Montag, 25. August 2014
Die heutige revolutionäre Bewegung und der Trotzkismus
Von Professor Agim Popa*
(*Agim Popa war Professor für marxistische Philosophie, Abteilungsleiter im Institut für marxistisch-leninistische Studien beim ZK der PAA.)
Quelle; Albanien Heute, 5/1972
Die Entwicklung der revolutionären Arbeiterbewegung in unserer Zeit erfordert, wie der 6. Parteitag der Partei der Arbeit Albaniens (PAA) hervorhob, zwangsläufig einen beharrlichen Kampf gegen den Rechtsopportunismus der modernen Revisionisten, was die Hauptstoßrichtung sein muss, aber auch gegen ,“linke“ Strömungen und Abweichungen, besonders gegen die gefährliche Tätigkeit der Trotzkisten, die seit den sechziger Jahren wieder aufgelebt ist. In seinem Rechenschaftsbericht auf dem 6. Parteitag sagte Genosse Enver Hoxha „Die verschiedenen antimarxistischen Strömungen der Trotzkisten und Anarchisten sind wieder aufgelebt wie nie zuvor. Indem sie in verschiedene Massenbewegungen, speziell der Jugend und der Intellektuellen, eindringen, versuchen sie, die Massen vom richtigen Weg abzubringen und sie in gefährliche Abenteuer zu stürzen, die zu schweren Niederlagen und Enttäuschungen führen müssen.“
Die neue Blüte des Trotzkismus und ihre Ursachen
Nach dem 20. und vor allem nach dem 22.Parteitag der KPdSU, wo der Renegat Chruschtschow die wilde Kampagne des Anti-Stalinismus eröffnete, erhob der Trotzkismus, dem schwere Schläge versetzt worden waren, und der jeden Einfluss auf die Massen verloren hatte, wieder sein Haupt, nahm seine Wühlarbeit auf breiter Ebene wieder auf und streckte seine giftigen Wurzeln in viele Länder der Erde. Wie Pilze nach einem warmen Regenguss begannen trotzkistische Gruppen und Organisationen in großer Zahl in Europa, Amerika und anderen Teilen der Welt zu sprießen. Etwa seit den sechziger Jahren gruppieren sich die Trotzkisten um 4 Hauptzentren: Das „Internationale Sekretariat“, die sogenannte „Marxistisch-revolutionäre Strömung der 4. Internationale“, das „Lateinamerikanische Sekretariat“ und das „Internationale Komitee“. In Westeuropa sind die trotzkistischen Gruppen besonders zahlreich (In der BRD arbeiten unter anderem der „Spartacus“, „spartacus/BL“ und die GIM, Anm. des Übers.). Aber auch außerhalb Europas gibt es viele trotzkistische Gruppen, z.B. in Ceylon und Japan.
Es soll hier keine vergleichende Analyse der ständig miteinander in Streit liegenden Gruppen und Fraktionen geleistet werden. Stattdessen sollen die ihnen allen gemeinsamen Grundzüge in ihrem Kampf gegen den Marxismus- Leninismus und die revolutionäre Bewegung dargestellt werden. Was sind nun die Ursachen für die Wiedergeburt des Trotzkismus in der heutigen Zeit?
Einerseits ist der Grund in dem Verrat der modernen Revisionisten, insbesondere der sowjetischen, zu suchen, der große Verwirrung in der revolutionären Bewegung gestiftet hat. Genau dieser Verrat erlaubt es den Trotzkisten. mit pseudolinken Phrasen zu spekulieren. um die revolutionäre Bewegung irrezuleiten. Andererseits ist die Wiedergeburt des Trotzkismus verbunden mit der breiten Einbeziehung kleinbürgerlicher Schichten in die revolutionäre Bewegung, insbesondere des städtischen Kleinbürgertums wie kleine Händler, untere und mittlere Angestellte, Intellektuelle und Studenten, die das typisch kleinbürgerliche Zögern und Schwanken mit sich bringen. Gerade dieses Schwanken, diese kleinbürgerliche Unbeständigkeit, die Neigung, von einem Extrem ins andere zu verfallen, vom Anarchismus und zügellosen Abenteurertum in rechtesten Opportunismus und Defätismus, bilden den günstigen Boden, auf dem der Trotzkismus seine Blüten treibt und für seine eigenen konterrevolutionären Ziele arbeitet. Und schließlich fördert die Bourgeoisie gerade heute, wo die Welle der revolutionären Bewegung ständig anschwillt, mit allen Mitteln die Ausbreitung des Trotzkismus. Denn dieser benutzt den Widerstand der breiten werktätigen Massen, insbesondere der Jugendlichen und Studenten, gegen die kapitalistische Ordnung und ihre aufrichtigen, aber spontanen revolutionären Neigungen, um sie mit ultralinker Phraseologie zu desorientieren, sie in gefährliche Abenteuer zu stürzen, und sie so zu demoralisieren. Auf diese Weise versuchen die Trotzkisten die Massen vom richtigen revolutionären Weg abzubringen. Deshalb finanziert auch die Bourgeoisie die Verbreitung der Werke Trotzkis und anderer trotzkistischer Literatur in hoher Auflage.
Grundlegende Merkmale des heutigen Trotzkismus
Was charakterisiert den heutigen Trotzkismus? Die Behandlung dieser Frage, wenn auch nur in allgemeiner Form, ist entscheidend für das Verständnis der Rolle dieser antimarxistischen Strömung unter den heutigen Bedingungen der Revolution. Der Trotzkismus unserer Zeit stützt sich im allgemeinen noch auf die antimarxistischen Standpunkte, Ziele und Methoden Trotzkis, aber er trägt auch neue Züge und Besonderheiten aufgrund der heutigen Bedingungen der Entfaltung trotzkistischer Tätigkeit:
A. Vom philosophisch-methodischen Standpunkt aus ist der heutige Trotzkismus wie eh und je gekennzeichnet durch voluntaristischen Subjektivismus. Dies zeigt sich unier anderem in der Unfähigkeit, die objektiven Bedingungen, die die Entwicklung der Revolution im nationalen und internationalen Rahmen bestimmen, sowie den Charakter und die Triebkräfte der Revolution in ihren verschiedenen Etappen zu erkennen und zu berücksichtigen. Die trotzkistischen Ansichten über die Revolution zeichnen sich durch grenzenlosen Eklektizismus und Pragmatismus, das Fehlen fester Prinzipien, durch Schwankungen von einem Extrem ins andere und durch große Vorliebe für kurzlebige Erfolge aus.
B. Auf ideologisch-politischem Gebiet ist die Grundhaltung des Trotzkismus die erbitterte Feindschaft mit dem revolutionären Marxismus-Leninismus. Dies ist eine allgemeine Erscheinung des heutigen wie des früheren Trotzkismus. Zuerst drückte sich das in einer feindseligen Haltung Trotzkis gegenüber Lenin und dem Leninismus aus; später im Hass der Trotzkisten gegen Stalin, seine Lehren, sein werk und seine Führung. Heute findet ihr Kampf gegen den Marxismus-Leninismus seinen Ausdruck darin, dass sie vom Kampf gegen den modernen Revisionismus ablenken und stattdessen antistalinistische Positionen propagieren, während sie über den Kampf gegen den. modernen Revisionismus kaum ein Wort verlieren, haben sie die Speerspitze ihrer Tätigkeit gegen Stalin und den „Stalinismus“. gerichtet. Sie verzerren Stalins revolutionäre Linie und beschimpfen sie als rechtsopportunistisch. Sie beschuldigen ihn des Verrats am Leninismus und an der Sache der Revolution und des Sozialismus, sie beschuldigen ihn der Desorientierung der kommunistischen Weltbewegung, sie werfen ihm vor, nach dem 2. Weltkrieg im Westen eine Ebbe der Klassenkämpfe verursacht und die Länder der Volksdemokratien besetzt und ausgebeutet zu haben, usw. (s. dazu: P. Frank, „Die 4. Internationale“ Maspeio 1969). (…) Andererseits stimmen die Trotzkisten in grundlegenden Fragen voll mit den modernen Revisionisten überein und unterstützen alle revisionistischen Strömungen und Varianten. 1948 sprach die 4. Internationale ihre Unterstützung für die jugoslawischen Revisionisten aus und führte eine breite Solidaritätskampagne für sie durch (siehe: P. Frank, „Die 4. Internationale.). 1956 ergriff sie für die ungarische Konterrevolution Partei und war nur „befremdet“ über Imre Nagys „unentschlossene Haltung“ (Imre Nagy war der Führer des konterrevolutionären ungarischen Aufstandes). 1968 unterstützten sie die Dubcek-Revisionisten in der CSSR und erklärten deren Kurs für revolutionär (s. dazu: P. Frank, “Die 4. Internationale“). Ebenso stimmen sie in die Demagogie der Sowjetrevisionisten über die einheitliche Front aller sozialistischen Staaten gegen den US-Imperialismus ein und verleugnen den Prozess der Restauration des Kapitalismus in den revisionistischen Ländern. Was Lenin einmal über Trotzki sagte, trifft auch für den heutigen Trotzkismus voll zu: „er laviert, spekuliert, stellt sich als Linker dar und unterstützt die Rechten, wo er nur kann.“ Das Ziel der Trotzkisten ist es, alle Strömungen, rechte wie „linke“, gegen den revolutionären Marxismus-Leninismus zu vereinigen, den sie als „Stalinismus“ bezeichnen.
Zum zweiten ist die Spaltung der revolutionären Arbeiterbewegung charakteristisches Merkmal und erklärtes Ziel des heutigen Trotzkismus. Objektiv könnte man die Trotzkisten als eine besondere Agentur der Bourgeoisie zur Spaltung der Arbeiterbewegung bezeichnen; denn die Trotzkisten erklären die Spaltung zum Prinzip, zum wünschenswerten Ziel, indem sie sich offen gegen die Einheit selbst in ihren eigenen Reihen aussprechen. Einer der Führer und Chefideologen des heutigen Trotzkismus, Pierre Frank, schreibt dazu: „Das eigentlich Anormale in der Arbeiterbewegung ist, dass sie so einheitlich, ja monolithisch sein soll, eine ‘Einheit’, die jeden unabhängigen politischen Gedanken innerhalb der sich marxistisch nennenden Organisationen erdrosseln muss. Wenn man die Geschichte der Arbeiterbewegung betrachtet, sieht man, dass sie meistens durchsetzt war von Richtungskämpfen der verschiedensten Strömungen untereinander, die sich theoretisch, ideologisch und politisch bekämpften. Dies ist eine normale Erscheinung, da der Fortschritt der revolutionären Praxis und Theorie nicht denkbar ist ohne eine ständige Konfrontation der Theorien, Standpunkte und Ziele mit der Wirklichkeit, um so mehr in einer Zeit der ununterbrochenen Aufstände, in denen das Neue von Tag zu Tag mehr hervortritt“ . ( s . dazu:’ P. Frank, „Die 4. Internationale“, S.60) Also kommt für ihn die Einheit der Arbeiterbewegung gar nicht in Frage, ständige Spaltungen sind der „Normalzustand“. Daraus folgt ganz klar, dass die unablässig Spaltungen in den eigenen Reihen der Trotzkisten, ihre ständige Zersplitterung in eine große Zahl sich bekämpfender Gruppen und Fraktionen nicht nur ein Ausdruck ihrer Schwäche und ihres kleinbürgerlichen Charakters ist, sondern durchaus eine bewusste Taktik, um Zwietracht, Spaltung und Auflistung in die Arbeiterbewegung zu tragen.
Ein drittes klassisches Merkmal des Trotzkismus sind die prinzipienlosen Schwankungen nach „links“ und rechts, einmal das Bündnis mit den rechten Opportunisten, ein anderes Mal mit linksradikalem Abenteurertum. So propagieren sie auf der einen Seite die Politik der „Unterwanderung“, d. das Verschmelzen trotzkistischer Gruppen mit anderen Parteien, auch mit den rechtesten Sozialdemokraten, während sie auf der anderen Seite die Bildung antifaschistischer Volksfronten grundsätzlich wütend angreifen und von „opportunistischer Politik der Klassenkollaboration“ geifern. Einerseits preisen sie überschwänglich den individuellen Terror und unterstützen anarchistische Bewegungen ohne Perspektive und ohne ein klares, revolutionäres Programm, die nur Verwirrung und Auflösung in die revolutionäre Bewegung tragen, wie die chaotischen Revolten kleinster bewaffneter Gruppen oder der Kampf der von den Massen gelösten Guerillas, die sich nicht auf eine breite organisierte politische Massenbewegung stützen. So reden sie dem politischen Abenteurertum das Wort, während sie andererseits der Arbeiterbewegung eine „Strategie und Taktik“ in ihrem Kampf für den Sozialismus empfehlen, die identisch ist mit der reformistischen Linie der Revisionisten (s. dazu, K. Mavrakis, „Über Trotzkismus“, Maspero l97l). Und auch diese Schwankungen, diese eklektizistische Mischung aus den rechtesten und „linkesten“ Positionen sind, wie schon das Spaltertum der Trotzkisten, nicht nur ein Ausdruck ihres kleinbürgerlichen Charakters, sondern auch ein Mittel zur Verwirrung und lrreleitung der revolutionären Bewegung.
All dies zeigt: die grundlegende politische Eigenschaft des heutigen Trotzkismus ist die gleiche geblieben wie schon zu Trotzkis Zeiten, nämlich Revolution in Worten, und in der Tat die Bekämpfung der revolutionären Bewegung, die Sabotage an der Revolution. Die oben erwähnten charakteristischen Züge, die auf alle heutigen trotzkistischen Gruppen, egal welcher Fraktion oder Schattierung, zutreffen, finden ihren konkreten Ausdruck in der Behandlung einer Reihe von Problemen. Wir wollen auf einige davon, wenn auch nur kurz, eingehen, um zu zeigen, wie die Trotzkisten den Marxismus-Leninismus verzerren und auf welche niederträchtige Weise sie die revolutionäre Arbeiterbewegung zu täuschen und zu desorientieren suchen.
Wie die Trotzkisten die heutige revolutionäre Arbeiterbewegung sabotieren
Die Trotzkisten machen einen großen Wirbel mit revolutionären Phrasen und propagieren insbesondere die sogenannte Theorie der „permanenten Revolution“, mit der sie überall als „schöpferische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus“ hausieren gehen. Aber was ist der Kern ihrer ultrarevolutionären Theorien und wem dienen sie in Wirklichkeit? Die Theorie der „permanenten Revolution“ ist die Leugnung der Etappen der Revolution unter dem Vorwand ihrer ununterbrochenen Entwicklung. Diese Haltung ist nicht neu; schon Trotzki handelte mit dieser schmutzigen Ware. Geht man nach dieser Theorie, dann ist in jedem Land, ob in den kapitalistischen Metropolen oder in den kolonialen oder halbkolonialen Ländern, die kommende Revolution keine andere als die sozialistische, ohne jede Zwischenstufe. „Die ganze revolutionäre Erfahrung des heutigen Vietnam bestätigt die Notwendigkeit für die Revolutionäre in den kolonialen Ländern, den Prozess der proletarischen Revolution in Gang zu bringen, wenn sie die sogenannten ‘nationalen’ Belange durchsetzen wollen“. (s.: D. Avenas, A. Brossar, „Über Antitrotzkismus“ s. 75) Und weiter: „…die Revolution in Etappen hat endgültig fehlgeschlagen“. Aber wer die Frage so stellt, ignoriert vollständig die objektiven Faktoren, die den Charakter der Revolution auf den verschiedenen Stufen ihrer Entwicklung bedingen; es bedeutet eine bewusste Einengung der sozialen Basis der Revolution in diesen Ländern, so dass Zwietracht zwischen den verschiedenen sozialen Kräften gestiftet wird, die im revolutionären Kampf vereint sein müssten, und die Revolution letztlich sabotiert wird. Diesen abenteuerlichen Aussagen der Trotzkisten setzen die Marxisten-Leninisten die Notwendigkeit der konkreten Analyse der Entwicklung der Revolution in jedem Lande entgegen, ohne in starre oder „absolute“ Aussagen zu verfallen, und betrachten, wo die objektiven Bedingungen und Umstände es erfordern, die Verbindung der Revolution in Etappen mit der ununterbrochenen Revolution unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch- leninistischen Partei als notwendige Vorbedingung, um die antiimperialistische oder demokratische Revolution zu Ende zu führen und zur sozialistischen überzugehen.
Die trotzkistische Theorie der „permanenten Revolution“ ist die Theorie der Leugnung des nationalen Faktors in der Entwicklung der revolutionären Bewegung. Die Theorie der Überschätzung des äußeren Faktors und der Leugnung des inneren Faktors als entscheidend für die Revolution ist in letzter Konsequenz die Theorie vom „Export“ der Revolution. „Die Vorstellung, dass revolutionäre Bewegungen im nationalen Rahmen oder in regionaler Isolation vonstatten gehen oder gar erfolgreich sein könnten,“ so ein programmatisches Dokument der 4. Internationale unter der Überschrift „Allgemeine Dialektik der Weltrevolution“, „ist nie so bankrott gewesen wie in der heutigen Epoche der Interkontinentalraketen und der Flüge in den äußeren Weltraum.“ Die Trotzkisten D. Avenas und A. Brossat schreiben dazu: „Die verschiedenen Länder haben sehr unterschiedliche Entwicklungsstufen erreicht, aber sie sind alle sehr eng miteinander verbunden, sie sind abhängig voneinander. Dies sollte man ständig im Auge behalten, denn diese letzte Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte verbietet ein Zurückgehen auf nationale Grenzen.“ Diese Betrachtensweise führt in der Tat zur Aufgabe der Revolution in einzelnen Ländern, um auf die Schaffung der Bedingung für eine „Kettenweltrevolution“ zu warten, die nie eintreten wird aufgrund der ungleichen ökonomischen und politischen Entwicklung des Kapitalismus. Indem sie diesen Faktor zu überspielen versuchen und die Revolution auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben, verfallen die Trotzkisten wieder einmal in bürgerlichen Subjektivismus und begehen Verrat an der Revolution und den Völkern der Welt.
Mit ihren „Argumenten und Positionen“ spalten die Trotzkisten die Triebkräfte des heutigen revolutionären Prozesses. In den kolonialen und halbkolonialen Ländern stellt die Arbeiterklasse eine zahlenmäßig sehr begrenzte Klasse dar, während die Bauernschaft die Mehrheit der Bevölkerung und einen quantitativ stärkeren Faktor in der Revolution ausmacht. Indem die Trotzkisten hier die Revolution in Etappen leugnen, leugnen sie das revolutionäre Potential der Bauernschaft und entfremden die Bauernschaft und andere Zwischenschichten durch ultralinke Phrasen von der Arbeiterklasse. In den entwickelten kapitalistischen Ländern dagegen, wo die Arbeiterklasse die entscheidende Kraft jeder revolutionären Entwicklung ist, verbreiten die neuen Trotzkisten immer hartnäckiger den Standpunkt, dass hier die ausschlaggebende Kraft der Revolution und ihre wahren Führer angeblich die jungen Intellektuellen, die Studenten und Schüler seien. Bezeichnend ist deshalb, dass sich trotzkistische Strömungen hauptsächlich unter der studierenden Jugend ausbreiten, während ihr Einfluss auf die Arbeiterklasse verschwindend gering ist. In dieser Frage ist also die Position der Trotzkisten ähnlich der der bürgerlichen Ideologen vom Schlage Marcuses oder der rechten Revisionisten wie Fischer und andere. Aber wie entwickelt die Studentenbewegung auch sein mag, eine positive und wirksame Rolle im Kampf gegen den Kapitalismus kann sie nur spielen, wenn sie sich mit der revolutionären Arbeiterbewegung verbindet und sich der Führung des Proletariats und seiner marxistischleninistischen Partei unterstellen. Während die Trotzkisten also ein großes Geschrei mit allgemeinen ultrarevolutionären Phrasen anstellen, sieht es ganz anders aus, wenn es darum geht, konkrete Probleme der Entwicklung der Revolution zu behandeln. Dann nämlich kommen sie mit Ansichten, die im Grunde völlig mit denen der modernen Revisionisten oder linken Sozialdemokraten übereinstimmen, mit Vorschlägen über „strukturelle Reformen“ des Kapitalismus, mit neuen Modellen der Mitbestimmung und Beteiligung an der Führung der Konzerne usw. So behauptet der Trotzkist Mandel, der Kampf für Arbeiterkontrolle in den kapitalistischen Ländern schaffe „eine Situation der Doppelherrschaft“, und „die Forderung nach Arbeiterkontrolle zielt auf die Errichtung der Arbeitermacht zunächst im Betrieb, später dann im ganzen Land.“
Laut Mandel hätten die französischen Arbeiter im Mai-Juni 68 den Sieg errungen, wenn sie nach den folgenden Empfehlungen gehandelt hätten: „Wären sie die vorangehenden Monate und Jahre im Geiste der Arbeiterkontrolle erzogen worden, hätten sie gewusst, was zu tun war: in jedem Unternehmen ein Komitee wählen, das mit der Offenlegung der Rechnungsführung der Unternehmer beginnt; sich selber die Löhne errechnen, sowie die Steuerlast des Betriebes nach dessen Umsatz; das Recht auf Abstimmung bei Fragen der Einstellung, Entlassung und Arbeitsorganisation herstellen; die eingesetzten Vorarbeiter durch gewählte ersetzen…Die Arbeiter hätten schnell von der Arbeiterkontrolle zur Arbeiterselbstverwaltung übergehen können. Aber in dieser Zeit hätten sie vor der ganzen Nation die Willkür, Ungerechtigkeit und Ausplünderung von Seiten der Unternehmer anklagen können. Sie hätten lokale, regionale und nationale Kongresse der Streik- und Arbeiterkontrollkomitees organisieren können, um den kämpfenden Arbeitern die Organisations- und Selbstverteidigungsmittel zu sichern, die nötig sind, um dem bürgerlichen Staat und der Bourgeoisie als ganzem entgegenzutreten.“ (Zitiert nach K. Mawakis „Über Trotzkismus“) Und das alles geht nach den trotzkistischen Theorien unter den Bedingungen der Herrschaft einer bis an die Zähne bewaffneten Bourgeoisie, ohne sie zu stürzen, ohne ihre Staatsmaschinerie zu zerschlagen, ohne die Diktatur des Proletariats zu errichten! Das ist eine schändliche, opportunistische Leugnung der Revolution.
Die heutigen Trotzkisten und die Frage der proletarischen Vorhutpartei
Die feindliche Haltung der Trotzkisten, der alten wie der „neuen“, gegenüber der revolutionären Arbeiterbewegung ist besonders klar zu erkennen an der Frage der proletarischen Partei. Den trotzkistischen Standpunkt könnte man wie folgt zusammenfassen:
Erstens ist nach den Trotzkisten die Führung und selbst die Existenz der marxistisch-leninistischen Partei nicht absolut notwendig im Kampf für den Sturz der Bourgeoisie und den Sieg des Sozialismus. Wie der Trotzkist P. Frank in seinem Machwerk „Die 4. Internationale“ schreibt, sagte schon Trotzki in seinen Werken voraus, wenn auch nur als seltener Fall unter ganz besonderen Umständen, dass „die sozialistische Revolution auch unter einer nicht revolutionären, marxistischen Führung siegreich sein könne“, was nach dem 2. Weltkrieg in manchen Fällen auch angeblich geschehen sei. Es ist offensichtlich, dass in dieser Frage keinerlei prinzipielle Differenz zwischen den Trotzkisten und den jugoslawischen, italienischen und anderen modernen Revisionisten besteht. Es ist eine bekannte Tatsache, dass solche Argumente darauf abzielen, die Arbeiterklasse ohne eine wahrhaft revolutionäre Führung zu lassen und nur dazu dienen, die Revolution zu untergraben und die Arbeiterklasse an das kapitalistische Joch zu fesseln.
Zweitens treten die Trotzkisten gegen die ungeteilte Führung der marxistisch-leninistischen Partei nach der proletarischen Machtergreifung auf, und propagieren gemeinsam mit diversen rechten bürgerlichen und revisionistischen Ideologen das Mehrparteiensystem im Sozialismus. So wieder P. Frank in „Die 4. Internationale“: „In der Gesellschaft der Übergangsperiode zum Sozialismus wird die Arbeiterklasse noch lange Zeit insoweit differenziert bleiben, dass verschiedene ihrer Teile und Schichten auch verschiedene Ansichten über das Verhältnis zwischen ihren täglichen und ihren langfristigen Interessen haben werden. Also wird in der Übergansperiode Platz sein für verschiedene Parteien, manche eher reformistischer, manche eher revolutionärer Art.“
Das ist ein offenes Bekenntnis zur bewussten Spaltung der Arbeiterklasse! Wenn die Existenz mehrerer sogenannter Arbeiterparteien akzeptieren, ja sogar propagiert wird, ist damit natürlich die Führung der einzigen Vorhutpartei der Arbeiterklasse auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus ausgeschlossen. Aber unter diesen Umständen ist die Existenz der Diktatur des Proletariats ebenfalls unmöglich, und das ist auch das Ziel der ganzen Sache für die Trotzkisten. Allein die Tatsache, dass sie eine wilde Kampagne der Verleumdung gegen das „stalinistische“ Sowjetsystem entfachten und auch heute noch durchführen, zeigt ihren unverhohlenen Hass gegen den Staat der Diktatur des Proletariats.
Drittens: Durch das Anpreisen der gleichzeitigen „Weltrevolution“ und mit der Unterschätzung des inneren, nationalen Faktors der Entwicklung der revolutionären Bewegung, lassen sie konsequenterweise auch die Bedeutung der proletarischen Partei im nationalen Rahmen unter den Tisch fallen und sprechen von der Notwendigkeit einer „Weltpartei“. Da es – wie sie sagen – keinen wahren Sozialismus in einem Land gibt, kann das Instrument der Weltrevolution auch nur eine Weltpartei sein (P. Frank in „Die 4. Internationale“).Das heißt nichts anderes, als die proletarische Partei ihrer eigentlichen Aufgabe zu berauben, denn der weltrevolutionäre Prozess kann unter den heutigen Bedingungen nur gedacht werden als die Entwicklung und der Sieg der Revolution in einzelnen Ländern, also im nationalen Rahmen, und unter der unabdingbaren und voll verantwortlichen Führung der proletarischen Partei jedes Landes.
Viertens sind die Trotzkisten geschworene Feinde der leninistischen Prinzipien über das innere Leben der proletarischen Partei, auch wenn sie sich in Worten als entschiedene Anhänger Lenins oder gar als die einzigen Leninisten bezeichnen. Unter dem Vorwand der „Demokratie“ und der „Gedankenfreiheit“ opponieren sie vor allem gegen das Prinzip des Zentralismus und der Einheit des Denkens und Handelns und gegen die eiserne Disziplin in der Partei. Aber ohne Zentralismus, ohne Disziplin muss die Partei unorganisiert und gestaltlos bleiben: ein Klub für endlose Diskussionen, aber unfähig, irgendwelche wirkungsvolle, revolutionäre Arbeit zu leisten. Auf diese Weise wird die innere Demokratie zu einem Mittel der Auflösung, der Liquidierung der Partei.
Die Partei neuen, leninistischen Typs wurde von Trotzki seinerzeit als „Barackenregime“ bezeichnet. Die leninistischen Normen beschimpfte er als bürokratisch und diktatorisch. Seiner Ansicht nach sollte die Partei eine prinzipienlose Vereinigung aller Fraktionen und Strömungen sein, die sich selbst sozialistisch oder kommunistisch nennen. (s. P. Frank,“Die 4. Internationale“) Die „neuen“ Trotzkisten haben die alten, liquidatorischen Theorien von Trotzki voll übernommen. Sie verteidigen den Fraktionismus und fordern „die Freiheit der Diskussion und das Recht, Fraktionen in der Partei zu bilden, da sonst der Basis die eigentliche politische Arbeit verwehrt würde.“ (s. Jean-Jaques Marie, „Trotzkismus“). Auch in dieser Frage wieder vertreten die Trotzkisten vollständig die gleichen Positionen wie die rechten Revisionisten vom Schlage Garaudys oder Fischers oder wie die „linken“ Gruppen wie „Manifesto“ und ähnliche, die offener noch als die Trotzkisten Lenins Lehren über die Partei verwerfen.
Die Tatsachen beweisen also, dass die heutigen Trotzkisten ein geschworener Feind der revolutionären Arbeiterbewegung und der unterdrückten Völker sind, und eine gefährliche Waffe in Händen der Bourgeoisie und des Imperialismus zur Verwirrung der Bewegung, zu ihrer Spaltung und Auflösung darstellen. Deshalb ist heute der konsequente Kampf zur Entlarvung und Vernichtung des Trotzkismus eine dringende Notwendigkeit für die erfolgreiche Entwicklung der revolutionären Arbeiterbewegung und eine ständige Aufgabe für alle Marxisten-Leninisten. Das bedeutet einen langwierigen und komplizierten ideologischen und politischen Kampf, um den wahrhaft konterrevolutionären Charakter der trotzkistischen Standpunkte zu den heutigen Fragen der Revolution aufzudecken. Doch dieser Kampf allein würde unzureichend sein. Wenn man sich nämlich klarmacht, welche Bedingungen erst die neue Blüte des Trotzkismus ermöglichten, erkennt man, dass die Zerschlagung der trotzkistischen Strömungen untrennbar verbunden ist mit dem Kampf der marxistisch-leninistischen Parteien gegen den modernen Revisionismus mit dem sowjetischen an der Spitze, um endlich der Verwirrung, die er in die heutige revolutionäre Bewegung gebracht hat, ein Ende zu machen. Dieser Kampf muss vor der Arbeiterklasse und allen Völkern geführt werden, um aufzuzeigen, welch tiefe Kluft die Revisionisten vom Marxismus-Leninismus trennt, und auf welcher Seite die Trotzkisten stehen. Aber die entscheidende Bedingung für einen erfolgreichen Kampf gegen den Trotzkismus ist die weitere Entwicklung der marxistisch-leninistischen Bewegung selbst, die Erstellung eines wahrhaft revolutionären Programms für jedes Land, die Ausbreitung und das Eindringen der marxistisch-leninistischen Parteien in die Massen, um ihnen eine klare Vorstellung zu geben. Dabei gilt es, die aufrechten, revolutionären Kräfte, die heute noch vom Trotzkismus irregeleitet sind, von seinem Einfluss zu befreien und für die Sache der Revolution zu gewinnen.
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