Dienstag, 22. Dezember 2015

Bei Real geht es ums Ganze


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Am Freitag legen Real-Beschäftigte in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Bayern die Arbeit nieder. Die Beschäftigten der Warenhauskette Real wehren sich so gegen die vom Unternehmen angestrebte Kürzungen der Entgelte und Urlaubsansprüche.

Die Beschäftigten der Warenhauskette Real wehren sich mit Warnstreiks gegen vom Unternehmen angestrebte Kürzungen der Entgelte und Urlaubsansprüche. Am Freitag legten Real-Beschäftigte in Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Bayern die Arbeit nieder. In der vergangenen Woche waren bereits Filialen in Nordrhein-Westfalen und Hessen bestreikt worden.
Auslöser der Auseinandersetzung ist der Ausstieg der Metro-Tochter Real aus der Tarifbindung im Juni. In der Folge setzte das Unternehmen mit 38 000 Beschäftigten die im Sommer mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi tarifvertraglich vereinbarten Lohnerhöhungen im Einzelhandel von 2,5 Prozent nicht um. Auch die ab Mai 2016 vorgesehene zweite Erhöhung von zwei Prozent will das Unternehmen nicht auszahlen. Die Warenhauskette möchte einen Haustarifvertrag mit Verdi abschließen, der unter anderem das Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Abendzuschläge, Arbeitszeiten und die Tarifstruktur neu regeln soll.
Was das bedeutet, ist aus Sicht der Gewerkschaft klar: Geringere Entgelte, längere Arbeit, weniger Urlaub. Das Unternehmen bestreitet das auch gar nicht. Die Personalkosten bei Real lägen um bis zu 30 Prozent höher als in konkurrierenden Warenhäusern, was langfristig nicht tragbar sei, sagte Real-Chef Didier Fleury im September.

Mehr Geld für Aktionäre

Konkrete Forderungen hat die Geschäftsführung zwar noch nicht formuliert, klar ist aber, dass die Pläne für die Beschäftigten teuer werden könnten. Sie haben einiges zu verlieren: Nach dem Manteltarifvertrag, der bis zum Abschluss einer neuen Vereinbarung weiterhin gilt, werden für Arbeitszeiten zwischen 18.30 und 20 Uhr Spätöffnungszuschläge von 20 Prozent, nach 20 Uhr von 55 Prozent gezahlt. Als Weihnachtsgeld zahlt Real laut Verdi 62,5 Prozent eines Monatslohns, das Urlaubsgeld liegt abhängig vom Arbeitsvertrag um die 1200 Euro, bei einem Urlaubsanspruch von sechs Wochen pro Jahr. All diese Leistungen will die Arbeitgeberseite auf den Prüfstand stellen.
Zudem soll die jahrzehntealte Tarifstruktur den veränderten Arbeitsanforderungen und Tätigkeitsprofilen angepasst werden. Über eine solche Neuordnung verhandeln die Tarifparteien auf Bundesebene bereits seit mehr als zehn Jahren vergeblich: Während der Einzelhandelsverband einige Tätigkeiten auch schlechter als bisher eingruppieren möchte, wehrt sich Verdi gegen solche Abstufungen.
Die Aussichten, zumindest einen Teil der Arbeitgeberforderungen abwehren zu können, stehen recht gut. „In einigen Real-Märkten haben wir einen Organisationsgrad von bis zu 90 Prozent“, sagt der in NRW für den Einzelhandel zuständige Gewerkschaftssekretär Heino Georg Kassler. Das Kostenargument des Unternehmens kontert er mit dem Hinweis auf die Anhebung der Dividende um elf Prozent, die der Vorstand für Aktien des Mutterkonzerns Metro beschlossen hatte. Zudem werde das Unternehmen Führungskräften zum Jahreswechsel voraussichtlich wieder Boni gewähren.

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