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Faschistische Straßen(wahl)kämpfer: Anhänger der Partei Forza Nuova (Rom, 2.3.2018)
Um erneuten Ausschreitungen faschistischer Gruppen zuvorzukommen, hat Roms Bürgermeisterin, Virginia Raggi von der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S), am Donnerstag bekanntgegeben, eine Gruppe Roma nicht, wie geplant, in einer städtischen Aufnahmeeinrichtung im Außenbezirk Torre Mauro unterbringen zu lassen. Statt dessen sollen die etwa 70 Personen, darunter 33 Kinder, in einem anderen Stadtteil Unterkunft finden. Die Sicherheit der Betroffenen habe »höchste Priorität«, erklärte Raggi. Das bedeute nicht, dem von rechten Kräften geschürten rassistischen Hass nachzugeben.
Wegen ihrer Entscheidung warfen Kritiker der Bürgermeisterin vor, sie würde vor den Faschisten zurückzuweichen. Die Sicherheit der Bürger müsse durch entschiedenen Kampf gegen die Rechten gewährleistet werden. Denen aber, so der Vorwurf, wolle die auch mit Stimmen der faschistischen Partei Fratelli d’Italia (FdI) gewählte Bürgermeisterin nicht zu nahe treten. Die römische Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen tätlicher Angriffe mit rassistischem Hintergrund ein.
Im römischen Stadtteil Torre Maura am östlichen Rand der Metropole ist es am Dienstag zu schweren rassistischen Ausschreitungen gegen Roma gekommen. Die Betroffenen sollten dort in einem Aufnahmezentrum in der Via Codirossoni untergebracht werden. Anhänger der faschistischen »Casa Pound«-Bewegung und der rechten Partei Forza Nuova gingen unter Jubelrufen auf den italienischen Faschismus unter Benito Mussolini gewaltsam dagegen vor. Sie zeigten den »Führergruß«, warfen Brandflaschen und zündeten Benzinkanister, Autos sowie Müllcontainer an. Einem Bericht der römischen Tageszeitung La Repubblica zufolge wurden die Roma als »Scheißaffen« beschimpft, die sich wegscheren sollten. Die Faschisten skandierten demnach immer wieder »Wir werden euch töten!« und »Verbrennt sie lebendig!«.
Auch auf Aktivisten von Hilfsorganisationen wurde eingeschlagen. Lebensmittel zur Versorgung der Roma wurden zu Boden geworfen. An den stundenlangen Ausschreitungen, zu denen auch Anwohner aufgestachelt wurden, beteiligten sich rund 300 Personen. Antifaschisten und Sozialarbeiter leisteten Widerstand und stellten sich schützend vor die Bedrohten.
In Italien leben, Sinti eingeschlossen, derzeit etwa insgesamt 120.000 bis 180.000 Roma und das zumeist in ärmlichsten Verhältnissen. Viele von ihnen sind nach der Niederlage des Sozialismus 1989-1991 – meist als illegale Einwanderer – aus Osteuropa gekommen, vor allem aus Rumänien, aber auch aus der früheren Bundesrepublik Jugoslawien. Die Mehrzahl von ihnen vegetiert in »Nomadenlagern« unter unwürdigen Bedingungen dahin. In diesen Baracken gibt es keine Toiletten, kein fließendes Wasser. Für Verbrechen werden in diesen Vierteln immer die »Zigeuner« verantwortlich gemacht, wie es im Südtiroler Webportal Stol.it heißt.
Daran hat sich in Rom, das seit 2016 von der M5S regiert wird, nichts verändert. Der Kurs der von der rassistischen Lega-Partei dominierten Regierung, an der die Fünf-Sterne-Bewegung beteiligt ist, habe einem Bericht der linken Tageszeitung Il Manifesto zufolge die »Auswüchse des faschistisch-rassistischen Klimas« noch verstärkt. Laut dem kommunistischen Portal contropiano. org versuchen »Casa Pound« und Forza Nuova, beide als Sturmtrupps der Lega bekannt, den Unmut über soziales Elend umzulenken und Roma für alles verantwortlich zu machen.
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