Freitag, 31. Mai 2019

Felix Jaitner über die Personalpolitik des ukrainischen Präsidenten Selenskyj

Das Ende des Neuanfangs

Der frisch gekürte Präsident Wolodymyr Selenskyj gilt in der Ukraine als Politiker neuen Typs: Im Gegensatz zu seinen Vorgängern inszeniert sich der Schauspieler und Komiker als integrer Quereinsteiger, der über dem Kiewer Politzirkus schwebt. Das macht ihn in den Augen der Bevölkerung unverdächtig, sich an der üblichen Vetternwirtschaft zu beteiligen.
Doch bereits wenige Tage nach seiner Amtseinführung bekommt dieses Bild erste Risse. Denn die neu besetzte Präsidialadministration liest sich wie die Gästeliste zu Selenskyjs nächster Geburtstagsparty. Vier Posten gehen an Mitarbeiter seiner Produktionsfirma »Kwartal 95«. Seinem Freund aus Kindheitstagen, Iwan Bakanow, erfüllte Selenskyj den Wunsch, einen führenden Posten im ukrainischen Geheimdienst bekleiden zu dürfen - er ist ausgebildeter Wirtschaftsprüfer. Und auch die Oligarchie ist natürlich mit an Bord: Chef der Präsidialadministration wird Andrej Bogdan, der Berater des Selenskyj-Förderers Ihor Kolomojskyj.
Zur Erinnerung: Auch Selenskyjs Vorgänger Petro Poroschenko versprach zu Amtsbeginn einen Neuanfang. Korruption habe er nicht nötig, weil er als Oligarch bereits genug Geld besitze. Dann fand sich sein Name in den Panama-Papers. Ereignisse finden eben immer zweimal statt: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als lumpige Farce.
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