Dienstag, 14. Juli 2020

Die „Nicht Unterdrückbaren“ wieder im Kampf: Neuer Streik in iranischer Zuckerfabrik Haft Tappeh


Dossier

Demonstration streikender iranischer Zuckerarbeiter 18.11.2018Heute versammelten sich viele Beschäftigte der Zuckerverarbeitungsanlage in Haft ,Tappeh Sugar Cane Company, zusammen mit Arbeitern benachbarter Fabriken vor dem Gebäude der Verwaltung. Sie fordern die Auszahlung offenstehender Löhne, die Erneuerung der Versicherungen, die Wiedereinstellung von entlassenen Arbeitern. Vor allem verlangen sie die Bestrafung der wegen Betrug vor Gericht stehenden ehemaligen Chefs und die Beendigung der Privatisierung“ – so die Meldung „Zuckerarbeiter verlangen Bestrafung ehemaliger Chefs“ am 15. Juni 2020 bei den Rote Fahne News externer Link über den Beginn der neuerlichen Proteste bei der seit langem umkämpften Zuckerfabrik Haft Tappeh. Siehe dazu weitere Meldungen:
  • Der Streik der iranischen Zuckerarbeiter bei Haft Tappeh geht in die fünfte Woche – Demonstration unter der Losung „Wir haben Hunger“ New
    Am 27. Streiktag des am 14. Juni 2020 begonnen erneuten Streiks der Haft Tappeh-Belegschaft in südiranischen Sush gab es erneut eine breite Protestdemonstration, an der sich auch viele Menschen aus der Stadt beteiligten. Dabei werden die Kritiken an Behörden und Verantwortlichen immer lauter, die bisher nichts unternommen haben, um die Forderungen der Menschen zu erfüllen – die zur Demonstration unter der Losung „Wir haben Hunger“ aufriefen. In der Meldung „SW Iran sugarcane workers hold 27th day of strike action for wages“ am 11. Juli 2020 bei Iran Wire externer Link wird außerdem berichtet, dass der im Zuge der Privatisierungspolitik des Mullah-Regimes zum Besitzer des Unternehmens gewordene  Omid Assadbeigi – der gegenwärtig ein Gerichtsverfahren wegen Währungsmanipulation hat – vor Gericht aussagte, er habe den Gouverneur der Region bestochen (was dieser sofort bestritt), ein Grund mehr für die streikenden Zuckerarbeiter, die Forderung nach Rücknahme der Privatisierung nachdrücklich weiterhin zu vertreten. Siehe dazu auch einen Beitrag, der nochmals eine kurze Skizze der Geschichte dieses nun langen, erneuten Kampfes darstellt:
    • „Iran: Solidarität mit dem Streik bei Haft Tappeh“ von Lukas Zöblein am 03. Juli 2020 bei Solidarität externer Link skizziert die Geschichte dieses Kampfes so: „… Die Privatisierung im Jahr 2015 hatte brutale Folgen. Die Belegschaft wurde von 7000 auf 4000 verkleinert. Videos des Streiks im Jahr 2018 zeigten, wie die Arbeiter*innen riefen: „Brot, Jobs, Freihei, Räteverwaltung!“ Diese Forderungen waren nicht nur ein direkte Angriff gegen das Regime, sondern auch gegen die prokapitalistischen Oppositionskräfte. Bei diesem Streik kämpften die Arbeiter*innen, um die teilweise monatelang nicht ausgezahlten Löhne. Die sofortige Auszahlung aller ausstehenden Löhne ist dieses Mal wieder eine der zentralen Forderungen, neben Fragen der Sozialversicherung. Um dem Betrug bei der Lohnauszahlung und dem Einbehalten der Sozialversicherungen entgegen zu wirken, ist es notwendig, dass die Bücher des Unternehmens offen gelegt werden und dieses enteignet und unter demokratische Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten gestellt wird. Außerdem kämpfen sie für die Wiedereinstellung ihrer entlassenen Kolleg*innen. Unter diesen befinden sich auch Esmaeil Bakhshi und Ali Nijati, die beide für ihre innerbetriebliche gewerkschaftliche Aktivität entlassen wurden. Würde Haft Tappeh wie oben vorgeschlagen unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der Beschäftigten stehen, würde es solche Entlassungen im Sinne des iranischen Regimes und denen durch dieses vertretenen Kapitalist*innen nicht mehr geben. Weiterhin gehört die Forderung nach einer Gefängnisstrafe für Assadbeigi, dem CEO von Haft Tappeh und Rostami, einem Mitglied des Kontrollrats von Haft Tappeh, zum Forderungskatalog der Streikenden. Aber die Arbeiter*innen dürfen sich nicht auf die Gerichte des Regimes verlassen. Diese lassen nicht grundlos immer wieder Gewerkschafter*innen einsperren und foltern. Im Kern vertreten diese Gerichte die Interessen des Regimes und damit der iranischen Kapitalisten, zu denen auch diese beiden gehören…“
  • Demonstration bezeugt massive Streik- und Aktionsbeteiligung – trotz wachsender Einschüchterungsversuche 
    Am Mittwoch, dem 24. Juni 2020 – dem zehnten Streiktag der neuen Bewegung – hat die Belegschaft der Zuckerfabrik Haft Tappeh eine Demonstration durch die Umgebung der Fabrik und über das Werksgelände organisiert. Dabei haben sie abermals ihre Forderungen verbreitet und ihre Entschlossenheit unterstrichen, den Streik fortzuführen, bis die Forderungen erfüllt sind. Der Tweet „Les ouvriers ont manifesté dans l’enceinte de l’entreprise“ am 25. Juni 2020 im Twitter-Kanal von Autonomie Ouvrière externer Link ist ein kurzer Videobericht von dieser Demonstration, aus dem deutlich wird, dass die Streik- und Aktionsbeteiligung nach wie vor massiv ist, trotz wachsender Einschüchterungsversuche – wie etwa offen verkündeten Todesurteilen des Mullah-Regimes gegen Demonstranten, die sich im Vorjahr an den Massenprotesten beteiligt hatten und harten Strafen gegen streikende Belegschaften anderer Betriebe.  Siehe dazu auch eine Meldung über die Urteile gegen streikende Arbeiter anderer privatiisierter Unternehmen:
    • „Hier, ils ont été condamnés par un tribunal à un an de prison“ am 25. Juni 2020 im Twitter-Kanal von Solmaz externer Link berichtet von den Urteilen gegen Arbeiter des Azarab-Werkes in Arak, die im letzten Jahr gestreikt hatten – für Lohnauszahlung und gegen Privatisierung. 42 von ihnen wurden dafür nun zu jeweils einem Jahr Gefängnis verurteilt.
  • Der erneute Streik der iranischen Zuckerarbeiter in der zweiten Woche: “Wir streiken weiter, bis unsere Forderungen erfüllt sind” 
    Auch in der neuen Woche, die im Iran am Sonntag begann, wurde der Streik von Tausenden Zuckerarbeitern von Haft Tappeh für ihre Lohnauszahlung und die Rücknahme der Privatisierung des Unternehmens fortgesetzt – weiterhin mit starker Unterstützung umliegender Betriebe. In dem Tweet „Haft Tappeh has entered its 7th day of strike“ am 22. Juni 2020 im Twitter-Kanal der Socialist Middle East externer Link wird das Video von einer Kundgebung der streikenden Belegschaft knapp kommentiert (und deutlich gemacht, dass man auch mit Maske streiken kann), bei der Sprecher der Belegschaft ihre Forderungen erneuerten und betonten, man werde so lange kämpfen, bis diese Forderungen erfüllt seien. Siehe dazu auch einen weiteren aktuellen Videobericht vom Sonntag, 21. Juni:
  • „New Haft Tappeh strike“ am 15. Juni 2020 bei der SZAC externer Link ist die Übersetzung einer Meldung über den Streikbeginn, die vom Haft Tappeh Sugar Cane Company workers’ independent channel bei Telegram verbreitet worden war. Darin wird sowohl unterstrichen, dass sich auch Arbeiterinnen und Arbeiter benachbarter Werke an der Aktion beteiligten, als auch die Forderung nach „Rückgabe von allem, was den Arbeitern gestohlen wurde“ hervor gehoben.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=174334

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