Dossier
„Fünf Tage haben Familie und Freunde von Tonou Mbobda gehofft und gebangt. Freitag kam die Nachricht: Er ist tot. Nach einem von Augenzeugen als äußerst brutal beschriebenen Übergriff im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) durch drei Sicherheitsangestellte starb der 34-jährige gebürtige Kameruner. Und nicht nur das unmittelbare Umfeld des Toten sagt: Mbobda ist ein Opfer einer rassistisch motivierten Tat. „Wir wollen Gerechtigkeit, denn es hätte jede*n von uns als Schwarze Menschen treffen können“, sagte ein Sprecher der Aktivist*innengruppe Black Community Hamburg am Sonntag bei einer Gedenkkundgebung vor dem UKE. Am Ostersonntag befand sich der 34-Jährige auf freiwilliger Basis zur Behandlung in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses. Sein Zustand soll sich im Verlauf der Behandlung verschlechtert haben, sodass die diensthabende Ärztin einen vorläufigen Unterbringungsbeschluss beantragte, wie die Hamburger Polizei mitteilte…“ – aus dem Beitrag „Er wollte Hilfe, und er fand den Tod“ von André Zuschlag am 28. April 2019 bei der taz online , worin auch noch von Protesten – und Vergleichen mit ähnlichen Fällen – berichtet wird. Siehe dazu u.a. auch einen Offenen Brief verschiedener Gruppierungen zum Protest gegen den geduldeten Rassismus am Krankenhaus:
- 10. Mai 2019 in Hamburg: Demonstration fordert Gerechtigkeit für William Tonou-Mbobda
Am 10. Mai 2019 findet in Hamburg eine Demonstration statt, mit der Gerechtigkeit für WILLIAM TONOU-MBOBDA gefordert wird – angesichts der bisherigen Nicht-Aufklärung seines Todes durch den Einsatz von Sicherheitskräften am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) ein mehr als nahe liegender Schritt. Die Demonstration am kommenden Freitag beginnt um 15 Uhr am Lampedusa Infozelt (Steindamm 1). Die Erklärung „„Wir werden auch in Zukunft auf die Straße gehen, bis es Gerechtigkeit für Bruder Tonou-Mbobda gibt!““ von der Black Community Hamburg am 03. Mai 2019 bei Perspektive Online macht die Forderungen deutlich: „Wir fordern Respekt, Aufklärung, Gerechtigkeit und deutliche Konsequenzen. Wir haben kein Vertrauen in das UKE und wollen, dass die Tat nicht vertuscht wird. Wir fordern ein Ende der Stigmatisierung und Erniedrigung psychisch erkrankter und traumatisierter Menschen. Wir wollen, dass alle Menschen ernst genommen werden. Wir fordern eine psychologische Versorgung und die Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse der Augenzeugen sowie ein Ende der Repressionen und Einschüchterungen gegen sie. Wir fordern eine sofortige Suspendierung der gewalttätigen „Sicherheitskräfte“. Alle an der tödlichen Körperverletzung beteiligten Einzelpersonen und Institutionen, sowie politisch Verantwortliche müssen zur Verantwortung gezogen und bestraft werden. Wir fordern eine Untersuchung der rassistischen Motive, sowie ein Ende jeder entmenschlichenden und menschenverachtenden Praxis gegenüber allen Menschen und PatientInnen im UKE.“ Siehe dazu auch einen Hintergrundbeitrag, der auf Traditionen am UKE hinweist:- „Rassistisches Gift in der Psychatrie“ von Kristian Stemmler am 30. April 2019 beim Lower Class Magazin zieht Vergleiche: „Wie sich die Bilder gleichen. Im Dezember 2001 standen schon einmal Menschen vor dem Eingang des Hamburger Universitätsklinikums Eppendorf (UKE), bei einer Mahnwache, vereint in Trauer und in Wut. Am Sonntag gab es wieder eine Mahnwache vor dem UKE, am selben Ort aus demselben traurigen Anlass: Ein Afrikaner ist erneut durch offenbar rassistisch motivierte Gewalt zu Tode gebracht worden. Zumindest in der linken Szene ist das Geschehen von 2001 nicht vergessen. Die Mahnwache galt damals dem Nigerianer Achidi John, der am 12. Dezember im Alter von 19 Jahren gestorben war. An den Folgen der Verletzungen, die ihm vier Tage zuvor im Institut für Rechtsmedizin des UKE von zwei Polizisten beigebracht worden waren. Sie hatten den als Dealer verdächtigten Mann am Boden auf brutale Weise fixiert, damit eine Ärztin ihm mit einem Schlauch das Brechmittel Ipecacuanha einflößen konnte. Am Sonntag galt die Mahnwache dem 34-jährigen Kameruner William Tonou-Mbobda, der am Freitag auf einer Intensivstation des UKE gestorben ist. Die Umstände seines Todes weisen erschreckende Parallelen zum Fall Achidi John auf. Tonou-Mbobda war am Ostersonntag vor der Tür der psychiatrischen Tagesklinik des UKE von drei Security-Mitarbeitern gegen seinen Willen fixiert worden. Dabei wurde er offensichtlich auf brutale Weise traktiert…“
- Der Todesfall nach Einsatz von „Sicherheitskräften“ im Krankenhaus: Wer will da keine Aufklärung?
„In einem offenen Brief werfen Vertreter der Hamburger Black Community der Klinik-Leitung vor, Rassismus durch den Sicherheitsdienst zu dulden und forderten die Suspendierung der beteiligten Männer. Auch gegen die Ärzte und Pfleger, die das Vorgehen der Security mutmaßlich duldeten, müsse ermittelt werden. Weiterhin wirft die Community der Polizei vor, Zeugenaussagen von Patienten nicht ernst genommen zu haben. Zudem seien Augenzeugen von Klinikpersonal eingeschüchtert worden. Die Hamburger Linksfraktion teilte am Donnerstag mit, dass die Regierungsparteien SPD und Grüne die Selbstbefassung mit dem Vorfall in der Sitzung des Gesundheitsausschusses abgelehnt hätten. Deswegen beantragte die LINKE eine Sondersitzung des Ausschusses für den 10. Mai. »Die Familie des Verstorbenen und die Öffentlichkeit erwarten zu Recht auf allen Ebenen die vollständige Aufklärung des Vorfalls. Es muss auch möglichst schnell wieder das Vertrauen ins UKE und in die psychiatrische Versorgung wiederhergestellt werden«, erklärte Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion…“ – aus dem Beitrag „Schleppende Aufklärung nach Tod in Uniklinik“ von Reinhard Schwarz am 02. Mai 2019 in neues deutschland über den Stand der Nichtaufklärung des Todes von William Tonou-Mbobda durch den rassistischen Einsatz von Sicherheitskräften im Krankenhaus
- „Tonou- Mbobda ist nach den Angriffen von Sicherheitsbeamten der UKE gestorben!“ von Oloruntoyin Manly-Spain am 27. April 2019 bei TopAfric ist ein Offener Brief an das Universitätsklinikum Eppendorf, in dem zahlreiche demokratische Gruppierungen unter anderem hervor heben: „… Patient_innen hatten aufgrund der Schwere der Tat und der Bedrohungslage die Polizei verständigt, auch das LKA erschien vor Ort. Das Gebäude wurde kurzfristig abgesperrt. Ein Arzt versuchte für ca. 20 Min direkt vor dem Gebäude erfolglos ihn wiederzubeleben, bevor Herr Tonou-Mbobda in einem Krankenwagen – in dem die Reanimation fortgesetzt wurde – in die Notfall-Intensivstation des UKE verbracht wurde. Die drei „Sicherheitskräfte“ liefen den ganzen Tag über weiter frei durch das Gebäude, wodurch sich Patient_innen bedroht fühlten. Diese Tat hätte jede_n von uns als Schwarze Menschen treffen können, denn solche Situationen finden viel zu oft statt und spiegeln die rassistische und menschenverachtende Wahrnehmung gegenüber Schwarzen Menschen als „aggressiv“, „gewalttätig“ und somit generell verdächtig wider, denen unabhängig von äußeren Umständen oder persönlichen Situationen eher mit tödlicher Gewalt als mit Mitgefühl begegnet wird. Wir fordern ein Ende der rassistischen Praktiken des UKE und der entsprechenden Straflosigkeit für die Täter*innen. Strukturelle Gewalt gegen Schwarze Menschen widerspricht den grundlegenden Werten und dem Respekt unserer Grund-und Menschenrechte.
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