Dienstag, 16. Oktober 2018

Ein Klassensystem schärfster Ausprägung


Von Marek Lantz
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Dirigent vor Bierwerbung. Wenn niemand zuhört, hilft nur noch der Alkohol?
Ein Klassensystem schärfster Ausprägung hat die UEFA in diesem Herbst mit der Nations League hingestellt. Eine klar hierarchisierte Pyramide, die vier Niveaus unterscheidet, zwischen denen per Auf- und Abstiegsregelung aber immerhin Durchlässigkeit garantiert ist. Das Downgrade von Level A auf B-Niveau hat seit Sonntag die polnische Nationalmannschaft in der Tasche. Mit 0:1 unterlag man da gegen Italien. Cristiano Biraghi traf in der Nachspielzeit für die Squadra Azzurra, die schon zuvor zweimal am Aluminium gescheitert war. Während Polen mit nur einem Punkt aus drei Spielen bereits als Absteiger feststeht, haben die Italiener zumindest noch eine kleine Chance, den bislang verlustpunktfreien Portugiesen den Gruppensieg streitig zu machen.
Polens Superstar Robert Lewandowski ist somit schon einen Schritt weiter als seine Kumpane vom FC Bayern, die die jetzt Mesut-Özil-befreite »Mannschaft« repräsentieren. Deren rasante und aus tiefstem Herzen zu begrüßende Talfahrt hatte sich zwar schon am Sonnabend mit einer knackigen 0:3-Klatsche bei zuletzt nur belächelten Niederländern fortgesetzt, doch selbst bei einer absehbaren weiteren Pleite morgen in Frankreich wäre der Abstieg des DFB-Teams noch nicht in trockenen Tüchern.
Westend - Mausfeld II
Hilflos ruderte Bundestrainer Joachim Löw während der Partie in Amsterdam mit den Armen herum. Seine Gesten drückten pure Verzweiflung und verletzten Stolz aus: Ihr versteht mich nicht! Letztlich zeigen diese Wochen, dass Löws Erfolge erheblich auf einer funktionierenden Struktur des FC Bayern fußten. Deren Grundlage wurde im letzten Jahrzehnt von zunächst Louis van Gaal und später Pep Guardiola gelegt. Seitdem jedoch Präsident Uli Hoeneß aus dem Knast zurück ist und dem Laden durchaus im Sinne hierzulande diskursiv hegemonialer AfD-Denke und des Seehoferschen Grenzschließungspopulismus einen strikten »Mia san mia«-Kurs verordnet hat, geht es rasant den Bach hinunter.
Dabei kennt das »Mia san mia« prinzipiell zwei Facetten: Einerseits die Behauptung eigener Stärke, wie sie sich im selbstbewussten und letztlich befruchtenden Ins-Boot-Holen internationaler Topfußballarchitekten wie van Gaal und Guardiola ausdrückte, zum anderen jedoch ebenso das politisch rechte Motiv des Ausschließens: Mia san mia und ihr seid ihr. Letztere Facette drückte sich übrigens auch in der zunächst noch sportlich unverständlichen Infragestellung Jérôme Boatengs aus, und fand ihre Entsprechung im von CDU-Rechtsaußen Reinhard Grindel und dem aalglatten BWL-Streber Oliver Bierhoff beförderten rassistischen Rausmobben Özils aus dem DFB-Team.

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