Dienstag, 19. August 2014
Zum Tod eines RAF-Kämpfers
Helmut Pohl, langjähriges Mitglied der westdeutschen Guerillagruppe Rote Armee Fraktion (RAF) ist in der Nacht zum Dienstag im Alter von 70 Jahren in Berlin verstorben. Er war eines der ersten Mitglieder der RAF. Im Oktober 1970 hatte Ulrike Meinhof ihn gefragt, ob er in die RAF kommen wolle, wo er seitdem eine wichtige Rolle innehatte. Er war dreimal im Gefängnis, von Mitte 1971 bis Mitte 1973, von Februar 1974 bis September 1979, und vom Sommer 1984 bis zu seiner Begnadigung im Mai 1998.
In einem ausführlichen Interview mit der jungen Welt (17. Oktober 2007) äußerte sich Pohl – zusammen mit dem früheren RAF-Mitglied Rolf Clemens Wagner – über die Motivation, sich der RAF anzuschließen: »Wir haben unseren Kampf im internationalen Zusammenhang und in Einheit mit den Freiheitskämpfen im Trikont und in Europa gesehen. Die Befreiungsbewegungen weltweit waren eine Offensive. Und auf der Ebene haben wir schon darauf gehofft, daß wir gewinnen. Wir bewegten uns inmitten der Geschichte von Widerstand, Befreiung und Revolution. Man mußte nicht mehr völlig verloren und für sich allein kämpfen. Freiheit bedeutete für uns auch, bewußt Teil einer historischen Entwicklung zu sein, und der historische Prozeß richtete sich eindeutig gegen den Kapitalismus. Daß der weltrevolutionäre Prozeß dann zu Veränderungen auch in diesem Land führte und eine Aufbruchstimmung aus dieser Hoffnung entstand, ist aktuell etwas schwer Vermittelbares – insbesondere jemandem, der heute 15, 20 oder 25 Jahre alt ist.«
Pohl verwahrte sich in dem Gespräch gegen die Gleichsetzung des Al-Qaida-Terrors mit Aktionen der Guerilla-Gruppe: »Bei der RAF mußte niemand befürchten, daß – wie in London oder Madrid geschehen – auf irgendeinem Parkplatz oder in irgendeiner U-Bahn eine Bombe hochgeht. Wir haben gezielte Aktionen gemacht und nicht irgendwelche unbeteiligten Zivilisten angegriffen. Wir haben uns an dem grundsätzlichen Schema vom begrenzten Krieg orientiert. Der militärische Einsatz sollte dazu dienen, eine politische Wirkung zu entfalten.« (jW)
junge Welt 14.8.2014
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