Montag, 4. Januar 2016

Artikel und Petition zur Freilassung von Francisco José Rodríguez Ornelas in Chiapas, Mexiko

Der Fall des aufgrund falscher Anschuldigungen verurteilten José Rodriguez Ornelas ist einer von vielen.
Doch durch das persönliche Engagement von Personen in seinem Umfeld wurde dieser Fall besonders sichtbar und ist deshalb emblematisch - ein Grund, die nachstehende Kampagne zu unterstützen.

Die Petition für die Freilassung von Francisco José Rodríguez Ornelas (deutsche Übersetzung im Anhang) kann hier online unterschrieben:
https://www.change.org/p/procuradur%C3%ADa-general-de-justicia-del-estado-fiscal%C3%ADa-especializada-para-la-atenci%C3%B3n-del-delito-de-abigeato-fiscal%C3%ADa-especializada-en-derechos-humanos-atenci%C3%B3n-a-v%C3%ADctimas-y-servicios-a-la-comunidad-libertad-para-franciso-jos%C3%A9-rodr%C3%ADguez-ornelas

Weitere aktuelle Infos zur Petition und zum Fall gibt es zudem hier:
https://www.change.org/p/procuradur%C3%ADa-general-de-justicia-del-estado-fiscal%C3%ADa-especializada-para-la-atenci%C3%B3n-del-delito-de-abigeato-fiscal%C3%ADa-especializada-en-derechos-humanos-atenci%C3%B3n-a-v%C3%ADctimas-y-servicios-a-la-comunidad-libertad-para-franciso-jos%C3%A9-rodr%C3%ADguez-ornelas/u/14717606

Osnabrücker Studentin kämpft für ihren Bruder im Gefängnis

von Cornelia Achenbach,
Osnabrücker Zeitung vom 15.12.2015
Osnabrück. Eigentlich macht Margarita Rodriguez Ornelas an der Uni Osnabrück gerade ihren Master in Demokratischem Regieren und Zivilgesellschaft. Mit ihren Gedanken ist sie dabei aber meistens in ihrer Heimat, in Mexiko. Dort sitzt seit einem knappen Monat ihr Bruder im Gefängnis. Unschuldig, wie Margaritai sagt. Seit Oktober wohnt die DAAD-Stipendiatin in einer Dreier-WG am Kirchenkamp in Osnabrück. Sie sitzt in der Küche, startet ihren Laptop und öffnet die Seite mit der Online-Petition, die sie für ihren Bruder Francisco gestartet hat. „Dass er jetzt im Gefängnis sitzt, weil er auf einem Motorrad gefahren ist anstatt in einem Auto, kann ich immer noch nicht fassen“, sagt die 28-Jährige.

Neue Behörde gegen Viehdiebstahl

Francisco arbeitet als Viehhändler in der etwa 45.000 Einwohner großen Stadt Mapastepec im Süden Mexikos. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt, und tatsächlich gibt es immer wieder Probleme mit Viehdiebstahl. Der Gouverneur des Bundesstaats Chiapas hat daher eine neue Behörde geschaffen, die sich auf Viehdiebstahl spezialisiert hat. Der Name des Gouverneurs: Manuel Velasco Coello. Margarita schüttelt den Kopf. „Der will in Mexiko Präsident werden und gibt viel Geld für Kampagnen aus“, sagt sie. Daher sei es wichtig, dass die neue Behörde Erfolge vorzuweisen habe – durch eine beeindruckende Zahl von Festnahmen.
„Es ist verrückt“, sagt die Studentin. Am 10. November sei die neue Behörde eröffnet worden. Eingeladen waren nur bestimmte Gäste – darunter ihr Bruder Francisco, der dem Behördenleiter noch die Hand schüttelte. Zwei Tage später wurde er festgenommen.

Bewaffnete Männer ohne Uniform

Margarita schildert das Geschehen so: Ihr 32-jähriger Bruder habe sich mit drei Geschäftsmännern in Mapastepec getroffen. Um zu einer Farm zu gelangen, boten zwei Partner an, ihn im Auto mitzunehmen. Der dritte war mit einem Motorrad da. Da Francisco gerne Motorrad fährt, stieg er bei ihm hinten auf. An einer Kreuzung stellten sich ihnen plötzlich bewaffnete Männer in den Weg. „Absteigen“, hätten sie gesagt. Sie waren mit einem weißen Pick-up Truck unterwegs, auf dem kein Abzeichen der Polizei oder sonst einer Einheit zu erkennen war. Die Männer trugen keine Uniform. Sie schnappten sich den Motorradfahrer, fesselten ihn und schubsten ihn in den Pick-up. Als Francisco daraufhin fragte, was denn los sein, antworteten sie schlicht: „Geh rein.“ Die beiden anderen Geschäftspartner, die angehalten und ausgestiegen waren, durften weiterfahren. Mit verbundenen Augen wurde Francisco in einem dunklen Raum gebracht. Er hörte, wie der Motorradfahrer nebenan geschlagen wurde. Ihm selbst wurden Fingerabdrücke abgenommen, und er wurde genötigt, mehrere Papiere zu unterzeichnen.

Mexiko in der Krise

In Mexiko sind willkürliche Verhaftungen nicht selten, wie unter anderem der Dokumentarfilm „Presunto Culpable“ 2011 eindrucksvoll belegte und für einen wahren Justizskandal sorgte. Der Film – den die Regierung zu stoppen versuchte – stellt dar, wie Menschen in Mexiko jahrzehntelang im Gefängnis verschwinden, ohne dass ihre Schuld nach rechtsstaatlichen Maßstäben bewiesen wurde. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentiert seit vielen Jahren Fälle von „Verschwindenlassen“, außergerichtlichen Hinrichtungen und fehlender Rechenschaftspflicht bei Polizei und Militär in Mexiko. International Schlagzeilen machten die Entführung und der mutmaßliche Mord an 43 Studenten im September 2014. Die Studenten der linken Landuniversität Ayotzinapa waren am 26. September 2014 von örtlichen Polizisten in der Stadt Iguala entführt und Mitgliedern der kriminellen Organisation Guerreros Unidos übergeben worden. Mehrere Bandenmitglieder räumten ein, die jungen Männer erschossen und ihre Leichen auf einer Müllkippe verbrannt zu haben. Experten und die Angehörigen der Opfer hegen allerdings Zweifel an der offiziellen Darstellung des Tathergangs. Die Angehörigen setzen große Hoffnung auf Papst Franziskus, der im kommenden Jahr nach Mexiko kommen will. Derzeit gelten mehr als 20.000 Menschen in Mexiko als verschwunden.

URL:http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/648797/osnabrucker-studentin-kampft-fur-ihren-bruder-im-gefangnis

Richterin unter Druck

Einen wirklichen Prozess hat es auch für Francisco bislang nicht gegeben. „Die Richterin hat uns gesagt, dass sie Angst habe, ihre Stelle zu verlieren. Sie sei nicht in der Lage, die Sache zu verhandeln und habe sie daher an das nächsthöhere Gericht weitergereicht“, berichtet Margarita. Seither heißt es: warten. Ihre Familie habe den Eindruck, dass der ganze Prozess herausgezögert werde. Zumindest weiß die Studentin, dass es ihrem Bruder im Gefängnis halbwegs gut geht. Die Familie hat Glück: Während es üblich ist, dass Familien Schutzgeld zahlen müssen, damit ihre Angehörigen im Gefängnis nicht verprügelt werden, kennt Francisco den Gefängnisdirektor, der ebenfalls aus Mapastepec stammt, und steht unter seinem Schutz. Doch Margarita kann nicht abwarten, bis "http://www.noz.de/deutschland-welt/vermischtes/artikel/617841/studentenmassaker-in-mexiko-hauptverdachtiger-gefasst-1#gallery&0&0&617841" target="_blank" title="Studentenmassaker in Mexiko: Hauptverdächtiger gefasst">die als korrupt geltende mexikanische Justiz
ein Urteil fällt. „Ich habe in Mexiko "http://www.welthaus.de/pt/weltwaerts/einsatzplaetze/detail/meldungen/sanando-heridas-ac/" target="_blank" title="Sanando Heridas">für eine Nichtregierungsorganisation gearbeitet“, sagt sie. Sie habe Kontakte zu Menschenrechtsorganisation und habe daher die Petition "https://www.change.org/p/procuradur%C3%ADa-general-de-justicia-del-estado-fiscal%C3%ADa-especializada-para-la-atenci%C3%B3n-del-delito-de-abigeato-fiscal%C3%ADa-especializada-en-derechos-humanos-atenci%C3%B3n-a-v%C3%ADctimas-y-servicios-a-la-comunidad-libertad-para-franciso-jos%C3%A9-rodr%C3%ADguez-ornelas" target="_blank" title="Online-Petition">„Freiheit für Francisco José Rodriguez Ornelas“ gestartet. Mehr als 620 Personen haben die Petition bereits unterschrieben. Andere Bewohner aus der Region haben der Familie ihre Anteilnahme ausgesprochen oder von ähnlichen Vorfällen berichtet, von willkürlichen Festnahmen, die von der neuen Spezialeinheit als Erfolge verbucht würden. Auch in der täglichen Bürgerstunde im örtlichen Radio sei Francisco bereits Thema gewesen. „Über Facebook, Twitter und WhatsApp versuchen wir, möglichst viele junge Menschen zu erreichen“, sagt Margarita.
"http://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/620915/jahrestag-der-studenten-entfuhrung-massenprotest-in-mexiko" target="_blank" title="Jahrestag der Studenten-Entführung: Massenprotest in Mexiko">Weiterlesen: Jahrestag der Studenten-Entführung: Massenprotest in Mexiko
Quelle: Osnabrücker Zeitung vom 15.12.2015:
"http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/648797/osnabrucker-studentin-kampft-fur-ihren-bruder-im-gefangnis#tutorial&bWFyZ2FyaXRhLnIub3JuZWxhc0BnbWFpbC5jb20=">http://www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/648797/osnabrucker-studentin-kampft-fur-ihren-bruder-im-gefangnis#tutorial&bWFyZ2FyaXRhLnIub3JuZWxhc0BnbWFpbC5jb20=

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