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Touristen fahren elektrisch
Gerade einmal neun Elektrobusse ziehen für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) derzeit ihre Runden im Fahrgasteinsatz durch die Hauptstadt. Doch in wenigen Jahren sollen es schon 140 Stück sein. Erst vergangene Woche löste das landeseigene Unternehmen einen Großauftrag für 90 elektrische Zwölf-Meter-Busse, normale Standardbusse, aus. Im Februar wurden 15 Gelenkbusse bestellt, die ab dem 2. Quartal 2020 auf der Linie 200 zwischen Bahnhof Zoo, Alexanderplatz und der Michelangelostraße in Prenzlauer Berg unterwegs sein sollen.
Bereits ab 4. August soll die neue Linie 300 ein Spielfeld für E-Busse sein. Sie führt von der Warschauer Straße entlang der East Side Gallery zum Alexanderplatz, um schließlich über Unter den Linden und Wilhelmstraße zum Potsdamer Platz zu führen. »Die Linie 300 ist ein Konzept, dass wir schon lange in der Schublade haben«, sagt Klaus Emmerich, oberster Angebotsplaner der BVG. Die neue Linie ist Teil einer größeren Umstellung im innerstädtischen Busangebot, mit der gleich drei Herausforderungen begegnet werden soll. Es geht um neue Verkehrsbedürfnisse wie im Gebiet an der East Side Gallery. Der 300er wird alle zehn Minuten fahren, doppelt so oft wie die Linie 248, die künftig vom Breitenbachplatz kommend schon am Alexanderplatz enden soll.
Gleichzeitig soll der sehr unzuverlässige Busbetrieb stabiler werden. So begründet die BVG die Kürzung des sehr langen 248ers. Auch der Flughafenbus TXL soll künftig von Tegel kommend am Hauptbahnhof enden. Und der M48 wird nur noch zwischen Zehlendorf und Potsdamer Platz verkehren. Von dort bis zum Alex soll der Bus 200 die Strecke über den Spittelmarkt übernehmen. Einen »Vorgriff auf die Inbetriebnahme der U5 zwischen Alexanderplatz und Hauptbahnhof« nennt Emmerich das. Geplant ist diese für den Dezember 2020.
Die Linienverlegung hat mit dem dritten Grund zu tun, den überschrittenen Stickstoffdioxid-Grenzwerten in der Leipziger Straße. Auch die BVG-Busse trügen einen kleinen Teil dazu bei, so Emmerich. »Die Doppeldecker müssen nicht mehr durch den Hotspot fahren«, erklärt er. Sie werden zunächst durch Gelenkbusse der neuesten Schadstoffklasse Euro 6 ersetzt. Und im Sommer nächsten Jahres soll auf der Linie 200 sogar das Elektrozeitalter anbrechen. Dafür müssen nicht nur die Busse geliefert werden, an den Endhaltestellen müssen auch Schnellladesäulen installiert sein.
Zwar benötigen die Busse dann ein paar Minuten Aufenthalt, um die Akkus aufzufüllen, sind dann aber nicht auf die 150 Kilometer Reichweite begrenzt, nach denen die aktuellen Zwölf-Meter-Busse ins Depot müssen, um dann einige Stunden zu laden.
30 Stück wurden 2018 bestellt, je 15 vom polnischen Hersteller Solaris und von Mercedes. Je zwei davon sind schon im Einsatz, vornehmlich auf den Linien 142 und 347. Bis Ende August sollen alle geliefert sein. »Wir nehmen die Busse nur ab, wenn sie über 14 Tage mindestens 150 Kilometer pro Ladung geschafft haben«, erklärt BVG-Buschef Torsten Mareck.
Den Bussen das Rauchen aus dem Auspuff abzugewöhnen lässt sich Berlin einiges kosten. An die 100 Millionen Euro fließen für 135 Busse und Ladeinfrastruktur, aus verschiedenen Bundestöpfen soll bis zur Hälfte der Summe zugeschossen werden. Bis 2030 soll laut Nahverkehrsplan die komplette, rund 1500 Busse umfassende Flotte umgestellt sein. Abschnittsweise ist auch der Bau von Oberleitungen geplant, damit die Akkus während der Fahrt aufgeladen werden können. »Spannend wird, ob wir bei der Linie 300 vom eigenen Erfolg überrannt werden«, sagt Emmerich. Sollten die Standardbusse für die Massen nicht reichen, werden wieder Diesel-Gelenkbusse aushelfen müssen.
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