Mittwoch, 26. September 2018

Online-Zeitschrift "IMI-List" Nummer 0520 .......... 21. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563


Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos).. https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
----------------------------------------------------------

Liebe Freundinnen und Freunde,

in dieser IMI-List findet sich

1.) die neue Ausgabe des IMI-Magazins AUSDRUCK (August 2018);

2.) der Hinweis auf zwei Artikel über die Rüstungsunternehmen Renk und 
Rheinmetall (und auf das Camp „Rheinmetall entwaffnen“).

1.) AUSDRUCK (August 2018)

Die ganze Ausgabe zum Download: 
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-Web.pdf

RÜSTUNGSINDUSTRIE
-- Das Cyber Valley in Tübingen und die Transformation zum 
Rüstungsstandort (Christoph Marischka)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-CyberValley.pdf
-- Rheinmetall - Gegenwind für ein Rüstungsunternehmen (Jacqueline Andres)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-Rheinmetall.pdf
-- Heron TP für die Bundeswehr - Erstmal überwachen, töten später? 
(Marius Pletsch)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-HeronTP.pdf

DEUTSCHLAND UND DIE BUNDESWEHR
-- Drehscheibe Deutschland: NATO-Aufmarsch in Osteuropa (Tobias Pflüger)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-Drehscheibe.pdf
-- Verschärfung der Polizeigesetze. Militärische und 
nachrichtendienstliche Technologien gegen Zivilist*innen (Alexander Kleiß)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-Polizeigesetz.pdf

EU-MILITARISIERUNG
-- Fragwürdige EU-Waffenexportpolitik. Das Beispiel Ägypten (Jascha 
Rittmann)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-EuWaffenexportpolitik.pdf
-- Meseberger Erklärung: Deutsch-französische 
EU-Militarisierungsambitionen (Jürgen Wagner)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-MesbergerErklärung.pdf

WEITERE ARTIKEL
-- Operation „Roundup“: Der IS steht vor der Niederlage, aber niemand 
redet darüber (Bernhard Klaus)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-OperationRoundup.pdf

-- NATO-Gipfel in Brüssel: Extrem kostspielige Eskalation (Jürgen Wagner)
http://www.imi-online.de/download/Ausdruck-4-2018-NATOgipfel.pdf


2.) Rüstungskonzerne: Rheinmetall und Renk

Die Aufrüstung in Deutschland nimmt immer Besorgnis erregendere Züge an. 
Aus diesem Grund wollen wir uns mit diesem Thema auch intensiv beim 
nächsten IMI-Kongress am 8./9. Dezember beschäftigen (Details folgen noch).

Zum Thema sind kürzlich auch zwei neue IMI-Analysen erschienen: Einmal 
zum Rüstungskonzern Renk:

IMI-Analyse 2018/20
Renk: Profil eines Top-Rüstungskonzerns
http://www.imi-online.de/2018/07/23/9051/
Peter Feininger (23. Juli 2018)

Zum anderen wird vom 29.8. bis zum 4.9. das Camp „Rheinmetall 
entwaffnen“ stattfinden. Weitere Details: 
https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org/

Siehe dazu auch:

IMI-Analyse 2018/22
Rheinmetall – Gegenwind für ein Rüstungsunternehmen
http://www.imi-online.de/2018/08/03/rheinmetall-gegenwind-fuer-ein-ruestungsunternehmen/ 

Jacqueline Andres (3. August 2018)

Seit geraumer Zeit rückt Rheinmetall vermehrt in den Fokus zahlreicher 
friedenspolitischer Kampagnen – und zwar nicht nur in der BRD, sondern 
auch in der Schweiz und in Italien.

Rheinmetall ist das größte in Deutschland ansässige Rüstungsunternehmen 
und steht an 26. Stelle der größten Rüstungsunternehmen weltweit.[1] An 
117 auf allen Kontinenten verteilten Standorten arbeiten insgesamt rund 
12.000 in der Automobil- und weitere 11.000 in der Defence-Sparte des 
Unternehmens.[2] Die Rüstungssparte befindet sich in einem stetigen 
Ausbau und die Gewinnspanne steigt: Bereits 2017 übertraf die 
Rüstungssparte mit einem Umsatz von 3,036 Milliarden Euro den der 
Automobilsparte (2,86 Milliarden Euro). Laut dem Geschäftsbericht 2017 
rechnet das zu einem der weltweit größten Munitionshersteller avancierte 
Unternehmen mit einem Umsatzzuwachs der Rüstungssparte von 12% bis 14% 
für 2018.[3] Die Rüstungssparte selbst setzt sich aus der Produktion von 
Fahrzeugsystemen (u.a. Rad-, Schützen- und Kampfpanzer sowie 
militärische LKWs), Waffen und Muniton sowie Systemen für Aufklärung und 
Sensorik, Radarsysteme, Gefechtsübungszentren und Vernetzungstechnik, 
zusammen.[4]

Von Munition für das Kaiserreich...

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1889 unter dem Namen „Rheinische 
Metalwaaren- und Maschinenfabrik“ in Düsseldorf, wo bis heute der 
Hauptsitz der Firma ist. Zunächst produzierte das Unternehmen 
Munition,[5] Minenwerfer, Zünder und Maschinenpistolen.[6] Im Laufe des 
Ersten Weltkrieges entwickelte sich das Unternehmen zum größten 
Rüstungshersteller im deutschen Kaiserreich. Erst der Versailler Vertrag 
zwang Rheinmetall offiziell zu einer Umstellung auf zivile 
Produktion.[7] Dennoch stellte Rheinmetall die militärische Produktion 
nicht komplett ein: Schon damals fand Rheinmetall in Zusammenarbeit mit 
der Reichswehr Wege, die Rüstungsbeschränkungen zu umgehen.[8]

... zu Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg

1933 kaufte Rheinmetall den vor dem Konkurs stehenden 
Lokomotivhersteller Borsig auf und die Fusion drei Jahre später brachte 
die Umbenunng in Rheinmetall-Borsig AG mit sich. Mit den 
kriegsvorbereitenden Aufträgen des Reichskriegsministeriums nahm die 
Waffen- und Munitionsproduktion wieder Fahrt auf und ebnete den Weg zu 
Rheinmetalls Aufstieg als bedeutsames Rüstungsunternehmen auf Kosten 
zahlreicher Menschenleben im Zweiten Weltkrieg. Im Jahr 1938 wurde die 
AG in die staatlichen “Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten 
Hermann Göring“ eingegliedert.[9]

Während des Zweiten Weltkrieges setzte Rheinmetall Zwangsarbeiter_innen 
ein. Im Hauptsitz bei Düsseldorf wurden nach Kriegsende 5.000 
osteuropäische Zwangsarbeiter_innen befreit.[10]

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte Rheinmetall infolge der Entwaffnung 
Deutschlands zwangsläufig die Produktion erneut auf zivile Güter um – 
lange dauerte diese Konversion jedoch nicht an. Mit der Wiederbewaffnung 
Deutschlands in den 50er Jahren nahm Rheinmetall wieder verstärkt 
militärische Güter in die Produktionspalette auf.

... und zu heutigen Profiten in weltweiten Kriegen

Zuletzt sorgte der Einsatz von Leopard-Panzern durch die türkische Armee 
im Rahmen der völkerrechtswidrigen Invasion Afrins für Empörung. 
Rheinmetall arbeitet darüber hinaus an Plänen, einen Fuß in die 
Panzerproduktion in der Türkei zu bekommen. Durch ein deutsch-türkisches 
Joint Venture hofft Rheinmetall, den Auftrag für die Produktion von 
1.000 Panzern zu erhalten.[11] In Algerien passiert dies bereits: Hier 
hat Rheinmetall Algérie in einer von Rheinmetall errichteten Fabrik 
angefangen rund 980 Fuchs-Panzer für „Terrorismusbekämpfung“, Schutz von 
Öl- und Gasanlagen und Grenzüberwachung zu produzieren – ungestört von 
deutschen Exportrichtlinien.[12]

Tatsächlich baut Rheinmetall seit geraumer Zeit an der 
Internationalisierung seiner Produktion durch Tochter- und 
Gemeinschaftsgesellschaften, um Exportrichtlinien besser umgehen zu 
können und gleichzeitig durch ein weites Logistiknetzwerk internationale 
Kunden besser bedienen zu können. Bereits in den 70er Jahren machte 
Rheinmetall falsche Export-Deklarationen gegenüber den Behörden und 
behauptete, eine komplette Munitionsfüllanlage an eine nicht 
existierende Firma in Paraguay liefern zu wollen, während diese 
schlussendlich entgegen dem UN-Waffenembargo an den Apartheidstaat in 
Südafrika geschifft wurde.[13]

Insgesamt hat der Konzern Rheinmetall Denel Munition (RDM), ein Joint 
Venture von Rheinmetall und der südafrikanischen Denel Ltd, bereits 39 
Munitionsfabriken geliefert. Die Bundesregierung fühlt sich nicht 
zuständig, obwohl RDM zu 51% Rheinmetall gehört.[14] Zu diesen Fabriken 
zählt eine im Jahr 2008 im Emirat Abu Dhabi errichtete Munitionsanlage. 
Die nun Burkan Munition Systems genannte Anlage erhält bis heute 
technische Unterstützung von Rheinmetall Waffe Munition Italia S.p.A. 
und RDM.[15] Im Jahr 2016 erhielt Saudi Arabien vom RDM ebenfalls eine 
Munitionsabfüllanlage – zu diesem Zeitpunkt bombardierte die von Saudi 
Arabien geführte Militärkoalition, an der sich auch die Vereinigte 
Arabische Emirate beteiligen, bereits seit einem Jahr Jemen und erste 
Berichte von Amnesty International über Kriegsverbrechen Saudi-Arabiens 
lagen vor. Im Januar 2018 verkündete Rheinmetall, eine weitere 
Munitionsabfüllanlage über RDM nach Ägypten geliefert zu haben. 
Rheinmetall beliefert somit nicht nur die Militärdiktatur in Ägypten, 
unter der die Menschenrechtslage fatal ist, sondern auch einen dritten 
am Jemenkrieg beteiligten Staat.

In Jemen wird nicht nur die Munition aus den drei genannten 
Munitionsabfüllanlagen verwendet, sondern auch aus Sardinien. Dort 
stellt das Tochterunternehmen RWM Italia S.p.A Gefechtsköpfe und 
elektronische Zündsysteme her, die auch an Saudi Arabien geliefert 
werden.[16] Abgesehen davon erhielt Saudi Arabien von der 
Rheinmetall-Tocher Nico Pyrotechnik Blend- und Knallgranaten und von der 
österreichischen RWM-Arges GmbH hochexplosive Splittergranaten, die 2014 
zur blutigen Niederschlagung von Protesten gegen das Könighaus in Al 
Awamija eingesetzt wurden.[17]

Abseits jeglicher medialen Aufmerksamkeit gründete Rheinmetall im Jahr 
2015 mit dem kasachischen Waffenproduzenten Kasachstan Engineering die 
Rheinmetall KE. Vorgesehen ist u.a. der Aufbau eines staatlichen 
militärischen Trainingszentrums, obwohl zahlreiche Berichte über die 
menschenverachtende Vorgehensweise kasachischer Sicherheitskräfte gegen 
regimekritische Stimmen vorliegen.[18]

Die Produkte des Unternehmens Rheinmetalls sind nicht nur weltweit an 
den klassischen Kriegsschauplätzen im Einsatz, sondern auch u.a. in der 
militarisierten Grenzüberwachung. So werden z.B. die Marder-Panzer, an 
denen sich Rheinmetall beteiligt, entlang der syrisch-jordanischen 
Grenze eingesetzt. Dort patrouilliert das jordanische Militär mit aus 
Bundeswehrbeständen gelieferten Marder-Panzern am Niemandsland Rukban, 
für das sich weder Syrien noch Jordanien verantwortlich erklären. Es ist 
zu einem Zufluchtsort für rund 50.000[19] Flüchtlinge geworden, die nun 
unter schwierigsten Bedingungen an der Grenze ausharren. Rheinmetall 
stellt auch für die Grenzüberwachung geeignete Nachtsichtgeräte her[20] 
sowie das Infrarot-Überwachungssystem FIRST[21] und das aus 
elektrooptischem Sensor und optionalem Radar bestehende Persistent 
Surveillance System – PSS.[22]

Bereits seit den 90er Jahren entwickelt der Konzern Abhörtechnologie für 
Satellitenkommunikation und aktuell befinden sich 50 Aufklärungssysteme 
weltweit im Einsatz von Militärapparaten und Geheimdiensten.

Rheinmetall trat als einer der Sponsoren der Überwachungsmesse ISS im 
März 2018 auf. Während der Messe hielt André Reichow-Prehn, der 
Programmleiter Cyber der Rheinmetall Electronics GmbH, einen Vortrag 
über digitale Einbruchswerkzeuge, mit denen Zugang zu Betriebssystemen 
erlangt werden kann.[23] Besonders angesichts der repressiven Nutzung 
solcher Software gegen Regierungskritiker_innen in zahlreichen Staaten 
im Arabischen Osten sind die Entwicklung und der Verkauf solcher 
Software ein Dolch im Rücken all jener mutigen Personen, die sich 
weltweit für demokratische Prozesse einsetzen.

Gegenwind...

Seit Jahren erfährt Rheinmetall Gegenwind von Kriegsgegner_innen. So 
richteten sich die vergangenen jährlichen War Starts Here Camps von 2012 
bis 2017 gegen das von Rheinmetall betriebene Gefechtsübungszentrum bei 
Magdeburg. In den vergangenen Jahren verstärkten sich die Proteste gegen 
Rheinmetall. Ausschlaggebend für diese Entwicklung waren die Profite des 
Unternehmens durch den Krieg in Jemen, die zunehmend dreiste und 
rechtlich fragwürdige Auslagerung der Produktion, um deutschen 
Exportrichtlinien auszuweichen und der Einsatz der Leopard 2 Panzer der 
türkischen Armee in Afrin.

... in der Schweiz

So erfolgten innerhalb der vergangenen Monate unterschiedliche kleine 
Aktionen in der Schweiz gegen Rheinmetall. Anfang April 2018 sperrten 
Aktivist_innen eine Filiale der Rheinmetall AG in Ittigen bei Bern 
ab.[24] Am gleichen Tag fanden kleine Aktionen vor der Rheinmetall Air 
Defence AG in Zürich statt, nach denen drei Personen kurzzeitig 
festgenommen wurden.[25] In ihren Flyern erklärten die Aktivist_innen, 
Rheinmetall gehöre zu den wichtigsten Rüstungsbetrieben in der Schweiz. 
Rheinmetall nehme eine strategisch wichtige Rolle für die Schweizer 
Rüstungsindustrie, indem die Firma Rheinmetall „[d]ank ihrer 
internationalen Verstrickung [...] einheimischen Produzenten einen 
besseren Zugang zu europäischen Rüstungsprogrammen“ gewähre.[26]

... in Italien

Auch auf der Mittelmeerinsel Sardinien regt sich seit Jahren Widerstand 
gegen die dortige RWM S.p.A. Italia. Bereits im Jahr 2016 fand 
zeitgleich mit den Protesten gegen die Hauptaktionärsversammlung von 
Rheinmetall in Berlin eine Demonstration vor den Werktoren der RWM 
S.p.A. auf Sardinien statt. Hunderte Menschen blockierten zunächst 
kurzzeitig die Zufahrtsstraße der Fabrik und brachten anschließend 
Protestschilder und Banner an der Umzäunung des Geländes an. Den 
Aktivist_innen gelang es dadurch, den Fabrikablauf zu stören, wodurch an 
diesem Nachmittag der Betrieb früher geschlossen wurde.[27]

Weitere Proteste folgten: Am 29. Juli 2016 versuchten Aktivist_innen 
erneut, die Fabrik mit einem Sit-In zu blockieren.[28] Am 3. April 2017 
erfolgte eine weitere Kundgebung mit anschließender Demonstration gegen 
Rheinmetall in der südsardischen Kleinstadt Domusnovas.[29] Dieses Jahr 
organisierten Antimilitarist_innen vom 7. bis zum 8. April 2018 
Diskussionstage, um weitere Strategien des Widerstands gegen Rheinmetall 
auf der Insel zu entwickeln.

Erst Anfang Juni 2018 fand ein Flash Mob mit einem weißen Sarg vor der 
Regionalverwaltung in Domusnovas statt, der für die im Jemenkrieg 
gestorbenen Kinder stehen sollte. Das Cagliari Social Forum und der 
Verband der Kriegsversehrten und -opfer forderte mit dieser Aktion eine 
offizielle Stellungsnahme der Regionalregierung zum Jemenkrieg und der 
Präsenz von Rheinmetall auf der Insel.[30] Aktivist_innen aus Sardinien 
begaben sich im Juli 2018 auf eine Mobilisierungstour durch 
unterschiedliche deutsche Städte, um gemeinsam mit in Deutschland 
Aktiven auf das War Starts Here Camp aufmerksam zu machen und die 
politischen Kämpfe gegen Rheinmetall auf Sardinien und in Deutschland zu 
verknüpfen.

...und in Deutschland

Es ist nicht verwunderlich, dass sich unterschiedliche Kampagnen und 
Initiativen mit dem Rüstngsunternehmen auseinandersetzen. Dies kann 
bereits von einer Person ausgehen: So rief der Kriegsgegner Theisen im 
Februar 2018 mit Flugblättern die Rheinmetall-Mitarbeiter_innen 
öffentlich zum Whistleblowing auf: „Informieren Sie die Öffentlichkeit 
umfassend und rückhaltlos über die Hintergründe der in Rede stehenden in 
Teilen illegalen Exportpraxis Ihres Arbeitgebers“. Zudem schickte er 
rund 33 Briefe an Mitarbeiter_innen der Gemeinde Südheide, in denen er 
diese aufforderte, keine Rüstungsproduktion in ihrer Gemeinde 
zuzulassen.[31]

Große Medienaufmerksamkeit erreichte hingegen die Verleihung des 
internationalen ethecon Black Planet Award im November 2017 an den 
Rheinmetall-Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger, den Vorsitzenden des 
Aufsichtsrats Ulrich Grillo, sowie weitere Großaktionäre. Andere Gruppen 
versuchten, Sand im Getriebe des Rüstungskonzerns zu sein. Junepa 
(Jugendnetzwerk für politische Aktionen) blockierte am 15. Mai 2016 mit 
rund 60 Personen zwei Rheinmetall-Fabriken in Unterlüß, die der 
Produktion von Munition und Panzerfahrzeugen dienen. Begleitet wurde die 
Aktion von einem Vorbereitungscamp vor Ort. Auch aus der Kunstszene 
erheben sich kritische Stimmen gegen Rheinmetall: Eine Gruppe von 
Künstler_innen zog ihre Beteiligung an der Ausstellung „Deutschland8: 
German Art in China“ in Beijing zurück, nachdem sie erfuhren, dass 
Rheinmetall zu den Sponsoren der Kunstveranstaltung zählt. In einem 
Protestbrief an den Kurator Walter Smerling und die in Bonn sitzende 
Stiftung für Kunst und Kultur e.V. kritisierten sie die 
Instrumentalisierung von Kunst und Kultur zur Normalisierung von 
Rüstungsunternehmen.[32] Dieses Jahr fanden pünktlich zur 
Rheinmetall-Hauptversammlung in Berlin dezentral unterschiedliche 
Proteste statt. Am Abend vor Beginn der Hauptversammlung demonstrierten 
rund 300 Menschen auf der von der Interventionistischen Linken 
organisierten Demonstration, an der sich auch der kurdische Dachverband 
Nav-Dem beteiligte. Die Gruppen „Legt den Leo an die Kette“ und die 
„Aktion Aufschrei - Stoppt den Waffenhandel“ riefen für den 8. Mai zu 
Protesten vor dem Maritim Hotel auf, an dem sich etwa 150 Menschen mit 
einem ausgemusterten Rheinmetall-Panzer beteiligten. Zeitgleich 
blockierte die Gruppe Sigmar (Solidarische Interventionen gegen 
menschenrechtswidrige Angriffskriege und Rüstungsexport) den Zufahrtsweg 
der Firma Rheinmetall in Unterlüß mit einem Metallgerüst.[33]

Es bleibt abzuwarten, ob die aktuellen Aktionen zu einer verstärkten 
Vernetzung der unterschiedlichen Initiativen und Einzelpersonen führen 
wird. Vielversprechend ist bereits die Strafanzeige, die am 17. April 
2018 gegen die Geschäftsführer_innen von RWM Italia S.pA. sowie gegen 
ranghohe Beamt_innen der italienischen Behörde für Waffenexporte bei der 
Staatsanwaltschaft in Rom eingereicht wurde. Kläger_innen sind das 
European Center for Constitutional and Human Rights aus Berlin, die 
Mwatana Organization for Human Rights aus Jemen sowie die Permanente 
Beobachtungsstelle von leichten Waffen und der Sicherheits- und 
Verteidigungspolitik (O.P.A.L.) und das italienische Netzwerk für 
Abrüstung (Rete Italiana per Il Disarmo).[34]

Das War Starts Here Camp, das vom 29. August bis zum 4. September in 
niedersächsischen Unterlüß stattfinden wird, kann und soll einen 
weiteren wichtigen Meilenstein in der Vernetzung des Gegenwinds für das 
Rüstungsunternehmen Rheinmetall darstellen.

Anmerkungen

[1]          Defense News Top 100 Global Defense Companies (2017), 
artillerymarketing.com
[2]          Rheinmetall Group: Geschäftsbericht 2017, ir.rheinmetall.com
[3]          Ebd.
[4]          Ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie: Internationaler ethecon 
Black Planet Award 2017 an Larry Fink und Palu Manduca (Großaktionäre) 
sowie Armin Papperger (Vorstand) und Ulrich Grillo (Aufsichtsrat) vom 
Rüstungskonzern RHEINMETALL (Deutschland), ethecon Dossier, März 2018, S.12
[5]          Otfried Nassauer: Hemmungslos in alle Welt. Die 
Munitionsexporte der Rheinmetall AG, Berliner Informationszentrum für 
Transatlantische Sicherheit, BITS-Research Report 16.01, bits.de, 
Oktober 2016, S.7
[6]          Ebd.
[7]          Ebd.
[8]          Etehcon Stiftung, S.15
[9]          Borsig. Unternehmenschronik 1837-2010, borsig.de
[10]         Barbara Kasper und Lothar Schuster: Fremde Arbeit – 
Zwangsarbeiter bei Rheinmetall-Borsig. Berlin (1983). Dokumentarfilm.
[11]         Philipp Grüll:Umstrittene Panzernachrüstung. Rheinmetall 
treibt Türkei-Deal voran, tagesschau.de, 13.02.2018
[12]         Sofian Philip Naceur: Algeriens beispiellose Bewaffnung, 
jungewelt.de, 04.05.2018, etehcon S.26
[13]         Hintergrundinformationen zur Klage von Apartheidopfern 
gegen internationale Konzerne, info.kosa.org, Im Jahr 2002 klagten 
verschiedene Organisationen u.a. gegen Daimler und Rheinmetall vor einem 
US-Gericht für ihre Mitverantwortung bei Gräueltaten des 
südafrikanischen Apartheid-Regimes. Im Jahr 2013 wies die 
Bezirksrichterin Shira Scheindlin die Klagen gegen die beiden deutschen 
Konzerne ab – das Verfahren gegen US-amerikanische Unternehmen läuft noch.
[14]         Rheinmetall liefert Munitionsfabrik an Ägypten, br.de, 
Stand: 16.01.2018
[15]         Etehcon S.26
[16]         Liefern Rheinmetall-Tochterunternehmen Bomben und Munition 
in den Jemen-Krieg?, ohne-ruestung-leben.de, 21.02.2018
[17]         Ethecon S.50, Nassauer: Oktober 2016, S.13
[18]         Kasachstan. Informationsdienst Sicherheit, Rüstung und 
Entwicklung in Empfängerländern deutscher Rüstungsexporte, 
bicc\Länderinformation 12 \ 2017, ruestungsexport.info
[19]         UN delivers ‘exceptional’ assistance to Rukban refugees as 
access renewed, jordantimes.com, 10.01.2018
[20]         Rheinmetall: Optimum effectiveness and comprehensive 
protection, Pressemitteilung, dmkn.de , 23.03.2012
[21]         FIRST – Fast InfraRed Search and Track, rheinmetall-defence.com
[22]         Persistent Surveillance System – PSS, rheinmetall-defence.com
[23]         ISS World MEA Exhibits Schedule, issworldtraining.com
[24]         Die Türkei bombardiert, Rheinmetall profitiert, 
anfdeutsch.com, 05.04.2018
[25]         Besuch bei Rheinmetall in Zürich und Bern, barrikade.info, 
05.04.2018
[26]         Ebd.
[27]         Luca Fiore: Domusnovas: corteo blindato “chiude” la 
fabbrica di morte,contropiano.org, 11.05.2016, 10 maggio 2016 
manifestazione contro la fabbrica delle bombe, RWM Domusnovas, 
nobasi.noblogs.org, 30.04.2016
[28]         29 luglio 2016 SIT IN contro la fabbrica delle bombe di 
Domusnovas, nobasi.noblogs.org, 29.07.2016
[29]         3 aprile 2017 STOP RWM! Presidio e Corteo a Domusnovas, 
nobasi.noblogs.org, 18.03.2017
[30]         Flash mob a Cagliari Una bara bianca contro la fabbrica 
delle armi, rainews.it, 05.06.2018
[31]         Christian Link: Staatsanwaltschaft beschlagnahmt 
Protest-Briefe gegen Rheinmetall, cellesche-zeitung.de, 20.07.2018
[32]         Henri Neuendorf: Germany to Bring International 
Contemporary Art to Beijing’s Forbidden City for the First Time, 
news.artnet.com, 31.08.2017
[33]         Sebastian Bähr: »Der Krieg beginnt hier«, 
neues-deutschland.de, 08.05.2018
[34]            Europas Verantwortung für Kriegsverbrechen im Jemen, 
ecchr.eu

IMI-List - Der Infoverteiler der
Informationsstelle Militarisierung
Hechingerstr. 203
72072 Tübingen
imi@imi-online.de

Sie können die IMI durch Spenden unterstützen oder indem Sie Mitglied werden (http://www.imi-online.de/mitglied-werden/).
Spendenkonto:
IMI e.V.
DE64 6415 0020 0001 6628 32 (IBAN)
bei der KSK Tübingen (BIC: SOLADES1TUB)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen