Montag, 4. Januar 2016

Wir laden auch 2016 wieder zu einer Frauendelegation nach Shengal/Südkurdistan ein

 



Nach der erfolgreichen Trauma-, Kunsttherapeutinnendelegation im Sommer 2015, möchten wir das Projekt

im neuen Jahr weiter führen.

Im diesem Jahr konnte unsere Delegation nicht nach Shengal einreisen, da die südkurdische Regierung uns

die Durchreise verwehrte. Somit verwirklichten wir das Projekt im Flüchtlingscamp Arbat, was sich in der

Nähe von Sulaimaniya zur iranischen Grenze befindet. Dort leben zweitausend EzidInnen aus Shengal und

fünftausend AraberInnen aus dem Irak und Syrien. In Kooperation mit der dortigen kurdischen

Frauenbewegung und den ezidischen Bewohnerinnen des Camps, konnten wir dort das traumatherapeutische

Projekt erstmalig durchführen und bildeten um die 30 Frauen als Multiplikatorinnen weiter.

Es ging vorrangig darum, die Frauen in ihren Wünschen und Bedürfnissen ernst zu nehmen, ihnen Raum zu

geben, für ihr Leid und Sorgen und letztlich eine gemeinsame Stärke zu finden, um sich in Würde wieder

aufzurichten. Durch Informationen über Trauma und Traumafolge, Körper- und Atemübungen und

kunsttherrapeutische Methoden wurden die Frauen stabilisiert und konnten diese Übungen auch an andere

Frauen weiter geben. Beim Abschied, versprachen wir uns, uns wieder 2016 in Shengal zu treffen. Bis dahin

werden die Frauen weiter von der lokalen Frauenorganisation begleitet und unterstützt.

Im November 2015 wurde Shengal in großen Teilen nun endlich nach über einem Jahr IS Terror befreit.

Leider bringt die Befreung neue Greultaten seitens des IS zum vorschein. So wurde unter anderem ein

Massengrab von schätzungsweise 80 Frauenleichen entdeckt. Diese Frauen hatten für den IS keinen nutzen

und wurden schließlich ermordet. Hinzu kommt die katastrophale humanitäre Situation der Geflüchteten.


Die ezidische Gesellschaft ist stark belastet durch vielerlei Faktoren:



-Der Genozid im Sommer 2014 an der ezidischen Bevölkerung in Shengal

-Vom IS verschleppte Angehörige und Freunde

-Fluchterfahrungen und damit verbundene Demütigungen, Stress,

Hilflosigkeit usw.

-Akute Bedrohung durch Hunger und Wintereinbruch, da die Geflüchteten im

Shengalgebirge kaum Hilfsgüter erhalten

-Ausharren in furchtbaren Zuständen in Flüchtlingscamps verteilt über

Rojava/Syrien, Südkurdistan/Irak, Norkurdistan/Türkei oder vereinzelt

und versprengt ohne Obdach und Schutz

-Keine Perspektive in den Flüchtlingscamps

-Keine Möglichkeit der wirtschaftlichen Versorgung

Es ist viel zu tun und die Selbstorganisierung der Menschen gibt ihnen wieder Hoffnung, in ein

selbstbestimmtes Leben zurück zu finden. Durch die positive Erfahrung der Delegation in 2015 und die

Ausbildung der Multiplikatorinnengruppe von ezidischen Frauen im Flüchtlingscamp Arbat, möchten wir

weiter am Aufbau eines Frauenzentrum in Shengal mitwirken. Es wurde aber auch deutlich, dass wir nicht

nur Therapeutinnen mitnehmen möchten, da die vielzahl der Belastungen auch viele andere Fachbereiche

erfordert. Deshalb laden wir herzlich alle: Trauma-, Kunst-, Tanz-, Musik-, Ergo-, Kinder- und Jugend-,

Psycho- Therapeutinnen, Ärztinnen, Physiotherapeutinnen, Heilpraktikerinnen, Lehrerinnen und

Journalistinnen dazu ein, die zweite Frauenzentrumsdelegation nach Shengal zu begleiten.

Die geplante Termine sind vom 2.2. zum 10.2.16, vom 2.3. zum 10.3.16 und 21.03

zum 02.04.16.

Weitere Infomrationen zu Reiserouten, Sicherheitsfragen, inhaltliche Ausarbeitung, Rückblick auf die letzte

Delegation, werden wir gerne mit euch persönlich besprechen, wenn Interesse an einer Teilnahme besteht.

Wir freuen
uns auf euch!


Kurdisches Frauenbüro für Frieden Cenî e.V.

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