Freitag, 8. Januar 2016

Interview: Ölarbeiter und Unete-Gewerkschafter zur Wahlniederlage der



„Wenn jetzt die Genossen von der Kommunistischen Partei Venezuelas
sagen, wir hätten auf sie hören sollen, dann fällt mir als erstes dazu
ein, dass ihre Politik zu noch viel größeren Niederlagen geführt hat...“
Im Telefongespräch mit LabourNet Germany bringen José Maria Rabal, (48
verheiratet, alle 3 Kinder „aus dem Haus“) und Antonio Molestero (32,
verheiratet, 2 Kinder) ihre Ansichten zu den Gründen für die
Wahlniederlage der Linken in Venezuela ebenso vor, wie ihre Meinungen
zur künftigen Entwicklung. Beide sind langjährige Beschäftigte der
Ölgesellschaft PDVSA, Raffinerie Arbeiter, und beide waren daran
beteiligt, mit der Unete einen unabhängigen Gewerkschaftsverband zu
schaffen – was, real gesehen, weitgehend gescheitert ist. Beide
gehören keiner Partei an. Interview von Helmut Weiss vom 07. Januar
2016, nach der Amtseinführung des neuen Parlaments und dem Abschluss
eines Tarifvertrages für die Ölwirtschaft.
http://www.labournet.de/?p=91380

Darin unter anderem, hier AM: "… Ich denke, es ist viel zu
kurzsichtig, jetzt zu sagen, die Partei – also die PSUV – hat dies
oder jenes und das auch noch falsch gemacht. Hat sie bestimmt, wird
sie auch wieder tun, wie wir alle hat auch die Partei nicht immer
recht. Und klar, das muss auch auf den Tisch. Aber es ist meiner
Meinung nach viel wichtiger, zu unterstreichen, dass es uns, und damit
meine ich die Arbeiterbewegung, die Volksbewegung, nicht gelungen ist,
eigenständige Organisationen zu schaffen, die die gesellschaftliche
Entwicklung beeinflussen können. Mein Beispiel ist leider immer die
Unete – wenn es einen wirklichen unabhängigen Gewerkschaftsbund, und
ich spreche eben gerade von einem Gewerkschaftsbund und nicht von
Betriebsgewerkschaften oder deren Branchenföderationen, wenn es den
wirklich gegeben hätte, dann hätte eine Regierung, die diesem eben
nicht feindlich gegenübersteht, auf dessen Mobilisierungen eingehen
müssen, müssen. Die Unete war vielversprechend – war. Irgendwann hat
sie aufgehört, sich zu entwickeln, Ausdruck von etwas zu sein,
gescheitert an Problemen der Durchsetzung und innerer Streitigkeiten
und als dann die Parteileute ihre eigene Gewerkschaft gegründet haben,
hat man darauf im wesentlichen mit Grabenkriegen politischer
Gruppierungen angefangen, die keinen Nutzen hatten…"

Und auch: "… [Frage] Und, auf der anderen Seite – wie sieht es mit der
internationalen Solidarität aus, die ihr erfahren habt?
[Antwort] AM: Also, was uns direkt betrifft, muss man sagen, es gab
früher mehr. Wir hatten eine Zeit, in der Delegationen verschiedener
Ölarbeiter-Gewerkschaften beispielsweise aus Kolumbien oder Brasilien
hier waren, auch von oppositionellen Gewerkschaftsgruppierungen aus
verschiedenen Ländern. Da wurde nicht nur viel diskutiert, das auch
und das hilft ja weiter, aber auch Vereinbarungen getroffen, wie
weiterhin Kontakte zu betreiben wären, auch mit Gewerkschaften aus
Russland und Nigeria hatten wir so etwas erreicht. Das hat allerdings
in letzter Zeit nachgelassen, das muss man auch sagen und auch, dass
schon festzuhalten ist, dass nicht alle Vereinbarungen auch umgesetzt
wurden. Manches ging auch nicht: Beispielsweise eine einst recht
populäre Idee, eine Art Basisinternationale der Ölarbeiter zu
schaffen, leider – dafür wäre es hier schon nötig gewesen einen
wirklichen Gewerkschaftsbund zu haben, denke ich jedenfalls…"

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