmel fällt und womöglich sogar in der „Mitte der Gesellschaft“ zu verorten sei.
Bilanz
Nach über einem Jahr Extremismusklausel konnten zahlreiche Projekte nicht umgesetzt werden – die Mittel fehlten, weil die TrägerInnen die Klausel nicht unterschreiben wollten.
Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus etwa musste eine Bildungsreise für Jugendliche nach Auschwitz absagen und das Projekt „Spurensuche in Fürth“ kam nicht zustande. Das selbstverwaltete Jugendkulturzentrum Conne Island in Leipzig konnte ein Projekt zur Geschichte des Hauses nicht durchführen. Der Frauenkultur e.V., ebenfalls aus Leipzig, konnte eine Publikation über rechtsextreme Frauen nicht erstellen. Der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen (VVN – BdA) fehlen die Mittel zur Fortführung eines Projekts zum Aufbau verschiedener Gedenkstätten in Berlin. Der AKUBiZ e.V. aus Pirna, dem schon im November 2010 der Sächsische Förderpreis für Demokratie aberkannt wurde, weil der Verein die Extremismusklausel nicht unterschrieb, konnte 2011 ein Projekt zum ehemaligen Konzentrationslager Königstein nicht umsetzen. Der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus (MBR) in Berlin wurde die Förderung widerrufen, nachdem sie nur das Bekenntnis zur FdGO, nicht aber die Zusage zur Bespitzelung unterschrieben hatte. Die Stadt Jena hat auf Bundesmittel verzichtet, weil die Kommune die Extremismusklausel nicht von TrägerInnen unterzeichnen lassen will. Und so weiter und so fort.
Die überwiegende Mehrheit der TrägerInnen hat die Klausel jedoch mehr oder weniger zähneknirschend unterschrieben. Die mühsam aufgebauten Strukturen (an denen zuweilen auch die Existenz ihrer MitarbeiterInnen hängt) aufgeben zu müssen, den Betroffenen rechter Gewalt die Unterstützung entziehen zu müssen, die wichtige Arbeit im Kampf gegen Nazis einstellen oder einschränken zu müssen – all dies mögen Gründe sein, die zu einer solchen Entscheidung führen. Aber sie hat einen hohen politischen Preis. Mit jeder Unterschrift wird der rechtsbürgerlichen Auffassung von demokratischer Kultur zur Allgemeingültigkeit verholfen, das staatliche Extremismus-Konstrukt gestützt und die Entsolidarisierung vorangetrieben.
Die Bedrohung kommt aus der „Mitte“
Die Klausel ist ein Instrument, das in übergeordnetem Zusammenhang steht. Sie schränkt auf der einen Seite den politischen Spielraum ihrer UnterzeichnerInnen extrem ein und die Kriminalisierung unabhängiger antifaschistischer Initiativen lässt sich einfacher ins Werk setzen. Auf der anderen Seite mischt sich der Inlandsgeheimdienst – als ein staatliches Repressionsorgan! – zunehmend in den gesellschaftlichen Diskurs ein. Dass dessen „Erkenntnisse“ äußerst fragwürdig sind und die Nennung verschiedener antifaschistischer Initiativen in den Verfassungsschutzberichten immer wieder vor Gericht untersagt wird, ist dabei nur ein Aspekt.
Politische Bildungsarbeit soll nur leisten, wer sich jede Kritik an Staat und Verfassung versagt. Gleichzeitig aber betätigt sich der Geheimdienst selbst immer mehr auf diesem Gebiet. Die gespenstische Vorstellung, dass die antifaschistische Aufklärungsarbeit künftig durch den Verfassungsschutz geleistet wird, ist keineswegs aus der Luft gegriffen. In mehreren Bundesländern tritt der Geheimdienst seit einigen Jahren offensiv als Bildungsakteur z.B. in Schulen auf.
Dies muss jeder fortschrittlich denkende Mensch, dessen Demokratieverständnis sich nicht darauf beschränkt, auf dem Boden des „ehernen“ (aber bei Bedarf ruckzuck geänderten) Grundgesetzes stehen zu bleiben, als ernste Bedrohung empfinden.
Die Kritik darf sich daher nicht auf die Klausel beschränken, sie muss die staatliche Extremismuspolitik in den Fokus nehmen. Deren VertreterInnen, ob nun Behörde oder Stiftung, kann nur wirksam etwas entgegensetzen, wer sich nicht durch die Klausel hat einschränken lassen und unabhängig agiert.
1- Armin Pfahl-Traughber, Politikwissenschaftler und Soziologe war wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesamt für Verfassungsschutz und ist seit 2004 Professor an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung (FH Bund). Er publiziert u. a. im Jahrbuch Extremismus und Demokratie und gibt seit 2008 das Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung heraus.
Mai 2012
Links: http://demokratiebrauchtuns.de (ausführlicher Pressespiegel und Chronologie zur Extremismusklausel)
http://inex.blogsport.de
Text der RK zu Zionismus
Beitrag der Revolutionären Kommunisten (BRD)
zur Frage des Antisemitismus und
dem reaktionären Charakter des Zionismus
Es entzieht sich jeder sachlichen Grundlage zu
behaupten, wir seien Antisemiten. Dies ist weder aus
unseren neulich gedruckten Flugis, noch aus unseren
über 20 Jahren Theorie und Praxis ersichtlich. Wir
sind es, die konsequent gegen Antisemitismus und
Rassismus jeglicher Art kämpfen – jeden Tag! Die
Frage ob jegliche Kritik an Israel gleich
antisemitisch ist, ist hier wohl die interessantere
und hilft unseres Erachtens die Diskussion
sachlich zu führen.
Israel ist ein Staat, der auch wenn er selbst nicht
imperialistisch ist, imperialistische Interessen vertritt
und steht damit für Besatzung, Krieg,
Unterdrückung und Ausbeutung. Auch der
israelische Staat bedeutet Terror, Mord sowie etliche
andere Verbrechen und
bringt den Menschen
weder Befreiung, noch
humanitäre Hilfe, noch
Fortschritt
oder
i r g e n d e i n e
emanzipatorische
Lösung, sondern hält
die Befreiung der
gesamten Menschheit,
die objektiv nur durch
Kom m uni s m us z u
erreichen ist, zurück
und steht dieser Lösung
im Weg. D.h solange
dieses kapitalistisch/
imperialistische System
existiert – und solange
kapitalistisch/
imperialistische Länder
existieren – gibt es keine Befreiung für die gesamte
Menschheit: nicht für die jüdischen Menschen, nicht
für die Palästinenser noch für sonst jemanden
weltweit!
Wir sehen unsere Aufgabe darin, weder Mc-
Kreuzzug (bzw. die imperialistischen Kräfte) noch
den Dschihad (bzw. die feudalen Kräfte) zu
unterstützen. Um nicht, dieses System des
Imperialismus zu stärken, da diese feudalen Kräfte
NICHT gegen Imperialismus insgesamt, sondern für
oder gegen die eine oder die andere imperialistische
Macht sind, und abhängig von dem einen oder
anderen, aber immer ein Teil des gesamten Systems
sind, das wir bekämpfen. Sondern beiden den
Rücken zu zu kehren, beide zu bekämpfen und
unseren Weg, den
W e g
d e r
kommunistischen
R evol ut i on,
den
keiner außer den
Kommunisten
w e l t w e i t
wissenschaftlich und
umfassend vertreten,
führen und ebenen
kann, zu gehen. Die
Aufgabe,
die
kommunistische
Revolution an die
Tagesordnung zu
bringen und sie zu
erkämpfen, ist unsere
Aufgabe und die
Aufgabe all derer, die
s i c h
a l s
Kommunisten verstehen. Sie ist komplex und
umfassend und bietet eine andere Lösung als die
bereits existierenden Scheinlösungen, sie führt aus
dem Rahmen des Systems hinaus – sprengt seinen
Horizont – statt uns mit der einen oder anderen Seite
dieses Systems zu arrangieren! Unsere Lösung ist in
jedem Sinne eine RADIKAL andere und bessere!
In dem Sinne Freunde, nehmen wir uns unserer
Aufgabe an, sagen Nein! zu Kapitalismus/
Imperialismus, Nein! zu Feudalismus und Reaktion
und kämpfen für eine kommunistische Welt, statt
uns der einen oder anderen Seite dieses Systems zu
fügen und für bourgeoise Demokratie (d.h. die
bürgerliche Diktatur) und/oder Feudalismus zu
kämpfen.
Anders gesagt ist eine wissenschaftliche Kritik an
Israel nicht nur nicht antisemitisch, sondern kann -
wie jede Wahrheit - dazu beitragen eine Revolution
zustande zu bringen. Bei solch einer sachlichen Kri-
tik darf es nicht darum gehen Menschen jüdischen
Glaubens zu diskriminieren oder zu unterdrücken,
sondern darum, den Menschen zu zeigen, dass kein
kapitalistischer – oder in anderen Fällen
imperialistischer oder feudaler – Staat die
Bedürfnisse der Menschheit erfüllt, wie solch ein
ausbeuterischer Staat funktioniert, welche
Dynamiken und Widersprüche vorhanden sind, was
seine Interessen sind, wie er diese umsetzt und wie
er den breiten Massen die Seele aus dem Leibe
saugt. Eine kommunistische Kritik an Israel – sowie
anderen reaktionären Staaten – schafft die
theoretische Basis dafür, diese Kritik konsequent in
die Praxis umsetzen zu können, durch allumfassende
kommunistische Revolution. Diese Kritik ist ein
erster – grundlegender – Schritt im langen Kampf
gegen dieses System, ohne welchen eine Revolution
unmöglich wäre und sie als antisemitisch zu
verunglimpfen, bedeutet die Menschen im Interesse
eines zutiefst reaktionären Staates im Dunkeln
lassen zu wollen, sie bewusst davon abzuhalten, die
objektive Wahrheit über die Funktionsweise, die
Dynamiken, die Rolle und den Charakter dieses
Staates zu erfahren und ihnen somit die Möglichkeit
und Basis zu nehmen, sich gegen diese
Unterdrückung zu erheben, sie zu bekämpfen, sie zu
beseitigen und somit ihre eigenen Ketten zu
sprengen.
Doch die Haltung, die breiten Massen von der
Wissenschaft und einem tieferen Verständnis der
objektiven Realität fernhalten zu wollen, findet ihre
Wurzel in der Methode und Herangehensweise die
hier an den Tag gelegt wird. Es handelt sich hier um
eine Methode, die darauf zielt die unerwünschte
Kritik an Israel, egal ob sie korrekt sei oder nicht,
durch die Antisemitismus-Keule schon im Keime zu
ersticken, den/die Kritiker/in ein indirektes Verbot
aufzuerlegen und ihn/sie von Beginn an in die
Defensive zu zwingen, in der er/sie sich dafür
verteidigen muss, kein Antisemit zu sein, nur aus
dem Grund Kritik geäußert zu haben. Diese
Methode schränkt den Dissens und Gärungsprozess,
der in einer Gesellschaft notwendig ist, damit sie
sich entwickeln kann, ein und ist sehr beengend und
von Oben herab, statt entfesselnd und
emanzipatorisch zu wirken. Sie ist
unwissenschaftlich, da sie von vorne hinein das
Ergebnis festlegt – Kritik an Israel = Antisemitismus
–, statt auf den Inhalt der Kritik einzugehen, sich
tiefer mit den Inhalten, mögen sie sogar falsch sein,
auseinanderzusetzen und die korrekte Analyse, in
Folge eines Prozesses der Diskussion und
Auseinandersetzung mit den verschiedenen
Standpunkten und objektiven Fakten, zu entwickeln,
d.h. sie ist auch idealistisch, da sie als Methode von
der eigenen kruden und subjektiven Idee ausgeht
und damit nicht dazu beiträgt, die Welt so zu
betrachten, wie sie tatsächlich ist. Solch eine
Methode ist zudem feige, weil aus Angst die
Schwäche der eigenen Argumentation entlarvt zu
sehen, echter Dissens, Kritik und Opposition von
Beginn an unterdrückt wird. Sie ist die Methode der
Reaktionären. Sie dient, entspricht und stärkt
konterrevolutionäre Interessen. Wir werden uns
dieser Methode nicht beugen, lehnen sie ab und
sehen es als unsere Aufgabe, sie ideologisch und
theoretisch zu widerlegen und sie zu bekämpfen.
Um zurück zum Punkt zu kommen, sehen wir
unsere Aufgabe und Pflicht darin, dieses System zu
stürzen und als ein Teil dieses Prozesses alle
bürgerlichen, feudalen und semi-feudalen Staaten
dieses Systems, und somit auch den israelischen
Staat (und der ist keineswegs mit den jüdischen
Menschen gleichzusetzen!) zu kritisieren und ja zu
bekämpfen. Wir bestreiten antisemitisch zu sein.
Zu Frage des Antizionismus: JA, wir lehnen den
Staat Israel ab und wir stehen gegen Zionismus ein!
Aber nicht weil wir antisemitisch sind, sondern weil
der Zionismus von seinen Wurzel aus eine
rassistische und idealistische Weltanschauung ist
und auch wenn er stets im Deckmantel des
Laizismus in Erscheinung zu treten versucht,
fundamentalistisch-religiöse Ideologie beinhaltet.
Zudem ist der Zionismus eine pseudo-
wissenschaftliche Theorie, die – u.a. – mit
Rassenmerkmalen argumentiert, auch bezüglich der
jüdischen Menschen, und somit selbst antisemitisch.
Der Zionismus steht also, so wie der Katholizismus
oder fundamentalistischer Islam, gegen alle die
Vorstellungen und Werte für die wir kämpfen. Er
steht nicht für Materialismus, sondern klar für
Idealismus und ist RÜCKSTÄNDIG, daher denken
wir, dass es genau unsere Aufgabe ist, einen breiten
kollektiven Prozess in Gang zu setzen und zu
führen, infolge dessen, die Menschen diese
Ideologie als eine reaktionäre begreifen und aus
ihren Köpfen verbannen und an ihre Stelle – und an
die Stelle aller andern solchen Ideologien – die
wissenschaftliche Anschauung und Methode des
dialektischen Materialismus rücken können. Eine
kommunistische Gesellschaft kann nur dann
existieren, wenn jeder religiöse und quasi-religiöse
Aberglaube international beseitigt ist. Das ist der
außerordentlich wichtige und richtige Punkt den
Marx
machte
als
er
schrieb:
„Die gesellschaftliche Emanzipation des Juden ist
die Emanzipation der Gesellschaft vom
Judentum.“ (Karl Marx: Zur Judenfrage) Wir
möchten dem beipflichten und zufügen: “Die
mentale Emanzipation der gesamtem Menschheit
erfordert die Emanzipation der Menschheit von der
mentalen Versklavung durch Religion“ (RK)
Wir sind davon überzeugt, dass diese Diskussion
durchaus nicht mit diesem Kommentar unsererseits
beendet ist, UND DAS IST GUT SO! Wir danken
ür jede sachliche Kritik und sachliche Diskussion
und denken, dass die Bewegung und die Revolution
im Allgemeinen ohne solche Kontroversen tot wäre.
Wir sind sehr daran interessiert, mit denen, die sich
mit uns auseinandersetzen wollen, zu reden, und uns
allen Kritiken, mögen sie so scharf sein wie sie
wollen, gerne und dankend stellen.
Jedoch möchten wir auch sagen, dass es hier
antagonistische Widersprüche gibt. Es wurde nicht
nur versucht, uns aus der Demo auszuschließen, uns
wurde mit Schlägen gedroht, obwohl wir keinerlei
Gewalttaten beabsichtigten, noch provoziert haben!
Und wir verstehen diese Botschaft gut. Doch
Revolution ist kein Spiel und wir stehen mit Wort
und Tat hinter unserer Sache: keine Schläge, keine
Repressionen und keine Ausschlüsse, können uns
davon abhalten für die Befreiung der Menschheit zu
kämpfen und für unsere Vision von einer radikal
anderen und besseren Welt zu kämpfen. Wir wissen,
dass es da draußen Kräfte gibt, die versuchen, genau
dies mit allen Mitteln zu bekämpfen. Wir sind bereit
diesen Kampf aufzunehmen.
Alle, die mit uns sachlich streiten möchten:
Willkommen und vielen Dank! Wir nehmen gerne
eure Kritik entgegen und versuchen daraus zu lernen
und auch euch Dinge weiterzugeben. An die
Kettenhunde der Bourgeoise, die Freikorps und
bissigen Konterrevolutionäre: Wir fürchten euch
nicht, wir sind gewappnet. ■
Gruppe Revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Materialien zur Analyse von Opposition
Von Jürgen Schröder, Berlin
Von der Gruppe Revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) bzw. eventuellen anderen posadistischen Gruppen lagen uns nur wenige Dokumente vor, so dass diese Darstellung wie immer unvollständig bleiben muss.
Immerhin ist von der Herausbildung der Posadistischen Fraktion der Vierten Internationale zu lesen (vgl. Apr. 1962) sowie von der etwas ausgefallenen Programmatik dieser vor allem in Südamerika verankerten Fraktion der trotzkistischen Weltbewegung (vgl. 1.7.1969), die wohl eine ganze Reihe der damaligen trotzkistischen Organisationen der Welt umfasst (vgl. 6.3.1970, Mai 1970) und in der Bundesrepublik Deutschland vermutlich vor allem im Rhein/Main-Gebiet aktiv war (vgl. 23.1.1970, 13.5.1970), wobei die einzig erschlossene Aktion sich wiederum mit Südamerika bzw. konkret Brasilien befasst (vgl. 1.9.1972).
Zu der hier erwähnten Gruppe um die Zeitschrift 'Roter Sturm' (vgl. 23.1.1970, 13.5.1970) in Hanau teilte uns ein damaliges Mitglied Folgendes mit:
"Ich gehörte gemeinsam mit 3 weiteren Genossen dieser Gruppe an. Wir sind als trotzkistische Gruppe innerhalb der USSG (Unabhängige Sozialistische Schüler Gemeinschaften) 1969 entstanden. Wir konstituierten uns innerhalb der USSG etwa im Mai 1968. Wir kamen mit den Posadisten in Kontakt und sie luden uns zu einer 'Kaderschulung' ein, die sie in Frankfurt/Main organisierten. Sie versuchten uns zu rekrutieren, aber die Mehrzahl der Gruppe wollte dies nicht. Wir blieben als unabhängige Gruppe bis Mitte 1969 zusammen. Danach wurde die Gruppe von den Lambertisten, Posadisten und der IKD aufgesogen."
Von den Posadisten wurde offenbar zeitweise auch Entrismus in der DKP betrieben (vgl. Mai 1970). Die Berichterstattung des Organs der Gruppe Revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten), von dem uns bisher leider nur wenige Ausgaben zugänglich waren, kreist häufig um Südamerika, wo es vorläufig abschließend für diese Darstellung dann offenbar auch in Argentinien zur Spaltung der Posadisten kommt (vgl. 22.7.1973).
Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)
April 1962:
Laut Günter Bartsch findet eine außerordentliche Weltkonferenz der IV. Internationale (Posadisten) statt, die den Ausschluß von Ernst Mandel und Pierre Frank vollzieht.
=Bartsch, Günter:Trotzkismus als eigentlicher Sowjetkommunismus?,Bonn 1977,S.99
01.07.1969:
In einem Brief eines Mitglieds der bolschewistischen Linken der deutschen Sektion des Vereinigten Sekretariats der 4.Internationale an einen Sympathisanten in Oldenburg (vgl. 2.7.1969, 5.6.1969) wird auf die Entwicklung der trotzkistischen Weltbewegung eingegangen:
Posadas sei bis 1962 in der Vierten (sprich Internationales Sekretariat und ab 1963 Vereinigtes Sekretariat,d.Vf.) gewesen und trete u.a. für einen Atomkrieg Chinas gegen die USA ein. Vor ca. einem Jahr habe sich von den Posadisten noch ein Grüppchen abgespalten, "das eine Nummer eines Blättchens 'Roter Sturm' herausgegeben hat, seither aber nicht mehr aufzuspüren ist. (Sie alle gehörten nie der deutschen Sektion an.)".
=Bolschewistische Linke der dt.Sektion der 4.Internationale-1 Mitglied:An... (1 Sympathisant),Frankfurt 1.7.1969
23.01.1970:
Die IKD-Leitung berichtet heute ihrer Gruppe Darmstadt aus Hanau (vgl. 28.4.1970):"
Ein Genosse aus Hanau (...), der kürzlich bei Spartacus in Berlin eingetreten ist, hat uns Adressen von einer - inzwischen in dieser Form nicht mehr bestehenden - POSADISTISCHEN Gruppe aus seinem Kaff gegeben, der er bis zu seiner Umsiedelung nach Berlin angehört hat. Sie seien keine Posadisten mehr (wohl auch nie allzu ernstlich gewesen), aber trotzkistische Sympathien hätten sie selbstverständlich nach wie vor. Es handelt sich wohl um mindestens drei, und er hat uns wärmstens ans Herz gelegt, die Burschen unter unsere Fittiche zu nehmen."
=IKD-Leitung:An IKD-Gruppe Darmstadt,o.O. 23.1.1970
06.03.1970:
Richard Stephenson von der Revolutionary Communist League (RCL) Großbritannien (vgl. Juni 1969, 28.3.1970) verfaßt "Die Vierte Internationale und unsere Haltung ihr gegenüber". Eingegangen wird u.a. auf den Streit (1945 - 1949) zwischen der 4.Internationale und der britischen Revolutionary Communist Party (RCP), den heutigen International Socialists um Tony Cliff und anfänglich Gerry Healy, der sich dann aber zum Vereinigten Sekretariat (VS) hin abgespalten habe. Aus der im Okt. 1939 abgespaltenen Union Communiste ('Voix Ouvriere') in Frankreich, die die SU als kapitalistisch betrachte, habe sich Lutte Ouvriere (LO) gebildet, in den frühen sechziger Jahren hätten sich die Posadisten abgespalten. Pablo und seine Revolutionär-Marxistische Tendenz sei u.a. in Frankreich, Arabien und Australien tätig.
Derzeit gäbe es in den meisten Ländern mehrere trotzkistische Organisationen, in Algerien 2, in Argentinien 5, in Australien 3, in Belgien 2, in Bolivien 2, in Brasilien 2, in Ceylon 4, in der 'BRD' 4, in Frankreich über 7, in Großbritannien über 10, in Griechenland 4, in Indien 3, in Irland 2, in Italien 2, in Japan über 2, in Canada 2, in Mexiko 3, in Neuseeland 2, in Peru 4, in Spanien 4 und in den USA ebenfalls 4 Stück.
=RCL-Richard Stephenson:Die Vierte Internationale und unsere Haltung ihr gegenüber,o.O. 6.3.1970
Mai 1970:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.9 ihrer monatlichen 'Arbeiterstimme' (vgl. Nov. 1970) im zweiten Jahrgang heraus. Verantwortlich zeichnet H. Grünberg in Frankfurt. Berichtet wird vom Ausschluss eines Mitglieds aus der DKP, aus Spanien aus San Martin in Barcelona sowie aus Uruguay aus Montevideo.
Befreundet ist die GRK(T) aus Italien mit der Partito Comunista Rivoluzionario(T), die die 'Lotta Operaia' herausgibt, in Algerien mit der Gruppe IV. Internationale, die die 'Revolution Socialiste' herausgibt, in Argentinien mit der Partido Obrero (Trotskista), die die 'Voz Proletaria' herausgibt, in Belgien die Parti Ouvrier Revolutionaire(T), die die 'Lutte Ouvriere' und den 'Arbeiterstrijd' herausgibt, in Bolivien mit der POR(T), die die 'Lucha Obrera' herausgibt, in Brasilien mit der POR(T), die die 'Frente Operaria' herausbringt, in Chile mit der POR(T), die die 'Lucha Obrera' in Santiago herausgibt, in Cuba mit der POR(T), die in Habana die 'Voz Proletaria' herausgibt, in Frankreich mit der PCR(T), die in Paris die 'Lutte Communiste' herausgibt, in Großbritannien mit der RWP, die in London die 'Red Flag' publiziert, in Peru mit der POR(T) mit ihrer 'Voz Obrera', in Mexico ebenfalls mit einer POR(T) mit einer 'Voz Obrera', in Spanien mit einer POR(T) und ihrer 'Lucha Obrera', in Uruguay mit der Frente Obrero, in Griechenland mit der Kommunistiki Pali und im Nahen Osten bzw. Arabien und dem Iran mit der 'Revolution Socialiste'.
=Arbeiterstimme Nr.15,Frankfurt Okt./Nov. 1970
13.05.1970:
In Frankfurt verfaßt die ehemalige Gruppe Frankfurt-2 der alten deutschen Sektion des VS der Vierten Internationale und ehemalige Gruppe Frankfurt der IKD (vgl. 7.3.1970) und jetzige Trotzkistische Fraktion der Freitagsgruppe ein Papier "Standort der ehemaligen F2-Gruppe", in dem es u.a. heißt:"
Die Zersplitterung der trotzkistischen (und trotzkisierenden) Kräfte in Deutschland (allein in Frankfurt bestehen folgende Gruppen: IKD, Spartacus, GIM und IAK (Lambertisten), Junge Garde (deren Jugendorganisation), SAG (steht der Gruppe 'International Socialists' nahe), Arbeiterstimme (Posadas) und 'Freitagsgruppe'.) erwies sich als das entscheidende Hindernis bei der Erfüllung der wichtigsten Gegenwartsaufgabe: des Aufbaus der revolutionären Avantgardeorganisation."
=Freitagsgruppe Frankfurt-trotzkistische Fraktion:Standort der ehemaligen F2-Gruppe,Frankfurt 13.5.1970
November 1970:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt vielleicht im November die Nr.15 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. Mai 1970, 25.6.1971) für Okt./Nov. heraus. Verantwortlich zeichnet H. Grünberg in Frankfurt. Berichtet wird aus Hessen und Frankfurt und der Metallindustrie in Sao Paulo in Brasilien.
=Arbeiterstimme Nr.15,Frankfurt Okt./Nov. 1970
25.06.1971:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.20 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. Nov. 1970, 7.6.1972) im dritten Jahrgang heraus. Berichtet wird von der Chemietarifrunde (CTR) von Merck Darmstadt, dem Chemiewerk Homburg, Degussa 2 Frankfurt, Degussa Hanau, Degussa Wolfgang, Caltex Raunheim, DAP Marienburg, Blaufarben Marienburg, Hoechst Offenbach, Cassella Frankfurt sowie aus Hamburg, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Aus Argentinien wird berichtet aus Cordoba und aus den Gefrierfleischfabriken in Berisso, aus Spanien von SEAT Barcelona und aus Uruguay von der Relegalisierung der POR(T) und einer Kundgebung von 10 000 Leuten in der nur 50 000 Einwohner zählenden Stadt Paysandu.
=Arbeiterstimme Nr.20,Frankfurt 25.6.1971
07.06.1972:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.26 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 25.6.1971, 30.7.1972) heraus. Verantwortlich zeichnet P. Schulz in Frankfurt. Berichtet wird aus der Metallindustrie in Sao Paulo in Brasilien.
=Arbeiterstimme Nr.26,Frankfurt 7.6.1972
30.07.1972:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.27 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 7.6.1972, 12.9.1972) heraus. Berichtet wird aus dem Verband Deutscher Schriftsteller (VS) Hessen.
Befreundet ist die GRK(T) immer noch mit den alten freunden (vgl. Mai 1970) sowie aus Ecuador mit der PCR(T), die die 'Lucha Communista' herausgibt, in Griechenland mit der Revolutionär-Trotzkistischen Arbeiterpartei und in Lybien mit der Gruppe Lybischer Militanter der 4. Internationale, die die 'Revolution Socialiste' herausgibt.
=Arbeiterstimme Nr.27,Frankfurt 30.7.1972
01.09.1972:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) führt, nach eigenen Angaben, in Frankfurt gemeinsam mit Amnesty International (AI) einen Infostand gegen die Unterdrückung der Menschenrechte in Brasilien durch.
=Arbeiterstimme Nr.28,Frankfurt 12.9.1972
12.09.1972:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.28 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 25.6.1971, 30.7.1972) heraus. Verantwortlich zeichnet P. Schulz in Frankfurt. Berichtet wird vom Massaker in München und vom eigenen Infostand zu Brasilien in Frankfurt (vgl. 1.9.1972).
=Arbeiterstimme Nr.28,Frankfurt 12.9.1972
20.10.1972:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.29 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 12.9.1972, 10.12.1972) heraus.
Berichtet wird vom neuen Bulletin in persischer Sprache der persischen Militanten der IV. Internationale aus dem Iran.
=Arbeiterstimme Nr.29,Frankfurt 20.10.1972
10.12.1972:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.31 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 20.10.1972, 27.3.1973) als Sondernummer zum SPD-Wahlsieg bei den Bundestagswahlen am 19.11.1972 heraus.
=Arbeiterstimme Nr.31,Frankfurt 10.12.1972
27.03.1973:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt die Nr.33 ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 10.12.1972, 22.5.1973) heraus. Berichtet wird von den 'US-Besatzertruppen' in Nürnberg, Mainz, Bad Vilbel, Erlensee und dem Landkreis Hanau.
=Arbeiterstimme Nr.33,Frankfurt 27.3.1973
22.05.1973:
Die Gruppe revolutionärer Kommunisten (Trotzkisten) Deutsche Sektion der (posadistischen,d.Vf.) Vierten Internationale (GRK) gibt eine Sondernummer ihrer 'Arbeiterstimme' (vgl. 27.3.1973) nun im fünften Jahrgang zur Versammlung des ZK der KPdSU der Sowjetunion heraus.
=Arbeiterstimme Sdr.Nr.,Frankfurt 22.5.1973
22.07.1973:
Die Österreichische Sektion der Internationalen Revolutionär-Marxistischen Tendenz (IRMT) (die einzigen echten Pabloisten, d.Vf.) schreibt der KJO Spartacus einen Brief, in dem berichtet wird, daß sich die Posadisten in Argentinien in der Krise befänden. Man selbst habe Kontakt zu einer Bolschewistischen Tendenz.
=Arbeiterkampf Wien:Brief an KJO Spartacus,Wien 22.7.1973
Letzte Änderungen: 5.1.2012
Opel Bochum: Selbständiger Streik gegen Werksschließung
Provokativ verkündete Opel-Chef Thomas Sedran auf der Betriebsversammlung am 10. Dezember die Schließung des Werks in Bochum bis 2016. Eine Kriegserklärung an die Belegschaft –
ohne sich irgendeiner Diskussion zu stellen. Als dem Opel-Chef breite Empörung und Ablehnung entgegenschlug, zog er es vor, fluchtartig den Saal zu verlassen – geschützt von Security-Leuten, die sich bis dahin unter die Belegschaft gemischt hatten. IG-Metall-Vertrauenskörperleiter Dirk Grützner, der ihn noch zur Rede stellen wollte, wurde von Bodyguards zu Boden geworfen und gewürgt. „So kann man mit uns Arbeitern nicht umgehen“ – der Beschluss und die arrogante Weise, die Vernichtung der Existenzgrundlage tausender Familien im Ruhrgebiet zu verkünden, führte zu Tumulten und wurde auf der Belegschaftsversammlung von zahlreichen Rednern angeprangert. „Ihr bekommt ab morgen keine Karre mehr von uns“, diese Losung setzte sich auf der Versammlung als Konsens der Belegschaft mehr und mehr durch.
Die sofortige Reaktion von Kanzlerin Merkel und verschiedenen Bundes- und Landesministern sowie die Verbreitung als Top-Meldung in allen Nachrichten zeigt, dass der Kampf von Anfang an einen politischen Charakter hat und auch gegen die Bundesregierung geführt werden muss.
Über die bürgerlichen Politiker wurde nach der Verkündung der Werksschließung unisono Resignation und Niederlagenstimmung verkündet. Die Schließung sei zwar bedauerlich, aber nun mal unabwendbar, kämpferische Kollegen stünden auf verlorenem Posten. Der Betriebsratsvorsitzende Reiner Einenkel warnte vor „blindem Aktionismus“. Am Dienstagmorgen berichteten die Radio- und Fernsehstationen, dass im Werk alles „ruhig“ und in den nächsten Tagen kein Protest geplant sei. Doch dabei hatten sie die Rechnung ohne die kämpferische Belegschaft gemacht. 200 bis 300 Kolleginnen und Kollegen der Frühschicht legten um 7.30 Uhr die Arbeit nieder und beschlossen die Forderungen: „Kein Arbeitsplatz darf weg! Autos müssen nach 2016 weiter produziert werden!“ Sie zogen selbstbewusst vor die Schranke ans Tor 1, um die Medien zu informieren. Zwei Stunden standen die Fertig- und Endmontage still. Alle Schritte wurden gemeinsam beraten und beschlossen. Nachdem sich die Kollegen aus dem Rohbau nicht anschlossen, beendeten sie mit hocherhobenem Kopf und stolz den selbständigen Streik. Ein Beteiligter zu „rf-news“: „Es war wichtig, General Motors hier jetzt keine Zeit zu geben, sondern auf die Provokation und die Kriegserklärung von gestern direkt zu antworten. Wir haben hiermit einen guten Auftakt gemacht.“
Verschiedene Zeitungen, Fernseh- und Radiosender wie ZDF und ntv berichteten darüber, wobei auch die zuvor in der Berichterstattung ausgeblendeten kämpferischen Stimmen zu Wort kamen. Bundesweit wird die Entwicklung bei Opel von vielen Menschen mit großem Interesse verfolgt, steht die kämpferische Belegschaft mit ihrem Streik im Oktober 2004 doch als Symbol für den Weg der Arbeiteroffensive und das gewachsene Vertrauensverhältnis zur MLPD.
Auch der jetzige selbständige Kampf und die zugrunde liegende Entwicklung in der Belegschaft sind über eine längere Zeit herangereift. Die Kollegenzeitung „Der Blitz“ für alle Opel-Werke und Zulieferbetriebe in Deutschland, an der auch Genossen der MLPD mitarbeiten, trat systematisch für einen konzernweiten Kampf ein; ein von klassenkämpferischen Opelanern vorgeschlagenes „Zukunftsprogramm“ haben über 1.500 Menschen unterzeichnet; ein Frauenkomitee „Basta!“ wurde gegründet und hat schnell im Werk und in der ganzen Stadt Bochum Wellen geschlagen. Aufbauend auf den gewachsenen Verbindungen über den Internationalen Automobilarbeiterratschlag fand am 28. Juni ein länderübergreifender Aktionstag gleichzeitig in den Opel-Werken in Deutschland und bei PSA in Frankreich statt. Die MLPD unterstützte die Opelaner mit ihrem Know-how, machte die ICOR bekannt und verbreitete den Gedanken der notwendigen Koordierung und Revolutionierung der Kämpfe über Ländergrenzen hinweg. Obwohl die Betriebsratsspitze vom Konsens der Belegschaftsversammlung am 10. Dezember abgerückt war und sich ausdrücklich gegen Aktionen zu diesem Zeitpunkt ausgesprochen hatte, folgten die Arbeiter mit ihrer Streikaktion der Aufforderung der Kollegenzeitung „Der Blitz“: „Klare Antwort: Streik!“
Taktikwechsel von GM/Opel
Angesichts des provokativen Kurses des GM/Opel-Vorstands klagt Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), dies sei „keine gelebte Sozialpartnerschaft“. Als ob der inzwischen wieder größte Automobilkonzern der Welt die Arbeiter, aus deren Arbeitskraft er Milliardenprofite zieht, je als „Partner“ behandelt hätte.
Tatsächlich hat GM jedoch die Taktik gewechselt. Die bisherige Rücksichtnahme der Konzernführung in den USA auf die in Deutschland und Europa noch hauptsächlich eingesetzte Klassenzusammenarbeitspolitik weicht einem härteren Kurs. Der Hintergrund ist ein sich abzeichnender neuer Einbruch in der andauernden Weltwirtschafts- und Finanzkrise. Vor allem in Europa brechen die Pkw-Absatzzahlen (siehe S. 7) ein und verschärft sich der internationale Konkurrenzkampf. Verstärkt setzen die Autokonzerne auch in Europa auf Werksschließungen – wie bei Fiat in Termini Imerese, bei PSA in Aulnay sowie Ford in Belgien (Genk) und Großbritannien (Southampton und Dagenham). Die Unternehmensberatung PwC geht von bis zu zwölf möglichen Werksschließungen in Europa aus, schon jetzt würden 15 Automobilwerke mit einer Auslastung von unter 50 Prozent arbeiten. Insgesamt ist noch die Politik der Krisendämpfung bei der Bundesregierung vorherrschend, zugleich zeigt der Taktikwechsel des GM-Managements gegenüber der Belegschaft, dass die Arbeiter sich auf härtere Kämpfe einstellen müssen.
Dass jetzt auch in Deutschland erstmals die Werksschließung eines Automobilwerks angekündigt und eine der kampfstärksten Belegschaften angegriffen wird, hat auch politische Gründe. Die Konzernchefs wissen genau, dass hier auch die fortgeschrittensten Erfahrungen in der internationalen Zusammenarbeit der Automobilbelegschaften vorhanden sind, was eng mit der langjährigen Verankerung der MLPD zusammenhängt. Mit dem Versuch, die Werksschließung in Bochum nach so vielen gescheiterten Anläufen nun endlich durchzusetzen, soll ein Exempel statuiert werden.
Wer sind die „Unruhestifter“?
Nach der erfolgreichen Streikaktion am Dienstagvormittag wurde in der Berichterstattung der bürgerlichen Medien im Ruhrgebiet umgeschwenkt und begonnen, diese zu kriminalisieren und führende Kolleginnen und Kollegen als „Unruhestifter“ zu bezeichnen. Selbst der Bochumer IGM-Funktionär Volker Strehle war sich nicht zu schade, in der „Westfälischen Rundschau“ vom 12. Dezember die Streikaktion als „spontane Störaktion, die nicht zu verhindern war“, zu diffamieren. Es ist schon tragisch, wie weit man als Gewerkschafter sinken kann: GM wird zum „Friedensstifter“ erkoren. Nicht GM ist mit seiner Verkündung der Werksschließung für die Unruhe verantwortlich, sondern die Kollegen, die für die Existenzgrundlagen ihrer Familien kämpfen. Notwendig sind starke Gewerkschaften, die kämpfen. „Unruhestiftung“ ist dagegen der Jargon, mit dem die Kriminalisierung und strafrechtliche Verfolgung von „Rädelsführern“ vorbereitet wird. Damit wird allen Beteiligten zugleich vorgeworfen, sie hätten sich zu der Aktion verführen oder gar missbrauchen lassen. Tatsächlich war dies der Konsens auf der Belegschaftsversammlung und wurde über jeden Schritt kollegial beraten und demokratisch abgestimmt. Gegen jeden Versuch der Kriminalisierung brauchen die mutigen Opelaner die Solidarität aller Arbeiter und der demokratischen Öffentlichkeit. Gebt Antikommunismus keine Chance!
Es geht um die ganze gesellschaftliche Perspektive
Die Forderung nach einem vollständigen und allseitigen gesetzlichen Streikrecht ist nur ein Bestandteil der sich entfaltenden Diskussion um die gesellschaftliche Perspektive. Auf der Belegschaftsversammlung wurde auch die bürgerliche Argumentation von den angeblichen „Überkapazitäten“ angegriffen. Vom Standpunkt der Arbeiter und der übergroßen Masse der Bevölkerung besteht doch ein riesiger Bedarf z. B. an umweltfreundlicher Verkehrstechnik, die in „nicht ausgelasteten“ Automobilwerken produziert werden könnte. Die Technologie für emissionsfreie Autos ist längst vorhanden. Dies wäre ein enorm wichtiger Beitrag zur Rettung der Umwelt vor der drohenden Klimakatastrophe.
Zum jetzt anstehenden Kampf der Opelaner gehört deshalb auch die Forderung, die Produktion auf emissionsfreie Autos und Verkehrstechnik umzustellen – auf Kosten der Konzernprofite. Dabei können die Automobilarbeiter jedoch nicht stehen bleiben. Sie brauchen eine Zukunft ohne Massenarbeitslosigkeit und ständig steigende Ausbeutung, eine Zukunft ohne Krisenchaos und verheerende Umweltkatastrophen. Im Sozialismus wird dies durch die planmäßige Entwicklung der internationalen Produktivkräfte in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Menschen und der Natur möglich sein.
Alle (Automobil)-Arbeiter gemeinsam!
Die für Freitag, 14. Dezember, angekündigten Protestaktionen sind eine gute Möglichkeit, die Kräfte weiter zu stärken und zu erproben. Damit die Werksschließung vom Tisch kommt, ist ein entschlossen geführter unbefristeter Streik erforderlich. Der für den 15. Dezember geplante „Tag der offenen Tür“ anlässlich des 50-jährigen Bestehens von Opel Bochum kann zu einem „Fest der Solidarität“ werden. Er ist eine hervorragende Gelegenheit, die Opelaner zu besuchen und ihnen die Solidarität zu erweisen. Delegationen aus anderen Betrieben, Montagsdemonstranten, Migrantenorganisationen, Künstler, Frauengruppen usw. können dort ihre „Selbstverpflichtung“ übergeben, die sie nach dem Beginn eines unbefristeten Streiks einlösen werden: vom Kaffeekochen über die Verpflegung bis zu kultureller Begleitung.
Die MLPD wird sich dafür mit ganzer Kraft einsetzen. Sie wird mit ihren Betriebsgruppen in den Opel-Werken und anderen Automobilbetrieben Deutschlands alles dafür tun, den konzernweiten Kampf der Opelaner zu fördern. Es muss zur Ehrensache aller (Automobil)-Arbeiter werden, den Opelanern in dieser Situation beizustehen und gemeinsam mit ihnen zu kämpfen.
Die MLPD wird sich zusammen mit der revolutionären Weltorganisation ICOR, deren Mitglied sie ist, zugleich für dessen länderübergreifende Koordinierung und Revolutionierung einsetzen. In verschiedenen Ländern gibt es derzeit Kämpfe gegen Werksschließungen und Massenentlassungen in der Autoindustrie – unter anderem in Belgien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Wenn die Automobilarbeiter sich absprechen, gemeinsame Forderungen, Aktionen und Streiks vereinbaren, werden sie ihre Kraft vervielfachen. Wer entschlossen kämpfen will, braucht aber auch eine Perspektive über den Tageskampf hinaus. Dafür steht die MLPD als wirkliche sozialistische Alternative. Aus all diesen Gründen muss sie gerade jetzt stärker werden. Die Automobilarbeiter und ihrer Familien werden dafür gebraucht.
Versuch eines kommunistischen Standpunkts zum Bürgerkrieg in Syrien
Westerwelle, Außenminister der BRD, ist Konstrukteur der künftigen Unterwerfung Syriens unter die
Interessen des deutschen Imperialismus. Der Plan heißt: „The Day After“. Er wurde Ende August von
den syrischen Schützlingen Westerwelles im Saal der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt und
bezieht sich so wie der ähnlich lautende Filmtitel auf den Tag nach einer gigantischen Katastrophe.
Ohne eine solche Katastrophe kein Tag danach, und an dieser Katastrophe für das syrische Volk
arbeitet das Auswärtige Amt seit Monaten tatkräftig. Wie die deutsche Außenpolitik zündelt und
dabei die inneren Widersprüche in Syrien nutzt, das ist u.a. Inhalt des im Folgenden abgedruckten
Referats, das Ende Juli 2012 auf dem Sommercamp „Anton Makarenko“ der KAZ gehalten wurde.
Nach der Veranstaltung „The Day After“ in Berlin lud Westerwelle syrische Oppositionelle sowie 60
Vertreter aus Ländern aus aller Welt in den „Weltsaal“ des Auswärtigen Amtes ein, um sie gemeinsam
mit einer Staatsministerin der Vereinigten Arabischen Emirate auf „Freiheit und Demokratie für Syrien“
einzuschwören. Und er forderte eine „gemeinsame Plattform aller oppositionellen Gruppen, die sich
der Demokratie, der Toleranz und dem Pluralismus verschrieben haben“. Was ist daran für Westerwelle
so wichtig? In der Zerstrittenheit dieser „Oppositionellen“ spiegeln sich die Widersprüche unter den
Imperialisten. So berichtet z.B. das Hamburger Abendblatt am 30.08.12 über die Zusammenarbeit von
Frankreich und Großbritannien zur Syrien-Krise – ohne Deutschland – und schreibt: „Derweil mehren
sich die Meinungsverschiedenheiten zwischen den verschiedenen Gruppierungen der syrischen Oppo-
sition, die im In- und Ausland mit Worten oder Waffen für den Sturz des Regimes kämpfen. Radikale
Islamisten warfen den Muslimbrüdern vor, gemeinsam mit französischen Diplomaten an einem Sze-
nario zu arbeiten, das die Bildung einer Übergangsregierung unter Einbindung des ehemaligen Assad-
Vertrauten Manaf Tlass vorsehe.“ Westerwelle hat also allen Grund, sich über die fehlende „Einigkeit
der Opposition“ Sorgen zu machen.
Syrien als Schlachtfeld des deutschen gegen die anderen Imperialisten – das ist nicht nur eine
Katastrophe für die Menschen in Syrien, sondern eine weitere Gefahr für den Frieden auf der Welt.
Zum Zeitpunkt der Fertigstellung dieser Zeitung wissen wir nicht, ob es Krieg von Imperialisten
gegen Syrien geben wird, und wir wissen nicht, wie sich dann die BRD dazu verhält. Wir wissen
nur: Ihr „Friede“ ist aus demselben Stoff wie ihr Krieg. Hände weg von Syrien! Keine „friedliche“
oder militärische Einmischung!
KAZ-Arbeitsgruppe „Zwischenimperialistische Widersprüche“
Wie fast alle hier wissen, bin ich in der Frage
Syrien doppelt beschäftigt. Zum einen als syrischer
Staatsbürger aus einem kommunistischen Hause
in dritter Generation, Teile meiner Familie befinden
sich in diesem Land und müssen ihr Leben dort
klar kriegen. Zum anderen als deutscher Kommu-
nist, der sich Sorgen um den Weltfrieden macht,
angesichts der sich zuspitzenden Widersprüche
der imperialistischen Mächte im Rahmen der Wirt-
schaftskrise und aufgrund der geostrategisch wich-
tigen Lage der Region.
Dieses Referat werde ich in zwei Teile unterglie-
dern: zum einen die syrische Perspektive auf die
Situation und zum anderen die Rolle unserer deut-
schen Imperialisten, die gut verstrickt sind. Ich
werde einige historische Grunddaten des modernen
Syrien schnell erwähnen, um ein Verständnis von
dem Land und seinen nationalen Besonderheiten
zu vermitteln.
Zu Beginn des vergangen Jahrhunderts befand
sich Syrien unter osmanischer (türkischer) Besatzung.
In dieser Zeit beginnt die feudale Gesellschaft ihren
Niedergang. Vermehrt setzt sich das Warengesetz in
allen Lebensatmosphären des syrischen Volkes
durch. Auch die deutschen Imperialisten zeigen In-
teresse an dem Gebiet des von ihnen halbkoloniali-
sierten Osmanischen Reichs. Der deutsche Kaiser
besucht Damaskus und verkündet seine Freundschaft
mit den muslimischen Völkern unter dem Osmani-
schen Kalifat. Der deutsche Imperialismus versucht
seine Interessen in zwei wesentlichen Punkten durch-
zusetzen. Einmal die Bagdad-Bahn und, viel wich-
tiger, das osmanische Reich und damit auch Syrien
in seinem ersten Anlauf zur Weltmacht für sich zu
gewinnen. Das Ergebnis dieses ersten Anlaufes des
deutschen Imperialismus war die Niederlage für ihn
und seine Verbündeten. In dieser Zeit wachsen in
der Türkei und in den arabischen Regionen türkische
und arabische Nationalbewegungen. Während es der
türkischen Bewegung gelingt, eine souveräne Türkei
zu errichten, werden die arabischen Nationalbewe-
gungen von den imperialistischen Gegnern Deutsch-
lands unterstützt und später von diesen ehemaligen
„Freunden“ besetzt. Syrien und Libanon fallen unter
französisches Mandat, es wird leicht industrialisiert,
die kapitalistische Warengesellschaft setzt sich durch.
Auf rechtlicher Ebene wird ebenfalls reformiert. In
Syrien bildet sich eine Kommunistische Partei, wobei
sich die antikoloniale Bewegung nicht um die KP
formiert. Die KP formiert im Jahr 1938, unter Teil-
nahme liberaler Kräfte, eine breite antifaschistische
Volksfront (in Syrien formiert sich beispielsweise die
Syrische sozialnationalistische Partei, eine pro-itali-
enische faschistische Partei). Mit dem Überfall auf
die Sowjetunion verändern die syrischen Kommu-
nisten ihre Position zum französischen Besatzer.
Diese sind Partner im antifaschistisch-antideutschen
Kampf. Die Partei verübt Angriffe auf die deutsche
Botschaft in Beirut und Damaskus. Syrien wird kurz-
zeitig von dem prodeutschen französischen Vichy-
Regime besetzt und innerhalb kurzer Zeit mit Un-
terstützung der Briten befreit. Syrien erlangt seine
Unabhängigkeit, wird Teil der Anti-Hitler-Koalition
und Gründungsmitglied der UNO.
Syrien und Libanon erlangen getrennt ihre Un-
abhängigkeit und Syrien erlebt eine kurze Zeit des
bürgerlichen Parlamentarismus. Ab 1951 beginnt
jedoch eine Welle von Putschen, der letzte bringt
1970 Assads Vater an die Macht. In dieser Phase
vereinigen sich Syrien und Ägypten unter Gamel
Abdel Nasser für drei Jahre und spalten sich wieder.
Nasser führt eine Landreform durch und verstaatlicht
die Industrie. Die Baath-Partei (also die arabisch-
nationalistisch „sozialistische“ Partei) putscht 1963
gegen das liberale Regime, in den folgenden sieben
Jahren putschen die Baathisten untereinander, bis
Assad an die Macht kommt. Die Baathisten führen
erneut die Landreform und eine Verstaatlichung
durch. Bei den Putschen handelt es sich um Ausei-
nandersetzungen innerhalb der Baath-Partei zwi-
schen Rechten und Linken. Die Rechten sympathi-
sieren mit dem deutschen Blutsnationsbegriff, die
Linken eher mit dem französischen Nationsbegriff.
Aber auch um die „soziale Frage“ wird gekämpft, die
Linien sind nicht so klar. So fällt das Urteil über
Assads Flügel unterschiedlich aus. Bei einigen Au-
toren handelt es sich um einen rechten (Anhänger
der Blutsnationtheorie wie bei Achcar), bei anderen
um einen linken (Anhänger der sozialen Reform wie
bei Patrick Seale, einem britischen Assad-Freund).
Jedenfalls bringt Assad für die Syrer ein Gefühl
der Stabilität. Bis Ende der 1970er gibt es keinen
einzigen Putsch. Erst Ende der 1970er, Anfang der
1980er beginnen die Islamisten zu rebellieren. Dem
gescheiterten Versuch einer islamistischen Revolu-
tion entspricht die Entwicklung in der gesamten
Region, der sich kennzeichnenden Niederlage der
kommunistischen Linken und der falschen Hoff-
nungen in den arabischen Pan-Nationalismus. Die-
ser hatte in Syrien und im Irak seine letzten Hoch-
burgen. Ökonomisch gesehen sind die Träger dieses
Protestes die Kleinhändler, Angehörige der studen-
tischen Intelligenz, Kleinproduzenten sowie im
Hintergrund Teile der syrischen Bourgeoisie, die
mit dem Auslandskapital verbunden sind. Der ara-
bische Nationalismus bringt dem Land einen mas-
siven „Sozialisierungsschub“, sodass selbst Kleinst-
produzenten verstaatlicht werden. Das treibt diese
Schichten in einen Widerspruch zur herrschenden
Klasse Syriens. Die kleinbürgerlichen Islamisten
verüben in dieser Zeit verschiedenste Terrorakte
gegen Baathisten, Kommunisten, Liberale und wis-
senschaftliche Kräfte, aber auch gegen Angehörige
der religiösen Minderheit der Alawiten. Der Höhe-
punkt dieses islamistischen Terrors ist der Aufstand
in Hama 1982. Ich gehe deswegen darauf ein, weil
er aktuell in Diskursen verwendet wird, um die
Brutalität des syrischen Regimes zu demonstrieren.
Nach Augenzeugenberichten aus dem Freundeskreis
meiner Eltern und Berichten von syrischen Kom-
munisten haben die Islamisten in Hama in gewohn-
ter Manier baathistische, kommunistische und sä-
kulare Frauen auf offener Straße vergewaltigt und
ermordet. Auch die Männer wurden ermordet.
Das Regime reagiert mit äußerster Brutalität auf
den gescheiterten Aufstand, neben dem Einsatz von
Panzern und der Bombardierung der Stadt von
außerhalb wird die Stadt mit der „weißen Waffe“
(Messer) von männlichen potenziellen Islamisten
gesäubert! Dies geschieht alles in einer Zeit, zu der
die internationalen Verhältnisse für das syrische
Regime ungünstig sind. Israel marschiert in den
Libanon ein, zusätzlich besteht ein antisyrisches
Bündnis aus dem baathistischen Irak, der PLO und
Teilen der libanesischen Armee. Die Türkei und
Jordanien üben ebenfalls Druck auf Syrien aus. Der
ausländische Druck und der Aufstand im Inneren
erzwingen eine solche mörderische und brutale
Unterdrückung in Hama. Die Auswirkungen sind
verheerend für das politische Leben in Syrien. Die
politischen Parteien und die Zivilgesellschaft bre-
chen bis Ende der 1990er, Anfang der 2000er zu-
sammen. Hier beginnen ein neues politisches Leben
und Schritte von linken, kommunistischen, libera-
len und teils islamischen Einzelpersonen zur Wie-
derbelebung der Zivilgesellschaft. Es entsteht eine
Bewegung von Intellektuellen, die öffentliche Dis-
kussionsclubs und Unterschriftensammlungen mit
Forderungen nach Ende der führenden Rolle der
Baath-Partei, freiem Versammlungs- und Vereini-
gungsrecht, der Gründung von freien Gewerkschaf-
ten und weiteren progressiven Forderungen orga-
nisieren. 2003 kommt es dann auch zu einer Spal-
tung der anti-revisionistischen und regierungstreu-
en Kommunistischen Partei Syriens. Die Spaltung
wurde von 1.000 Kommunisten bald schriftlich
unterstützt. Ab 2000 beginnt die entscheidende
Phase der wirtschaftlichen Liberalisierung. Private
und ausländische Banken werden zugelassen, die
Subventionen von Lebensmitteln und landwirt-
schaftlichen Produkten werden aufgehoben, etc.
etc. Die Linien der drei syrischen Kommunistischen
Parteien in Regierung und Opposition stimmen
darin miteinander überein, die nationale Souverä-
nität gegen den Imperialismus zu verteidigen, und
zwar nicht nur gegen den US-Imperialismus, son-
dern auch gegenüber seinen europäischen Varian-
ten, sowie die neue ökonomische Linie der Regie-
rung abzulehnen. Diese Linie wurde in der Volks-
kammer an den Beispielen der Euromediterranen
Union praktiziert, aber auch in der Reform des
Arbeitsgesetzes und außerparlamentarisch in Un-
terschriftensammlungen gegen Privatisierungen und
in der Solidarität mit den wenigen streikenden Ar-
beitern Syriens. So viel zur Geschichte des moder-
nen Syrien, nun zum Aufstand selber:
Ich werde aufgrund des Zeitmangels mit Thesen
arbeiten.
These 1: In Syrien herrscht die nationale Bour-
geoisie seit 1963 mit der Baath-Partei. 1972 wurde
ein antiimperialistisches Bündnis zwischen Ver-
tretern der nationalen Bourgeoisie, in verschiede-
nen organisatorischen Formationen, unter Führung
der Baath-Partei, mit Einbezug der Arbeiterklasse
und ihrer marxistisch-leninistischen Partei, der
Syrischen Kommunistischen Partei, geschlossen.
Die nationale Bourgeoisie hat nicht nur den US-
Imperialismus aus dem Land gejagt, sondern auch
den französischen Imperialismus. Aber vor allem
hat das Baath-Regime auf die Industrialisierung
des Landes gesetzt und so die Existenz einer vom
Imperialismus unabhängigen syrischen Bourgeoi-
sie ermöglicht. Projekte waren z.B. die Elektrifi-
zierung des gesamten Landes, Schaffung einer
leichtindustriellen Basis (Chemie [z.B. Zement,
Medikamente], Erdöl und -gasindustrie [Raffine-
rie], Lebensmittelindustrie, Textilindustrie und
Herstellung und Zusammenbauen von Haushalts-
geräten [z.B. Kühlschränke]) und die Bildung einer
Lebensmittelsouveränität.
These 2: Mit der sich kennzeichnenden Nie-
derlage des sozialistischen Lagers beginnt ein Pro-
zess der langsamen Öffnung und Liberalisierung
des syrischen Marktes für die imperialistischen
Staaten, z.B. Kooperationen mit dem französischen
Total-Konzern in der Erdölindustrie. Die Libera-
lisierung erreicht mit dem neuen Präsidenten ab
2000 eine neue Qualität. Syrien öffnet die Türen
für Kapitalexport in Form von Banken und Unter-
nehmen, diese haben jedoch keinen großen Ein-
fluss auf die Wirtschaft. Nach Daten des syrischen
Investitionsministeriums betragen die gesamten
ausländischen Investitionen in Syrien etwa fünf
Prozent des Bruttosozialprodukts des Landes. Es
geht in diesem Prozess um die Verbesserung der
Bedingungen für die eigene Bourgeoisie. So soll
mit der wirtschaftlichen Liberalisierung Kapital
entbürokratisiert in den syrischen Markt gelangen
und syrische Unternehmer unterstützen. In diesem
Rahmen werden auch die Rechte der Arbeiterklas-
se massiv angegriffen. Der Anteil der syrischen
Arbeiterklasse sinkt von 40 Prozent auf 33 Prozent
innerhalb von vier Jahren zwischen 2004 und 2008,
das ist ein Verlust von 20 Prozent. Im Endeffekt
gibt es einen massiven Reallohnverlust. Die neue
Wirtschaftspolitik basiert auf einer Krise des staat-
lichen Wirtschaftssektors in Form von massiver
Korruption und der daraus resultierenden Unwirt-
schaftlichkeit.
These 3: Verlierer der neuen wirtschaftlichen
Politik sind neben der Arbeiterklasse auch die
Bauern. Hier werden die Bedingungen für land-
wirtschaftliche Kredite aufgrund von Bankenkon-
kurrenz schwieriger, die früher zu günstigen Be-
dingungen von landwirt-
schaftlichen Genossen-
schaftsbanken vergeben
wurden. Die Subventio-
nen für die landwirt-
schaftliche Produktion
werden im Rahmen der
Bemühungen zur Kredit-
aufnahme beim IWF ge-
strichen.
These 4: Der Gewin-
ner der neuen Wirt-
schaftspolitik war die
Großbourgeoisie aus
Handel und Industrie um
den Präsidenten.
These 5: Die objektiven Gründe für den Aufstand
im März des vergangen Jahres liegen in der neuen
Wirtschaftspolitik, der Verarmung der breiten Mas-
sen aus Arbeitern, Bauern, Kleinproduzenten und
Handwerkern. Hinzu kommt die politische Unfrei-
heit. Träger des Protestes rekrutieren sich aus Bau-
ern und den sozialen Zwischenschichten. Die Ar-
beiterklasse hat sich trotz massiver Angriffe daran
beteiligt, zumindest bis März diesen Jahres.
These 6: Entsprechend der sozialen Zusammen-
setzung aus Bauern und den sozialen Zwischen-
schichten, die kein revolutionäres Programm besit-
zen, formulierten sich ökonomisch inhaltsleere
Forderungen nach der formalen Demokratisierung
des Landes. Diese Forderungen ließen sich aufgrund
der Zurückhaltung der syrischen Arbeiterklasse
durch einen Teil der syrischen Bourgeoisie für die
imperialistischen Ziele lenken. Die heutigen For-
derungen nach einer Flugverbotszone sowie einer
Pufferzone im Norden und Süden des Landes und
einer ausländischen Intervention sind Ausdrücke
der Unfähigkeit dieser Bewegung ihr Programm für
die gesamte syrische Nation durchzusetzen.
These 7: Der syrische Staat verteidigt sich mit
brutalsten Mitteln gegen die Aufständischen, die
Aufständischen verteidigen sich ebenfalls mit bru-
talsten Mitteln gegen das Regime und seine An-
hänger. Es herrscht eine Pattsituation im nationa-
len wie internationalen Kräfteverhältnis, sodass
weder die eine noch die andere Seite den Bürger-
krieg für sich entscheiden kann.
These 8: Eine politische innersyrische Lösung
ist angesichts der Pattsituation die einzige Lösung
der Krise. Wer dies nicht zur Kenntnis nimmt und
dementsprechend handelt, wird zwangsläufig un-
tergehen. Anders ausgedrückt, wer heute auf seiner
radikalen Position beharrt und z.B. keine echten
Reformen umsetzt oder die Parole „Sturz des Re-
gimes“ verteidigt, wird bald von den Massen ver-
lassen! Das Regime hat aufgrund der Machtver-
hältnisse bessere Karten.
These 9: Der syrische Staat hat Schritte für Re-
formen unternommen, z.B. die Einbürgerung der
staatenlosen Kurden, die Abschaffung der führenden
Rolle der Baath-Partei, eine neue Verfassung und
eine Regierung der kleinen nationalen Einheit. Auf
seiten der offiziellen Opposition gibt es nur Radi-
kalität zum Sturz des Regimes unter allen Bedin-
gungen und mit allen Mitteln. Dieser Weg hat sich
angesichts der internationalen Kräfteverhältnisse,
insbesondere durch die Rolle der Russischen Föde-
ration und der sozialistischen Volksrepublik China,
als illusorisch erwiesen. Dazu kommt die Unfähig-
keit der syrischen offiziellen Opposition zur Selbst-
kritik und Gewinnung von neuen Schichten durch
soziale und neue politische Forderungen oder For-
mulierung eines umstürzlerischen Programms, an
dem sich breite Teile des syrischen Volkes sammeln
können. Mit Terror wird kein System und auch kein
Regime stürzen. Syrien hatte bereits in den späten
1970er und frühen Achtzigern den islamistischen
Terror teuer überstanden.
Nun zu einigen wenigen Aspekten, bevor ich
noch auf die Rolle Deutschlands eingehe.
Zu allererst möchte ich die Kräfteverhältnisse
innerhalb des Regimes ansprechen. Ich nehme dazu
das Beispiel der neuen syrischen Verfassung. An-
dere mögen meinen, es ist nicht des Papiers wert,
ich sage, man kann anhand dieses Papiers die Kräf-
everhältnisse innerhalb des Regimes einsehen. Die
neue Verfassung brachte nicht nur die formale Ab-
schaffung des Sozialismus (der in Wirklichkeit ja
nie bestand) und die Einführung von Pluralität bei
den Wahlen, sondern verbesserte auch die rechtliche
Lage der Arbeiterklasse. So gibt es in der Verfassung
drei Punkte: Einmal die Wiedereinführung des
Streikrechts als Verfassungsrecht für die Arbeiter-
klasse, ein Recht, das 1968 durch die Baathisten
und die Gewerkschaftsführer abgeschafft wurde.
Zum Zweiten die Verankerung noch zu vermitteln-
der Mindestlöhne, die per Verfassungsrecht an die
Inflationsrate angepasst werden müssen. Drittens
der Auftrag einer jeden syrischen Regierung, an der
sozialen Sicherheit und ihrer Vereinbarung mit der
Entwicklung des wirtschaftlichen Wachstums fest-
zuhalten. Diese Verfassungsrechte und -pflichten
zeigen, dass in der syrischen herrschenden Klasse
weiterhin an dem Bündnis mit der Arbeiterklasse
festgehalten wird und an ihrem politökonomischen
Anti-Imperialismus nicht zu rütteln ist. Die Wahlen
haben dies auch gezeigt: Neben der Erstarkung der
Baath-Partei erstarkten auch die Kommunistischen
Parteien in ihrer Summe. Hatten die Kommunisten
früher sieben Sitze (verteilt auf zwei Parteien) von
250 Sitzen, so haben sie heute 14 Sitze (verteilt auf
drei Parteien) von ebenfalls 250 Sitzen. Die oppo-
sitionelle Kommunistische Partei, unter dem Namen
„Volkswille Partei“, erringt drei Sitze. Ihr Bündnis-
partner erringt 2 Sitze. Die offizielle KP erhielt acht
Sitze, die zweite offizielle KP erhielt drei Sitze. Ent-
scheidend ist aber die Bildung der Regierung, dort
gelang es der oppositionellen KP einen Minister für
Inlandshandel und Verbraucherschutz, gleichzeitig
als stellvertretenden Ministerpräsidenten für Wirt-
schaftsfragen zu entsenden.
Dann komme ich zur Frage der Massaker in
Syrien, die letztendlich als Kriegsbegründung ge-
nutzt werden. Hier zeigen die deutschen Medien
unzensiert Bilder von Kinderleichen, um das deut-
sche Volk für einen möglichen Krieg zu sensibili-
sieren. An Beispielen von Hama, Al-Hula und
Tremseh wird deutlich, dass diese Massaker medial
benutzt werden, um UNO-Beschlüsse zu erzwingen.
Alle diese Massaker fanden ein paar Tage vor einer
wichtigen Sicherheitsratssitzung zu Syrien statt.
Eine Regierung, die sich so verhält, ist entweder
blöd oder selbstmörderisch. Am Beispiel Al-Hula
berichteten selbst die deutschen Leitmedien wie die
FAZ, natürlich erst Tage nach der Sicherheitsrats-
sitzung, dass die syrische Version der Ereignisse
eher der Wahrheit entspricht. Demnach wurden
vermeintliche und tatsächliche Anhänger des Regi-
mes von sektiererischen Terrorbanden massakriert.
Ich muss persönlich sagen, dass ich von den vielen
Bildern von getöteten Kindern, Leichenschändun-
gen, Foltervideos und vielem mehr, die auf Youtube
unzensiert zu finden sind, emotional abgehärtet
wurde und angeekelt bin. Auch in Tremseh hieß es
zuerst, es seien unbewaffnete Zivilisten. Jedoch
musste die Untersuchung der UNO-Mission die
offizielle syrische Version bestätigen. Es handelte
sich um ein Lager einer Einheit der Freien Syrischen
Armee (FSA), die wenige Stunden zuvor syrische
Militäreinheiten tödlich angegriffen hatte.
In den Fällen Al-Hula und Tremseh, den schänd-
lichsten Massakern, konnte die UN-Mission der
syrischen Regierung keinen Vorwurf machen. Selbst
im Falle des türkischen Flugzeugs stimmte zum Teil
die syrische Version der Ereignisse. Demnach, das
mussten türkische Militärs zugeben, drangen die drei
türkischen Kampfflugzeuge mehrmals in syrische
Hoheitsgebiete ein und wurden aber nicht von der
syrischen Luftabwehr abgeschossen, sondern der
Pilot starb im Flugzeug in Reaktion auf die aufgereg-
ten syrischen Sicherheitskräfte, die mit ihren Geweh-
ren geschossen haben. Die türkische Militärführung
befahl dem Co-Piloten das syrische Hoheitsgebiet
zu verlassen. Ihm gelang es nicht und er stürzte in
syrischem Gewässer ab! Der Zweck dieses Militär-
einsatzes war die Provokation, wie es die Frankfur-
ter Rundschau bestätigt. Trotz allem ist die NATO
nicht gewillt einen Krieg in Syrien anzuzetteln.
Die Rolle des deutschen Impe-
rialismus in der Syrien-Krise
Wenn ich die Linie des deutschen Imperialismus
in der unmittelbaren Syrien-Krise analysieren will,
so stelle ich fest, dass es sich um zwei Linien han-
delt. Fest mache ich dies vor allem an der Stiftung
Wissenschaft und Politik (SWP), einem Thinktank
des deutschen Imperialismus. Aus diesem Haus
stammen zwei Studien von Anfang März zum Um-
gang mit der Syrien-Krise. Die eine Studie aus dem
Nahost-Experten-Team der Stiftung riet zur Vermei-
dung einer Gewalteskalation und einer ausländi-
schen, letztendlich deutschen, Intervention. Hier-
nach stehe eine große Mehrheit des Sicherheitsap-
parats Syriens hinter dem Präsidenten, die Freie
Syrische Armee bilde trotz ihres Wachstums keine
ernstzunehmende Bedrohung für das Regime. Die
weiteren Entwicklungen dürften in einen ethnischen
Bürgerkrieg münden. Die weitere Militarisierung
des Aufstandes wird das die Kräfteverhältnisse vor
Ort nicht wesentlich verändern, sondern die Anzahl
der zivilen Opfer steigen lassen. Deutschland solle
die Isolation des Regimes, auch im Inland, betreiben.
Auf der anderen Seite der deutschen Strategen ste-
hen, auch aus dem Haus der SWP, die Experten für
Sicherheitspolitik. Diese sind Anhänger einer aus-
ländischen Intervention, letztendlich mit deutscher
Beteiligung. Nach dieser Forschungsgruppe sei eine
militärische Intervention in Syrien kein Versagen
der Politik, sondern elementarer Bestandteil der
Politik. Bei der Beurteilung der UNO zu den Ereig-
nissen in Syrien, es handle sich um „Verbrechen
gegen die Menschlichkeit“, ergebe sich auch ohne
UN-Mandat eine Möglichkeit für eine militärische
Intervention. Die Stimmung in den imperialistischen
Staaten sei zwar „einsatzmüde“, aber die allgemei-
ne Position für eine „berechtigte“ Intervention sei
vorhanden. In der Studie werden Kriegsszenarios
vorgestellt. In einem Artikel von German Foreign
Policy1 wird ein Herr Voigt (SPD), ehemaliger Ko-
ordinator der Bundesregierung für deutsch-ameri-
kanische Zusammenarbeit, zitiert. Herr Voigt sagt,
es handle sich in Syrien nicht um „Menschenrech-
te versus Diktator“ und man müsse das ganze aus
„machtpolitischem Blickwinkel“ betrachten. In
ähnlicher Manier argumentierte Hans-Christof
Kraus in der FAZ. Er wisse, dass es nicht darum
gehe, der „bedauernswerten syrischen Bevölkerung
zu helfen“, sondern um „geostrategische Erwägun-
gen“ und „Machtpolitik“. Zur Debatte in Deutsch-
land sagte er: „Vor allem in Deutschland scheint die
Unkenntnis, mit der diese Auseinandersetzung
derzeit diskutiert wird, grenzenlos zu sein.“
Weitere Belege für Differenzen innerhalb der
deutschen Bourgeoisie sind die mediale Berichter-
stattung. Während die allgemeine Linie vom Zeigen
bewegender Bilder von massakrierten Kindern und
Zivilisten bestimmt wird, um das deutsche Volk und
die fortschrittlichen Kräfte zu verblenden, gibt es
hiervon immer wieder Ausnahmen. Wer genau die
Berichterstattung in der FAZ zum Massaker in Al-
Hula verfolgte, wo letztendlich das syrische Regime
von dem Massaker freigesprochen und den Rebel-
len zugeschoben wurde, der wird vom Vorhanden-
sein einer zweiten Linie innerhalb der deutschen
Bourgeoisie überzeugt sein. Weitere Beispiele sind
der Spiegel, wo über mordende FSA-Einheiten in
Homs berichtet wird, oder die Berichte der Frank-
furter Rundschau zum Vorfall mit den türkischen
Militärflugzeugen und über die Begrüßung der Jour-
nalisten in den „befreiten“ Grenzübergängen durch
die Al-Qaida Maghreb. Oder selbst die in der ARD
entdeckten manipulierten Videos aus Homs.
Kurz, die deutsche Bourgeoisie ist gespalten in
Bezug auf einen möglichen Krieg gegen Syrien,
bzw. sie ist differenzierter. Es handelt sich um zwei
ergänzende Strategien. Das mag die deutsche
scheinbare, relative Zurückhaltung in Sachen Sy-
rien begründen, wenn man dies mit den Kriegsge-
bärden durch Sarkozy und seinen „sozialistischen“
Nachfolger Hollande vergleicht, ebenfalls die ver-
bale Bereitschaft Großbritanniens und der USA
zu einer militärischen Intervention in Syrien und
deren offenkundige Unterstützung der offiziellen
syrischen Opposition.
Die deutsche Bourgeoisie mag in Sachen einer
militärischen Intervention in Syrien etwas diffe-
renzierter sein, sie ist aber nicht handlungsunfähig
oder ein Friedensengel. Sie stimmt mit den anderen
westlichen Imperialisten in der Zielsetzung, das
syrische Regime zu stürzen, aus den verschiedens-
ten Gründen überein.
In der Frage der Syrien-Krise geht es dem deut-
schen Imperialismus in (zumindest formaler) Über-
einstimmung mit den anderen Imperialisten um
Kriegsvorbereitungen gegen den Iran, die Umzing-
lung der sozialistischen Volksrepublik China und
der Russischen Föderation. Es geht ebenfalls in
Übereinstimmung mit den anderen imperialisti-
schen Staaten um die Ausplünderung der syrischen
Märkte. Das klingt erst mal allgemein und das ist
es auch, denn in den Details liegen die Differenzen
zwischen dem deutschen Imperialismus und den
anderen imperialistischen Staaten. In der Frage
der Kriegsvorbereitung gegen den Iran steht die
deutsche Bourgeoisie unentschlossen da. Zum
einen machen einige deutsche Monopole wie Sie-
mens und Co. gute Geschäfte mit dem Mullah-
Regime in Teheran, zum anderen sind andere Mo-
nopole doch an dem Sturz des iranischen Regimes
interessiert, ebenfalls aus ökonomischen Interes-
sen. Die Umzinglung Chinas verläuft bei den deut-
schen Strategen anders als die der USA. Hier gilt
es, lokale Gegenkräfte zu China aufzubauen, sie
in Stellung gegen die Volksrepublik zu bringen und
nicht selber aktiv zu werden. Zu Russland verhält
sich die deutsche Bourgeoisie ebenfalls gespalten.
Einige sehen in Russland eine mögliche strategische
Alternative zu Frankreich gegen die USA und einen
Lieferanten von billigen Energieträgern. Die Aus-
plünderung des syrischen Marktes verläuft am
besten ohne imperialistische Konkurrenz. Das mag
auch die Begründung sein, warum der deutsche
Imperialismus nicht offen aggressiv auftritt und in
völliger Übereinstimmung mit den anderen impe-
rialistischen Staaten mitmacht.
Welche konkreten Interessen
verfolgt der deutsche Imperia-
lismus in Syrien?
Die Deutsche Rohstoffagentur (Lobbyvereini-
gung der Energiekonzerne) schrieb in einer Pres-
semitteilung: „Vor dem Hintergrund der derzeiti-
gen politischen Entwicklung in Syrien gibt die
Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bun-
desanstalt für Geowissenschaften und Rohstof-
fe (BGR) Informationen zu Vorräten und Poten-
zialen von Erdöl und Erdgas sowie den Ener-
gierohstofflieferungen nach Deutschland heraus.“
Und formuliert kurz danach aus aktuellem Anlass
die Zielsetzung: „Das bisher etwa 2.300 km lan-
ge Gaspipeline-Netz soll in den kommenden
Jahren weiter ausgebaut werden. Die Arab Gas-
pipeline (AGP) aus Ägypten über Jordanien soll
bis 2012 an das türkische und damit europäische
Gaspipelinenetz angeschlossen werden. In Homs
wurde 2004 ein nationales Gaskoordinierungs-
und Verteilungszentrum errichtet. Damit versucht
Syrien seine geographische Mittellage zwischen
Europa und den öl- und gasreichen Staaten des
Nahen Ostens (insbesondere Irak und Ägypten)
als ,oil and gas hub‘ zu nutzen.“
Syrien ist ein Erdöl- und Erdgasknotenpunkt
zwischen den öl- und gasreichen Staaten des Na-
hen Ostens. Im Rahmen der sogenannten Ener-
giewende gewinnt ein solches Projekt für den
deutschen Imperialismus größere Bedeutung. Sy-
rien ist ein geostrategischer Knotenpunkt. Ergän-
zend dazu gibt es deutsche Projekte zur Wieder-
belebung des Bagdad-Bahn-Projekts, da dürften
Monopole wie die Deutsche Bahn und Siemens
große Interessen an einer Nutzung der Proteste im
Sinne eines pro-deutschen „Regime Change“ ha-
ben. Die Deutsche Bahn ist laut German Foreign
Policy2 in den arabischen Golfstaaten sehr aktiv.
Das Mitglied der Deutschen Burschenschaften und
Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) sagte
kurz vor dem Aufstand in Syrien: „Ich denke zum
Beispiel an eine Eisenbahnverbindung, die den
Persischen Golf mit dem Mittelmeer verbindet.“
„Produkte aus dem Nahen und aus dem Mittle-
ren Osten könnten in Zukunft auf neuen Schie-
nenstrecken zu den großen syrischen Häfen ge-
bracht und von dort aus nach Hamburg verschifft
werden“. Bis zur Vollendung der syrischen Schie-
nenstrecken werde „die Fahrrinne der Unterelbe
(...) hoffentlich vertieft sein“. Insgesamt gehe es
„um infrastrukturellen Ausbau auf breitester
Front“: Involviert seien „Schiene, Straße, Flugver-
kehr, maritime Wirtschaft, Energieversorgung
und Telekommunikation“.
Syrien nimmt somit eine wichtige Rolle in der
geostrategischen Politik des deutschen Imperialis-
mus ein. Die konkreten Projekte des deutschen
Imperialismus in Syrien sind große Projekte, die
über die Grenzen Syriens und ihre unmittelbaren
Bedeutung hinausgehen. Die Politik der Bundesre-
gierung folgt den Interessen des deutschen Finanz-
kapitals. Es wundert in diesem Rahmen niemanden,
dass sich aus der „Freunde Syrien“-Gruppe ein
Arbeitskreis zur Reformierung der syrischen Wirt-
schaft unter deutscher Führung in Kooperation mit
den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Sitz in
Berlin gebildet hat. Der Arbeitskreis wird von
Deutschland mit 600.000 Euro mitfinanziert und
soll „langfristige Strategien“ für die Wirtschaftspo-
litik Syriens entwickeln. Es geht um die Förderung
des Übergangs zur sozialen Marktwirtschaft, aber
auch um „Entwicklungsprojekte“. Es geht aus Sicht
des Syrischen Nationalrates in diesem Arbeitskreis
u.a. um die Anlockung von ausländischen Investi-
tionen. Welche ausländischen Investitionen dies
unter deutscher Führung sind, dürfte klar sein!
Vor wenigen Tagen veröffentlichte auch die Zeit
einen Artikel über das geheime Zusammentreffen
syrischer Oppositioneller u.a. der Muslimbruder-
schaft und Generälen der Freien Syrischen Armee
im Haus der Stiftung Wissenschaft und Politik in
Kooperation mit Vertretern des US-Imperialismus.
Ziel dieses Treffens ist es, Pläne für die Zeit nach
dem Sturz des syrischen Regimes zu entwerfen.
Der deutsche Imperialismus ist somit ein entschei-
dender Planer für die Zeit nach Assad und dürfte
einer der größten Profiteure sein.
Deutschland ist in der EU ebenfalls eine treiben-
de Kraft für die wirtschaftlichen Sanktionen gegen
Syrien, die in ihrer Wirkung zur objektiven Ver-
schlechterung der Menschenrechtslage in Syrien
beiträgt. Es geht um die Verschlechterung der Le-
bensbedingungen der syrischen Bevölkerung. Die
deutschen Medien bejubeln, dass sich die Lage der
Menschen in Syrien angesichts der Sanktionen
verschlechtert. Ziel ist es, das syrische Volk durch
Aushungern zur Revolte gegen das syrische Regime
zu bewegen. Das ist im Sinne der oben genannten
Strategie, die die Isolierung des syrischen Regimes
im Inland verfolgt, um es zu stürzen. Die Ergebnis-
se dieser Strategie werden in Berichten der syrischen
Kommunisten festgehalten. Seit Beginn der Krise
in Syrien stieg die Armutsrate im syrischen Volk
von vorher 10% auf etwa 50%. Es gibt einen Real-
lohnverlust bei den Werktätigen in dem einen Jahr
der Krise um etwa 50%, da die Preise in die Höhe
steigen. Ein Beispiel: die Gaspreise haben sich seit
unserer Flucht aus Syrien vor zehn Jahren um das
17-fache gesteigert. In derselben Periode sind die
Löhne lediglich um das Dreifache gestiegen! Das
ist die deutsche Politik gegenüber Syrien.
Deutschland ist aber auch im Sicherheitsrat eine
treibende Kraft zur weiteren Eskalation. Im ver-
gangenen Jahr verhin-
dern das Veto der Rus-
sischen Föderation und
der VR China eine deut-
sche Resolution, die ein
Ultimatum an Syrien
richtete, wenn sie ihre
Gewalt gegen die Zivil-
bevölkerung nicht been-
det. Ohne jedoch die
Gewalt der FSA und der
anderen Terroristen zu
berücksichtigen und zu
verurteilen. An allen
weiteren eskalierenden
Resolutionsentwürfen war Deutschland beteiligt.
Die deutsche Politik im Sinne der Eskalation
findet auch in der Zulassung des Waffenschmuggels
für die Einheiten der FSA über den Libanon ihre
Ergänzung. Dort befindet sich die deutsche Mari-
ne um Waffenschmuggel zu „unterbinden“. Der
Libanon entwickelte sich im letzten Jahr zur wich-
tigsten Schmuggelroute für die FSA. Nebenbei
befand sich ein deutscher Soldat in Syrien im Rah-
men der UN-Beobachtungsmission.3
Die Rolle des deutschen Imperialismus in der
Syrien-Krise ist aber weit verzwickter. Es geht hier
um neue und alte Bündnispartner des deutschen
Imperialismus, die die hauptsächliche Rolle in der
Eskalation in Syrien übernehmen. Es handelt sich
um folgende Bündnispartner: Katar, Saudi-Arabi-
en, Kosovo und Türkei. Ich kann zwar nicht mit
Gewissheit sagen, dass diese Staaten deutsche
Halbkolonien sind (abgesehen vom Kosovo, der
kein Staat ist und zudem klar deutsche Halbkolo-
nie), aber ich kann auf einige Tendenzen bzw.
Indizien in dieser Richtung hinweisen.
Welche Rolle die Türkei in der aktuellen Syrien-
Krise spielt, dürfte jedem hier klar sein. In der
Türkei befindet sich das offizielle Hauptquartier
der Freien Syrien Armee, zudem ist der NATO-
Staat ein Hauptbefürworter der Kriegshetze gegen
den syrischen Staat und praktischer Provokateur
im Fall des türkischen Kampfflugzeugs über syri-
schem Hoheitsgebiet. Die Türkei bietet dem syri-
schen Nationalrat und der Muslimbruderschaft
ihre Hauptbüros außerhalb Syriens. Die islamisti-
sche AKP des türkischen Ministerpräsidenten Er-
dogan bemüht sich dabei um die Ablenkung des
türkischen Volkes und der türkischen Arbeiter-
klasse. Er versucht, über vermeintliche außenpo-
litische Erfolge von den eigenen sozialen Proble-
men abzulenken und sich in Größenwahn als
mögliches neues Kalifats-Zentrum über die sunni-
tische arabische Welt als regionale Kraft gegenüber
Israel und Iran zu sehen. Die AKP, so die deutsche
Stiftung Wissenschaft und Politik, vereinigt die
demokratisch-westlichen Werte mit dem Islam und
bietet eine Alternative zum iranischen Fundamen-
talismus. Außerdem soll die Türkei praktische
Pläne für eine militärische Intervention gegen Sy-
rien vorbereiten. Die Türkei taugt selbstverständ-
lich und praktischerweise als Basis einer Schutz-
zone für Zivilisten im Norden Syriens. Sie ist zu-
mindest historisch einer der engsten Bündnispart-
ner des deutschen Imperialismus, zu aktuellen
deutsch-türkischen Beziehungen und Verhältnissen
kann ich leider nicht viel sagen. Aber ich gehe
davon aus, dass sich an den deutsch-türkischen
Verhältnissen nichts geändert hat.
Ein zweiter deutscher Bündnispartner ist der
Kosovo. German Foreign Policy4 schreibt dazu:
„Einige syrische Aufständische wurden im Ko-
sovo über Methoden der Aufstandsgestaltung
instruiert – offenbar unter den Augen der dort
stationierten deutschen Soldaten.“ Syrer seien im
Kosovo, um nach dem Vorbild der UCK kämpfen
zu lernen, eben unter deutscher Aufsicht. Für die
deutschen Strategen aus der SWP eignet sich der
Kosovo-Krieg 1999 (der erste aktive Krieg des
deutschen Imperialismus nach 1945) als Vorbild
eines von der UNO gebilligten Krieges gegen Sy-
rien. Da werden Parallelen für die Kriegsvorberei-
tung gezogen, sei es auf der kriegspropagandisti-
schen Ebene oder auch auf der praktischen mili-
tärischen Ebene der Eskalation.
Ein dritter neuer Bündnispartner ist verwun-
derlicherweise Saudi-Arabien, der langjährige Ju-
niorpartner des US-Imperialismus im nahen Osten.
Saudi-Arabien zählt wie die Türkei zu den Haupt-
kriegshetzern gegen Syrien, finanziert offiziell die
syrische FSA und unterstützt sie mit allem, was
die Saudis können. Womöglich auch mit islamis-
tischen Kämpfern aus dem Umfeld der Al-Qaida,
aber auch mit Waffen. Saudi-Arabien als erzkon-
servativer Staat bietet zahlreichen syrischen Isla-
misten ein Exil, von wo sie ihre Hetze betreiben
können. Interessant in dem Ganzen ist die Zuwen-
dung der Saudis in Richtung Deutschland. Es fand
in letzter Zeit ein Großdeal zwischen Saudi-Ara-
bien und dem deutschen Rüstungsmonopol Rhein-
Metall mit 800 Panzern deutscher Produktion im
Wert von über zehn Milliarden Euro statt. Hatte
Saudi-Arabien früher als US-amerikanische Halb-
kolonie seine Waffensysteme in den USA gekauft,
so deutet der neue Kauf aus Deutschland in sol-
chen Mengen auf eine allgemeine Kräfteverschie-
bung zwischen dem deutschen und US-amerika-
nischen Imperialismus in der Region, aber auch
im Allgemeinen, hin.
Ein vierter und sehr interessanter neuer Bünd-
nispartner des deutschen Imperialismus ist Katar.
Ebenfalls ein ehemaliger langjährigen Juniorpartner
der USA, gerät dabei in deutsche Hände. Seit 2003,
um den Irak-Krieg, haben sich die US-amerika-
nisch-katarischen Beziehungen verschlechtert.
Damals hatte der US-Präsident Bush einen Konflikt
mit dem katarischen Sender Al-Jazeera ausgelöst.
Im Irak wurden Al-Jazeera-Journalisten von US-
Soldaten ermordet und Bush wollte sogar das
Hauptquartier des Senders in Katar selbst bombar-
dieren, falls die pro-irakische Widerstandsbericht-
erstattung des Senders nicht aufhöre (die deutsche
Linke verfiel sogar teilweise in Bewunderung für
den Sender). 2003 positionierte sich der deutsche
Imperialismus bekanntermaßen zum ersten Mal,
in Sachen Irak-Krieg, gegen den US-Imperialismus.
Insgesamt kühlten die katarisch-amerikanischen
Beziehungen ab. Stattdessen besuchten Katar deut-
sche Politiker wie Bundespräsident Wulff, Außen-
minister Westerwelle und Bundeskanzlerin Merkel.
Der katarische Emir besuchte ebenfalls Deutsch-
land. Diese Besuche fanden innerhalb kürzester
Zeit von weniger als zwei Jahren statt. Das ist eine
bemerkenswerte Intensität für ein solch kleines
Land wie Katar. Im Mai 2012 trafen sich Horst
Köhler, der türkische Ministerpräsident Erdogan
und der katarische Ministerpräsident Al-Tani im
Astana Economic Forum in Kasachstan. Dort spra-
chen die „Leaders“ über eine neue Finanz- und
Wirtschaftspolitik und formulierten Forderungen
an die G20-Staaten.5 Zusätzlicher und interessan-
tester Aspekt der neuen deutsch-katarischen Ver-
hältnisse ist der Kauf von Teilen des VW-Konzerns
durch Katar im Jahr 2009. Dieser Kauf ermöglich-
te VW das Verschlucken von Porsche, obwohl da-
mals die allgemeine Tendenz dahin ging, dass Por-
sche VW verschluckt. VW baute damit seine Posi-
tion als zweitgrößter Automobilproduzent in der
Welt aus. Die wirtschaftliche Zusammenarbeit
zwischen Deutschland und Katar ist seitdem ver-
ständlicherweise gestiegen. Katars Rolle in der
Region ist in letzter Zeit gewachsen, es beteiligte
sich aktiv an dem Krieg gegen Libyen und ist eben-
falls ein Hauptkriegshetzer und Finanzier der syri-
schen FSA. Es bedarf keiner längeren Erklärung,
welche Rolle Katar in Syrien spielt.
Mir ist klar, dass Deutschland nicht komplett
die Staaten Saudi-Arabien, Katar oder die Türkei
in seine Halbkolonien verwandelt hat. Dafür ist
die Kapitalverflechtung bspw. der Saudis mit dem
US-Imperialismus zu stark, ebenfalls befindet sich
eine starke militärische US-Präsenz in Katar und
Saudi-Arabien. Aber was bereits in der FAZ leicht
mitklingt ist, dass der US-Imperialismus relativ an
einer ökonomischen Schwäche leidet, dagegen
befindet sich der deutsche Imperialismus in einer
relativen ökonomischen Stärke, was die EU angeht,
aber natürlich auch international. Diese Situation
ermöglicht das dreifache Veto Russlands und Chi-
nas gegen eine anti-syrische Resolution im Welt-
sicherheitsrat. Aber ebenfalls ermöglicht es dem
deutschen Imperialismus, diese verdeckte und
offene Aggressivität gegenüber Syrien in der Ein-
flusssphäre des US-Imperialismus zu üben.
In der oppositionellen kommunistischen Partei
Syriens wird eine kriegerische Intervention nicht
ausgeschlossen, auch wenn irgendwelche Kom-
mentatoren auf die Wirtschaftskrise in den USA
und der EU hinweisen, um anzudeuten, ein Krieg
koste zu viel Geld und sei deswegen unwahrschein-
lich. Aber genau umgekehrt ist es richtig, aufgrund
der Wirtschaftskrise steigt die Gefahr des Krieges
als Form der kapitalistischen Krisenlösung. Für uns
als deutsche Anti-Imperialisten und Kommunisten
gilt es die Interessen des deutschen Imperialismus
zu benennen und sie anzugreifen, auf die sich zu-
spitzenden zwischen-imperialistischen Widersprü-
che hinzuweisen und das pazifistische Geschwafel
des deutschen Imperialismus zu entlarven. Unser
Beitrag zur Solidarität mit dem syrischen Volk, der
syrischen Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-le-
ninistischen Vorhut ist der organisierte Dolchstoß
gegen unsere eigenen Herren.
Toto Lyna, Mitglied der SDAJ Göttingen
mit syrischem Hintergrund
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