Montag, 6. Januar 2020

Jana Frielinghaus über die gescheiterte Kandidatur des CSU-Mitglieds Sener Sahin für das Bürgermeisteramt in Wallerstein

Fremdeln mit einem Einheimischen

An der Basis sind die Christsozialen immer noch sehr schnell überfordert, allen von der CSU-Spitze mittlerweile vorgenommenen Modernisierungen und Begrünungen zum Trotz. Das zeigt die Debatte um die Kandidatur von Sener Sahin. Der ist einer von uns, dachte sich der CSU-Ortschef von Wallerstein im westbayerischen Landkreis Donau-Ries. Denn der 44-Jährige ist Unternehmer, hat seinen eigenen Maschinenbaubetrieb. Geboren im benachbarten Nördlingen, hat der Familienvater mit türkischen Wurzeln sein ganzes Leben in der Region verbracht, ist aktiv im örtlichen Fußballverein - ein Bilderbuchbürger also.
Doch es gibt einen Makel: Sahins Frau ist zwar evangelisch, er selbst aber ist immer noch - Moslem. Das gehe gar nicht in einer C-Partei, finden insbesondere ältere Parteimitglieder. Der Ortsvorsitzende erklärt das damit, dass man »auf dem Dorf« sei und deshalb »noch nicht so weit«.
Doch Vorbehalte dieser Art - die mit dem Christentum so wenig zu tun haben wie die Christlich-Soziale Partei selbst - gibt es überall bei den Konservativen. Um die in seiner Gemeinde ein wenig zu erziehen, hätte Sahin vielleicht etwas mehr Konfrontation wagen und es auf eine innerparteiliche Debatte ankommen lassen sollen. Selbst sein Rückzug hat noch etwas geradezu schmerzhaft Mustergültiges.
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