Die Bauern wären also gezwungen – am Beispiel Bayer – für jede Aussaat das Saatgut von Bayer zu kaufen und dazu auch die Agrarchemikalien. Ein profitabler Selbstrenner.
Von Günter Ackermann
Der Gedanke, der die Chemieriesen bei der Staatgutentwicklung ist fast so genial wie heimtückisch: Man entwickle für wichtige Nahrungspflanzen, wie Reis und Weizen ein Saatgut mit hohen Erträgen, das gegen Schädlinge und (im eigenen Konzern hergestellte) Agrarchemikalien unempfindlich ist, aus dem aber keine neuen Samen gezogen werden können.Die Bauern wären also gezwungen – am Beispiel Bayer – für jede Aussaat das Saatgut von Bayer zu kaufen und dazu auch die Agrarchemikalien. Ein profitabler Selbstrenner.
Die Sache hat nur einen Haken: Die Bauern in den Entwicklungsländern produzieren vor allem für den eigenen Bedarf und verkaufen nur die Überschüsse. Über ausreichend Geld verfügen sie nicht. Auch verwenden sie Getreidesorten, die in jahrhunderte langer Anpassung zum Klima und der Bodenbeschaffenheit passen und aus denen man für die nächste Ernte Saatgut ziehen kann. Das Hochleistungsgetreide von Bayer aber kann nicht erneut ausgesät werden. Die Bauern müssen für jede Aussaat das Saatgut neu kaufen und dazu auch alle Schädlingsbekämpfungsmittel und den Kunstdünger.
Was in den 3. Weltländern recht häufig vorkommt, sind Naturkatastrophen. Wir denken nur an die Wirbelstürme und Erdbeben auf Haiti oder die Überschwemmungen in Bangladesch.
Die Bauern hätten nicht nur keine oder eine sehr geringe Ernte, sie müssten auch – ohne über die Mittel zu verfügen – neues Saatgut plus Chemikalien nachkaufen. Sie geraten in die Schuldenfalle und schließlich in den Ruin. Der Hunger in diesen Ländern wird nicht gemildert, sondern verstärkt.
Damit das Bayer erfolgreich kann, bekommt es vom Staat Jahr für Jahr 5 Mio. € Staatsknete. Das sind für Bayer zwar Peanuts, aber Kleinvieh macht auch Mist und im Zweifel nehmen die Chemineriesen, die sonst mit Milliarden jonglieren, auch einige Milliönchen nebenher ein. Die Aktionäre freute es.
Dass damit die Bauern zu Hörigen des Chemiekonzerns werden, nimmt man gelassen in Kauf – oder richtiger: ist gewollt, garantiert es doch gigantische Profite. Dass letztlich nicht der Hunger in der Welt bekämpft, sondern verstärkt wird, ist Kollateralschaden.
G.A.
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