Mittwoch, 24. April 2013
Das Gift des modernen Revisionismus schwächt die drittgrößte KP der Welt KP-Indonesiens und der Militärputsch Suhartos 1965
Vorbemerkung Roter Webmaster
von Günter Ackermann
Es schien alles ideal zu sein für die Kommunisten Indonesiens. Sie war kampfstark, Millionen Mitglieder und in Indonesien mit Sukarno ein fortschrittliches und antiimperialistisches System. Das KP-Indonesien war – nach der KP-Chinas und der KPdSU – mit 3,5 Millionen Mitgliedern, die drittstärkeste KP der Welt.
Präsident Sukarno baute seine Regierung – wie er verkündete – auf ein Bündnis von Nationalen, moslemischen und kommunistischen Kräften auf. Es war zwar richtig, dass die KP Sukarno unterstützte, aber die Tatsachte, dass Indonesien keine Diktatur des Proletariats, sondern ein Staat der nationalen Bourgeoisie war, wurde verdrängt.
Hinzu kam, dass der 20. Parteitag der KPdSU und die danach folgende Linie des friedlichen Übergangs in den Sozialismus –scheinbar wie maßgeschneidert zur indonesischen KP passend. Es schien ja, als sei die schon fast an der Macht: Sie bestimmte die Richtung der Politik Sukarnos maßgeblich mit, sie stellte mehrere Minister uns sie war tief in den werktätigen Massen verwurzelt. Aber das machte sie auch blind vor den Gefahren.
Am 30. September 1965 putschte ein Oberstleutnant Untung und behauptete, er wolle einen Putsch rechter Militärs zuvor kommen. Untung war, wie ein DDR-Fernesehjournalist Ulrich Makosch damals einschätzte, „ein national gesinnter Offizier, der nicht der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) angehörte und seinem Präsidenten treu ergeben war.“ Untungs Bewegung nahm sechs rechte Generäle fest, die dann ums Leben kamen.
Die KP hatte damit nichts zu tun. Deren Führung erklärte zum Untung-Putsch, das sei eine innere Angelegenheit der Armee.
Aber so einfach war die Sache nicht. Wie wir heute wissen, waren die faschistischen Generäle mit Suharto an der Spitze, bestens vorbereitet und von westlichen Geheimdiensten – voran die CIA – angestiftet und unterstützt. General Suharto putschte nun seinerseits und hatte mit den Putschisten unter Untung leichtes Spiel.
Sukarno wurde entmachtet und dann zum Rücktritt gezwungen und es begann eine gigantische Mordserie in Indonesien – nur noch übertroffen von den Massenmorden der Nazis. Die Opferzahlen sind widersprüchlich. Man spricht bis zu einer Million Toter. Suharto nannte sie Mordaktion Musim Parang“ (Saison der Hackmesser).
Die KP war in die Falle getappt und die Kommunisten mussten einen riesigen Blutzoll zahlen. 1966 beschloss das Politbüro des ZK der KPI eine Selbstkritik, die die Gründe der Niederlagen offen legte. Diese bringen wir nachfolgend.
Übrigens: Alle deutschen Bundesregierungen seit 1965, von Ludwig Erhard. K.G- Kiesinger, Willy Brandt, Helmut Schmidt, Helmut Kohl bis Gerhard Schröder unterhielten beste Beziehungen zum Mörderregime Suharto.
G.A.
Selbskritik des Politbüros des ZK der PKI (Kommunistische Partei Indonesiens)[1], September 1966
Zentraljava, September 1966
„Der moderne Revisionismus begann in unsere Partei einzudringen, als die vierte Plenartagung des Zentralkomitees des 5.Kongresses unkritisch einen Bericht billigte, der die Richtlinien des 20. Parteitages der KPdSU bestätigte und die Linie der Erreichung des Sozialismus auf friedlichem Wege durch parlamentarische Mittel zur Linie der PKI machte. Der friedliche Weg , eines der Charakteristika des modernen Revisionismus, wurde auf dem 6. Nationalen Kongreß der PKI erneut bekräftigt, indem folgende Passage in die Parteisatzung Eingang fand: „Es ist möglich, daß in Indonesien ein volksdemokratisches System als Übergangsstadium zum Sozialismus mit friedlichen Mitteln, auf parlamentarischem Weg, erlangt werden kann.“
Die PKI entlang der ‚marxistisch-leninistischen Linie aufbauen, damit sie die volksdemokratische Revolution in Indonesien anführt.
Selbskritik des Politbüros des ZK der PKI (Kommunistische Partei Indonesiens)[1], September 1966
Zentraljava, September 1966
In der Erklärung des Politbüros des ZK der PKI (Kommunistische Partei Indonesiens), die zum Gedenken des 46. Jahrestags der Gründung der Partei veröffentlicht wurde, wurde unter anderem festgestellt: „Die Tatsache, daß die konterrevolutionären Kräfte in kurzer Zeitspanne gegen die PKI einen Schlag führen und ihr enorme Verluste zufügen konnten, verpflichtet uns, die wir den revolutionären Kampf weiterführen können, Kritik und Selbstkritik zu üben, als den einzig korrekten Weg, um unsere Mängel und Fehler auf theoretischer, politischer und organisatorischer Ebene herauszufinden, um sie in der Folge zu korrigieren.“ Das Unheil, das der PKI und der revolutionären Bewegung des indonesischen Volkes nach dem Ausbruch und dem Scheitern der Bewegung des 30. September [2] solche ernste Verluste beibrachte, hob den Schleier, der während einer ziemlich langen Periode die ernsten Schwächen der PKI verbarg.
Die PKI-Führung hat sich des Abenteurertums schuldig gemacht. Das heißt, sie hatte sich unter Verletzung organisatorischer Prinzipien ohne Bedenken an der Bewegung des 30. September beteiligt, die sich nicht auf das hohe Bewußtsein und die Überzeugung der Volksmassen stützte. Sie verursachte daher die Isolierung der Partei von den Volksmassen. Im Gegensatz dazu praktizierte die Parteiführung nach der Niederlage der Bewegung des 30. September eine rechtsopportunistische Linie, indem sie das Schicksal der Partei und der revolutionären Bewegung der Politik Präsident Sukarnos anvertraute. Diese Fehler waren der Höhepunkt der ernsten Schwächen und Fehler der PKI auf Ideologischer, politischer und organisatorischer Ebene.
Das Politbüro ist sich bewußt, daß es selbst die größte Verantwortung für die ernsten Schwächen und Fehler der Partei während dieser ganzen Zeit trägt. Daher widmet das Politbüro jeder Kritik ernste Aufmerksamkeit und weiß jede Kritik zu schätzen, die von Kadern und Mitgliedernder Partei in Übereinstimmung mit der marxistisch-leninistischen Methode geübt wird, aber auch ehrliche Kritik von Parteisympathisanten, die auf verschiedene Weise zum Ausdruck kam. Das Politbüro ist entschlossen, auf marxistisch-leninistische Weise Selbstkritik zu üben, die Lehren Lenins und das Beispiel des Genossen Musso in die Praxis umzusetzen, indem es Kritik und Selbstkritik auf marxistischleninistischer Grundlage entfaltet. Lenin hat uns gelehrt, daß „das Verhalten einer politischen Partei zu ihren Fehlern. . . eines der wichtigsten und sichersten Kriterien für den Ernst einer Partei und für die tatsächliche Erfüllung ihrer Pflichten gegenüber ihrer Klasse und den werktätigen Massen (ist). Einen Fehler offen zugeben, seine Ursachen aufdecken, die Umstände, die ihn hervorgerufen haben, analysieren, die Mittel zur Behebung des Fehlers sorgfältig prüfen – das ist das Merkmal einer ernsten Partei, das heißt Erfüllung ihrer Pflichten, das heißt Erziehung und Schulung der Klasse und dann auch der Massen(1)
Im August 1948 zeigte Genosse Musso im Politbüro des Zentralkomitees der PKI am Beispiel der ernsten Fehler und Schwächen der PKI in den Jahren der Augustrevolution von 1945, wie Kritik und Selbstkritik offenherzig und in marxistisch-leninistischer Weise geführt wird. Dank der rückhaltlosen Kritik und Selbstkritik gegenüber den Schwächen und Fehlern konnte ein Ausweg gefunden werden, um die PKI als Vorhut der indonesischen Arbeiterklasse wieder aufzubauen, die guten Traditionen der PKI vor und während des Zweiten Weltkrieges wiederherzustellen und die PKI in die Lage zu versetzen, die Hegemonie in der Führung der Revolution zu erlangen. ( Der neue Weg für die Republik von Indonesien – Resolution des Politbüros des ZK der PKI, August 1948)(2)
Der interne Parteikampf, der sich während des Wiederaufbaus der Partei, die durch die Madiun-Affäre einen schweren Schlag erhalten hatte und während der Verwirklichung des Neuen Weges abspielte, führte 1951 zu einem neuen Politbüro. Die Erfahrungen der Partei bis zum Ausbruch der Bewegung des 30. September 1965 haben gezeigt, daß das Politbüro, das 1951 gewählt wurde und vom Zentralkomitee des 5. und 6. nationalen Kongresses bestätigt wurde, nicht nur bei der Durchführung der großartigen Berichtigung des Genossen Musso versagt hatte, sondern auch ernste Abweichungen vom MarxismusLeninismus begangen hatte. Daraus resultierte, daß die PKI nicht in der Lage war, ihre historische Mission als Vorhut der Arbeiterklasse und Führer des Befreiungskampfes des indonesischen Volkes zu erfüllen.
Angesichts der Ernsthaftigkeit der Schwächen und Fehler, in die die gesamte Partei verwickelt ist, sieht es das Politbüro für notwendig an, eine umfassende Analyse zu leisten, damit jedes Parteimitglied befähigt ist, die Fehler gründlichst zu untersuchen, um eine Wiederholung derselben Schwächen und Fehler in Zukunft zu vermeiden. In einer Situation jedoch, in der durch die Militärdiktatur der rechten Armee-Generäle Suharto und Nasution der bösartigste und grausamste weiße Terror herrscht[3], ist es nicht leicht, Kritik und Selbstkritik so vollständig wie möglich zu entfalten. Um den dringendsten Bedürfnissen zu entsprechen, ist es notwendig, die wichtigsten Probleme auf ideologischer, politischer und organisatorischer Ebene darzulegen, um das Studium der Schwächen und Fehler der Partei in der gegenwärtigen Ausrichtungsbewegung anzuleiten.
Mit aller Bescheidenheit und Aufrichtigkeit legt das Politbüro diese Selbstkritik vor. Das Politbüro erwartet von allen Parteimitgliedern, daß sie aktiv und kritisch an den Diskussionen über die Schwächen und Fehler der Parteiführung teilnehmen und ihr äußerstes tun werden, um diese Selbstkritik des Politbüros des ZK der PKI zu verbessern, indem sie aus ihren jeweiligen kollektiven oder individuellen Erfahrungen Lehren ziehen. Das Politbüro erwartet von allen Mitgliedern, daß sie an dem Prinzip festhalten: „Einheit, Kritik, Einheit“ und „aus früheren Fehlern lernen, um künftige zu vermeiden“ und „Die Krankheit bekämpfen, um den Patienten zu retten“; damit sollen zwei Ziele erreicht werden: eine ideologische Klarheit zu schaffen und Genossen zu gewinnen.“(3) Das Politbüro ist überzeugt, daß, wenn an diesem korrekten Prinzip festgehalten wird, jedes Parteimitglied an der Bewegung zum Studium und zur Überwindung dieser Schwächen und Fehler mit der festen Absicht teilnehmen wird, die PKI auf marxistisch-leninistischer Grundlage wieder aufzubauen, die kommunistische Einheit und Solidarität zu stärken, die ideologische, politische und organisatorische Wachsamkeit zu erhöhen und den Kampfgeist zu heben, um den Sieg zu erringen.
DIE HAUPTSÄCHLlCHSTEN SCHWÄCHEN AUF IDEOLOGISCHER EBENE
Die Resolution Neuer Weg hat bei Hervorhebung der wichtigsten Ursache für die prinzipiellen Fehler, die von der PKI auf organisatorischer und politischer Ebene in der Periode der Augustrevolution begangen wurden, festgestellt: „Das Politbüro ist der Meinung, daß die Fehler in den Prinzipien hauptsächlich durch die ideologische Schwäche der Partei verursacht wurden.“
Die ernsten Schwächen und Fehler der Partei in der Periode nach 1951 hatten sicherlich auch ihre Ursache in der ideologischen Schwäche, vor allem innerhalb der Parteiführung. Die ideologische Schwäche hatte ihre Wurzel in kleinbürgerlicher Klassenherkunft und der mangelhaften Beherrschung des Marxismus-Leninismus. Lenin hat uns gelehrt „Ohne revolutionäre Theorie kann es auch keine revolutionäre Bewegung geben“ und daß „die Rolle des Vorkämpfers nur eine Partei erfüllen kann, die von einer fortgeschrittenen Theorie geleitet wird“.(4)
Die Erfahrung der indonesischen Kommunisten bestätigt voll und ganz die Wahrheit der Leninschen Lehre. Die ernsten Schwächen und Fehler, die die PKI unfähig machten, ihre Aufgaben als Vorhut der indonesischen Arbeiterklasse zu erfüllen, war nicht nur durch das Unvermögen der Parteiführung verursacht worden, die revolutionären Theorien mit der konkreten Praxis der indonesischen Revolution zu verbinden. Sie hatte sogar einen Weg eingeschlagen, der grundsätzlich abwich von der Anleitung durch die fortschrittlichste Theorie. Diese Erfahrung zeigt, daß es der PKI noch nicht gelungen war, einen Führungskern heranzubilden, der sich aus proletarischen Elementen zusammensetzt und ein wirklich äußerst korrektes Verständnis des Marxismus-Leninismus besaß, ein systematisches und nicht fragmentarisches, ein praktisches und nicht abstraktes Verständnis.
Unsere Partei hat ideologische Schwächen mit einer langen historischen Wurzel, nämlich dem Subjektivismus. Die soziale Basis für die subjektivistische Ideologie ist die kleinbürgerliche Klasse. Indonesien ist ein Land der Kleinbourgeoisie, in dem der Kleinbesitz, besonders in Form individueller Bauernwirtschaften, sehr zahlreich ist. Unsere Partei ist von einer starken kleinbürgerlichen Klasse umgeben und viele Parteimitglieder entstammen dieser Klasse. Dadurch werden unweigerlich kleinbürgerliche Ideen und Gewohnheiten in die Partei eingeschleppt. Die kleinbürgerliche Denkweise ist subjektiv und einseitig bei der Analyse von Problemen. Sie geht weder von der objektiven Wirklichkeit aus, noch von dem objektiven Kräfteverhältnis zwischen den Klassen, sondern von subjektiven Wünschen, subjektiven Gefühlen und subjektiver Einbildung. Dieser Subjektivismus ist die ideologische Quelle dogmatischer oder empiristischer Fehler auf theoretischer Ebene, von rechtem oder linkem Opportunismus in politischer Hinsicht und von Liberalismus oder Sektierertum auf organisatorischer Ebene, die es in unserer Partei gegeben hat.
Während der Periode der Verwirklichung der Resolution Neuer Weg fand in unserer Partei ein interner Kampf gegen den Subjektivismus statt. Aber, wie sich herausstellte, hatte dieser Kampf nicht vermocht, diese Ideologie des Subjektivismus völlig auszurotten. Dies zeigte sich in der Erfahrung des 5. Nationalen Kongresses der Partei. Auf dem Kongreß wurde scharfe Kritik am Subjektivismus erhoben, der ein Hindernis bei der Verwirklichung der Resolution Neuer Weg darstellte. Gleichzeitig machte der Kongress aber den gleichen Fehler, indem er das Manifest für allgemeine Wahlen der PKI annahm, in dem das Programm zur Errichtung der Volksdemokratie durch allgemeine Wahlen entwickelt wurde. Dies war gleichzeitig ein Dokument sowohl des linken als auch des rechten Opportunismus. Als ein Programm, das auf der Basis der bestehenden objektiven Bedingungen zu weit ging und undurchführbar war, war es ein linker Fehler. Indem es davon ausging, eine Volksdemokratie könne durch allgemeine Wahlen erreicht werden, also durch friedliche Mittel, war es ein rechter Fehler.
In der Periode nach 1951 verstärkte sich der Subjektivismus weiterhin, breitete sich mehr und mehr aus und bewirkte den Rechtsopportunismus, der mit dem Einfluß des modernen Revisionismus in der internationalen kommunistischen Bewegung verschmolz. Dies war die verhängnisvolle Linie des Rechtsopportunismus, der zum hauptsächlichen Charakteristikum der von der PKI in jener Periode begangenen Fehler wurde. Die Entstehung und Entwicklung dieser Schwächen und Fehler wurden durch die folgenden Faktoren verursacht:
Erstens. Die Tradition von Kritik und Selbstkritik auf marxistisch-leninistische Weise war in der Partei nicht entwickelt, am allerwenigsten in der Parteiführung. Ein Beispiel war die Ersetzung des Manifest für allgemeine Wahlen von der PKI. Nachdem entdeckt worden war, daß das Manifest Fehler enthielt, wurde es zurückgenommen und durch ein anderes Programm ersetzt, durch das Programm für eine Regierung der nationalen Koalition . Aber um das Prestige der Führung zu schützen, wurde diese Maßnahme jedoch nicht von einer ausgedehnten und grundlegenden Kritik und Selbstkritik an der ideologischen Quelle des Fehlers begleitet. Infolgedessen hat die Ersetzung des Manifest für allgemeine Wahlen durch das Programm für eine Regierung der nationalen Koalition nicht bewirkt, den opportunistischen Standpunkt gegenüber allgemeinen Wahlen im Rahmen der bürgerlichen Demokratie gründlich auszumerzen. Auf dieses Problem werden wir später noch zurückkommen.
Die Ausrichtungs- und Schulungsbewegungen, die von Zeit zu Zeit in der Partei organisiert wurden, wurden nicht ernsthaft und gründlich genug durchgeführt. Ihre Ergebnisse wurden nicht in hinreichend sorgfältiger Weise zusammengefaßt und es folgten ihnen keine angemessenen Maßnahmen auf organisatorischer Ebene. Derartige Bewegungen wurden mehr für die unteren Ebenen der Partei organisiert und zielten niemals auf die Entfaltung von Kritik und Selbstkritik in der Führung. Weit davon entfernt, auf Kritik von unten sorgfältig zu achten, wurde sie sogar unterdrückt.
Das Unvermögen, die Tradition der Kritik und Selbstkritik in marxistisch-leninistischer Weise in der Partei zu entfalten, besonders in der Parteiführung einerseits und die theoretischen Schwächen der Parteikader im allgemeinen andererseits hatten den kritischen Sinn und die ideologische Klarheit der Parteikader im allgemeinen und der Führungskader im besonderen abgestumpft.
Zweitens.
Durch das Eindringen der bürgerlichen Ideologie über zwei Kanäle, nämlich durch Kontakte mit der nationalen Bourgeoisie, als die Partei mit dieser eine Einheitsfront einging, und zum anderen durch die Verbürgerlichung der Parteikader, besonders der Führung, nachdem sie bestimmte Posten in halboffiziellen und Regierungsinstitutionen erhalten hatten. Die zunehmende Zahl von Parteikadern, die bestimmte Positionen in halboffiziellen und Regierungsinstitutionen einnahmen, im Zentrum und in den Regionen, schufen „diese Schicht der verbürgerlichten Arbeiter“, die ,“wirkliche Schrittmacher des Reformismus“ sind (5) . Solch eine Situation gab es vor der August revolution von 1945 nicht.
Drittens.
Der moderne Revisionismus begann in unsere Partei einzudringen, als die vierte Plenartagung des Zentralkomitees des 5.Kongresses unkritisch einen Bericht billigte, der die Richtlinien des 20. Parteitages der KPdSU bestätigte und die Linie der Erreichung des Sozialismus auf friedlichem Wege durch parlamentarische Mittel zur Linie der PKI machte. Der friedliche Weg , eines der Charakteristika des modernen Revisionismus, wurde auf dem 6. Nationalen Kongreß der PKI erneut bekräftigt, indem folgende Passage in die Parteisatzung Eingang fand: „Es ist möglich, daß in Indonesien ein volksdemokratisches System als Übergangsstadium zum Sozialismus mit friedlichen Mitteln, auf parlamentarischem Weg, erlangt werden kann. Die PKI strebt beharrlich danach, diese Möglichkeit zur Wirklichkeit zu machen.“ Diese revisionistische Linie wurde auf dem 7. Nationalen Kongreß der PKI noch stärker betont. Sie wurde nie korrigiert, obwohl unsere Partei zu jener Zeit schon gewahr geworden war, daß die Führung der KPdSU seit dem 20. Parteitag der KPdSU den Weg des modernen Revisionismus beschritten hatte.
Angesichts des modernen Revisionismus der KPdSU-Führung nahm die PKI-Führung, die durch das Bündnis mit der nationalen Bourgeoisie fest gebunden war, keinen festen Standpunkt ein. Diese Haltung wurde hauptsächlich deswegen eingenommen, weil von dem Bedürfnis ausgegangen wurde, die Interessen der Allianz mit der nationalen Bourgeoisie zu schützen und nicht ausgegangen wurde von den unabhängigen Interessen des Proletariats. Wenngleich die PKIFührung in späteren Jahren die verschiedenen modernen revisionistischen Linien der KPdSU-Führung kritisierte und, dank dieser Haltung, die PKI eine angesehene Stellung in den Reihen der Marxisten-Leninisten der Welt gewann, erhielt sie trotzdem gute Beziehungen zur KPdSU-Führung aufrecht, und der Einfluß des modernen Revisionismus in unserer Partei wurde nicht vollständig ausgemerzt.
Die Erfahrung der PKI erteilt uns die Lehre, daß mit der Einnahme eines Standpunktes der Kritik am modernen Revisionismus der KPdSU-Führung die PKI selbst noch nicht automatisch von den Fehlern des Rechtsopportunismus frei wurde und davon, das gleiche wie die modernen Revisionisten zu tun. Die Erfahrung der PKI erteilt uns die Lehre, daß der moderne Revisionismus, die größte Gefahr in der internationalen kommunistischen Bewegung, auch die größte Gefahr für die PKI darstellt. Der moderne Revisionismus ist nicht „eine latente, aber nicht akute Gefahr“ (6), sondern eine konkrete Gefahr, die der PKI großen Schaden und der revolutionären Bewegung des indonesischen Volkes ernste Verluste zugefügt hat. Daher darf die Gefahr des modernen Revisionismus in keiner Weise unterschätzt werden. Er muß unbarmherzig bekämpft werden. Eine feste Haltung gegenüber dem modernen Revisionismus in jeder Hinsicht kann nur dann wirksam aufrecht erhalten werden, wenn unsere Partei die Linie „die Freundschaft mit dem modernen Revisionismus erhalten“ aufgibt.
Es ist eine Tatsache, daß die PKI, während sie einerseits den modernen Revisionismus der KPdSU-Führung kritisierte, andererseits revisionistische Fehler beging, da sie die marxistisch-leninistischen Lehren vom Klassenkampf, vom Staat und der Revolution revidiert hatte. Außerdem nahm die PKI-Führung nicht nur nicht den Kampf auf theoretischer Ebene gegen andere Strömungen im revolutionären Denken auf, die das Proletariat irreführen können, wie Lenin es uns gelehrt hat (Lenin, Was Tun? )(7) sondern machte sogar freiwillig Konzessionen auf theoretischer Ebene. Die PKI-Führung setzte die drei Komponenten des Marxismus: Materialistische Philosophie, Politische Ökonomie und den Wissenschaftlichen Sozialismus mit den „drei Komponenten der Lehren Bung Karno s“ gleich (Bung Karno, der Name, unter dem Präsident Sukarno allgemein bekannt war, bedeutet Bruder Karno ). Damit wollte die PKI aus dem Marxismus, der die Ideologie der Arbeiterklasse ist, das Eigentum der gesamten Nation, unter Einschluß der der Arbeiterklasse feindlich gegenüberstehenden Ausbeuterklassen machen.
DIE HAUPTSÄCHLICHEN FEHLER AUF POLITISCHER EBENE
Die Fehler des Rechtsopportunismus auf politischer Ebene, die hier untersucht werden sollen, betreffen drei Probleme:
1. der Weg der Volksdemokratie in Indonesien,
2. die Frage der Staatsmacht und
3. die Verwirklichung der Politik der nationalen Einheitsfront.
Rechtsopportunismus auf politischer Ebene zeigt sich zuerst und vor allem in der Frage, welcher Weg eingeschlagen werden soll, der „friedliche Weg“ oder der Weg der Revolution, um die Volksdemokratie in Indonesien als Übergangsstadium zum sozialistischen System zu erreichen. Eine der fundamentalsten Differenzen und Auseinandersetzungen zwischen dem Marxismus-Leninismus und dem Revisionismus, sowohl dem klassischen wie dem modernen, betrifft gerade die Frage des Weges zum Sozialismus. Der Marxismus-Leninismus lehrt, daß der Sozialismus auf dem Weg der proletarischen Revolution errichtet werden muß und daß der Sozialismus im Falle von kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Ländern wie Indonesien erreicht wird über das Stadium der volksdemokratischen Revolution. Währenddessen träumt der Revisionismus davon, den Sozialismus auf friedlichem Wege zu erreichen.
Wie sah der Prozeß aus, in dem diese Fehler auftauchten und sich entwickelten?
Fünfzehn Jahre lang, seit 1951, hat die PKI einen legalen und parlamentarischen Kampf geführt. Die legale und parlamentarische Form des Kampfes ist eine der Methoden, die von einer revolutionären proletarischen Partei in einer bestimmten Situation- und unter bestimmten Bedingungen angewandt wird, wie Lenin in seinem Werk „Der linke Radikalismus – die Kinderkrankheit im Kommunismus“ erklärte. Auf den parlamentarischen Kampf zu verzichten, wenn er notwendig ist und mit der Revolution herumzuspielen, wenn die Bedingungen noch nicht reif sind, ist ein Fehler.
Der parlamentarische Kampf als eine Form des legalen Kampfes, wie er 1951 von der Partei geführt wurde, war im wesentlichen korrekt und in Übereinstimmung mit den damals herrschenden objektiven Bedingungen. Die damals herrschende Lage war folgende: der revolutionäre Sturm war abgeflaut, die treibenden Kräfte der Revolution waren bis dahin noch nicht wieder erwacht und die große Mehrheit des Volkes, die vor der Agustrevolution noch nie politische Freiheiten erfahren hatte, setzte ihre Hoffnung immer noch in die bürgerliche Demokratie.
In den ersten Jahren dieser Periode hatte unsere Partei im politischen Kampf und beim Aufbau der Partei gewisse Erfolge erzielt. Ein bedeutendes Ergebnis dieser Periode war die Formulierung der wichtigsten Probleme der indonesischen Revolution. Es wurde gesagt, daß das gegenwärtige Stadium der indonesischen Revolution eine bürgerlich-demokratische Revolution neuen Typs wäre, deren Aufgabe es sei, den Imperialismus und die Überreste des Feudalismus zu liquidieren und ein volksdemokratisches System als Übergangsstadium zum Sozialismus aufzubauen. Die treibenden Kräfte der Revolution seien die Arbeiterklasse, die Bauern und das Kleinbürgertum; die führende Kraft der Revolution sei die Arbeiterklasse und die Hauptmassenbasis der Revolution sei die Bauernschaft. Es wurde auch gesagt, daß die nationale Bourgeoisie eine schwankende Kraft der Revolution sei, die bis zu einem gewissen Grade und in gewissen Perioden zur Revolution neigen könne, die aber zu anderen Zeiten die Revolution verraten könne. Die Partei erklärte außerdem, daß die Arbeiterklasse, um ihre Verpflichtung als Führer der indonesischen Revolution zu erfüllen, mit anderen revolutionären Klassen und Schichten eine revolutionäre Einheitsfront auf der Basis der Arbeiter-Bauern-Allianz und unter Führung der Arbeiterklasse schmieden müsse.
Ein bedeutender Mangel jedoch, der sich später zum Rechtsopprtunismus und Revisionismus entwickelte, lag darin, daß die Partei noch nicht die vollständigste Klarheit über die wichtigsten Mittel und die hauptsächliche Form des Kampfes der indonesischen Revolution gewonnen hatte. Das Zentralkomitee der Partei hatte einmal dieses Problem in groben Zügen diskutiert. Aber in der folgenden Periode wurde dieses Problem nie so gründlich diskutiert, daß darüber eine korrekte und einheitliche Meinung möglich geworden wäre, eine Voraussetzung dafür, daß eine korrekte und einheitliche Meinung in der gesamten Partei erreicht werden könnte. Für eine Partei wie die PKI mit der historischen Aufgabe, eine Revolution anzuführen, ist es ein großer Fehler, die Frage der hauptsächlichen Mittel und wichtigsten Kampfformen der indonesischen Revolution nicht zur Aufgabe für die gesamte Partei zu machen, sondern nur zu einem Problem für wenige Personen in der Führung und bestimmte Kader in der Partei. Das bewirkte, daß die Mehrheit der Mitglieder der Partei zu dieser äußerst wichtigen Frage der Revolution ein passives Verhältnis entwickelte. Wenngleich die Führung der indonesischen Revolution bei der Arbeiterklasse liegt, so ist ihre hauptsächliche Stütze die Bauernschaft. Angesichts der Tatsache, daß die Arbeiterklasse in Indonesien klein ist, können die Kampfmethoden der Arbeiterklasse wie Generalstreik, die zur Aufrüttelung anderer treibender Kräfte der Revolution führen und sich später zu einer bewaffneten Erhebung entwickeln, wie es bei der russischen bürgerlich-demokratischen Revolution von 1905 der Fall war (8), nicht die Hauptform des Kampfes oder die Methode der indonesischen Revolution werden.
Die chinesische Revolution hat uns gelehrt, daß die Hauptkampfform der Revolution in kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Ländern der bewaffnete Volkskrieg gegen die bewaffnete Konterrevolution ist. Weil die Revolution wesentlich eine Agrarrevolution ist, ist der bewaffnete Kampf des Volkes im wesentlichen der bewaffnete Kampf der Bauern im Verlauf einer Agrarrevolution unter Führung der Arbeiterklasse. Die Praxis der chinesischen Revolution ist in erster Linie die Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen in China. Gleichzeitig stellte sie das allgemeine Gesetz für die Revolutionen der Völker in kolonialen oder halbkolonialen und halbfeudalen Ländern fest. Um den vollständigen Sieg zu erringen, muß die indonesische Revolution deshalb ebenfalls den Weg der chinesischen Revolution einschlagen. Dies bedeutet, daß die indonesische Revolution unweigerlich diese Hauptform des Kampfes annehmen muß, nämlich den bewaffneten Kampf des Volkes gegen die bewaffnete Konterrevolution, die ihrem Wesen nach die bewaffnete Agrarrevolution der Bauern unter Führung des Proletariats ist.
Die Agrarrevolution, die der Inhalt der indonesischen Revolution im gegenwärtigen Stadium ist, ist nicht eine Agrarreform nach bürgerlicher Art, die lediglich den Weg für die Entwicklung des Kapitalismus auf dem Land ebnet. Diese Revolution wird die Landarbeiter, die armen Bauern und die mittleren Bauern von feudaler Unterdrückung durch ausländische und einheimische Grundbesitzer befreien, indem ihr Boden ersatzlos konfisziert wird und ohne Gegenleistung an die Landarbeiter und armen Bauern individuell als privates Eigentum verteilt wird. Solch eine Revolution wird nur dann siegreich sein, wenn sie mit Waffengewalt unter Führung der Arbeiterklasse durchgeführt wird. Diese Revolution kann nicht von außen aufgezwungen werden. Sie wird auf Grund des hohen Bewußtseins und der Überzeugung der Bauern zustandekommen, die sie selbst aus eigener Erfahrung im Kampf und durch die Erziehung durch die Arbeiterklasse gewinnen werden. Es ist klar, daß in einer Situation, in der die Bedingungen für eine Revolution noch nicht existieren, die Aufgaben der PKI darauf gerichtet sein müssen, die Parteimitglieder, die Arbeiterklasse und die Bauernschaft hinsichtlich der Hauptformen des Kampfes der indonesischen Revolution zu erziehen, und zwar durch politische Agitations-, Propaganda- und organisatorische Arbeit.
Alle Formen der legalen und parlamentarischen Arbeit müssenden grundlegenden Mitteln und der Hauptform des Kampfes dienen und dürfen in keiner Weise den Prozeß des Heranreifens des bewaffneten Kampfes behindern. Die Erfahrung der letzten fünfzehn Jahre hat uns gezeigt, daß die PKI dadurch, daß sie nicht von Anfang an, den „friedlichen Weg“ entschlossen zurückwies und an dem allgemeinen Gesetz der Revolution in kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Ländern festhielt, allmählich in parlamentarische und andere Formen des legalen Kampfes versumpfte. Die Parteiführung hatte sogar diese Formen des Kampfes zu den Hauptformen gemacht, um das strategische Ziel der indonesischen Revolution zu erreichen. Die Legalität der Partei wurde nicht als eine Methode des Kampfes zu einem gegebenen Zeitpunkt und unter gewissen Bedingungen angesehen, sondern eher als ein Prinzip, dem die anderen Kampfformen dienen müssen.
Selbst als die Konterrevolution die Partei nicht nur der Legalität beraubt hatte, sondern auch die menschlichen Grundrechte der Kommunisten verletzt hatte, wurde immer noch diese Legalität mit aller Macht verteidigt. Wie schon oben erwähnt wurde, begann die feste Verankerung des friedlichen Weges in der Partei als die 4.Plenartagung des Zentralkomitees der PKI (1956) ein Dokument annahm, das die Linie des modernen Revisionismus des 20.Parteitages der KPdSU billigte. Und als die revisionistische Linie erst einmal fest in der Partei verankert war, war es unmöglich, eine korrekte marxistisch-leninistische Linie in der Strategie und Taktik festzulegen. Die Festlegung der Hauptlinien von Strategie und Taktik der Partei begann mit einer Zweideutigkeit zwischen dem „friedlichen Weg“ und dem „Weg der bewaffneten Revolution“ und entwickelte sich schließlich zur Dominanz der Linie des „friedlichen Weges“.
Unter solchen Bedingungen wurde von dem 6.Nationalen Kongreß (1959) die Generallinie der PKI folgendermaßen formuliert: „Das Schmieden der nationalen Einheitsfront und den Aufbau der Partei fortsetzen, um die Forderungen der Augustrevolution von 1945 zu erfüllen“. Gestützt auf die Generallinie der Partei wurde die Parole „Die Drei Banner der Partei hochhalten“ angenommen. Dies waren: 1. das Banner der nationalen Front, 2. das Banner des Parteiaufbaus und 3. das Banner der Augustrevolution von 1945. (9) Die Generallinie wurde als der Weg zur Volksdemokratie in Indonesien verstanden. Die Parteiführung versuchte zu erklären, daß die Drei Banner der Partei die drei Hauptwaffen seien, um die volksdemokratische Revolution zu gewinnen. Diese sind, wie Genosse Mao Tse-tung sagte: „eine disziplinierte Partei, die mit der Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet ist, die Methode der Selbstkritik anwendet und mit den Volksmassen verbunden ist: eine Armee, die unter der Führung einer solchen Partei steht; eine von einer solchen Partei geführte Einheitsfront aller revolutionären Klassen und aller revolutionärer Gruppen“(10)
Die zweite Hauptwaffe ist der bewaffnete Volkskrieg gegen die bewaffnete Konterrevolution unter Führung der Partei. Die Parteiführung versuchte sie mit der Parole „Haltet das Banner der Augustrevolution von 1945 hoch“ zu ersetzen. Tatsächlich erklärte man, daß „das Banner der Augustrevolution die Wichtigkeit, der Nutzung der Erfahrungen des Kampfes während der Augustrevolution 1945 bekräftigt“, und daß „bei der Verteidigung der Souveränität Indonesiens die Rolle des Guerillakrieges von größter Bedeutung ist (11), in der Praxis wurden jedoch keinerlei Anstrengungen in dieser Richtung unternommen.
Um zu beweisen, daß der befolgte Weg nicht der opportunistische sogenannte „friedliche Weg“ wäre, sprach die Parteiführung stets von den zwei Möglichkeiten, nämlich der Möglichkeit eines „friedlichen Weges“ und der Möglichkeit eines nichtfriedlichen Weges, aber daß, je besser die Partei sich auf die Möglichkeit eines nichtfriedlichen Weges vorbereite, die Möglichkeit eines „friedlichen Weges“ dann umso größer würde. Tatsächlich zeigen solche Erklärungen sehr genau das Vorhandensein des Dualismus bezüglich des von der Parteiführung befolgten Weges auf. Dadurch wurde aber die Hoffnung auf einen „friedlichen Weg“, den es in Wirklichkeit nicht gibt, in den Köpfen der Parteimitglieder, der Arbeiterklasse und der Massen der werktätigen Bevölkerung eingepflanzt.
In der Praxis bereitete die Parteiführung die Reihen der Partei, die Arbeiterklasse und die Volksmassen nicht darauf vor, der Möglichkeit eines nichtfriedlichen Weges ins Auge zu sehen. Der klarste Beweis war die ernste Tragödie, die sich nach dem Ausbruch und dem Scheitern der Bewegung des 30.September ereignet hat. In kürzestem Zeitraum gelang es der Konterrevolution, hunderttausende Kommunisten und nicht-kommunistische Revolutionäre, die sich völlig passiv verhielten, zu massakrieren und zu verhaften, gelang es ihr, die Organisation der PKI und die revolutionären Massenorganisationen zu paralysieren. Eine solche Situation hätte sich gewiß nicht ereignet, wenn die Parteiführung nicht vom revolutionären Weg abgewichen wäre.
Die Parteiführung erklärte, daß „unsere Partei nicht die Theorie des bewaffneten Kampfes vom Ausland kopieren darf, sondern die Methode des Verbindens der Drei Formen des Kampfes verwirklichen muß, nämlich den Guerillakrieg auf dem Land (besonders von Landarbeitern und armen Bauern); revolutionäre Aktionen der Arbeiter (besonders von Transportarbeitern) in den Städten; und intensive Arbeit unter den bewaffneten Streitkräften des Feindes“.(12) Die Parteiführung kritisierte einige Genossen, weil sie beim Studium des bewaffneten Kampfes des chinesischen Volkes nur die Gemeinsamkeiten mit den Bedingungen in Indonesien sehen würden. Die Parteiführung verwies dagegen auf die unterschiedlichen Bedingungen, die in Rechnung gestellt werden müßten, und gelangte bis hin zur Schlußfolgerung, daß die für die indonesische Revolution typische Methode die „Methode des Verbindens der Drei Formen des Kampfes“ sei.
Die Erfahrung anderer Länder dogmatisch zu übernehmen, ist ein Fehler. Aber sich zu weigern, die Erfahrung eines anderen Landes zu benutzen, deren Gültigkeit als die Theorie der Volksrevolution bereits bewiesen wurde, ist ebenfalls ein Fehler. Lenin lehrte uns, „daß die in einem jungen Lande einsetzende Bewegung nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie die Erfahrungen der anderen Länder. . . kritisch gegenüberzutreten und sie selbständig zu überprüfen“ vermag.(13)
Die Tatsachen haben gezeigt, daß die „Theorie der Methode des Verbindens der Drei Formen des Kampfes“ nicht das Ergebnis der kritischen Verarbeitung einer Erfahrung eines anderen Landes und ihrer Anwendung auf die konkrete Praxis in Indonesien war. um zu einer der für Indonesien typischen revolutionären Theorie zu werden. Auf jeden Fall ist sie keine für Indonesien typische Methode. Die russische Revolution von 1905 war, wie Lenin in seinem Vortrag über die Revolution von 1905 erklärte, eine Verbindung von Streiks der Arbeiter, antifeudalem Kampf der Bauern auf dem Lande und Meutereien der Armee, mit den Streiks der Arbeiter als Vorhut. Die chinesische Revolution verband ebenfalls den agrarrevolutionären Krieg, die Arbeit auf dem Lande und in den vom Feind besetzten Städten und die Arbeit unter den Streitkräften des Feindes, wobei der agrarrevolutionäre Krieg die Hauptform war.
Die „Drei Formen des Kampfes“, die verbunden werden sollten, wurden alle auf den „friedlichen Weg“ statt auf den Weg der Revolution geführt. Der Kampf der Bauern gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch die Überreste des Feudalismus hätte sich unausweichlich, bei einer korrekten Führung, zu seiner höchsten Form entwickelt, nämlich der Agrarrevolution, um die Bauern von der Unterdrückung der Grundbesitzer zu befreien. Dieser Kampf hätte nur siegreich enden können, wenn er unter Führung der PKI mit den Waffen geführt worden wäre. Aber die Parteiführung konzentrierte ihre Führungstätigkeit nicht auf die Entwicklung des immer mehr anwachsenden Kampfes der Bauern und wappnete die Partei nicht für jede Situation.
Als sich die Bauern in direkten einseitigen Aktionen gegen die einheimischen Grundbesitzer zu erheben begannen, wurden diese Aktionen nicht zu ihrer höheren Form weiterentwickelt, sondern auf verschiedene Art und Weise abgelenkt durch Aktionen, die sich nicht direkt gegen die Grundbesitzer richteten, wie die „Neue-Kultur-Bewegung, die Eintausend-und-eins-Kampagne zur Hebung der Produktion und die Rattenvernichtungskampagne“. Natürlich ist es für eine revolutionäre Bauernbewegung nicht falsch, Kampagnen zur Hebung der Produktion, zur Ausrottung von Landplagen und zur Hebung des kulturellen Niveaus der Bauern ins Leben zu rufen. Aber all dies sollte dem wichtigsten Ziel der revolutionären Bauernbewegung dienen, nämlich der antifeudalen Agrarrevolution. Daher sollten derartige Kampagnen nicht allzu hoch eingeschätzt werden, damit sie nicht die Orientierung der revolutionären Bauernbewegung ablenken und sie zu einer reformistischen Bewegung machen.
In den Städten, trotz der wachsenden schweren Belastungen im Leben der Arbeiter, wurden Aktionen der Arbeiter, die politische Bedeutung hatten, zunehmend seltener, da auch ihnen die richtige Führung fehlte. Es stimmt zwar, daß es scheinbar große Aktionen, der Arbeiter gab, die große politische Bedeutung hatten, wie die Übernahme von Unternehmen, die den holländischen, britischen und belgischen Imperialisten gehörten. Aber die eigentlichen Ergebnisse dieser Aktionen kamen nur einer Handvoll von bürokratischen Kapitalisten zugute und verbesserten in keiner Weise die Lebensbedingungen der betroffenen Arbeiter. Da die Parteiführung außerdem die ehemaligen imperialistischen Unternehmen, die von der Regierung der Republik Indonesien kontrolliert wurden, als Nationaleigentum ansah, wurden weitergehende Aktionen der Arbeiter abgebremst. Im Gegenteil, eine ganze Reihe von Aktivitäten wurden sogar direkt durch die Gewerkschaften oder die Betriebsmanagements mit dem Ziel organisiert, die Produktion zu erhöhen, die Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu steigern und die Wirtschaft zu verbessern. Dabei wurden weder die Lebensbedingungen der Arbeiter verbessert noch wurde ihr revolutionäres Bewußtsein gehoben.
Ausgehend von dem falschen Standpunkt, daß „die bewaffneten Streitkräfte der Republik Indonesiens keine reaktionären Streitkräfte sind“, wurde das Problem „in den feindlichen Streitkräften zu arbeiten“ dahingehend interpretiert, dieses „wichtige Organ des Staates in das Volk zu integrieren“ bzw. „die dwitunggal-Beziehung (dwitunggal bedeutet wörtlich die Einheit der beiden) zwischen Volk und der Armee zu stärken“. (14)
Das heißt, das Instrument der Gewalt der unterdrückenden Klassen mit den unterdrückten Klassen zu versöhnen. Solch ein Fehler konnte nur deshalb unterlaufen, weil die Parteiführung von der marxistisch-leninistischen Lehre über den Staat abgewichen war, die indonesische Republik nicht als bürgerlichen Staat betrachtete und die bewaffneten Streitkräfte der Republik Indonesien nicht als Instrument des bürgerlichen Staates ansah . Die Parteiführung übersah die Tatsache, daß, weil die Augustrevolution versagt hatte und die Staatsmacht vollständig in die Hände der reaktionären Bourgeoisie gefallen war, die Streitkräfte der Republik Indonesien, obwohl aus der Augustrevolution hervorgegangen, automatisch als ganzes zu einem Herrschaftsorgan in den Händen derjenigen Klassen geworden waren, die den Staat beherrschten. Angesichts ihres Klassenursprungs als Söhne von Arbeitern und Bauern könnten die Soldaten und Unteroffiziere der Streitkräfte sehr wohl Elemente darstellen, die die Partei des Volkes ergreifen. Aber dies konnte nichts daran ändern, daß die Streitkräfte insgesamt ein Organ des Staates waren, das den Interessen der herrschenden Klasse diente.
Um ihre schwere, aber große und edle historische Mission zu erfüllen, die Volksrevolution gegen Imperialismus, Feudalismus und den bürokratischen Kapitalismus zu führen, müssen die indonesischen Marxisten-Leninisten entschlossen den revisionistischen“ friedlichen Weg“ verlassen, die „Theorie der Methode des Verbindens der Drei Formen des Kampfes“ verlassen und das Banner der bewaffneten Volksrevolution hochhalten. Dem Beispiel der ruhmreichen chinesischen Volksrevolution folgend, müssen die indonesischen Marxisten- Leninisten revolutionäre Basisgebiete errichten; sie müssen „die rückständigen Dörfer in fortschrittliche, gefestigte Stützpunktgebiete, in große militärische, politische, ökonomische und kulturelle Bastionen der Revolution verwandeln“(15) Während diese allerwichtigste Frage in Angriff genommen wird, müssen wir auch andere Kampfformen anwenden; der bewaffnete Kampf wird niemals voranschreiten, wenn er nicht mit anderen Kampfformen koordiniert wird. Die von der Parteiführung verfolgte rechtsopportunistische Linie spiegelte sich auch in ihrer Haltung dem Staat gegenüber, besonders dem Staat der Republik Indonesien, wider. Der Marxismus-Leninismus lehrt uns, daß „der Staat ein Organ der Klassenherrschaft, ein Organ zur Unterdrückung der einen Klasse durch die andere“ist; daß „die Formen der bürgerlichen Staaten außerordentlich mannigfaltig (sind), ihr Wesen ist aber ein und dasselbe… die Diktatur der Bourgeoisie“; und daß „die Ablösung des bürgerlichen Staates durch den proletarischen(in Indonesien durch den volksdemokratischen Staat – Politbüro) unmöglich ist ohne eine gewaltsame Revolution.“(16) Ausgehend von dieser marxistisch-leninistischen Lehre vom Staat, hätte die Aufgabe der PKI, nachdem die Augustrevolution von 1945 gescheitert war, die Erziehung der indonesischen Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung sein müssen, damit sie klar den Klassencharakter des Staates der Republik Indonesien als einer Diktatur der Bourgeoisie gesehen hätten. Die PKI hätte das Bewußtsein der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung wecken müssen, daß ihr Befreiungskampf unausweichlich zu der Notwendigkeit führen würde, den „bürgerlichen Staat zu ersetzen“ durch den Staat des Volkes unter Führung der Arbeiterklasse und zwar durch eine „gewaltsame Revolution“. Aber die PKI-Führung schlug die opportunistische Linie ein, die im Volk Illusionen über die bürgerliche Demokratie hervorbrachte. Die Entwicklung dieser opportunistischen Linie hinsichtlich des Staates lief folgendermaßen:
In Anwendung der Taktik, die nationale Bourgeoisie in die nationale Einheitsfront zurückzuholen, unterstützte die PKI das Kabinett Wilopo (ab 1952) und die darauffolgenden Regierungen der Republik Indonesien – mit Ausnahme des Kabinetts Burhanuddin Harahap, das von der Masjumi-Partei geführt wurde – die relativ fortschrittliche Programme hatten. Durch dieses Verhalten war die PKI in der Lage, die nationale Bourgeoisie in eine Einheitsfront zu ziehen und die Bildung reaktionärer Regierungen zu verhindern. Aber im weiteren Verlauf befolgte die PKI eine Praxis, durch die ihre Position als die einer proletarischen Partei, die gegenüber bürgerlichen Regierungen eine unabhängige Haltung einnimmt, aufgegeben wurde. Die PKI vermochte nicht völlig ihrer Aufgabe gerecht zu werden, den Bankrott der bürgerlichen Demokratie bloßzulegen. Schlimmer noch, statt die allgemeinen Wahlen und den parlamentarischen Kampf zu benutzen, um den Verfall des Parlamentarismus politisch zu beschleunigen, stärkte die PKI diesen Parlamentarismus. Die PKI beteiligte sich an den ersten parlamentarischen allgemeinen Wahlen mit einem Programm zur Bildung einer Regierung der Nationalen Koalition, d. h. einer Einheitsfront-Regierung aller demokratischen Elemente, einschließlich der Kommunisten. Mit ihrem Programm für die allgemeinen Wahlen hatte die PKI denselben Fehler begangen wie die kleinbürgerlichen Demokraten und Opportunisten, die, laut Lenin „dem Volk (den falschen Gedanken suggerieren), das allgemeine Stimmrecht wie im heutigen Staat (lies: dem bürgerlichen Staat – das Politbüro) sei imstande, den Willen der Mehrheit der Werktätigen wirklich zum Ausdruck zu bringen und seine Realisierung zu sichern.“ (17)
Die Forderung nach Bildung einer Regierung der Nationalen Koalition wurde das taktische Programm der PKI und nahm später die Form der Forderung nach Bildung eines Kabinetts der Kooperation an, mit der Nasakom als Kern.
Nasakom: ein Akronym aus Nasionalis, Agama, Kommunis. Die Idee Präsident Sukarnos von der Einheit der drei stärksten Gruppierungen in Indonesien: die Nationalisten, die Gläubigen und die Kommunisten.
Indem man die Bildung einer Regierung der Nationalen Koalition zur wichtigsten politischen Forderung machte, wurde die Illusion verbreitet, daß es unter der Bedingung der bürgerlichen Diktatur, wo der Parteiführung keine bewaffneten Kräfte zur Verfügung stehen, möglich wäre, eine Einheitsfrontregierung aus demokratischen Elementen einschließlich der Kommunisten, zu bilden, damit dem Gerechtigkeitssinn des Volkes zu entsprechen und dadurch die Erreichung der strategischen Ziele zu erleichtern. Die Kampagne unter der Forderung ein Kooperationskabinett zu bilden, mit Nasakom als Grundlage, hatte die Propaganda für einen volksdemokratischen Staat in den Hintergrund treten lassen und auf diese Weise die Entwicklung des revolutionären Bewußtseins der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung behindert.
Der Höhepunkt der Abweichung von der marxistisch-leninistischen Lehre vom Staat durch die Parteiführung war die Formulierung der „Theorie der zwei Aspekte der Staatsmacht der Republik Indonesien“. Seit Entstehen der „Zwei-Aspekte-Theorie“ wurden nur bei allgemeinen Diskussionen über den Staat die marxistisch-leninistischen Lehren oberflächlich aufrechterhalten. Aber bei Diskussionen über den Staat in konkretem Sinne, d. h. über den Staat der Republik Indonesien, wurden die marxistisch-leninistischen Lehren völlig aufgegeben.
Die „Zwei-Aspekte-Theorie“ betrachtete den Staat und die Staatsmacht auf folgende Weise:
„Die ökonomische Struktur (Basis) der heutigen indonesischen Gesellschaft ist immer noch kolonial und halbfeudal. Gleichzeitig findet jedoch ein Kampf des Volkes gegen dieses ökonomische System statt, ein Kampf für die nationale und demokratische Ökonomie. . .
Die Gegebenheiten der Basis spiegeln sich auch im Überbau wider, einschließ- lich der Staatsmacht und des Kabinetts im besonderen. In der Staatsmacht werden sowohl die Kräfte widergespiegelt, die gegen das koloniale und feudale ökonomische System sind, als auch die Kräfte, die den Imperialismus, die Überreste des Feudalismus, den bürokratischen Kapitalismus und die Kompradoren verteidigen. . . Die Staatsmacht der Republik Indonesien, als eine widersprüchliche Einheit betrachtet, besteht aus dem Widerspruch zwischen zwei konträr entgegengesetzten Aspekten.
Der erste Aspekt ist der Aspekt, der die Interessen des Volkes vertritt (der in der progressiven Haltung und Politik Präsident Sukarnos Ausdruck findet, die von der PKI und anderen Gruppen des Volkes unterstützt wird). Der zweite Aspekt ist der Aspekt, der die Interessen der Feinde des Volkes vertritt (und in der Haltung und Politik der reaktionären Kräfte und der Rechten seinen Ausdruck findet). Der Volksaspekt ist zu dem Hauptaspekt geworden und übernimmt die führende Rolle in der Staatsmacht der Republik Indonesiens“. (18)
Die „Zwei-Aspekte-Theorie“ ist eindeutig eine opportunistische oder revisionistische Abweichung, weil sie die marxistisch-leninistische Lehre verneint, daß „der Staat das Organ der Herrschaft einer bestimmten Klasse ist, die mit ihrem Antipoden (der ihr entgegengesetzten Klasse) nicht versöhnt werden kann“(19)
Es ist undenkbar, daß die Republik von Indonesien vom Volk und den Feinden des Volkes gemeinsam beherrscht werden könnte.
Es ist wahr, daß es in der indonesischen Gesellschaft Kräfte gibt, die gegen das koloniale und halbfeudale ökonomische System kämpfen. Diese Kräfte sind die Arbeiterklasse, die Bauernschaft, das Kleinbürgertum und auch, bis zu einem gewissen Grad, die nationale Bourgeoisie. Aber zu meinen, daß diese Kräfte ein gemeinsames Konzept für eine nationale und demokratische Ökonomie besitzen, ist ein Irrtum.
Es gibt zwei verschiedene Konzepte, das Konzept der nationalen Bourgeoisie und das Konzept des Proletariats. Egal unter welchem Namen es auftritt, ob nationale und demokratische Ökonomie , gelenkte Ökonomie etc., das Konzept der nationalen Bourgeoisie hat nur einen Sinn, die volle Entwicklung des Kapitalismus im Land.
Das Konzept des Proletariats besteht darin, eine volksdemokratische Ökonomie zu schaffen, d.h. Nationalisierung des gesamten Kapitals und aller Unternehmen, die sich im Besitz der Imperialisten, Kompradoren und anderen Reaktionäre befinden und die kostenlose Verteilung des Bodens der Grundbesitzer an die Bauern. Dies wird das Wirtschaftssystem der Übergangsphase zum Sozialismus sein, das erst nach der Errichtung einer volksdemokratischen Diktatur verwirklicht werden kann, nämlich der vereinigten Macht aller antiimperialistischen und anti-feudalen Klassen unter Führung des Proletariats. In der volksdemokratischen Wirtschaft nimmt der sozialistische Sektor, nämlich die Grundindustrie im Besitz des Volksstaates, im gesamten Wirtschaftsleben des Landes die führende Rolle ein. Vor der Errichtung der volksdemokratischen Macht wird der Kampf des Volkes auf wirtschaftlicher Ebene niemals einer volksdemokratischen ökonomischen Struktur zum Durchbruch verhelfen können. Die Übernahme der Unternehmen der Imperialisten und die Existenz von staatlichen Unternehmen alten Typs unter Kontrolle der Republik von Indonesien brachte keinen sozialistischen Sektor in der Wirtschaft hervor, weil diese staatlichen Unternehmen nicht dem Volk gehörten und nicht vom Staat des Volkes geführt wurden,
sondern in die Hände kapitalistischer Bürokraten gefallen waren. Gleichermaßen konnte auch das Grundlegende Agrargesetz in keiner Weise die Bauernschaft von Unterdrückung und Ausbeutung durch die Überreste des Feudalis- mus befreien.
Die Differenzen zwischen dem Konzept der nationalen Bourgeoisie und dem Konzept des Proletariats zu leugnen, sie durch die Formulierung nationale und demokratische Ökonomie in einen Topf zu werfen, ohne zuerst das Problem der Notwendigkeit der Errichtung einer volksdemokratischen Staatsmacht aufzuwerfen, war gleichbedeutend mit der Aufgabe des proletarischen Klassenstandpunktes und der Kapitulation vor der Bourgeoisie. Es ist ganz klar, daß das Entstehen von Wirtschaftskonzepten wie dem „Manifest zur Wirtschaft“ nicht bedeutete, daß die Kräfte der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung, die gegen die koloniale und halb-feudale Wirtschaft gekämpft hatten, sich bereits in der Staatsmacht widerspiegelten. Volksdemokratische Faktoren können niemals in einer Staatsmacht heranwachsen, die die Interessen des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus vertritt. Es gab in der Staatsmacht der Republik von Indonesien einen Widerspruch, und zwar den Widerspruch zwischen den Kompradoren- und Grundbesitzerelementen, die die Interessen des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus auf der einen Seite vertraten, und der nationalen Bourgeoisie, die bis zu einem gewissen Grade eine antiimperialistische und antifeudale Haltung einnahm, auf der anderen Seite. Aber die Position der nationalen Bourgeoisie in der Staatsmacht konnte nicht dahingehend interpretiert werden, daß sie die Interessen des Volkes vertreten hätte und gerade deswegen durfte sie nicht der Volksaspekt im Staate genannt werden. Denn ein derartiger Widerspruch wird niemals zur fundamentalen Veränderung der Klassennatur des Staates führen. Die Teilnahme der Parteiführer an der Regierung, sowohl in der zentralen als auch in der regionalen Verwaltung, kann nicht dahin gedeutet werden, daß die Qualität des Aspekts der nationalen Bourgeoisie in der Staatsmacht sich gewandelt hätte in einen Volksaspekt. Denn die vereinigten Kräfte der nationalen Bourgeoisie und des Proletariats wurden nicht vom Proletariat geführt, sondern von der nationalen Bourgeoisie. Die Position der Parteiführer in der Regierung, die mit keiner wirklichen Macht verbunden war, war ein politisches Zugeständnis seitens der nationalen Bourgeoisie, die die Unterstützung des Volkes in ihrem Widerspruch zur Kompradorenbourgeoisie und in gewissem Grad zu den Imperialisten brauchte.
Mit Unterstützung der Volksmassen, die von der PKI geführt wurden, konnte die nationale Bourgeoisie in gewissem Umfang die Kompradorenbourgeoisie in der Staatsmacht zurückdrängen. Dieser Umstand zeigte sich in einer Reihe politischer Entscheidungen, die von der Regierung der Republik Indonesiens getroffen wurden, wie zum Beispiel in der Aufkündigung des RTC- Abkommens (Round Table Conference), der Befreiung West-Irians, der Verabschiedung des Grund-Agrargesetzes und des Gesetzes zur Ernteverteilung, der Liquidierung der Streitkräfte der Konterrevolution einschließlich der DI/III und der PRRI/Permesta (Einheit der Aufständischen in Sumatra, Atcheh, Westjava und Nord-Sulawesi- d.Übers.), in der Annahme des Politischen Manifestes, der Wirtschaftsdeklaration, der antiimperialistischen Außenpolitik etc. Die Parteiführung, die in den Sumpf des Opportunismus geraten war, schätzte diese Entwicklung entschieden zu hoch ein und behauptete, daß der Volksaspekt zum dominierenden Aspekt geworden wäre und die führende Rolle in der Staatsmacht der Republik Indonesien eingenommen hätte. Es war, als würde sich das indonesische Volk dem Tag der Geburt einer Volksmacht nähern. Und da die Parteiführung der Meinung war, daß die Kräfte der nationalen Bourgeoisie in der Staatsmacht wirklich der Volksaspekt wären, tat sie alles, um diesen Volksaspekt zu verteidigen und zu entwickeln.
Die Parteiführung hatte sich völlig den Interessen der nationalen Bourgeoisie angepaßt. Es ist klar, daß die Parteiführung die Theorie des Widerspruchs zur Staatsmacht auf subjektive Weise angewandt hatte. Außerdem zu glauben, daß die Kräfte der nationalen Bourgeoisie den Volksaspekt in der Staatsmacht in der Republik Indonesien mit Präsident Sukarno als dem Führer dieses Aspektes darstellten, bedeutet, davon auszugehen, daß die nationale Bourgeoisie in der Lage sei, die bürgerlich-demokratische Revolution neuen Typs anzuführen. Dies widerspricht der historischen Notwendigkeit und den geschichtlichen Tatsachen.
Die PKI-Führung erklärte, daß die „Zwei-Aspekte-Theorie“ sich vollkommen unterscheidet von der „Theorie der strukturellen Reform“ der revisionistischen Führung der Kommunistischen Partei Italiens. (20) Es existiert jedoch, weder theoretisch noch auf der Basis der praktischen Realitäten, kein Unterschied zwischen den zwei Theorien . Beide nehmen den friedlichen Weg zum Sozialismus zu ihrem Ausgangspunkt. Beide träumen von einer allmählichen Veränderung des inneren Kräftegleichgewichts und in der Staatsstruktur. Beide weisen den Weg der Revolution von sich und beide sind revisionistisch.
Die antirevolutionäre „Zwei-Aspekte-Theorie“ kommt am glänzendsten zum Ausdruck in der Erklärung, daß „der Kampf der PKI hinsichtlich der Staatsmacht bedeutet, den Pro-Volks-Aspekt zu fördern, um ihn größer und vorherrschend zu machen, damit die Anti-Volks-Kräfte aus der Staatsmacht vertrieben werden können,“ (21) Die Parteiführung nannte diesen antirevolutionären Weg sogar einen Weg der „Revolution von oben und unten“. „Von oben“ bedeutet, daß die PKI die Staatsmacht ermutigen muß, revolutionäre Schritte mit dem Ziel personeller Veränderungen und Änderungen im Staatsapparat zu unternehmen, während mit „von unten“ gemeint ist, daß die PKI das Volk aufrütteln, organisieren und mobilisieren muß, um diese Veränderungen zu erreichen. (22)
Das zeugt wahrhaftig von außerordentlicher Phantasie! Die Parteiführung lernte nichts aus der Tatsache, daß die Konzeption Präsident Sukarnos über die Bildung eines Kabinetts der Kooperation (die frühere Regierung der Nationalen Koalition) acht Jahre nach ihrer Ankündigung immer noch nicht verwirklicht war und daß es nicht das geringste Anzeichen dafür gab, daß sie jemals verwirklicht werden würde, obwohl sie stets mit Nachdruck gefordert wurde. Noch viel weniger gab es Veränderungen in der Staatsmacht. Es ist wahr, daß Lenin einmal die Möglichkeit für eine Aktion von oben aufzeigte, und zwar als die Möglichkeit bestand, am Vorabend der Russischen Revolution von 1905 an einer provisorischen revolutionären Regierung teilzunehmen. Aber damals herrschte eine Periode politischer Umwälzungen, in der die Revolution bereits begonnen hatte. (23) Falls es keine Möglichkeit gäbe, von oben zu handeln, dann müßte, laut Lenin, von unten Druck ausgeübt werden, und zu diesem Zweck muß das Proletariat bewaffnet sein. Daraus wird ersichtlich, wie groß der Unterschied zwischen der Situation und den Bedingungen für die Möglichkeit einer „Aktion von oben“ sowie den Bedingungen für eine „Aktion von unten“ , wie sie von Lenin geschildert werden und der Situation und den Bedingungen in Indonesien für eine „Revolution von oben und unten“ war. Die erste Möglichkeit stellte sich in einer revolutionären Situation, während die zweite nicht nur in relativ friedlichen Verhältnissen, sondern auch noch in opportunistischer Weise angegangen wurde. Die „Zwei-Aspekte-Theorie“ ähnelt der Verdrehung der marxistischen Lehre vom Staat durch Kautsky. Theoretisch leugnete Kautsky nicht, daß der Staat ein Organ der Klassenherrschaft ist. Was er aber außer Acht ließ und vertuschte, war, daß „die Befreiung der unterdrückten Klasse unmöglich ist nicht nur ohne gewaltsame Revolution, sondern auch ohne Vernichtung des von der herrschenden Klasse geschaffenen Apparats der Staatsgewalt. . .“ (24)
Um sich vom Morast des Opportunismus zu säubern, muß unsere Partei diese „Theorie der zwei Aspekte der Staatsmacht“ verwerfen und die marxistisch-leninistische Lehre über Staat und Revolution wieder durchsetzen.
* * * * *
Einer der ernsten Fehler, die von dem Neuen Weg korrigiert wurden, war das Versäumnis der PKI, in der Augustrevolution von 1945 die nationale Einheitsfront zu fördern. Die Kommunisten vernachlässigten die Bildung der nationalen Einheitsfront als einer Waffe der nationalen Revolution gegen den Imperialismus.(25) In der Periode nach 1951 wurde die Frage der Bildung der nationalen Einheitsfront als eine der dringendsten Aufgaben der Partei festgelegt. Der 5. Nationale Kongreß der PKI entschied sogar, daß die Bildung der nationalen Einheitsfront die zweitwichtigste Aufgabe der Partei sei. Diese Linie wurde auf dem 6. Nationalen Kongreß der Partei und danach weiter aufrechterhalten. Die nationale Einheitsfront wurde in der Generallinie der Partei auf den ersten Platz gehoben oder als das erste der drei Banner der Partei angesehen. Dies zeigt, wie die Parteiführung die nationale Einheitsfront einschätzte. Von der „Vernachlässigung“ der Frage der nationalen Einheitsfront in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre schwenkte die Parteiführung danach dazu über, sie zur Hauptfrage zu machen.
Der 5. Nationale Kongreß der Partei hatte theoretisch das Problem der nationalen Einheitsfront im wesentlichen gelöst. Es wurde gesagt, daß die Arbeiter- -Bauern-Allianz die Basis der Einheitsfront sei. Hinsichtlich der nationalen Bourgeoisie hatte man aus den Erfahrungen der Augustrevolution die Lehre gezogen, daß diese Klasse einen schwankenden Charakter habe. In gewissen Situationen schlug sich die nationale Bourgeoisie auf die Seite der Revolution und nahm an ihr teil, während sie in anderen Situationen mit der Kompradorenbourgeoisie gemeinsame Sache machte, um die treibenden Kräfte der Revolution zu bekämpfen und die Revolution zu verraten (wie ihre Haltung zur Madiun-Affäre und zum Round-Table-Conference-Abkommen zeigt). Ausgehend von diesem schwankenden Charakter der nationalen Bourgeoisie, formulierte die PKI ihre Haltung folgendermaßen: beständig Anstrengungen unternehmen, um die nationale Bourgeoisie auf die Seite der Revolution zu ziehen und sich gegen die Möglichkeit ihres Verrats an der Revolution wappnen. Die PKI müsse der nationalen Bourgeoisie gegenüber die Politik der Einheit und des Kampfes verfolgen.
Aber da die ideologischen Schwächen des Subjektivismus in der Partei, besonders in der Parteiführung, nicht ausgemerzt worden waren, wurde unsere Partei zu immer größeren Fehlern verleitet, so daß die Partei schließlich ihre Unabhängigkeit in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie verlor. Dieser Fehler bewirkte, daß die Partei und das Proletariat zu einem Anhängsel der nationalen Bourgeoisie wurden.
Der Prozeß, durch den sich die Fehler bei der Durchführung der nationalen Einheitsfront entwickelten, kann kurz wie folgt skizziert werden: Parallel zum Wiederaufbau der Partei 1951 wurden Anstrengungen unternommen, die nationale Bourgeoisie wieder für die Seite des Volkes zu gewinnen. Indem die Partei die Widersprüche zwischen der nationalen Bourgeoisie und der Kompradorenbourgeoisie ausnutzte, gelang es ihr, die nationale Bourgeoisie auf die Seite des Volkes zu ziehen. Das begann während des Kampfes gegen die von der Sukiman-Regierung angezettelte“ August-Razzia“ und für den Sturz dieser Regierung und endete erfolgreich mit ihrem Sturz und der Bildung des Wilopo-Kabinettes. Zu jener Zeit und in den darauffolgenden Jahren war die Partei noch schwach und noch war die Allianz der Arbeiter Bauern nicht hergestellt. Daher konnte die Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie nicht auf festen Grundlagen aufgebaut und entwickelt werden, vor allem nicht die Allianz der Arbeiterklasse und der Bauern unter Führung der Arbeiterklasse.
Die Parteiführung wertete die Bildung der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie als Weg, der Möglichkeiten eröffnet für die Entwicklung und den Aufbau der Partei, für die Verwirklichung der unmittelbaren Aufgaben der Partei, nämlich Errichtung der Allianz zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft gegen den Feudalismus. (26)
Aus dieser Einschätzung leitete sich die Schlußfolgerung ab, daß die Förderung der nationalen Einheitsfront die erste und wichtigste Aufgabe der PKI sei. Dies implizierte, daß die Parteiführung unter der nationalen Einheitsfront in erster Linie die Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie verstand. In einer Situation, in der es noch keine starke Allianz zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft gab, konnte die Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie aus zwei Gründen aufrechterhalten werden. Erstens, weil die nationale Bourgeoisie in ihrem Widerspruch zur Kompradorenbourgeoisie die Unterstützung der Arbeiterklasse brauchte. Zweitens, weil die Partei die benötigte Unterstützung gab, ohne die Besorgnis der nationalen Bourgeoisie zu erwecken, daß ihre Position gefährdet sei.
Die Bildung der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie resultierte in jenen Regierungsbildungen, die bis zu einem gewissen Grade eine antiimperialistische Politik verfolgten und der PKI und den revolutionären Massenorganisationen ein wenig Bewegungsfreiheit verschafften. Tatsächlich war diese Situation für die Arbeit zur Ausdehnung der Partei, vor allem auf dem Lande, mit dem Ziel, die Arbeiter-Bauern-Allianz zu errichten, ziemlich günstig. Außerdem gab es bereits die politische Vorbedingung für die Schmiedung der Allianz zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft in Form eines revolutionären Agrarprogramms.
Im Verlauf der Kooperation mit der nationalen Bourgeoisie jedoch vertieften sich die ideologischen Schwächen in der Partei, besonders in der Parteiführung, und durch diese Kooperation wurden sie durch die bürgerliche Ideologie beeinflußt. Das Wachsen der ideologischen Schwächen in der Partei ließ die Partei allmählich ihre Unabhängigkeit in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie verlieren. Die Partei machte der nationalen Bourgeoisie zu viele Konzessionen, so daß sie ihre unabhängige Führungsrolle verlor. Dieser Verlust der Unabhängigkeit in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie zeigte sich u.a. in der Haltung und der Einschätzung der Parteiführung zu Bung Karno. Die Parteiführung nahm Bung Karno gegenüber keine unabhängige Sellung ein und vermied stets jeden Konflikt mit ihm; im Gegenteil überbetonte sie die Gemeinsamkeit oder die Einheit zwischen der Partei und Bung Karno. Die Öffentlichkeit sah, daß Bung Karno keine politische Maßnahme ergriff, die nicht von der PKI unterstützt wurde. Die Parteiführung ging so weit, ohne jeden Kampf Bung Karno als den Großen Führer der Revolution, als den Führer des „Volksaspekts“ in der Staatsmacht der Republik Indonesien anzuerkennen. In Artikeln und Reden der Parteiführung wurde häufig hervorgehoben, daß der Kampf der PKI sich nicht nur auf den Marxismus-Leninismus gründete, sondern auch auf die „Lehren Bung Karnos“, und daß die PKI deshalb schnelle Fortschritte mache, weil sie Bung Karnos Idee der Nasakom-Einheit verwirkliche. Es wurde sogar gesagt, daß das volksdemokratische System in Indonesien mit Bung Karnos Hauptideen übereinstimme, wie er sie in seiner Rede „Die Geburt von Pantja Sila“ vom 1. Juni 1945 zum Ausdruck gebracht hatte. (Pantja Sila=die von Sukarno 1945 verkündeten fünf Prinzipien: Glaube an Gott, Nationalismus, Humanismus, Soziale Gerechtigkeit, Volkssouveränität. Sie wurden als die ideologische Basis des Bürgerlichen Staatswesens der Republik Indonesien verkündet.) (27) So erzog die Parteiführung die Arbeiterklasse und die übrige werktätige Bevölkerung nicht zur Einsicht in die Notwendigkeit, die Führung der Revolution in die Hände des Proletariats und seiner Partei, der PKI, zu legen.
Die Parteiführung brüstete sich, die Verkündung des Politischen Manifests bedeute, daß der von der PKI geführte hartnäckige Kampf des indonesischen Volkes erfolgreich die breiten Massen zur Anerkennung der Korrektheit des PKI-Programms gebracht habe. Und deshalb sei die konsequente Durchführung des Politischen Manifestes dasselbe wie die Durchführung des Programms der PKI. (28)
In der Tat ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Programms für die Einheitsfront eine gute Sache und in diesem Sinn war auch die Proklamierung des „Politischen Manifestes“ eine gute Sache, weil es in gewissem Maße die Auffassungen der verschiedenen antiimperialistischen Klassen und Gruppen in Hinsicht auf gewisse Aspekte des Problems der indonesischen Revolution einte.
Es ist jedoch nicht richtig, daß die Proklamierung des Politischen Manifestes und seine weitere Ausarbeitung die Anerkennung der Korrektheit des PKI-Programms durch die breiten Massen bedeutete. Denn nur einige Teile des Parteiprogramms stimmten mit dem Politischen Manifestüberein.
Kommunisten dürfen nicht naiv sein und glauben, daß andere Klassen, die
nicht zu den treibenden Kräften der Revolution gehören, so einfach das Pro- gramm der PKI akzeptieren können. Sie akzeptierten diejenigen Teile des taktischen Parteiprogramms, die wirklich mit ihren eigenen Interessen übereinstimmten, während die Teile, die ihren Interessen zuwiderliefen, wie z. B. die Teile zur führenden Rolle der Arbeiterklasse oder das revolutionäre Agrarprogramm etc., von ihnen zurückgewiesen wurden. Selbst bei den Teilen, die sie akzeptierten, gab es keine Garantie, daß sie in die Tat umgesetzt werden würden. Unterdessen akzeptierten die Reaktionäre, die immer noch eine dominierende Stellung in der Staatsmacht innehatten, heuchlerisch das Politische Manifest, um sich der vorherrschenden Strömung anzupassen. Deshalb konnte das Politische Manifest, egal wie korrekt es verwirklicht wurde, niemals dasselbe sein wie das Programm der PKI. Folglich zu behaupten, daß die konsequente Verwirklichung des Politischen Manifestes dasselbe wäre wie die Verwirklichung des Programms der PKI, hieß, daß es nicht das Programm der PKI war, das von der Bourgeoisie akzeptiert worden war, sondern daß es eher das Programm der nationalen Bourgeoisie war, das von der PKI akzeptiert worden und zum Ersatz des Programms der PKI gemacht worden war.
Die Aufgabe der Prinzipien in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie wurde durch die Aufnahme der sogenannten „Generallinie der Indonesischen Revolution“ in die Parteidokumente noch weiter vorangetrieben. Sie lautete: „Mit der nationalen Einheitsfront, deren Stützen die Arbeiter und Bauern sind, deren Kern die Nasakom und deren ideologische Basis die Pantja Sila ist, die nationaldemokratische Revolution, die zum indonesischen Sozialismus führen wird, vollenden.“ (29)
Diese sogenannte „Generallinie der Indonesischen Revolution“ roch nicht im Entferntesten nach Revolution. Denn von den drei Voraussetzungen, um die Revolution zu gewinnen, nämlich einer starken marxistisch-leninistischen Partei, dem bewaffneten Volkskrieg unter Führung der Partei und der nationalen Einheitsfront, war nur noch die nationale Einheitsfront übrig geblieben. Aber selbst diese war keine revolutionäre Einheitsfront, da sie nicht von der Arbeiterklasse geführt wurde, auch nicht auf der Allianz der Arbeiterklasse und der Bauernschaft unter Führung der Arbeiterklasse aufbaute, sondern auf der Nasakom. Es wurde behauptet, daß die nationale Einheitsfront ohne Nasakom als Kernstück wie ein Rad ohne Achse wäre und sich nicht drehen könnte. (30)
Die Parteiführung sagte, daß „die Parole für die nationale Zusammenarbeit mit Nasakom als Kern in keiner Weise den Klasseninhalt der nationalen Einheitsfront verwischen wird.“ (31) Diese Feststellung ist nicht korrekt, weil außer der Partei der Arbeiterklasse die anderen politischen Parteien, in der Hauptsache die nationale Bourgeoisie, die Kompradoren, die kapitalistischen Bürokraten und die Großgrundbesitzer repräsentieren. Da die Parteien der Kompradoren, wie die Masjumi und die PSI (32) verboten worden waren, schlichen sich die Kompradoren und Grundbesitzer ihren Weg in andere politische Parteien und Organisationen mit nationalistischen und religiösen Tendenzen.
Folglich war der Klasseninhalt der Nasakom die Arbeiterklasse, die nationale Bourgeoisie und sogar Elemente der Kompradoren, der kapitalistischen Bürokraten und Grundbesitzer. Es ist augenfällig: Indem die Nasakom zum Kern gemacht wurde, wurde nicht nur der Klasseninhalt der nationalen Einheitsfront vertuscht, sondern auch der Inhalt der revolutionären Einheitsfront radikal verändert in eine Allianz der Arbeiterklasse mit allen anderen Klassen, inklusive den reaktionären Klassen, also in Klassen-Kollaboration.
Dieser Fehler mußte korrigiert werden. Die Partei muß die falsche „Generallinie der indonesischen Revolution“ verwerfen und zu der korrekten Konzeption einer revolutionären Einheitsfront zurückkehren, die sich auf die Allianz der Arbeiter und Bauern unter Führung der Arbeiterklasse stützt. Die Aufgabe der Prinzipien in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie erfolgte auch deswegen, weil die Partei keine korrekte und konkrete Analyse der konkreten Situation leistete. In dem Artikel „Die indonesische Gesellschaft und die indonesische Revolution“ (angenommen von der 5. Plenartagung des ZK der PKI im Juli 1957, als Text zum Gebrauch in Parteischulen) wurde gesagt, daß der Sturz des Imperialismus die primäre der zwei dringlichsten Aufgaben wäre, nämlich des Sturzes des Imperialismus und der Liquidierung der Überreste des Feudalismus. Verschiedene Varianten dieser Linie konnte man auch in anderen Parteidokumenten finden, wo es z.B. hieß, „die Speerspitzemuß heute gegen den Hauptfeind, nämlich den Imperialismus gerichtet sein“ (32a), und daß „der Hauptwiderspruch in Indonesien heute der Widerspruch zwischen dem indonesischen Volk auf der einen Seite und dem Imperialismus auf der anderen Seite (ist).“ (33)
Aus diesen falschen Anschauungen über eine konkrete Situation entstand die Parole „Das Klasseninteresse hinter das nationale Interesse stellen“, die dogmatisch von einer korrekten Parole der chinesischen Kommunistischen Partei während der Mobilisierung des Widerstandes gegen die Aggression der japanischen Imperialisten übernommen wurde. (34)
Dieser Irrtum machte es der Partei – trotz des ausgedehnten Einflusses der Partei in den ländlichen Gebieten – unmöglich, eine starke und gefestigte Allianz zwischen Arbeitern und Bauern herzustellen. Denn durch die falsche Parole „Der Sturz des Imperialismus ist die wichtigste Aufgabe“ wurden alle Widersprüche zwischen Grundbesitzern und Bauern dem „Hauptwiderspruch Zwischen dem indonesischen Volk und den Imperialisten“ untergeordnet. Seit dem Scheitern der Augustrevolution von 1945 übten die Imperialisten, außer in West-Irian, in Indonesien niemals die direkte politische Macht aus. In Indonesien lag die politische Macht in den Händen der Kompradoren und Grundbesitzer, die die Interessen des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus repräsentierten. Außerdem fand keine imperialistische Aggression in Indonesien statt. In einer solchen Situation müssen sich, vorausgesetzt die PKI begeht keine politischen Fehler, die Widersprüche zwischen den herrschenden reaktionären Klassen und dem Volk entwickeln und verschärfen und den Hauptwiderspruch in Indonesien darstellen. Die Hauptaufgabe der indonesischen Revolution ist der Sturz der reaktionären Klassen im Lande selbst, die natürlich auch die Interessen der Imperialisten, besonders der US-Imperialisten wahrnehmen. Nur indem diese Aufgabe erfüllt wird, kann die vollständige Liquidierung des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus verwirklicht werden.
Die Korrektur der von der Partei in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie gemachtenFehler bedeutet nicht, daß es für die Partei nunmehr nicht notwendig wäre, sich mit dieser Klasse zu einigen. Solange die ökonomische Struktur Indonesiens noch kolonialen und halbkolonialen Charakters ist, wird es immer eine Schicht der bürgerlichen Klasse geben, die unter der Unterdrückung durch den Imperialismus und den Fesseln der Überreste des Feudalismus zu leiden hat. Diese Schicht der bürgerlichen Klasse ist die nationale Bourgeoisie, die bis zu einem gewissen Grade gegen den Imperialismus und die Überreste des Feudalismus ist. Auf der Basis der Arbeiter-Bauern-Allianz unter Führung der Arbeiterklasse muß die Partei daran arbeiten, die nationale Bourgeoisie für die Revolution zu gewinnen.
* * * * *
Dies waren die hauptsächlichsten Fehler des Rechtsopportunismus auf politi- scher Ebene, die von der PKI begangen wurden, die sich zum Revisionismus fortentwickelt hatten und ihren Höhepunkt in der „Bewegung vom 30. September“ erreichten. Als die Rechtsabweichung allumfassend und vollständig war, machte sich eine andere Tendenz, die entgegengesetzte, bemerkbar, nämlich eine „Links“-Abweichung. Diese „Links“-Abweichung kam in einer Überschätzung der Stärke der Partei, der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung, der Übertreibung der Ergebnisse des Kampfes des Volkes und der Unterschätzung der Stärke der reaktionären Kräfte zum Ausdruck. Zu jener Zeit begann die politische Situation im Land wirklich das Vorhandensein von Spannungen zu enthüllen. Die vom Volk initiierten Aktionen wurden von politischen Siegen gekrönt, z. B. der Boykott amerikanischer Filme, die Vertreibung des Amerikanischen Peace Corps , die Aktionen gegen die American Motion Picture Association in Indonesien und ihren Direktor, Bill Palmer, das Verbot des reaktionären Kultur-Manifestes, die Übernahme britischer Unternehmen, die Auflösung der sogenannten „Gesellschaft zur Förderung des Sukarnoismus“ und der Murba-Partei(= eine sehr kleine reaktionäre Partei mit trotzkistischen Tendenzen) und die Aktionen gegen die US-Aggression in Vietnam erhielten immer breitere Unterstützung. In verschiedenen Distrikten unternahmen die Bauern von sich aus Aktionen, um ihre Forderungen nach Reduzierung der Pacht durchzudrücken. Aber als Reaktion auf die Siege der Volkskämpfe intensivierten die einheimischen Reaktionäre in Zusammenarbeit mit den US-Imperialisten ebenfalls ihre Aktivitäten, schufen Provokationen gegenüber Arbeitern und Bauern, verbreiteten gefälschte Dokumente etc.
Die Thesis zum 45. Jahrestag der PKI betont einerseits, daß „die kapitalistischen Bürokraten nicht nur die gegenwärtige ökonomische Situation in Indonesien verschlechtern, sondern auch versuchen, die politische Macht durch einen Putsch an sich zu reißen.“ Sie hob andererseits hervor, daß „der wachsende Widerstand des indonesischen Volkes gegen Imperialismus, Feudalismus und die Kräfte der Konterrevolution in unserem Lande zeigt, daß heute eine ständig wachsende und heranreifende revolutionäre Situation in unserem Land herrscht.“ Nach Lenin ist eine revolutionäre Situation oder revolutionäre Periode eine Periode, „ . . .da der alte Oberbau in allen Fugen kracht, da die offene politische Aktion der Klassen und Massen, die sich einen neuen Oberbau schaffen, zur Tatsache geworden ist.“(35) Im Vergleich zu dem, was Lenin sagte, war die politische Situation in Indonesien zu jener Zeit trotz der Übernahme britischer Unternehmen und antiimperialistischer und gegen kapitalistische Bürokraten gerichteten Demonstrationen, die unaufhörlich in der Hauptstadt und in anderen großen Städten stattfanden, in keiner Weise in das Stadium einer revolutionären Situation getreten, von „einer ständig wachsenden und heranreifenden revolutionären Situation“ ganz zu schweigen. Die Forderungen, die in Aktionen erhoben worden waren, deren Höhepunkte Demonstrationen waren, hielten sich im wesentlichem im Rahmen von Teilforderungen oder Reformen. Zur gleichen Zeit hatten die Aktionen der Bauern, der Hauptkraft der indonesischen Revolution, noch nicht ihr höchstes Stadium erreicht und waren nicht weit verbreitet. Die Rede von den tausenden Aktionen täglich auf dem Lande war irreführend, weil Aktivitäten, wie die Überreichung von Petitionen oder Reparatur eines Bewässerungsdeiches etc. gleichfalls zu diesen Aktionen gerechnet wurden. Aktionen aber, die sich direkt gegen die einheimischen Grundbesitzer richteten, waren weder zahlreich noch weit verbreitet.
Die Schlußfolgerung von der „ständig wachsenden und heranreifenden revolutionären Situation“ war nichts anderes als das Ergebnis einer Denkmethode, die subjektive Wünsche, Gefühle und Vorstellungen als Wirklichkeit ansah. Die Parteiführung fürchtete sich, Realitäten ins Auge zu schauen, die von ihren subjektiven Wünschen abwichen. Die Parteiführung war ungehalten, wenn die regionalen Komitees oder andere Parteiorganisationen die Tatsache mitteilten, daß der Entwicklungsgrad der Massenaktionen noch nicht den gemachten Schlußfolgerungenentsprach.
Das Ergebnis war, daß übertriebene Einschätzungen von den Massenaktionen, besonders der Bauern-Aktionen, gegeben wurden, um den subjektiven Wünschen der Führung entgegenzukommen. Die Parteiführung versuchte, die „heranreifende revolutionäre Situation“ zu einer „Revolution“ weiterzuentwickeln. Das brachte die Erklärung des Politbüros des Zentralkomitees der PKI vom 17. August 1965 zum Ausdruck. Die Erklärung rief die Kommunisten dazu auf, noch härter zu arbeiten, „um die gegenwärtige revolutionäre Situation zu ihrem Höhepunkt weiterzuentwickeln“, so daß das Volk „nicht nur noch größere Siege, sondern auch fundamentale Siege erringen kann.“ Dies war der Gipfel jenes anderen Fehlers, des „linken“ Fehlers, der die Parteiführung zum Abenteurertum verleitete, wodurch der Partei und der revolutionären Bewegung im allgemeinen großer Schaden zugefügt wurde.
DIE HAUPTFEHLER AUF ORGANISATORISCHER EBENE
Aus der falschen politischen Linie, die die Partei beherrschte, folgte unweigerlich eine gleichermaßen falsche organisatorische Linie. Je länger und intensiver die falsche politische Linie die Partei beherrschte, desto größer waren die Fehler auf organisatorischer Ebene und umso größere Verluste entstanden dadurch. Der Rechtsopportunismus, der der falschen politischen Linie der Partei in der Periode nach 1951 zugrunde lag, zog auch eine Rechtsabweichung auf organisatorischer Ebene nach sich, nämlich Liberalismus und Legalismus. Die Linie des Liberalismus auf organisatorischem Gebiet zeigte sich in der Tendenz, die PKI zu einer Partei mit größtmöglicher Mitgliederzahl zu machen, zu einer losen Organisation, die dann eine Massenpartei genannt wurde. Die Frage, ob eine Kommunistische Partei unbedingt die größtmögliche Mitgliederzahl(als Massenpartei) haben muß oder eine geringere Mitgliederzahl von hoher Qualität (als Kaderpartei) stellt sich für alle kommunistischen Parteien in verschiedenen Ländern. Anfänglich verfolgte die PKI durch den Plan, die Mitgliederzahl und Organisation auszudehnen, die Linie, eine Massenpartei zu werden. Aber in den letzten Jahren wurde behauptet, daß die PKI sowohl eine Massenpartei als auch eine Kaderpartei sei. Unter Massenpartei verstand man eine Partei mit großer Mitgliederzahl und starkem Einfluß unter den Massen. Unter einer Kaderpartei verstand man eine Partei, deren Mitglieder mit dem Marxismus-Leninismus bewaffnet waren und die aktivsten und führenden Elemente unter den Massen darstellten. Wie eine marxistisch-leninistische Partei organisiert sein sollte und welches die Charakteristika einer solchen marxistisch-leninistischen Partei sein sollten, ist klar und deutlich von sowohl Lenin als auch Stalin dargelegt worden. Der Kern der Charakteristika einer solchen marxistisch-leninistischen Partei wurde von der PKI in ihr Statut übernommen, und zwar: „Die PKI ist der Vortrupp und die höchste Form der Klassenorganisation des Indonesischen Proletariats.“ In Wirklichkeit braucht es keine Streitfrage zu sein, ob eine kommunistische (marxistisch-lenininistische) Partei eine Massenpartei oder eine Kaderpartei werden soll. Beides liegt im Charakter der Partei, dessen Kern ja auch im Statut der PKI festgehalten wurde. Die Rolle der Partei als Vorhut der Arbeiterklasse kann nur erfüllt werden, wenn sie einerseits den Vortrupp der gesamten Arbeiterklasse bildet und andererseits nicht von der Gesamtheit der Arbeiterklasse getrennt ist.
Stalin hat die Bedeutung der Rolle der Partei als der Vorhut mit den folgenden Worten erklärt: „Die Partei muß die besten Elemente der Arbeiterklasse mit ihrer Erfahrung, mit ihrem revolutionären Geist, ihrer grenzenlosen Ergebenheit für die Sache des Proletariats in sich aufnehmen. Um aber wirklich der Vortrupp zu sein, muß die Partei mit einer revolutionären Theorie, mit der Kenntnis der Gesetze der Bewegung, mit der Kenntnis der Gesetze der Revolution gewappnet sein. Sonst ist sie nicht imstande, den Kampf des Proletariats zu leiten, das Proletariat zu führen. . . Die Partei muß der Arbeiterklasse voraus sein, sie muß weiter sehen als die Arbeiterklasse, sie muß das Proletariat führen und darf nicht hinter der spontanen Bewegung einhertrotten.“(36)
Diese Worte Stalins heben mit aller Deutlichkeit die Bedingungen hervor, die von einer marxistisch-leninistischen Partei erfüllt sein müssen, um ihre Rolle als Vorhut der Arbeiterklasse verwirklichen zu können. Außerdem machen diese Bedingungen deutlich, daß ein Parteimitglied nicht irgendwer aus der Arbeiterklasse ist, nicht ein gewöhnlicher Revolutionär, sondern einer der besten Vertreter der Arbeiterklasse, der mit der Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet ist. Nicht jedermann aus der Arbeiterklasse erfüllt die Erfordernisse, die an ein Parteimitglied gestellt werden. In diesem Sinne ist eine marxistisch- leninistische Partei eine Kaderpartei.
Aber Stalin erklärte auch, daß „die Partei nicht nur Vortrupp sein (kann). Sie muß gleichzeitig ein Trupp der K l a s s e , ein Teil der Klasse sein, der durch sein ganzes Sein mit ihr fest verwurzelt ist.
Der Unterschied zwischen dem Vortrupp und der übrigen Masse der Arbeiterklasse, zwischen Parteimitgliedern und Parteilosen kann nicht verschwinden, solange die Klassen nicht verschwunden sind. . . Aber die Partei würde aufhören, Partei zu sein, wenn aus diesem Unterschied ein Bruch würde, wenn sie sich abkapselte und von den parteilosen Massen losrisse. Die Partei kann die Klasse nicht führen, wenn sie nicht mit den parteilosen Massen verbunden ist, wenn es keine enge Verbindung zwischen Partei und parteilosen Massen gibt, wenn diese Massen ihre Führung nicht anerkennen. . .“ (37) Stalins Erklärung hebt die Notwendigkeit für eine marxistisch-leninistische Partei hervor, einen Massencharakter zu besitzen. Denn die Rolle der Partei als einer Vorhut kann nur verwirklicht werden, wenn die Partei in der Lage ist, sich fest mit den parteilosen Massen zu verbinden und ihre Unterstützung zu erlangen. Und die Partei kann die Unterstützung der Massen nur erlangen, wenn sie fähig ist, dem Volk gegenüber eine korrekte Haltung einzunehmen, das Volk auf korrekte Weise zu führen und die Interessen des Volkes auf allen Gebieten, vor allem dem politischen Gebiet, zu verteidigen.
Es ist klar, daß der Massencharakter der Partei oder das Kennzeichen einer Massenpartei nicht in erster Linie bestimmt ist durch eine große Mitgliederzahl, sondern vor allem durch die enge Verbindung der Partei mit den Massen, durch die politische Linie der Partei, die die Volksmassen verteidigt, oder in anderen Worten: durch die Verwirklichung der Massenlinie der Partei. Und die Massenlinie kann nur aufrechterhalten werden, wenn an den Voraussetzungen der Rolle der Partei als einer Vorhut eisern festgehalten wird, wenn sich die Parteimitglieder aus den besten Elementen der Arbeiterklasse zusammensetzen und wenn diese mit dem Marxismus-Leninismus gewappnet sind. Folglich ist es unmöglich, eine marxistisch-leninistische Partei mit Massencharakter aufzubauen, ohne der marxistisch-leninistischen Erziehung vorrangige Bedeutung beizumessen. In den letzten Jahren hatte die PKI eine Linie des Parteiaufbaus verfolgt, die von den Prinzipien des Marxismus-Leninismus auf organisatorischer Ebene abwich. Nach der durch kurzfristige Pläne erfolgreichen Ausdehnung der Organisation und der Mitgliederzahl hatte die Partei aufeinanderfolgend den ersten Dreijahresplan (Organisation und Erziehung) und den zweiten Dreijahresplan (Erziehung und Organisation) durchgeführt und nahm einen Vierjahresplan in Angriff (Kultur, Ideologie und Organisation). Durch die Erfüllung der kurzfristigen Pläne und des ersten und zweiten Dreijahresplans hatte sich die PKI in allen Teilen des Landes verbreitet, auf allen Inseln und in allen Nationalitäten ganz Indonesiens, mit einer Mitgliederzahl von mehr als drei Millionen. Dies war eine große Leistung.
Aber gleichzeitig verstärkte sich unaufhörlich der Liberalismus in der Partei. Obwohl gesagt wurde, daß der zweite Dreijahresplan die Betonung auf die ideologische Erziehung gelegt hätte, stand die Ausweitung der Organisation und der Mitgliederzahl in der Praxis jedoch immer im Vordergrund. Der Plan zur Ausweitung der Mitgliederzahl wurde ohne Rücksicht auf die Kapazität der Organisation, sich um neue Mitglieder zu kümmern und sie zu erziehen, durchgeführt. Da die Anstrengungen auf die Erreichung der festgesetzten Planziffern konzentriert waren, wurde die Ausweitung der Mitgliederzahl unter Verletzung der Bestimmungen in der Parteisatzung durchgeführt. Die Organisation der PKI war so lose geworden, daß jedermann, der sein Einverständnis mit dem Programm der PKI bekundete, als Mitglied aufgenommen wurde. Man konnte ein Parteimitglied nicht mehr so recht von einem Mitglied einer Massenorganisation, die von der Partei geführt wird, unterscheiden. Die Anforderungen auf Mitgliedschaft in der Vorhut der Arbeiterklasse wurden allesamt fallengelassen. Diese liberale Ausdehnung der Parteimitgliedschaft kann nicht getrennt werden von der politischen Linie des „friedlichen Weges“. Die große Mitgliederzahl sollte dazu dienen, den Einfluß der Partei in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie zu stärken. Mit einer Partei, die größer und größer wurde und die sich weiterhin mit der nationalen Bourgeoisie vereinigen würde, könnte ein Kräfteverhältnis geschaffen werden, das es ermöglichen würde, die Reaktionäre vollständig zu schlagen. Die Interessen des „friedli- chen Weges“ spiegelten sich auf organisatorischer Ebene bei der Durchführung des Vierjahresplans der Partei noch plastischer wider.
Bei diesem Plan lag das Gewicht nicht mehr auf der Erziehung und dem Training der marxistisch-leninistischen Kader, um sie vorzubereiten auf die Revolution, auf die Arbeit unter den Bauern, um revolutionäre Basisgebiete zu errichten, sondern auf der intellektuellen Erziehung, um den Bedürfnissen der Arbeit in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie zu genügen und die verschiedenen Posten in den staatlichen Institutionen besetzen zu können, die man dank der Kooperation mit der nationalen Bourgeoisie erhalten hat. Die Parole der „vollständigen Integration mit den Bauern“ war zu einer leeren Phrase geworden. Statt die besten Kader zur Arbeit in die ländlichen Gebiete zu entsenden, wurden praktisch die Kader vom Land in die Städte gezogen, von den Regionen in das Zentrum. Um das Prestige der PKI in den Augen der Bourgeoisie zu heben, damit sie als eine Partei der Intellektuellen respektiert würde, legte der Vierjahresplan fest, daß von allen Spitzenkadern verlangt würde, ein akademisches Studium zu absolvieren. Die mittleren Kader sollten eine höhere Schule und die unteren Kader eine Mittelschule absolvieren. Zu diesem Zweck wurde eine große Zahl von Universitäten, Schulen und Kursen eingerichtet. Der Intellektualismus, von dem die Parteiführung ergriffen war, wurzelte so tief, daß von allen prominenten Leuten der Partei und der Volksbewegungen gefordert wurde, daß sie vier wissenschaftliche Arbeiten schreiben, um den Titel „Marxistischer Wissenschaftler“ zu erhalten.
Je tiefer die Partei im Sumpf des Rechtsopportunismus und Revisionismus versank, umso mehr verlor sie ihre organisatorische Wachsamkeit und umso mehr entfaltete sich in der Organisation der Legalismus. Die Parteiführung hatte ihre Klassenwachsamkeit vor der Unaufrichtigkeit der bürgerlichen Demokratie aufgegeben. Alle Aktivitäten der Partei erweckten den Anschein als ob der „friedliche Weg“ ganz gewiß wäre. Die Parteiführung weckte nicht die Wachsamkeit der Masse der Parteimitglieder gegenüber der Gefahr von Angriffen der Reaktionäre, die stets nach einer Chance suchten, zuzuschlagen. Diesem Legalismusauf organisatorischer Ebene ist es zu verdanken, daß die Konterrevolution innerhalb kürzester Zeit die PKI erfolgreich organisatorisch lähmen konnte. Der organisatorische Liberalismus hatte das Prinzip der innerparteilichen Demokratie zerstört, sowie das Prinzip der kollektiven Führung, und hatte persönliche Führerschaft und persönliche Herrschaft hervorgebracht, einen Autonomismus der das Entstehen des Personenkults förderte. Was damals praktiziert wurde, war nicht mehr der demokratische Zentralismus, eine zentralisierte Demokratie, die auf der Basis der Massenlinie durchgeführt werden sollte und die Führung mit den Massen verbinden sollte, sondern eine Kommandoform, die sich auf subjektive Wünsche und subjektive Interessen der Führung gründete. Formell wurden die Prinzipien der innerparteilichen Demokratie und kollektiven Führung nicht völlig aufgegeben und formell wurden auch alle Entscheidungen der Führung einstimmig getroffen. Aber gleichzeitig war es nicht selten, daß Entscheidungen außerhalb der zuständigen führenden Parteigremien getroffen wurden. Diese falsche Methode, die den marxistisch-leninistischen Prinzipien zuwiderlief, hatte sich u.a. aufgrund folgender Faktoren herausgebildet:
Erstens. Die Fehler auf organisatorischer Ebene, besonders was den Arbeitsstil anbetrifft, gaben der Parteiführung die Möglichkeit, sich separate Kanäle außerhalb der Kontrolle von Politbüro und Zentralkomitee zu schaffen. Das Ergebnis war, daß die zuständigen Führungsgremien der Partei wie das Politbüro nicht ihren angemessenen Platz innehatten noch als angemessener Ort betrachtet wurden, wo alle Angelegenheiten der Partei und der Revolution gelöst werden sollten. Diese separaten Kanäle ermöglichten es der Parteiführung, politische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich der Verfügung über Kader; und es kam nicht selten vor, daß das Politbüro diese Schritte der Führung lediglich gutzuheißen hatte oder bestimmte Probleme behandeln mußte, von denen es nur eine unvollständige und oberflächliche Kenntnis hatte.
Zweitens. Es fehlte an kritischer Haltung gegenüber der Führung sowohl im Politbüro als auch im Zentralkomitee und anderen Parteiorganisationen. Es hatte sich eingebürgert, daß alles, was die Führung sagte, als richtig angesehen und ohne vorausgehende Diskussionen und gründliche Überlegungen durchgeführt wurde. Und diese fehlende kritische Haltung war u.a. auf die theoretischen Schwächen zurückzuführen, wodurch die feste Grundlage fehlte, von der aus Ansichten der Führer hätten zurückgewiesen werden können, falls sie als falsch empfunden wurden. In den letzten paar Jahren, nachdem die Partei Gruppen theoretischer Arbeiter eingerichtet hatte, hatten sich die Parteiführer im allgemeinen immer mehr von theoretischen Problemen ferngehalten. Wenn es zu Diskussionen kam, durch die theoretische Probleme berührt wurden, nahmen praktisch nur diese theoretischen Arbeiter aktiv daran teil. Außerdem fehlte es an Mut, einen Standpunkt zu vertreten, der nicht mit der von der Parteiführung befolgten Linie übereinstimmte.
Drittens. In der Partei wurde die übertriebene Vorstellung von einer monolithischen Einheit genährt. Es war, als gäbe es prinzipielle Meinungsverschiedenheiten überhaupt nicht mehr. Schließlich wurde es als Abnormität angesehen, wenn es über Prinzipien mit der Führung zu einer Meinungsverschiedenheit kam. In solch einer Atmosphäre fühlten sich die Parteikader abgeneigt, ihre Ansichten und Gefühle bezüglich der Linie, die von der Parteiführung verfolgt wurde und die sie als unkorrekt betrachteten, frei und offen zu sagen. Es gab tatsächlich eine ganze Reihe von Kadern, die nicht mit den opportunistischen oder revisionistischen politischen und organisatorischen Linien der Parteiführung übereinstimmten, obwohl sie ihre Ansichten nicht offen und frei in den Parteikollektiven zum Ausdruck brachten. Diese Ansichten und Gefühle dieser Kader wurden nämlich seitens der Parteiführung nicht gut aufgenommen. Die fehlende Freiheit der Kader, ihre Ansichten und Gefühle frei auszudrücken, war außerdem beeinflußt durch die Politik der Verfügung über Kader, die durch „Günstlingswirtschaft“ gekennzeichnet war und zum andern bis zu einem gewissen Grad dadurch, daß bestimmte Kader isoliert wurden.
In einer Lage, wo die organisatorische Linie der Partei vom Liberalismus beherrscht war, gab es keine Möglichkeit, in der Partei einen korrekten Arbeitsstil zu verwirklichen, nämlich „die Theorie mit der Praxis verbinden, enge Bindungen mit den Massen herstellen und Selbstkritik üben.“ Genauso unmöglich war es, die Methoden der Führerschaft zu verwirklichen, deren Kern die Verbindung der Führung mit den Massen ist; was von der Führung verwirklicht werden muß, indem sie ein Beispiel für jeden gibt. In Wirklichkeit geschah folgendes: es gab keine Verbindung der allgemeinen Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der indonesischen Revolution, sondern eine Anpassung der marxistisch-leninistischen Lehren an die Gedanken der Bourgeoisie, eine Systematisierung und Entwicklung der Gedanken und Theorien der Bourgeoisie und, unter der Parole „Indonesierung des Marxismus-Leninismus“, „schöpferische Entwicklung des Marxismus-Leninismus“, eine Revision des Marxismus-Leninismus. Die Linie enger Beziehungen mit den Massen und der Integration der Führung mit den Massen kann nur dann aufrichtig verwirklicht werden, wenn sich die Partei in konsequentester Weise mit den Volksmassen, besonders den Arbeitern, Landarbeitern und armen Bauern verbindet. Und bei der Durchführung dieser Linie muß die Führung jedem einzelnen Mitglied ein Beispiel geben. Aber das war nicht der Fall. Viele Parteikader, vor allem Parteikader der höheren Ränge und besonders diejenigen mit gewissen Fähigkeiten, die bei der Arbeit auf verschiedenen Gebieten der halbamtlichen und Regierungsinstitutionen erforderlich waren, hatten einen Lebensstandard erreicht, der sich ganz erheblich von dem Lebensstandard der Arbeiter und der übrigen werktätigen Bevölkerung unterschied. Sie kamen in den Genuß der gleichen Privilegien wie alle anderen hohen Regierungsbeamten.
Es hatte sich in der Partei sogar die Tradition eingebürgert, nach der die Führer von zentralen und regionalen Parteiorganisationen und der revolutionären Massenorganisationen gleichfalls amtliche Funktionen in der Regierung bekleiden sollten, um zusätzliche Autorität zu gewinnen, um nicht nur in der Partei sondern auch in der Öffentlichkeit, auf nationaler oder regionaler Ebene, prominent zu sein. Durch Einbürgerung dieser Tradition widmeten viele Führer der Partei und der Massenorganisationen den größeren Teil ihrer Aktivitäten der Arbeit in den halbamtlichen und Regierungsinstitutionen. Dies führte zur Vernachlässigung des Parteilebens auf ideologischem wie organisatorischem Gebiet.
In den Regionen und besonders im Zentrum entsprach der Lebensstil, den ein Teil der Parteiführer pflegte, nicht mehr dem Lebensstil der Massen, die immer noch Not litten, sondern dem Lebensstil der Bourgeoisie. Dies alles spielte sich unter dem Aushängeschild ab „in Übereinstimmung mit dem Ruhm der Partei handeln“, „das Prestige der Partei heben“, „alles Althergebrachte hinter sich lassen“ etc. Es gab unter den Parteiführern sogar einige, die zur dekadenten bürgerlichen Moral hinabglitten und die kommunistische Moral beschmutzten.
In solch einer Atmosphäre konnte die Integrierung mit den im tiefen Elend lebenden Volksmassen wahrhaftig nicht verwirklicht werden. Die Aufrufe wie „Bekämpft die Selbstzufriedenheit!“, „Sei ein guter, ein noch besserer Kommunist“, „Führe ein kommunistisches Familienleben“ etc. waren nichts als ein Rauchschleier, um die Heuchelei und den moralischen Abstieg der Parteiführung zu verbergen. In der Tat galten diese Aufrufe auch nicht der Parteiführung. Es war so, als hätten lediglich die Kader außerhalb der Führung Missetaten begangen, die sich nicht mit kommunistischer Moral in Einklang bringen ließen. Während diese Aufrufe herausgegeben wurden, nahm der „bürgerliche Lebensstil“ in der Parteiführung seinen Fortgang.
Wenn die Kader aus den Regionen zum Zentrum emporschauten, fanden sie statt Beispiele kommunistischer Einfachheit Beispiele von „Luxus“, „Moderne“ und kommunistischer „Grandeur“ im Parteileben wie im Privatleben. Die Parteiführung stellte sich gegenüber der ehrlichen Kritik einiger Genossen taub und brandmarkte solche Kritik als „Zurückgebliebenheit“, „Widerwille, die vorhandenen Möglichkeiten voll und ganz im Interesse der Partei und des Volkes auszunutzen“, „Unvermögen, das Prestige der Partei zu heben“ etc.
Allgemein läßt sich sagen, daß die in der Partei vorherrschende falsche politische Linie eine falsche Linie auf organisatorischer Ebene nach sich zog, durch die die Prinzipien einer marxistisch-leninistischen Partei verletzt wurden, die organisatorischen Grundlagen der Partei zerstört, vor allem der demokratische Zentralismus und der Arbeitsstil und die Führungsmethode der Partei geschädigt wurden.
Um die PKI als marxistisch-leninistische Partei aufzubauen, muß der Liberalismus auf organisatorischer Ebene und die ideologische Quelle, aus der er gespeist wurde, restlos beseitigt werden. Die PKI muß als eine Partei vom leninistischen Typ wieder aufgebaut werden, als eine Partei, die in der Lage sein wird, ihre Rolle als Vorhut und höchste Form der Klassenorganisation des indonesischen Proletariats zu erfüllen, als eine Partei mit der historischen Mission, die Massen des indonesischen Volkes zu führen, den Sieg in der antiimperialistischen, antifeudalen und anti-bürokratisch-kapitalistischen Revolution zu gewinnen und zum Sozialismus vorwärtszuschreiten. Eine solche Partei muß die folgenden Bedingungen erfüllen: Ideologisch ist sie mit der Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet und frei von Subjektivismus, Opportunismus und modernem Revisionismus; politisch hat sie ein korrektes Programm, unter Einschluß eines revolutionären Agrarprogramms, beherrscht sie die Probleme der Strategie und Taktik der indonesischen Revolution und die hauptsächlichen Formen des Kampfes, nämlich den bewaffneten Kampf der Bauern unter Führung des Proletariats, als auch andere Kampfformen, ist sie fähig, eine revolutionäre Einheitsfront aller antiimperialistischen und antifeudalen Klassen und Gruppen herzustellen auf der Basis der Arbeiter-Bauern- Allianz unter Führung der Arbeiterklasse; organisatorisch ist sie stark und tief in den Volksmassen verankert, besteht aus den vertrauenswürdigsten, erfahrensten und abgehärtetsten Parteimitgliedern, die bei der Durchführung der nationalen Aufgaben beispielhaft sind. Wir bauen heute unsere Partei unter den Bedingungen des zügellosesten und grausamsten Weißen Terrors der Konterrevolution von neuem auf. Der Legalität der Partei und der menschlichen Grundrechte sind die Kommunisten vollständig beraubt worden. Die Partei muß daher in vollständiger Illegalität organisiert werden und arbeiten. Aber auch wenn sie in vollständiger Illegalität arbeitet, muß die Partei es so einrichten, daß sie alle denkbaren Gelegenheiten weitestgehend benutzt, um je nach den Umständen legale Aktivitäten durchzuführen und sie muß Mittel und Wege finden, die von den Massen akzeptiert werden können, mit dem Ziel, die Massen für den Kampf zu mobilisieren und diesen Kampf Schritt für Schritt in ein höheres Stadium überzuleiten.
Natürlich kann in einer Situation, in der die Partei in vollständiger Illegalität arbeiten muß, der demokratische Zentralismus, besonders die innerparteiliche Demokratie, nicht in vollem Umfange angewandt werden. Unter solchen Bedingungen muß jedes führende Parteigremium seine ganze Energie daran setzen, Kenntnis von allen Ansichten und Gefühlen der Parteimitglieder zu bekommen und sie korrekt zu behandeln. Zu diesem Zweck muß der marxistisch-leninistische Arbeitsstil der Partei, müssen die Führungsmethoden und das Prinzip der kollektiven Führung konsequent durchgeführt werden.
Beim Wiederaufbau der PKI nach marxistisch-leninistischen Grundsätzen muß dem Aufbau von Parteiorganisationen in den ländlichen Gebieten und der Errichtung revolutionärer Basen größte Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Aufgabe des Aufbaus einer marxistisch-leninistischen Partei, wie oben geschildert, ist eine mühsame und langwierige Arbeit, voller Gefahren, und muß infolgedessen mit Mut, Ausdauer , Sorgfalt, Geduld und Beharrlichkeit durchgeführt werden.
DER AUSWEG
Wenn wir erst einmal die Schwächen und Fehler der Partei in der Periode nach 1951, wie sie oben erklärt wurden, kennen, Schwächen und Fehler, die der PKI und der revolutionären Bewegung des indonesischen Volkes großen Schaden zugefügt haben, ist es für uns selbstverständlich, daß die dringendste Aufgabe, die sich gegenwärtig den indonesischen Marxisten-Leninisten stellt, der Wiederaufbau der PKI als einer marxistisch-leninistischen Partei ist, die frei von Subjektivismus, Opportunismus und modernem Revisionismus ist. Um die PKI als eine marxistisch-leninistische Partei neu aufzubauen, müssen die Parteikader aller Ebenen und dann auch alle Parteimitglieder eine einheitliche Meinung hinsichtlich der in der Vergangenheit begangenen Fehler als auch hinsichtlich des einzuschlagenden neuen Weges erzielen.
Als Ergebnis des dritten Weißen Terrors hat die Partei viele Kader verloren, die in der Parteiarbeit und der Arbeit in der revolutionären Massenbewegung langjährige Erfahrung besaßen. Wenn jedoch eine einheitliche Meinung hinsichtlich der von der Partei in der Vergangenheit begangenen Hauptfehler und hinsichtlich des neu einzuschlagenden Weges erreicht sein wird, dann wird auch Schritt um Schritt auf allen Ebenen eine gefestigte Führung mit den überlebenden Kadern errichtet werden können. Diese wird in der Lage sein, ihre Aufgaben in der Führung der Partei und des indonesischen Volkes zu erfüllen, um nach und nach die Schwierigkeiten in dieser Periode zu überwinden, in der die Konterrevolution herrscht und die Revolution einen Tiefpunkt erreicht hat. Sie wird den Kampf des Volkes Schritt um Schritt vorwärts führen und schließlich die Führung des neuen revolutionären Aufschwungs übernehmen, der mit Sicherheit kommen wird.
Um diese einheitliche Meinung zu erzielen, muß in der gesamten Partei eine Ausrichtungsbewegungdurchgeführt werden. Durch diese Ausrichtungsbewegung beabsichtigen wir, die irrigen Ansichten der Vergangenheit in korrekte Ansichten zu verwandeln. Um fähig zu sein, auf dem neuen Weg voranzuschreiten, ist es absolut notwendig, den falschen Weg zu verlassen. Es wird unmöglich sein, entlang dem richtigen Weg vorwärtszukommen, ohne zuvor den falschen Weg vollständig verlassen zu haben. In der gegenwärtigen Situation wird es nicht einfach sein, zu einer Einheit der Meinung betreffs der begangenen Fehler bis in ihre kleinsten Details zu kommen. Aber es ist unbedingt notwendig, eine Einheit der Meinung in den fundamentalen Fragen herzustellen, mit denen sich diese Selbstkritik beschäftigt hat. Ohne dieses fundamentale Problem zu verstehen, wird ein Genosse nie in der Lage sein, bei der Verwirklichung dieser schweren, großen und edlen Aufgabe teilzunehmen, in Indonesien eine marxistisch-leninistische Partei aufzubauen, als sichere Garantie für die Existenz einer vertrauenswürdigen Führung der Volksdemokratischen Revolution in Indonesien. Wie weiter oben analysiert wurde, waren die von unserer Partei begangenen opportunistischen und revisionistischen Fehler auf politischer und organisatorischer Ebene, die hier einer Kritik unterworfen wurden, nicht nur eine Folge der sozialen und historischen Bedingungen des letzten Jahrzehntes, sondern ihre Wurzeln lassen sich noch weiter zurückverfolgen bis zu den sozialen und historischen Bedingungen seit der Gründung unserer Partei.
Daher ist es völlig falsch anzunehmen, daß alles in Ordnung sei, sobald erst die gegenwärtige Kritik und Selbstkritik erfolgt ist. Solange die Ideologie des Subjektivismus nicht vollständig aus unserer Partei beseitigt ist, oder schlimmer noch: solange sie noch in der Parteiführung anzutreffen ist, wird die Partei nicht in der Lage sein, rechts- oder „links“-opportunistische Fehler zu vermeiden, weil unsere Partei nicht fähig sein wird, die politische Situation korrekt zu analysieren und folglich nicht fähig sein wird, korrekte Direktiven zu erteilen. Es ist vor allem die Aufgabe der Führung und der führenden Kader sowie der regionalen Führung und der Kader aller Ebenen, den Subjektivismus konsequent und mit ganzem Herzen zu bekämpfen. Wirklich effektiv kann der Subjektivismus nur bekämpft und liquidiert werden, wenn die Fähigkeit der gesamten Partei gehoben wird, die proletarische von der kleinbürgerlichen Ideologie zu unterscheiden und wenn zur Kritik und Selbstkritik ermutigt wird. Die Fähigkeit der gesamten Partei, die proletarische von der kleinbürgerlichen Ideologie zu unterscheiden, kann nur erhöht werden, indem die Erziehung im Marxismus-Leninismus intensiviert wird. Die Partei muß ihre Mitglieder darin erziehen, die marxistisch-leninistische Methode bei der Analyse politischer Situationen und bei der Einschätzung der Kräfte der bestehenden Klassen anzuwenden, damit die subjektivistische Analyse und Einschätzung vermieden werden kann. Die Partei muß die Aufmerksamkeit der Mitglieder auf Untersuchungen und das Studium sozialer und ökonomischer Bedingungen lenken, um sie zu befähigen, die Taktik des Kampfes und entsprechende Arbeitsmethoden zu bestimmen. Die Partei muß ihren Mitgliedern helfen, zu verstehen, daß sie ohne Untersuchung der aktuellen Bedingungen in Phantastereien versinken werden. Die Bewußtwerdung der von der Partei in der Vergangenheit begangenen Fehler ist eine sehr günstige Bedingung, den revolutionären Geist des Marxismus-Leninismus zu meistern. Daher dürfen die indonesischen Marxisten-Leninisten weder Mühen noch Energie scheuen, um die Schwierigkeiten zu überwinden, die durch den herrschenden Weißen Terror dem Streben, den Marxismus-Leninismus zu studieren, in den Weg gelegt werden.
Die Erfahrungen aus dem von der Partei in der Vergangenheit geführten Kampf haben gezeigt, wie unumgänglich es für die indonesischen Marxisten-Leninisten ist, die entschlossen sind, den Marxismus-Leninismus zu verteidigen und den modernen Revisionismus zu schlagen, nicht nur die Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin zu studieren, sondern auch und im besonderen die Ideen MaoTse-tungs, dem es gelungen ist, den Marxismus-Leninismus sich anzueignen, zu verteidigen und zu seinem Höhepunkt in der gegenwärtigen Periode weiterzuentwickeln.
Die PKI wird das Banner des Marxismus-Leninismus nur hochhalten können, wenn sie dem modernen Revisionismus gegenüber eine entschlossene Haltung einnehmen wird, der heutzutage sein Zentrum in der Führungsgruppe der KPdSU hat. Dem modernen Revisionismus entgegenzutreten und gleichzeitig die Freundschaft mit den modernen Revisionisten aufrechtzuerhalten, ist unmöglich. Die PKI muß diese falsche Haltung hinsichtlich der Frage der Beziehungen zu den modernen Revisionisten, die sie in der Vergangenheit einnahm, aufgeben. Die Loyalität zum proletarischen Internationalismus kann sich nur in einer unbeugsamen Haltung im Kampf gegen den modernen Revisionismus zeigen, weil der moderne Revisionismus den proletarischen Internationalismus zerstört hat und den Kampf des Proletariats und der unterdrückten Völker in der ganzen Welt verraten hat.
Beim Wiederaufbau der Partei müssen die indonesischen Marxisten-Leninisten ihre Aufmerksamkeit der Schaffung von Bedingungen widmen, die zur bewaffneten Agrarrevolution der Bauern führen, die die Hauptform des Kampfes sein wird, um den Sieg in der Volksdemokratischen Revolution in Indonesien zu gewinnen. Das bedeutet, daß dem Wiederaufbau der Parteiorganisation in den ländlichen Gebieten die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden muß. Die größte Aufmerksamkeit gilt der Lösung des Problems der Aufrüttelung, Organisierung und Mobilisierung der Bauern in einer antifeudalen Agrarrevolution. Die Integrierung der Partei mit den Bauern, besonders mit den Landarbeitern und armen Bauern, muß ganz bewußt vorangetrieben werden. Denn nur durch solch eine Integrierung wird die Partei in der Lage sein, die Bauernschaft zu führen, und die Bauernschaft wird ihrerseits fähig sein, das unbesiegbare Bollwerk der Volksdemokratischen Revolution zu werden.
Die Angriffe des dritten Weißen Terrors haben den Parteiorganisationen auf dem Lande im allgemeinen größeren Schaden zugefügt, was die Arbeit auf dem Lande schwieriger und mühsamer macht. Aber dies kann in keiner Weise etwas an dem unerschütterlichen Gesetz ändern, daß die Hauptkraft der Volksdemokratischen Revolution in Indonesien die Bauernschaft ist und ihr Basisgebiet das Land. Mit der festen Entschlossenheit, daß alles für die Volksmassen ist, werden die indonesischen Marxisten-Leninisten bestimmt fähig sein, die ernsten Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn sie den Massen mit ganzem Herzen vertrauen und sich auf die Massen stützen werden, dann wird es den indonesischen Marxisten-Leninisten gelingen, die zurückgebliebenen indonesischen Dörfer in große und konsolidierte militärische, politische und kulturelle Bastionen der Revolution zu verwandeln.
Die indonesischen Bauern sind am allermeisten an der volksdemokratischen Revolution interessiert. Weil nur eine solche Revolution sie von einem Leben der Zurückgebliebenheit und Ungleichheit durch feudale Unterdrückung befreien wird. Nur eine solche Revolution wird ihnen das geben, wovon sie ihr ganzes Leben lang geträumt haben und was ihnen erst leben verheißt: Land. Das ist es, weshalb die Bauern gewiß den Weg der Revolution für Land und Freiheit beschreiten werden, egal wie schwierig und voller Biegungen und Windungen dieserWeg auch sein wird.
Offensichtlich ist die zweite Aufgabe der indonesischen Marxisten-Leninisten in der Gegenwart die Schaffung der notwendigen Bedingungen für die bewaffnete Agrarrevolution der Bauern unter Führung des Proletariats. Vorausgesetzt, daß es den indonesischen Marxisten-Leninisten gelingt, die Bauern aufzurütteln, zu organisieren und zu mobilisieren, um die antifeudale Agrarrevolution durchzuführen, dann ist die Führung der Arbeiterklasse in der volksdemokratischen Revolution und der Sieg dieser Revolution gesichert. Die Partei muß jedoch mit ihren Anstrengungen fortfahren, eine revolutionäre Einheitsfront mit anderen antiimperialistischen und antifeudalen Klassen und Gruppen herzustellen. Auf der Basis der Allianz der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft unter Führung der Arbeiterklasse muß die Partei daran arbeiten, die städtische Kleinbourgeoisie und andere demokratische Kräfte auf ihre Seite zu ziehen und die nationale Bourgeoisie als zusätzlichen Bündnispartner in der volksdemokratischen Revolution zu gewinnen. Die gegenwärtigen objektiven Bedingungen bieten die Möglichkeit zur Errichtung einer breiten revolutionären Einheitsfront.
Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle Suharto und Nasution ist nichts anderes als die Manifestation der Herrschaft der reaktionären Klassen des Landes, nämlich der Kompradorenbourgeoisie, der bürokratischen Kapitalisten und der Grundbesitzer. Die einheimischen reaktionären Klassen unter Führung der Clique rechter Armeegeneräle üben die Diktatur über das indonesische Volk aus und fungieren als Kettenhunde zur Bewachung der Interessen des Imperialismus in Indonesien, vor allem des US-Imperialismus. Folglich wird die Machtausübung der rechten Armeegeneräle mit Sicherheit nichts anderes bewirken, als die Unterdrückung und Ausbeutung des indonesischen Volkes durch Imperialismus und Feudalismus noch zu intensivieren. Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle repräsentiert lediglich die Interessen einer sehr kleinen Minderheit, die die überwältigende Mehrheit des indonesischen Volkes unterdrückt. Gerade deshalb wird die Militärdiktatur der rechts gerichteten Armeegeneräle mit Sicherheit auf den Widerstand der breiten Volksmassen stoßen. Die Militärdiktatur der rechts gerichteten Armeegenerals- Clique repräsentiert auch nicht die Massen der Soldaten in den bewaffneten Streitkräften von Indonesien. Daher wird der Widerstand gegen die Militärdiktatur auch aus den Reihen der Soldaten kommen. Es ist also ganz klar, daß es im Kampf zur Zerschlagung der Militärdiktatur die echte Chance gibt, eine sehr breite Einheitsfront herzustellen.
Die gegenwärtige Situation unterscheidet sich von der Situation des zweiten Weißen Terrors (Madiun-Affäre). Gegenwärtig haben sich nicht alle Kräfte der Mitte mit der Konterrevolution zum Angriff auf die treibenden Kräfte der Revolution verbunden. Der linke Flügel der Kräfte der Mitte leistet Widerstand und wurde daher auch zur Zielscheibe der Angriffe der Konterrevolution. Die Zahl dieser mittleren Kräfte, die der Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle Widerstand leistet, nimmt zu. Die Partei muß fortfahren, sich mit diesen Kräften zu einer Einheitsfront zusammenzufinden. Die dritte wichtige Aufgabe, vor der die indonesischen Marxisten-Leninisten stehen ist folglich, mit allen antiimperialistischen und antifeudalen Klassen und Gruppen auf der Basis der Arbeiter-Bauern-Allianz und unter der Führung der Arbeiterklasse eine revolutionäre Einheitsfront zu schmieden.
Es ist klar geworden, daß die indonesischen Marxisten-Leninisten, um in der volksdemokratischen Revolution den Sieg zu erringen, die „Drei Banner der Partei hochhalten müssen, nämlich: Das erste Banner ist der Aufbau einer marxistisch-leninistischen Partei, die frei von Subjektivismus, Opportunismus und modernem Revisionismus ist. Das zweite Banner ist der bewaffnete Volkskrieg, der dem Wesen nach der bewaffnete Kampf der Bauern in einer antifeudalen Agrarrevolution unter Führung der Arbeiterklasse ist.
Das dritte Banner ist die revolutionäre Einheitsfront auf der Basis der Arbeiter- Bauern-Allianz unter Führung der Arbeiterklasse. Das Politbüro hat mit dieser Selbstkritik eine Kritik der ernsten Schwächen und schweren Fehler geleistet, die von der Partei in der Periode nach 1951 begangen wurden und der Partei sowie der gesamten revolutionären Bewegung größten Schaden zugefügt haben. Die den indonesischen Marxisten-Leninisten bevorstehenden Aufgaben sind sehr schwierig. Sie müssen unter einem äußerst grausamen und barbarischen Terror und unter Verfolgungen arbeiten, die in der Geschichte ohne gleichen sind. Die indonesischen Marxisten-Leninisten haben jedoch nicht die geringsten Zweifel, daß wenn sie die von der Partei in der Vergangenheit begangenen Fehler korrigieren, sie jetzt auf dem korrekten Weg vorwärtsschreiten, dem Weg der volksdemokratischen Revolution. Egal wie langwierig, mühsam und voller Schwierigkeiten, dies ist der einzige Weg, der zu einem freien und demokratischen neuen Indonesien führt, einem Indonesien, das wirklich dem indonesischen Volk gehören wird. Dafür müssen wir den Mut aufbringen, diesen langen Weg zu beschreiten.
Die indonesischen Marxisten-Leninisten und Revolutionäre haben, ausgehend von ihren eigenen Kampferfahrungen, nicht den geringsten Zweifel an der Korrektheit der These vom Genossen Mao Tse-tung, daß die Imperialisten und alle Reaktionäre Papiertiger sind. Ihr Aussehen ist furchterregend, aber in Wirklichkeit sind sie gar nicht so mächtig. Langfristig gesehen ist es das Volk, das wirklich mächtig ist. Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle ist ebenfalls ein Papiertiger. Ihr Aussehen ist machtvoll und furchterregend. Aber in Wirklichkeit ist sie nicht so mächtig, weil sie vom Volk nicht unterstützt wird sondern im Gegenteil bekämpft wird, weil sie selbst von Widersprüchen zerrissen wird, weil sie untereinander um den größten Anteil an der Beute und um noch größere Macht zanken. Die Imperialisten, speziell die US-Imperialisten, die Hauptstütze der Militärdiktatur der rechtsgerichteten Armeegeneräle, sind ebenfalls Papiertiger. Auch sie sehen mächtig und furchterregend aus, sind aber in Wirklichkeit schwach und gehen ihrem Untergang entgegen.
Die Schwäche des Imperialismus, besonders des US-Imperialismus, zeigt sich in ihrer Unfähigkeit, das heroische vietnamesische Volk zu unterwerfen und die Flut des antiimperialistischen Kampfes, der von den Völkern der ganzen Welt, einschließlich des amerikanischen Volkes geführt wird und dem US-Imperialismus empfindliche Schläge versetzt, aufzuhalten.
Strategisch gesehen sind die Imperialisten und alle Reaktionäre schwach und folglich müssen wir sie verachten. Indem wir die Feinde strategisch verachten, können wir den Mut gewinnen, sie zu bekämpfen und die Zuversicht, sie zu besiegen. Gleichzeitig müssen wir sie aber ganz ernst nehmen, taktisch ihre Stärke voll in Rechnung stellen und uns davor hüten, abenteuerliche Schritte gegen sie zu unternehmen.
Wir befinden uns heute in einer Epoche, in der der Imperialismus seinem totalen Untergang entgegengeht und der Sozialismus in der ganzen Welt siegreich voranschreitet. Keine Macht der Welt kann den totalen Untergang des Imperialismus und aller anderen Reaktionäre verhindern und keine Macht kann den weltweiten Sieg des Sozialismus aufhalten. Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle als Wachhund für die Interessen des Imperialismus in Indonesien, wird ebenso wenig in der Lage sein, seine Vernichtung abzuwenden. Das grausame und verbrecherische Massaker und die Folterungen an hunderttausenden von Kommunisten und Demokraten, die noch heute anhalten, werden nicht bewirken können, das Volk und die Kommunisten davon abzuhalten, sich zum Widerstand zu erheben. Im Gegenteil werden alle Brutalitäten und Grausamkeiten mit Sicherheit zu Vergeltung und den Widerstandskampf des Volkes nur noch mehr herausfordern. Die Kommunisten werden den Tod ihrer Hunderttausende von Genossen rächen, mit dem Entschluß, dem Volk, der Revolution und der Partei noch besser zu dienen. Die indonesischen Marxisten-Leninisten, die unter den Überfällen des dritten weißen Terrors zu leiden haben, bringen ihre tiefe Dankbarkeit für die Solidarität der Marxisten-Leninisten in der ganzen Welt zum Ausdruck. Die Solidarität hat die Überzeugung der indonesischen Revolutionäre gestärkt, daß ihr Kampf um die nationale Befreiung und der Kampf des internationalen Proletariats für den Sozialismus untrennbar miteinander verbunden sind. Die indonesischen Marxisten-Leninisten werden weder Anstrengungen noch Mühen scheuen, die Wünsche der Marxisten-Leninisten der ganzen Welt zu erfüllen, indem sie den Marxismus-Leninismus entschlossen verteidigen, gegen den modernen Revisionismus kämpfen und sich noch stärker für die Befreiung ihres Volkes und Landes und für die proletarische Weltrevolution einsetzen.
Die indonesischen Marxisten-Leninisten, im Geiste vereint und entschlossen, den Weg der Revolution zu gehen, dem Volk von ganzem Herzen zu vertrauen, sich auf das Volk zu stützen, mutig, ausdauernd, bewußt, geduldig, hartnäckig und wachsam zu arbeiten, werden sicher in der Lage sein, ihre historische Mission zu erfüllen, die volksdemokratische Revolution zu führen, die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle zu zerschlagen und eine völlig neue Macht zu errichten, die volksdemokratische Diktatur. Mit der volksdemokratischen Diktatur, der vereinten Macht der antiimperialistischen und antifeudalen Klassen und Gruppen unter Führung der Arbeiterklasse wird das indonesische Volk den Imperialismus und die Überreste des Feudalismus vollständig liquidieren, eine freie und demokratische neue Gesellschaft aufbauen und zum Sozialismus voranschreiten, in dem es keine Unterdrückung und Ausbeutung des Menschen durch den Menschen mehr geben wird. Schließen wir uns noch enger zusammen, um den Weg der Revolution zu beschreiten, der durch die Lehren des Marxismus-Leninismus erleuchtet wird, der Weg, der zur Befreiung des indonesischen Volkes und des Proletariats führt, der Weg, der zum Sozialismus führt.
Zentraljava, September 1966 POLITBÜRO DES ZK DER PKI
ANMERKUNGEN
(1) Lenin, Der linke Radikalismus . Die Kinderkrankheit im Kommunismus, 1920, Dietz 1968
(2) Der Neue Weg für die Republik Indonesien (Resolution des Politbüros des ZK der PKI, August 1948
(3) Mao Tse-Tung, Unsere Schulung und die gegenwärtige Lage, Ausgewählte Werke, Bd. III, S.188, Peking 1969
(4) Lenin, Was tun? , 1901, Dietz 1968
(5) Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus, 1916, Dietz 1967
(6) D.N. Aidit, Sei ein guter, ein noch besserer Kommunist
(7) Lenin, Was tun?
(8) Lenin, Die Lehren der Revolution von 1905, Werke Bd. 16
(9) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die Zweite Plenartagung des Zentralkomitees des 6. Parteitages der PKI
(10) Mao Tse-Tung, Über die demokratische Diktatur des Volkes AWerke, Bd. IV
(11) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(12) Ibid.
(13) Lenin, Was tun?, Dietz 1968. Vollständig lautet der Text: „. .. daß die in einem jungen Lande einsetzende Bewegung nur erfolgreich sein kann, wenn sie die Erfahrungen der anderen Länder verarbeitet. Für ein solches Verarbeiten aber genügt die einfache Kenntnis dieser Erfahrungen oder das einfache Abschreiben der jüngsten Resolution nicht. Dazu ist notwendig, daß man es versteht, diesen Erfahrungen kritisch gegenüberzutreten und sie selbständig zu überprüfen.“
(14) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(15) Mao Tse-Tung, Die chinesische Revolution und die Chinesische
Kommunistische Partei, 1939, AWerke Bd. II, S.367
(16) Lenin, Staat und Revolution, 1917
(17) Lenin, Staat und Revolution
(18) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(19) Lenin, Staat und Revolution
(20) Die Führung der Kommunistischen Partei Italiens behauptet, daß die Diktatur des Proletariats in Italien durch graduelle Reformen in der Staatsstruktur, unter Ausnutzung der italienischen Verfassung und parlamentarischer Mittel möglich sei und nicht durch eine proletarische Revolution und die Zerschlagung der bürgerlichen Staatsmaschinerie.
(21) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(22) Ibid.
(23) Lenin, Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution, 1905, Werke Bd. 9, Dietz 1966
(24) Lenin, Staat und Revolution
(25) Der Neue Weg für die Republik Indonesien, Resolution …
(26) D.N. Aidit, Lehren aus der Geschichte der PKI, Rede zum 40. Jahrestag der Gründung der PKI
(27) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die 4. Plenartagung des Zentralkomitees des 5. Parteitages der PKI
(28) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(29) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die 4. Plenartagung …
(30) D.N. Aidit, General;Report an den 7. Kongress der PKI, 1962
(31)D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(32) PSI=Partai Sosialis Indonesia: eine ausgesprochen antikommunistische Partei der Rechts-Sozialisten. Sie hatte aktiven Anteil an der Rebellion der PRRI/Permesta im Jahre 1958. Ihre Führer sind Kompradoren des britischen und US-Imperialismus
(32a) D.N. Aidit, Rede auf der Ersten Parteikonferenz über die Arbeit unter den Bauern
(33) D.N.Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(34) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die 2. Plenartagung des Zentralkomitees
des 6. Kongresses der PKI
(35) Lenin, Zwei Taktiken der Sozialdemokratie …
(36) J.W. Stalin, Über die Grundlagen des Leninismus, 1924, Peking 1965
(37) Ibid.
[1] KPI war mit 3,5 Millionen Mitgliedern bis zum 30. September drittstärkste KP der Welt.
[2] „Eine bis dahin unbekannte »Bewegung des 30. September« hatte unter Führung von Oberstleutnant Untung, Chef eines Bataillons der 25 000 Mann starken Leibwache von Präsident Sukarno, sechs Armeegeneräle verhaftet und die Bildung eines Revolutionsrates bekannt gegeben. Untung war aus Makoschs Sicht »ein national gesinnter Offizier, der nicht der Kommunistischen Partei Indonesiens (PKI) angehörte und seinem Präsidenten treu ergeben war«.Nach eigenen Worten wollten er und seine Mitverschworenen aus Luftwaffe und Marine mit ihrer Aktion einem Putsch rechter Generäle gegen Sukarno zuvorkommen.“ siehe
[3] In der „Saison der Hackmesser“ – spnannten die Faschisten ihr morden, vor allem an Kommunisten, kamen nach Angaben der CIA 500.000 und nach Angaben aus Kreisen von Suharto sogar 3 Mio Menschen. (General General Sarwo Edhie) um. Es war eine der schlimmsten Mordaktionen des 20. Jahrhundxedrts
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