Dienstag, 23. Juni 2020

Der schwäbische Riot: Die einen schreien jetzt, wie vorher auch schon, nach dem „starken Mann“ und starker Polizei. Wir, wie vorher auch schon, nach starkem Widerstand gegen den Kapitalismus...


Nun ist sie also gekommen: Die Welt nach Stuttgart. Junge Leute die 
revoltieren, weil die Polizei sie kontrollieren will. Das kennt man 
aus den Vororten von Paris, London oder Stockholm, aus den USA oder 
sonstigen Ghetto- oder Slum-Landschaften, die keine großen – und in 
der Regel auch wenig kleine – Perspektiven bieten. Mit kaputten Autos, 
Fensterscheiben und Geschäftsplänen. Und jetzt eben auch in der 
Neckar-Metropole, wo die Autoindustrie auch schon lange nicht mehr das 
ist, was sie einmal war. Die Reaktionen darauf kennt man aber 
ebenfalls: Wie die Trump- und Bolsonaro-Fans dieser Welt schreien auch 
ihre schwäbischen Gesinnungsfreunde nach Polizeistaat, Toten und 
Diktatur und kotzen, ohne nähere Fakten zu kennen, schon mal ihren 
Rassismus aus. Dieweil das liberale und staatstragende Bürgertum 
Reaktionen zwischen Entsetzen und Empörung, mit Vorliebe entsetzter 
Empörung an den Tag legt und sich beeilt, der Polizei ihre 
Wertschätzung zu versichern und ihr den nächsten Freibrief in Aussicht 
zu stellen. Ganz wie einst in den 60er Jahren, als in der Berliner 
Waldbühne bei einem Rolling Stones-Konzert das Mobiliar kaputt ging. 
Noch nicht einmal die Frage wird gestellt, ob es sich vielleicht um 
eine „anlasslose Kontrolle“ handelte, das typischste Beispiel des 
Weges zum Polizeistaat. Nicht überraschend bei einem Bürgertum, das 
aus Anlass von Bundeswehr-Bomben auf afghanische Hochzeitsfeiern keine 
entsetzte Empörung zeigt, sondern die nächste "humanitäre" 
Kriegsmission debattiert. Wenn jetzt vermutlich die große Debatte von 
Kommentatoren und unsäglichen Fernseh-ModeratorInnen darüber beginnt, 
was „aus Stuttgart“ zu lernen sei, dann ist das: Die falsche Frage. 
Die richtige wäre die grundsätzliche: Was wir aus Ausbeutung, 
Repression, Perspektivlosigkeit und permanenter Demütigung lernen 
müssen... Siehe dazu einige aktuelle Beiträge
https://www.labournet.de/?p=174352

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