Chemnitz, 11. Februar, Samstag, 10.00 Uhr
Vortrag und Diskussion
Mit Prof. Dr. Siegfried Prokop (Historiker)
Rothaus, Lohstraße 2, 09111 Chemnitz
Der
Kulturbund hatte im Verlaufe seines Werdeganges eine geradezu
klassische Periode. Es ist dies die Zeitspanne unmittelbar nach seiner
Gründung im Jahre 1945. Vor allem sein Präsidialrat, in dem sich
Geistesgrößen verschiedener politischer Couleur versammelten, bot ein
Prisma pluralistischer Positionen, deren einigendes Band der
ursprüngliche Antifaschismus noch vor dem vollen Ausbruch des Kalten
Krieges war. Der frühe Kulturbund war das beidseitig gewollte und in der
deutschen Geschichte bisher einmalig dastehende Dialogforum von
sozialistischen, christlichen, bürgerlichen und atheistischen
Intellektuellen. Dieses Dialogforum hatte nur in der Etappe des
„hilflosen Antifaschismus“, d.h. solange dieser noch nicht durch seinen
Pedanten, den Antikommunismus, neutralisiert werden konnte, eine Chance.
Verengung des Dialogfeldes war im Westen wie im Osten die unvermeidbare
Folge des aufbrechenden Konfliktes zwischen West und Ost, der bald
Kalter Krieg genannt wurde. Es kam zur Polarisierung. Der Kulturbund
setzte sich zur Wehr in den Westsektoren Berlins, mit Ausnahme des
französischen, gegen das De-facto Verbot im Herbst 1947, in den
Westzonen gegen nicht wenige Schikanen und in der sowjetischen Zone
dagegen, dass er für das sowjetische Politikmodell, das seit Mitte 1948
angesagt war, bestimmten SED-Politikern und Vertretern der SMAD
untauglich schien. Der Kulturbund vermochte nur zu überleben, wenn er
das von ihm bis dahin hochgehaltene Prinzip der Überparteilichkeit
opferte.
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