Donnerstag, 9. April 2015
Jetzt erst recht: Aktiv werden gegen Kampfdrohnen!
http://www.imi-online.de/2015/03/27/jetzt-erst-recht-aktiv-werden-gegen-kampfdrohnen/
27.3.2015, IMI und Bundesausschuss Friedensratschlag
Über die Zeitung "BILD" erfuhren wir aus dem geheim tagenden
Verteidigungsausschuss, dass die Bundesregierung angeblich plane, noch
dieses Jahr bewaffnete Drohnen samt Munition anzuschaffen. Zuvor war
wiederholt angekündigt worden, vor einer solchen Entscheidung eine breite
gesellschaftliche Debatte über die hochumstrittenen Waffensysteme
abzuwarten. Dabei wurde immer wieder behauptet, bewaffnete Drohnen würden
von Deutschland allenfalls zur "Gefechtsfeldunterstützung" eingesetzt und
nicht wie von den USA für sog. "gezielte Tötungen". In der Praxis jedoch
ist diese Trennung eher theoretischer Natur und scheint die
Bundesregierung auch mit den völkerrechtswidrigen "gezielten Tötungen",
welche die USA über Infrastruktur in Deutschland durchführt, keine
Probleme zu haben.
Die plötzliche Entscheidung der Bundesregierung ist umso entschiedener
zurückzuweisen, als ein Gefechtsfeld, auf dem bewaffnete Drohnen zur
Anwendung kommen könnten, gegenwärtig überhaupt nicht existiert. In der
bisherigen Diskussion wurde nahezu ausschließlich auf den Einsatz der
Bundeswehr in Afghanistan als mögliches Szenario verwiesen, der jedoch
nach dem kläglichen Ende des ISAF-Mandates nur noch die Ausbildung,
Beratung und Unterstützung der afghanischen nationalen Sicherheitskräfte
umfasst und dessen Mandat keinerlei Grundlage für den Einsatz bewaffneter
Drohnen enthält. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die vermeintliche
Entscheidung zur Beschaffung bewaffneter Drohnen mit Blick auf zukünftige
Einsatzgebiete wie der Ukraine, Nordafrika und der Arabischen Halbinsel
erfolgte. Die Verfügbarkeit bewaffneter Drohnen wird deren Einsatzgebiete
somit quasi selbst schaffen: Mit dem Verweis auf das vermeintlich geringe
Risiko eigener Verluste wird sich Deutschland zukünftig auch dort
verstärkt beteiligen, wo es - wie in Syrien, dem Irak und Libyen - bislang
noch militärisch Zurückhaltung übte. Diese weitere Entgrenzung deutscher
Kriegführung entspricht voll und ganz dem seit 2014 von Deutschlands
Eliten vorgetragenem Anspruch, sich "früher, entschiedener und
substantieller ein[zu]bringen" (Gauck). Vorgetragen wird dieses Ziel
zusammen mit einem Führungsanspruch innerhalb der Europäischen Union. Die
Entscheidung zur Anschaffung bewaffneter Drohnen ist damit auch ein
fatales Signal an die anderen europäischen Staaten, die bislang noch keine
solchen Waffensysteme beschafft haben.
Wir unterstützen den im März 2013 in Hannover verfassten Appell "Keine
Kampfdrohnen". In diesem heißt es:
"Wir lehnen Kampfdrohnen ab, weil ihr Einsatz
- die Schwelle zu bewaffneten Aggressionen weiter senkt,
- “gezielte” Tötung von Menschen innerhalb und außerhalb von Kriegen
bedeutet – ohne Anklage, Verfahren und Urteil,
- die Bevölkerung betroffener Landstriche terrorisiert und sie an Leib und
Leben gefährdet,
- die Entwicklung autonomer Killer-Roboter befördert und noch
schrecklichere Kriege zur Folge hätte,
- eine neue Rüstungsspirale in Gang setzt." (www.drohnen-kampagne.de)
Außerdem werden in diesem Appell, dem sich fast 150 Organisationen und
tausende Einzelpersonen angeschlossen haben, Bundesregierung und Bundestag
aufgefordert, "den Irrweg der Anschaffung und Produktion bewaffneter
Drohnen sowie die diesbezügliche Forschung und Entwicklung aufzugeben und
sich für ein weltweites Verbot und völkerrechtliche Ächtung dieser Waffen
einzusetzen."
Wir rufen dazu auf, wieder verstärkt Unterschriften unter diesen Appell zu
sammeln und die geplante Anschaffung von Drohnen bei Aktionen wie den
Ostermärschen entschieden zurückzuweisen. Nur weil die Regierung die
Debatte für beendet erklärt, ist sie das noch lange nicht!
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