Mittwoch, 26. September 2018

Aufbauer des Tages: Josef Käser


Von Simon Zeise
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Siemens-Chef Josef Käser
Wirtschaftspolitik betreibt man mit dem Kanonenboot. Deutsche Awacs-Aufklärungsflugzeuge ­sicherten 2003 den US-Invasoren den Luftraum über dem Irak, damit beim Massenmord an der Bevölkerung auch nichts schief ging. Der BND lieferte mit dem Fall »Curveball« die Lügen, auf die sich die Bush-Regierung stützte, als sie behauptete, die Regierung Saddam Husseins verfüge über chemische Massenvernichtungswaffen. Bereits 2015 lag die Zahl der Todesopfer des »Kriegs gegen den Terror« in Afghanistan, Irak und Pakistan bei mehr als 1,3 Millionen.
Wo viel Blut fließt, freut sich die deutsche Industrie. Josef Käser jubiliert. Der Siemens-Boss steht vor dem größten Auftrag der Unternehmensgeschichte. Er darf den zerstörten Irak wieder aufbauen. Die Elektrifizierung des Landes soll 13 Milliarden Euro in die Konzernkasse spülen. In Deutschland gehen dafür die Lichter aus. Das Werk in Offenbach werde endgültig geschlossen, in Mühlheim ist für 600 und in Berlin für 700 Kollegen Schluss, berichtete die Offenbach Post am Dienstag. Ziel im Irak sei es hingegen, bis zu 60.000 Arbeitsplätze zu schaffen sowie den Kampf gegen Korruption zu unterstützen.
Mit Korruption hat man in München Erfahrung. Firmenintern sollen bis 1997 Codes genutzt worden sein, um Schmiergeldzahlungen anzuweisen. Den Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld und den Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer kostete die Affäre den Job. Oder: Als Griechenland 2014 bereits die Daumenschrauben der »Troika« angezogen wurden, kam ans Licht, dass Siemens 70 Millionen Euro in gute Beziehungen investierte, um einen Großauftrag des staatlichen Telekommunikationskonzerns OTE im Wert von 464,5 Millionen Euro zu ergattern. Käser hat die Affäre nicht geschadet. Er sitzt seit 2013 als Firmenboss fest im Sattel. Die Zeit heilt alle Wunden – und die Leichen bleiben ungezählt.

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