Freitag, 12. April 2013

WER IST NICOLÁS MADURO?

Einige Informationen über den Nachfolger von Hugo Chávez übersetzt von Jens-Torsten Bohlke Havanna, 23. März 2013, Cubadebate – Nicolás Maduro ist ein kräftiges Schwergewicht von 1,90 Meter Größe mit schwarzen Haaren und einem Schnurrbart. In Caracas fuhr er mehr als sieben Jahre lang einen Metrobus. Weitere sechs Jahre lang war er als Kanzler der Regierung der stellvertretende Präsident. Jetzt ist er der Spitzenkandidat der Chávez-Anhängerschaft und der geschäftsführende Präsident Venezuelas bis zur Neuwahl im April. Er ist Teil der neuen Generation von lateinamerikanischen Politikern, die wie der Metallfacharbeiter Luiz Inácio Lula da Silva oder der gewerkschaftlich aktive Koka-Bauer Evo Morales von den Barrikaden der sozialen Kämpfe aus in die Politik gelangten. Maduro ist ein revolutionärer Sozialist. Er veränderte seine anfänglich orthodoxe Ausrichtung, um sich dem heterodoxen Hurrikan der bolivarischen Revolution anzuschließen. Er ist ein Mann der Linkskräfte, welcher in Machtpositionen aufstieg, ohne seine Grundsätze aufzugeben. Er ist ein treuer Verbündeter von Hugo Chávez, was ihn heutzutage zu einer Schlüsselfigur in einem der tiefgreifendsten gesellschaftlichen Umbruchprozesse Lateinamerikas gemacht hat. Die Politik liegt ihm im Blute und im Atem seit seinen ersten Lebenstagen. Er wurde 1962 in der Stadt Caracas geboren. Er stammt aus einer Familie voller öffentlicher kollektiver Auftritte. Sein Vater war der Gründer der sozialdemokratischen Acción Democrática (AD) und der Organisator eines gescheiterten Streiks in der Erdölwirtschaft gegen die Diktatur 1962, was ihn letztlich zur Flucht und zum Untertauchen zwang. 1962 war Maduro mit seinen Eltern auf den Kundgebungen der „Wahlbewegung des Volkes“, einer Linksabspaltung der AD, dabei. Ein Jahr später war er bei den Massenveranstaltungen zur Unterstützung der Kandidatur von Luis Beltrán Prieto Figueroa dabei. Bei jenem damaligen Wahlkampf lernte Maduro die Welt der Armut kennen, kam er in die Hütten aus Karton. Und erstmals trat er öffentlich mit einer Rede auf, als sein Vater ihn mit einem Mikrophon auf das Dach des Autos setzte. Bei allem väterlichen Einfluß entwickelte er schon von kleinauf seine eigenen politischen Ansichten. In der 4. Klasse der Grundschule verteidigte Maduro bereits die kubanische Revolution gegenüber den Kritiken der Nonnen, die in seiner Schule unterrichteten. Dafür wurde er mit einem dreitägigen Ausschluß vom Unterricht bestraft und mußte seine Strafe in der Bibliothek absitzen, was in Wirklichkeit wie eine Belohnung auf diesen rastlosen Schulburschen wirkte, der sich nur zu gerne mit Lesen seine freie Zeit vertrieb. Weit entfernt davon, ruhiger zu werden, wuchs sein politisches Interesse immer stärker an. Als 12 Jahre alter Oberschüler trat er hinter dem Rücken seiner Eltern in die „Bewegung Umsturz“ ein, welche eine offene Struktur des revolutionären Projekts von Douglas Bravo war. Das jugendliche Aufbegehren kennzeichnete jene Zeit. Von Anfang an beteiligte er sich ununterbrochen an den Kämpfen in den Armensiedlungen, am Aufbau von Filmklubs, an den Gewerkschaftsbewegungen und den bewaffneten Verschwörungen derer auf der Seite des Volkes. Im Umfeld der Rockgruppe Enigma sah er mit an, wie viele Jugendliche seiner Generation in den Armenvierteln durch eine Welt des leichten Geldmachens verführt wurden, die Drogen-Unkultur um sich griff, sie sich von Drogen abhängig machten und in Bandenkämpfen gegenseitig ermordeten. Diese Erfahrung prägte sein weiteres Leben. Nicolás Maduro ist wie Hugo Chávez ein großartiger Baseballspieler auf der Ebene der Drittliga. Im Unterschied zum Comandante Chávez, der sich schwer tat zu tanzen, kann Maduro recht gut Salsa tanzen. Die Teilnahme an den Massenbewegungen wurden für ihn zu seiner Universität. Wie bei vielem anderen Weggefährten seiner Zeit ist seine intellektuelle Bildung direkt mit seinem Engagement im revolutionären Massenkampf verknüpft. Er studierte die Klassiker des Marxismus und analysierte und interpretierte die venezolanische Realität auf der Grundlage seines erworbenen Wissenstandes. Er ist mit einer außergewöhnlichen Gabe des Lernens ausgestattet. Er ist stets gleichzeitig Autodidakt und im organisierten politischen Kampf gestählter Kader gewesen. Bis zum Sieg von Präsident Chávez wurde er im Alltag politisch verfolgt und lebte mit tödlichen Bedrohungen. Er beteiligte sich an der Organisierung der Revolutionäre und in ihrer offenen legalen Struktur, der Sozialistischen Liga, einer marxistischen revolutionären Gruppierung, welche aus einer Abspaltung der Bewegung der Revolutionären Linken (MIR) hervorging. Ihr Gründer, Jorge Rodríguez, wurde durch die Geheimdienste 1976 ermordet. Maduro ragte dort als talentierter politischer Organisator und Agitator der Massen heraus. 1991 begann er seine berufliche Tätigkeit bei der Metro von Caracas. Er arbeitete sich ständig nach vorn, steckte voller Elan, widmete sich voller Charisma den Interessen der Arbeiter. Seine Kollegen wählten in als ihren Vertreter in Gremien. Sein Eintreten für eine demokratische und klassenbewußte Gewerkschaft führte dazu, daß die Betriebsleitung ihn häufig abstrafte. Aus dem Caracazo 1989 grub sich in seinem Gedächtnis der entfesselte Lärm der ständigen Klagen der Armen in den Straßen über diejenigen ein, die ihre Angehörigen umbrachten. Maduro lernte Hugo Chávez wie die Mehrzahl der Venezolaner kennen. Er sah ihn im Fernsehen, als er seine Verantwortung beim Aufstand des Militärs 1992 wahrnahm. Über ein Jahr später, am 16. Dezember 1993, lernte er ihn persönlich im Gefängnis kennen, zusammen mit einer Gruppe von Arbeitern. Der Oberstleutnant gab ihm den Decknamen deVerde und betraute ihn mit einigen geheimzuhaltenden Aufgaben. Als Chávez 1994 wieder auf freien Fuß kam, widmete sich Maduro mit vollem Zeiteinsatz der Organisation der Bewegung. Der heutige amtsführende Präsident wurde 1999 Teil der Nationalversammlung, die die neue Verfassung ausarbeitete. Ein Jahr später wurde er ein gewählter Abgeordneter der Nationalversammlung. Im Januar 2006 wurde er zum Präsidenten der gesetzgeberischen Macht ernannt und trat einige Monate später zurück, um Außenminister zu sein. Als Kanzler wurde er zur zentralen Persönlichkeit beim Vorhaben des Aufbaus einer vielpoligen Welt, bei der lateinamerikanischen Integration und bei der Schaffung einer Friedensordnung. Dann wurde er Stellvertreter des Präsidenten und ist seit einigen Tagen der amtsführende Präsident. Maduro ist mit der Anwältin Cilia Flores verheiratet, welche neun Jahre älter als er ist. Sie ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit in der Anhängerschaft von Chávez und wegen ihrer ganz eigenen Verdienste die Vorsitzende der Nationalversammlung sowie die stellvertretende Vorsitzende der PSUV und die Prozeßvertreterin der Repubik Venezuela. Sie hat ein Kind, den Flötenspieler Nicolás Ernesto, und ein Enkelkind. Nicolás Maduro wurde von Hugo Chávez als sein politischer Nachfolger ausgewählt. Maduro wird sich am 14. April 2013 zur Wahl stellen. Geht er daraus siegreich hervor, dann wird er der neue Führer der bolivarischen Revolution sein und Probleme wie die Verbrechensbekämpfung und die Bekämpfung der Korruption zu meistern haben sowie bei all dem das Vermächtnis des Comandante Chávez fortsetzen. Sich weiter radikalisieren, während er es erneuert. Quelle: http://www.cubadebate.cu/opinion/2013/03/23/quien-es-maduro/

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