Montag, 29. April 2019

Solidarität mit Riesa Teigwaren gefragt: Tarifvertrag für Riesa NUDELN! Keine Repressalien gegen den Betriebsrat!


Dossier

[DGB-Kampagne] Stop Union BustingBeim bekannten ostdeutschen Unternehmen Riesa NUDELN haben sich die Kolleginnen und Kollegen vor etwa einem halben Jahr angefangen gewerkschaftlich zu organisieren. Vor einigen Monaten wurde dort erfolgreich ein Betriebsrat gewählt. Nun streiten sie für einen Tarifvertrag, um ihre Arbeitsbedingungen und Löhne zu verbessern. Bei den Teigwaren Riesa GmbH sind 145 Arbeitnehmer/-innen beschäftigt, zwei Drittel davon arbeiten knapp über dem Mindestlohn. Das Unternehmen ist nach eigenem Bekunden Marktführer in den neuen Bundesländern. Bisher lehnen die Geschäftsleitung und die Eigentümerfamilie Freidler Tarifverhandlungen ab. (…) Am 6. Dezember hat nun das Unternehmen den Betriebsratsvorsitzenden und engagierten Gewerkschafter Daniel freigestellt und Hausverbot erteilt. Dieses Vorgehen des Unternehmens ist völlig inakzeptabel…” Aufruf der NGG Landesbezirk Ost externer Link  um Solidaritätsfotos und –schreiben für die Gewerkschaftsmitglieder und den mit Hausverbot belegten Betriebsratsvorsitzenden Daniel. Siehe dazu:
  • [Interview] Arbeitskampf im Nudelwerk Riesa New 
    “Die Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelbranche sind schlecht. Niedrige Löhne und belastende Arbeitszeiten sind sicher nicht nur Probleme dieser Branche. Aber sie scheinen dort besonders allgemeingültig zu sein. Gegen die Versuche gewerkschaftlicher Organisation wird oft hart vorgegangen, wie im Fall von Alnatura oder dennree. Auch im Teigwarenwerk in Riesa organisiert sich seit einiger Zeit die Belegschaft und kämpft für bessere Bedingungen. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden des Betriebsrates, Daniel Zielke, über die aktuelle Situation.” Interview von und bei Radio Corax vom 25. April 2019 externer Link Audio Datei (Audiolänge: ca. 12:30 Min.)
  • »Man muss sich nicht ergeben« – Der erste Arbeitskampf im Nudelwerk Riesa steht für einen Aufbruch in Ostdeutschland  
    “Jeder im Osten kennt sie – Nudeln aus Riesa. Es gibt sie mit Ei oder ohne, in Vollkorn, bio oder glutenfrei, in Dino- oder Häschenform. Teigwaren Riesa ist »unangefochtener Marktführer in den neuen Bundesländern«, wirbt der Traditionsbetrieb aus Sachsen, der seit 1993 dem baden-württembergischen Familienunternehmen Alb-Gold Teigwaren mit Sitz in Trochtelfingen gehört. Doch bei den Löhnen ist der Marktführer ganz und gar nicht Spitze. (…) Die Beschäftigten nahmen das lange hin. Doch im vergangenen Jahr war Schluss. »Warum sollen wir weniger verdienen?«, fragt Zielke, der im Vertrieb arbeitet. (…) Zusammen mit zwei Kolleginnen hat er die Gründung des Betriebsrats in Riesa initiiert, dem ersten überhaupt in der Alb-Gold-Unternehmensgruppe, sie holten die Gewerkschaft ins Haus, mit dem Ziel, Tarifverhandlungen zu führen. (…) Fünfmal haben die sächsischen Nudelwerker 24 Stunden lang die Arbeit niedergelegt, dazu noch zwei halbe Tage. »Wenn wir streiken, steht die Produktion still«, sagt Zielke. Es ist nicht nur ein Spruch aus dem Arbeitskampfwortschatz. Das Unternehmen bestätigt: »Die Warnstreiks haben dem Unternehmen massiven wirtschaftlichen Schaden zugefügt.« 300.000 Euro Umsatz gehen durch einen einzigen Streiktag verloren. Das konnte die Gewerkschaft einem gescheiterten Antrag des Arbeitgebers auf gerichtliches Verbot ihres Streiks entnehmen. (…) Doch die Geschäftsleitung hat sich bewegt und gab ihren Widerstand gegen die Übernahme des sächsischen Manteltarifs auf. Der Kompromiss sieht vor, dass nach einem Zwischenschritt 2019 für 2020 der Tarifvertrag voll übernommen wird. Dafür gibt es in diesem Jahr keine weitere Lohnsteigerung. Seit Januar beträgt der Stundenlohn dadurch in der Produktion im Durchschnitt 11,80 Euro brutto. Nimmt man die besser bezahlten Bereiche wie Verwaltung und Vertrieb hinzu, sind es nach Angaben der Gewerkschaft im Schnitt 12,30 Euro. Besser als vor dem Arbeitskampf, aber immer noch extrem wenig. (…) Am Dienstag werden die Beschäftigten in Riesa entscheiden, ob sie mit dem Ergebnis leben können. Bestätigen sie die Einigung, herrscht bis 31. März Friedenspflicht. Ab dann kann wieder gestreikt werden, zum Beispiel für die nächste Lohnerhöhung. Dass sie das können, haben die Beschäftigten der Teigwaren Riesa gezeigt.” Bericht von Ines Wallrodt bei neues Deutschland vom 20. April 2019 externer Link
  • »Du kannst Teil der Lösung oder Teil des Problems sein«. Belegschaft von Teigwaren Riesa setzt Betriebsratsgründung durch und kämpft für Tarifvertrag  
    “… Unsere Fabrik ist in Ostdeutschland, und wir haben im Schnitt über fünf Euro weniger Stundenlohn. Aber wir waren gewerkschaftlich ziemlich schnell ziemlich erfolgreich. Andere Gewerkschaften und der DGB überlegen nun, wie sie unseren Fall auf andere Betriebe im Osten übertragen können. (…) Es gibt viele offene Stellen, die mit Leiharbeitern besetzt sind. Das führt zu Unzufriedenheit der festen Mitarbeiter, weil jede Woche jemand neues eingearbeitet werden muss und die Qualität der Arbeit darunter leidet. Der zweite Punkt betraf die unterirdischen Löhne. Zwischen 10,50 und 11,50 Euro pro Stunde. (…) Wir haben jetzt einen Organisationsgrad von ca. 90 Prozent bei 150 Festbeschäftigten. Das ist das Ergebnis von ungefähr acht Monaten. Wir haben die Leute aktiv angesprochen und sie vor die Wahl gestellt: Du kannst Teil der Lösung oder du kannst Teil des Problems sein. Du kannst dich selbst für eine Seite entscheiden. Du kannst, wie die letzten Jahre, deinen Frust an deinen Kollegen auslassen oder an deiner Frau und deiner Familie zu Hause – was natürlich nicht toll ist – oder etwas ändern. Aber wir müssen jetzt handeln und nicht irgendwann. Danach sind immer mehr Kollegen in die Gewerkschaft eingetreten. Und dann hatten wir auch die Kraft: Wenn wir streiken, steht alles still! (…) wir hatten die erste Verhandlungsrunde. Das Resultat ist erst einmal eine Lohnerhöhung von sieben Prozent für alle Angestellten. Die Verpflichtung, an weiteren Verhandlungen teilzunehmen, und die Erklärung des ernsthaften Willens, einen Tarifvertrag abzuschließen, haben wir schriftlich. Wir wollten nach der ersten Verhandlungsrunde nicht ohne ein Zwischenergebnis gehen. Um den Kollegen zu zeigen, es tut sich was. Im März geht es in die nächsten Runden…” Interview von Susanne Knütter in der jungen Welt vom 12.03.2019 externer Link mit Daniel Zielke, dem Betriebsratsvorsitzenden bei Teigwaren Riesa
  • Großer Erfolg der Beschäftigten bei Teigwaren Riesa: Arbeitgeber sagt Aufnahme von Tarifverhandlungen zu  
    Die Geschlossenheit und Tatkraft der Beschäftigten von Teigwaren Riesa hat sich ausgezahlt. Heute Nachmittag gab das Unternehmen seine Blockadehaltung auf. Geschäftsführer Martin Steidl sagte zu, Tarifverhandlungen aufzunehmen. Ein erster Termin soll in der ersten Hälfte Januar 2019 vereinbart werden. „Das ist ein großer Erfolg der Beschäftigten bei Teigwaren Riesa. Sie haben nicht lockergelassen, zusammengestanden und keinen Zweifel daran gelassen, dass sie auch bereit sind, einen längeren Kampf für einen Tarifvertrag aufzunehmen. Wir können vor ihnen nur den Hut ziehen. Solche Beispiele müssen bei uns im Osten mehr Schule machen“, erklärt Thomas Lißner, Gewerkschaftssekretär der NGG Dresden-Chemnitz. Lißner weiter: „Nun geht es darum, ernsthaft in Verhandlungen einzusteigen. Die Beschäftigten werden auch diese aufmerksam begleiten und ihre Tarifkommission unterstützen. Wenn es gelingt, erfolgreich Tarifverhandlungen zu führen und abzuschließen, schmecken die Riesa NUDELN noch besser. Wir gehen zudem davon aus, dass das Hausverbot und die Arbeitsfreistellung des Betriebsratsvorsitzenden aufgehoben wird.“  Der für morgen geplante Streik wurde abgesagt. (….) Bei der Teigwaren Riesa GmbH sind 145 Arbeitnehmer/-innen beschäftigt, zwei Drittel davon arbeiten knapp über dem Mindestlohn. Der traditionsreiche Betrieb mit seiner bekannten Produktmarke „Nudeln Riesa“ ist nach den Angaben der Unternehmensleitung „unangefochtener Marktführer“ in den neuen Bundesländern. Er gehört als einer von drei Betrieben zu der familiengeführten ALB-GOLD-Gruppe.“ Pressemitteilung von NGG Ost vom 11.12.2018 externer Link
  • Die Solidaritätsfotos und –schreiben bitte schicken an:

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