Freitag, 12. April 2019

Nach Julian Assanges Festnahme wollen linke Politiker einen Schutzstatus für ihn

Linke fordern Asylgarantie für Wikileaks-Gründer

Nach der Festnahme des Wikileaks-Gründers Julian Assange fordern linke Politiker*innen, dem Whistleblower politisches Asyl in Deutschland anzubieten. Andere verlangen von der ecuadorianischen Regierung, Assanges bisheriges Asyl nicht aufzukündigen.
Assange war am Donnerstag in der ecuadorianischen Botschaft in London festgenommen worden. Wahrscheinlich geschah dies in Absprache mit der Regierung Ecuadors, die ihm bis dahin politisches Asyl gewährt hatte. Nun droht ihm ein Prozess in den USA wegen seiner Wikileaks-Veröffentlichungen von US-Botschafts-Kommunikation im Jahr 2010. Außerdem liegen gegen den 47-Jährigen Vergewaltigungsvorwürfe in Schweden vor, die er zurückgewiesen hat.
Die LINKE-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht forderte, dass Kanzlerin Angela Merkel dem Publizisten Assange politisches Asyl anbietet. »Die Bundesregierung muss alles dafür tun um zu verhindern, dass Großbritannien Julian Assange an die USA ausliefert, wo ihm wegen der Enthüllung von US-Kriegsverbrechen eine lebenslängliche Haftstrafe oder sogar die Todesstrafe droht«, teilte Wagenknecht mit. Sowohl der Entzug seines politischen Asyls durch Ecuador als auch seine Verhaftung seien ein Verstoß gegen internationales Recht.
Die Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen (LINKE) appellierte »eindringlich an Ecuadors Präsidenten Lenín Moreno, dem Journalisten das politische Asyl für die journalistische Arbeit von Wikileaks nicht aufzukündigen und ihn nicht auszuweisen«. Laut Informationen der Linksfraktion hätte sich Dagdelen eigentlich an diesem Donnerstag mit Assange in der ecuadorianischen Botschaft in London getroffen. Die LINKE-Politikerin hatte ihn bereits im Dezember letzten Jahres in der Botschaft besucht, wo er seit sieben Jahren lebte.
Heike Hänsel, stellvertretende Linksfraktionsvorsitzende, die Assange letztes Jahr gemeinsam mit Dagdelen besucht hatte, teilte mit: »Die Bundesregierung steht jetzt in der Pflicht, zu verhindern, dass die Regierung des EU-Mitglieds Großbritannien Julian Assange an die USA ausliefert.« Es dränge sich »angesichts der Auslieferung der Eindruck einer Racheaktion auf, zumal ihr eine wochenlange Kampagne in regierungsnahen Medien in Ecuador vorausgegangen ist.« In den kommenden Tagen will sie Assange in London im Gefängnis besuchen.
Zur am heutigen Freitag stattfindenden Protestkundgebung vor der britischen Botschaft in Berlin riefen Dagdelen, Hänsel und weitere Unterstützer Assanges auf. Im australischen Sydney fand an diesem Freitag eine Demonstration gegen die Verhaftung Assanges, der australischer Staatsbürger ist, statt.
Jeremy Corbyn, Vorsitzender der Labour-Partei, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass die britische Regierung sich gegen die Auslieferung Assanges an die USA stellen solle. Die US-amerikanische Schauspielerin Pamela Anderson teilte auf Twitter eine Petition, die sich gegen eine Auslieferung an die USA ausspricht.
Der umstrittene »Geheimdienst des Volkes«
Wikileaks macht seit einem Jahrzehnt von sich Reden - erstmals sorgte die Plattform mit dem Video eines US-Kampfeinsatzes in Irak für Aufsehen
Derweil ist offenbar ein Mitarbeiter von Assange in Ecuador festgenommen worden. Die ecuadorianische Innenministerin María Paula Romo sagte am Donnerstag, dass die Festnahme stattfand, als der »sehr enge« Mitarbeiter Assanges nach Japan habe reisen wollen. Laut ihren Angaben soll es sich um einen schwedischen Staatsbürger handeln, der in Ecuador lebte.
Laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP kann es sein, dass Assange in Schweden juristische Auseinandersetzungen bevorstehen. Die Anwältin der Frau, die den Wikileaks-Gründer 2010 wegen Vergewaltigung angezeigt hatte, erklärte, sie werde »alles dafür tun«, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen Vergewaltigung wieder aufnehme und Assange nach Schweden ausgeliefert werden könne. 2017 hatte die Stockholmer Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Assange beendet. mbn/nd
Schlagwörter zu diesem Artikel:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen