Montag, 29. April 2019

Während ihre politischen Vertreter gegen Enteignung hetzen, machen die Wohnungskonzerne einfach weiter: Menschen verdrängen, Profite einfahren…


Mieterprotest vor der LEG Hauptversammlung in Düsseldorf„… Deutsche Wohnen will das Haus jetzt modernisieren: Fassadendämmung, neue Fenster, neue Bäder … Und dann noch mehrere neue Stockwerke obendrauf und ein sechsstöckiger Wohnblock im Hinterhof. Das ist das Problem, das die Mieter haben: Natürlich wollen sie, dass ihre Häuser endlich in Stand gesetzt werden und getan wird, was jahrzehntelang versäumt wurde. Aber zusätzliche Stockwerke, höhere Mieten und Nebenkosten, ein Neubau im Hof? „Alles auf modern gemacht – das passt nicht in’n Kiez“, findet Roger Bach, der Sohn von Helga Bach. Der 58-Jährige hat eine Mieterinitiative gegründet. „Es kann doch nicht sein, dass die sozial Schwachen an den Rand gedrängt werden.“ Die offizielle Linie der Wohnungsgesellschaft: Das „grundsätzliche Ziel der energetischen Maßnahmen“ sei, die Nebenkosten zu senken. Außerdem würden durch Dachaufstockung und „Lückenschluss“ neue Wohnungen entstehen. Man wolle „das gesamte Quartier auf einen zeitgemäßen Standard bringen“. Eine Instandsetzung zum Erhalt einer Immobilie müssten die Wohnungsgesellschaften selbst tragen. Aber „energetische Maßnahmen“, etwa die Fassadendämmung und die Erneuerung der Fenster, gelten als Modernisierung und dürfen daher auf die Mieter abgewälzt werden. Bis zu acht Prozent der Modernisierungskosten und bis zu zwei Euro pro Quadratmeter können Vermieter auf die Mieten schlagen.Die Rechnung ist schnell gemacht: Für ihre 47 Quadratmeter zahlt Helga Bach bisher kalt 304,67 Euro. Nach den Modernisierungen werden das 509,92 Euro. Eine Erhöhung um 67 Prozent. „Das ist unmöglich für mich“, sagt sie. Und fügt trotzig hinzu: „Das lass ich nicht mit mir machen – und wenn ich vor Gericht gehe.“…“ – aus dem Beitrag „Angriff der Miethaie“ von Julia Rathcke und Tomma Petersen am 28. April 2019 in der FR online externer Link über die unbekümmerte Fortsetzung der Preistreiberei der Wohnungskonzerne in Frankfurt. Siehe dazu auch zwei aktuelle Beiträge über die Ergebnisse dieser Politik – für die Einen und die Anderen…
  • „1,9 Millionen Euro für drei Zimmer“ von Claus-Jürgen Göpfert am 25. April 2019 ebenfalls bei FR online externer Link über die lohnenden Ziele von Verdrängung und Vertreibung: „… In den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts stand hier der AfE-Turm der Frankfurter Goethe-Universität. Linke Soziologie-Professoren vermittelten den Studierenden in diesem Gebäude die kritische Analyse des Kapitalismus. 45 Jahre später hat die Praxis des kapitalistischen Wirtschaftens Einzug gehalten: Auf dem Grundstück Senckenberganlage 15 entsteht der 140 Meter hohe luxuriöse Wohn- und Hotel-Turm „One Forty West“. Seine 94 Eigentumswohnungen, deren Vermarktung gerade begonnen hat, gehören zu den teuersten in der Stadt. Für die größten Einheiten, drei Zimmer mit 131 Quadratmetern, verlangt der Investor, die Commerz Real Investment, 1,9 Millionen Euro. Die kleinste Einheit sind zwei Zimmer mit lediglich 57 Quadratmetern, zu erwerben bereits für 775.000 Euro…“
  • „Fast jeder vierte Umzug ist eine Folge von Verdrängung“ von Nicolas Šustr am 23. April 2019 bei neues deutschland online externer Link über eine Berliner Bilanz: „Fast ein Viertel der Umzüge in Berlin sind verdrängungsbedingt. Zu diesem Schluss kommen die Wissenschaftler Fabian Beran und Henning Nuissl von der Humboldt-Universität Berlin in ihrer frisch veröffentlichten Studie unter dem Titel »Verdrängung auf angespannten Wohnungsmärkten. Das Beispiel Berlin.« Bisher gab es kaum belastbare Studien zu dem Thema. »Es ist schön, wenn aus gefühltem Wissen empirisch belegtes Wissen wird«, sagte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) bei einer Diskussion zur Vorstellung der Arbeit im März. Mit einer Zufallsstichprobe wurden dafür rund 10 000 Umzügler aus Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg auf Basis des Einwohnermelderegisters angeschrieben, knapp 2100 schickten ausgefüllte Fragebögen zurück. Rund 14 Prozent der Befragten wurden demnach direkt verdrängt. Für knapp 38 Prozent der Betroffenen war der ausschlaggebende Grund eine Mieterhöhung, gefolgt von mangelnder Instandhaltung. Knapp 23 Prozent der Verdrängten wurde die Wohnung gekündigt, oft wegen Eigenbedarfs, immerhin ein Sechstel ist ausgezogen, weil sie vom Vermieter unter Druck gesetzt worden sind…“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen