Montag, 27. März 2017

Arbeitszeitflexibilisierung



a) [Kapovaz] Ausgebeutet - Arbeit nur auf Abruf

"Rund 1,5 Millionen Angestellte wissen nicht, ob ihr Lohn zum Leben 
reicht. Sie arbeiten nur, wenn der Chef sie braucht. Betriebe haben 
viele Vorteile davon: Sie können ihre Flexibilität steigern, 
Leerzeiten minimieren und Arbeitskosten reduzieren. Für die 
Angestellten ist das Modell mit großer Unsicherheit verbunden. 
"ZDFzoom" geht der Frage nach: Wie gerecht ist unser Arbeitsmarkt? 
(...) "ZDFzoom"-Autorin Julia Friedrichs begegnet zahlreichen 
Menschen, die unter diesen Arbeitsverträgen leiden, die das Gefühl 
erleben "ausgebeutet" zu werden. So erzählt eine junge 
Mode-Verkäuferin: "Es gibt Monate, da arbeite ich 40 Stunden, manchmal 
90, 100 oder sogar 150. Mal verdiene ich 400 Euro, mal 1100 Euro." Sie 
würde gerne heiraten, eine Familie gründen, doch sie sagt auch: "Auf 
solch einem Vertrag kann ich doch kein Leben aufbauen." Kündigen ist 
nicht so einfach, denn in der Branche gibt es überall solche Verträge. 
"ZDFzoom" zeigt: es gibt viele solcher Fälle und Arbeitsverträge. Die 
Dokumentation erklärt, wie sehr die Arbeitgeber dabei ihren Vorteil 
nutzen, und zum Beispiel bei den Lohnnebenkosten sparen. Dass es auch 
anders geht, zeigt der Blick nach Österreich: Dort haben Gerichte und 
Gesetzgeber die "Arbeit auf Abruf"- Praktiken gestoppt..."
Film von Julia Friedrichs (28 min) in der Sendung ZDFzoom vom 22.03.2017
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-ausgebeutet---arbeit-nur-auf-abruf-100.html

b) Bei der Modekette H&M ist „Arbeit auf Abruf" immer üblicher

"In Deutschland sind 1,5 Millionen Menschen nur noch „auf Abruf“ 
beschäftigt. Sie müssen ihren Alltag sehr flexibel gestalten und sich 
immer zur Verfügung halten. Ihr Einkommen schwankt von Monat zu Monat. 
Gerade Familien kämpfen damit, wenig planen zu können. Bei H&M haben 
sich diese Arbeitsverhältnisse in den vergangenen Jahren sogar 
verdoppelt. Solche flexiblen Arbeitsverhältnisse helfen Firmen, das 
unternehmerische Risiko auf Mitarbeiter abwälzen. (…) DIW-Forscher 
Karl Brenke hat als Erster valide Zahlen zu den Abrufarbeitern 
erhoben. Er war überrascht, wie viele es sind. „Wir glauben, dass 1,5 
Millionen Beschäftigte auf Abruf arbeiten“, sagt er. Das wären rund 
fünf Prozent und wesentlich mehr als die, die als Leiharbeiter 
eingesetzt sind. Über diese wird seit Jahren heftig gestritten. Im 
Gegensatz dazu, ist es um die Abrufmitarbeiter ausgesprochen still. 
(…) Unser erster Ansprechpartner während der Recherche waren deshalb 
die Gewerkschaften - als natürliche Kontrahenten der Unternehmen, wie 
wir dachten. Aber auch hier dasselbe Bild. Zwar hat der Deutsche 
Gewerkschaftsbund Ende 2016 eine Stellungnahme verabschiedet, in der 
er Arbeit auf Abruf kritisiert. Aber, Telefonat um Telefonat, wird 
klarer: Weder haben die meisten Gewerkschafter Kontakte zu 
Abrufmitarbeitern, noch sind sie bereit, Zeit und Energie zu 
investieren, um diese aufzubauen..." Beitrag von Julia Friedrichs vom 
22. März 2017 bei CORRECT!V
https://correctiv.org/recherchen/arbeit/artikel/2017/03/22/arbeit-auf-abruf/

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