Donnerstag, 2. August 2018
[Un]Sozialer Arbeitsmarkt kommt. Minister Heil stellt Eckpunkte zur Förderung von Langzeitarbeitslosen vor: “MitArbeit”
Thesen aus linker Sicht zur aktuellen Debatte über einen Gesetzentwurf
zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit
"... Durch diesen aufgeblähten und wachsenden prekären
Beschäftigungssektor gelingt es neoliberaler Politik, den Eindruck zu
erwecken, als sei Deutschland auf dem Weg zur Vollbeschäftigung, was
u.a. im Koalitionsvertrag der Regierungskoalition suggeriert wird, um
einerseits die (noch) arbeitenden Menschen zu beruhigen und bei den
Arbeitslosen die Illusion zu erzeugen, es läge an ihnen selbst, wenn
sie keine Arbeit fänden, obwohl die deutsche Wirtschaft angeblich
unter einem großen Fachkräftemangel leidet. Wer es also nicht schafft,
durch eigene Anstrengungen sich in das deutsche Exportmodell zu
integrieren, der gehört zu den "Minderleistern", die nicht ausreichend
an ihren "Vermittlungshemmnissen" arbeiten oder sich den zahlreichen
"Arbeitsangeboten" verweigern. (...) Nach alledem sollte eine linke
Sicht auf dieses zutiefst neoliberale Vorhaben sich nicht auf die
Ebene zahlreicher Akteure der Sozialverbände bzw. der Gewerkschaften
begeben, wonach der Gesetzentwurf "ein Schritt in die richtige
Richtung" sei und "nur noch" an einigen Stellschrauben verbessert
werden müsste, wie beim Tariflohn oder der Arbeitslosenversicherung,
so die bei "labournet" nachzulesende Stellungnahmen von verdi oder des
DGB-Bundesvorstands. In diese Richtung tendiert zwar auch Hans-Jürgen
Urban von der IG Metall, aber beanstandet zumindest die deutlich zu
geringe Höhe der Hartz IV-Regelsätze oder die Zumutbarkeitsregeln und
das Sanktionssystem, die aus seiner Sicht "dringend reformiert" werden
müssten, lässt aber im Unklaren, in welche Richtung das denn gehen
soll. Eine deutliche und substantielle Kritik der Gewerkschaften
dürfte anders aussehen..." Einige vorläufige Thesen aus linker Sicht
von Jürgen Aust vom 22.7.2018 (pdf) - wir danken dem Autor!
http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2018/07/aust220718.pdf
Uns sehr wichtig in dem empfehlenswerten Text: "... einige zentrale
Forderungen an eine alternative Arbeitsmarktpolitik:
• Beendigung des "Zwei Klassen"-Systems in der Arbeitsmarktpolitik und
stattdessen eine gemeinsame und für alle arbeitslosen Menschen
existierende Arbeitsförderung
• dies setzt die Abschaffung von Hartz IV als "System" voraus, wonach
im SGB III-Rechtskreis die versicherten Arbeitslosen erfasst sind und
der millionenschwere "Rest" im Rechtskreis SGB II "verwaltet" wird
• dies erfordert weiterhin eine bedingungslose Abschaffung von
Zumutbarkeitskriterien und Sanktionsregeln, da diese keine
Intergration in Arbeit befördern, sondern im Sinne "schwarzer
Pädagogik" Menschen disziplinieren und gefügig für jede Art von
menschenunwürdiger schlecht bezahlter Arbeit machen sollen
• dies erfordert darüberhinaus, dass das ALG I unbefristet bewilligt
wird, da jegliche Art von Befristung damit verbunden ist, dass
arbeitgeberseitige oder betriebsbedingte Entlassungen auf dem Rücken
der Beschäftigten ausgetragen werden, indem sie nach bisherigem Recht
nach 12 Monaten (ab 50-jährige etwas später) in Hartz IV fallen, was
aus linker Sicht nicht unterstützt werden sollte und darf
• und dieser erfordert insbesondere auch eine armutsfeste und
menschenwürdige Sozialleistung, die aktuell oberhalb der
Pfändungsfreigrenze liegen sollte, also mindestens 1200 € betragen
sollte..." - mit Hinweisen zu notwendigen nächsten Schritten...
Siehe zum Hintergrund Referentenentwurf und bisherige Bewertungen im Dossier
http://www.labournet.de/?p=132932
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